Nach entlosem Kampf Mirtazaptin

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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manu

Nach entlosem Kampf Mirtazaptin

Beitrag von manu »

Hallo,

nun habe ich es hinter mir, ich habe Mirtazaptin vor 2 Tagen 15mg. genommen aber ich habe innerlich so eine wehr dagegen. :x Ich habe meine erste PPD damals vor 12 j. ohne geschafft und ich wollte es diesmal auch schaffen aber ich hätte wohl schon vor 15 Monaten reagieren sollen oder was meint ihr ist das noch eine PPD ?????(Zwangsgedanken gegen meine Kleine und ohne Lust usw.)

Wird es wohl trotzdem wirken.

Ich bin bei 3 Therapeuten auf der Warteliste und hoffe auf April einen Platz zu hbekommen.

Meine Entscheidung Mirtazaptin zu nehme kam daher, um diese Zeit bis dahin zu überbrücken.

Eine sehr symphatische Therapeutin, die schaun will was sie für mich machen kann (bei ihr bin ich auf der Warteliste) sagte zu mir sie tun es für die Kinder und wenn es später besser wird kann man es wieder langsam ausschleichen und ich habe so schiess davor. Ich sitze da und warte auf Nebenwirkungen.
Was meint ihr zu meiner Einstellung oder ist das völlig normal das man solche Angst hat.

Wer weiss ob sich AD mit Kaffee vertragen. Denn ich bin am Nachmittag so müde kann ich dann ohne probleme Kaffee trinken oder auf was sollte man so achten bei Einahme von AD.

Schönes Wochenende Grüsse manu
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

Liebe Manu,

schön das du dich dazu entschlossen hast, dein AD zu nehmen - du wirst merken, es wird dir bald besser gehen, es braucht halt seine Zeit, bis das Medikament wirkt. Und Kaffee und AD vertragen sich wunderbar, was meinst du was ich für ein Kaffeejunkie bin :lol:

Was genau jetzt bei deinem Medikament zu beachten ist, kann ich dir nicht sagen, da ich ein anderes AD nehme - aber du wirst sicher hier sicher jemanden finden, der auch das gleiche nimmt wie du -

ich wünsch dir noch ein schönes Wochenende! :lol:

lg
smaugerl
claudia

Beitrag von claudia »

Liebe Manu,

ich habe vor 2 Wochen auch mit dem Mirtazapin 15 mg angefangen.Ich nehme sie abends ein,damit ich schlafen kann.

Morgens nehme ich z.Zt. 40mg Citalopram.

Auf das Mirtazapin reagiere ich als NW mit Mundtrockenheit,aber dagegen hilft nun wirklich ordentlich trinken.

Beim Citalopram bemerke ich eigentlich keine NW,denn das "im Bett herumliegen,nicht aufstehen wollen/können"(körperlich schon,aber eben psychisch nicht) sind wohl eher klassische Symptome der Depression,als irgendwelche NW.



Wir hatten gerade eine Fortbildung(ich bin z.Zt.noch imStatus einer Krankenschwester,werde mich aber sicherlich beruflich umorientieren)zum Thema Medikamente.
Da wurde von einer Apothekerin geraten,Medikamente generell nicht mit Kaffee,Tee,O-Saft oder Grapefruitsaft einzunehmen.Aber ich denke,daß ich spätestens 2 Stunden nachdem ich meine Medikamente eingenommen habe schon noch einen schwarzen Tee oder mal nen Kaffee trinken darf.
Nur es sollte halt nicht literweise zum Durst löschen eingesetzt werden...

Vielleicht hat unsere liebe KATE als kompetente Fachfrau dazu noch einen Hinweis?!


Deine Therapeutin hat nicht unrecht,wenn sie sagt,nimm die Medis auch für Deine Kinder.Der einzige brauchbare Satz,den ich von einer Krankenschwester zu meiner ersten behandelten PPP zu hören bekam lautete:"Ihr Kind braucht eine gesunde Mutter."
-UPS,nun sind bei uns-wie bei Dir-noch mehrere Kinder(ich habe allerdings drei Söhne)in der Familie
und mein Kleinster hat es mir gestern abend wieder bewiesen:sie brauchen in der Tat eine gesunde Mutter.

Du machst das genau richtig:jetzt AD und bei einem oder sogar mehrerenTherapeuten,ich nehme an Psychotherapie(schreib mal zurück,stimmt das so),auf die Warteliste gesetzt,sodaß Du möglichst bald auch mit einer Gesprächstherapie beginnen kannst.

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir noch raten,stell bei Deiner KK einen Antrag auf Übernahme der Kosten einer Haushaltshilfe.Den Antrag mußt Du nur ausfüllen und Deine Ärztin muß auch eine kurze Begründung liefern,dann kannst Du Dich von den täglichen Haushaltspflichten etwas entlasten lassen.Die dadurch gewonnene Zeit kannst Du für Dich oder mit Deinen Kindern nutzen.

Ich selber habe z.Zt. auch eine solche Haushaltshilfe.Ich kann dadurch,wenn ich möchte,Aufgaben im Haushalt übernehmen,muß aber nichts am Laufen halten.Ich habe vormittags,dadurch,das meine Kinder nun "schon 12,8 und 5 sind"Zeit mich um mich zu kümmern.In erster Linie bedeutet das für mich,es mir gut gehen zu lassen:ich bin viel draußen,weil wir auf dem Dorf wohnen gehe ich viel spazieren.Ich genieße wieder unsere vielen Tiere(Hund,Katzen,Ponies und ein Trakehnerfohlen).

Ich habe es mir jetzt mal verdient ,es mir gut gehen zu lassen-für mich zu sorgen,wie "man" so sagt.

Wäre Dir ähnliches möglich?Schreib mal zurück wie Du das z.Zt.so machst?!


Du fragst Dich,ob Du schon eher hättest reagieren sollen.Ich frage Dich:Hättest Du schon eher reagieren KÖNNEN?
Manche Dinge im Leben brauchen einfach Ihre Zeit...Und wenn Du bei Deinem ersten Kind die Erfahrung gemacht hast,"es"ohne Medikamente geschafft zu haben,kann ich es gut verstehen,daß Du wohl gekämpft hast und versuchtest,ohne Medikamente zurecht zu kommen.

Diesmal hast Du einen anderen Weg gewählt und das ist doch auch in Ordnung so!

Eine PPD kann übrigens auch verhältnismßig spät noch nach einer Entbindung auftreten.Ich denke,die anderen werden mir da Recht geben:bis zu 12 Monate nach einer Geburt und es kann ursächlich immer noch eine PPD sein.Die Behandlung ist aber ,soviel ich weiß,ähnlich einer klassischen Depression(AD,Psychotherapie,Entlastung).Wenn nötig muß es manchmal auch eine stationäre Therapie sein.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag,Claudia
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo!

Du darfst Kaffee trinken, auch wenn du ein AD nimmst, nur solltest du die Tablette nicht einfach mit einem Kaffee runterspülen, so wie Claudia schon schreibt.

Also ich nehm ja mein AD morgens, schlucke die Tablette mit einem Glas Wasser runter und dann gibts aber auch schon ziemlich schnell den ersten Kaffee.... ohne geht bei mir gar nix am Morgen... :wink: hab grad selbigen hier neben dem Computer stehen... :D

Mein Doc hat mir mal gesagt, dass man beim Kaffe einfach ein bissl aufpassen soll, weil dadurch irgendwelche Rezeptoren negativ beeinflusst werden können, die für die Aufnahme des AD-Wirkstoffes zuständig sind - soll also heißen, es KÖNNTE sein, dass durch zuviel Kaffee EVTL. zuwenig des Wirkstoffes aufgenommen wird. Dazu kommt, dass man von Kaffee ja oft sehr hibbelig bis nervös wird und das tut Menschen mit einer Depression zusätzlich nicht gut.

Ich weiß es wird nicht einfach für dich sein, aber sitz nicht rum und "warte auf NW", mach was, was dich ablenkt. Es muss gar nicht sein, dass NW auftreten. Es ist sicher schwer, weil du dich jetzt einfach gegen ein AD wehrst - logisch, dass du dann auf NW wartest oder gar merkst, obwohl vielleicht gar keine da sind. Versuch es wirklich positiv zu sehen, so wie deine Ärztin schon sagte - du nimmst das AD um GESUND zu werden, um eine sehr gut LEBENSQUALITÄT zu haben und mit dir auch deine LIEBEN!
Schau, wenn du Diabetikerin wärst, würdest du doch auch nicht auf das notwendige Insulin verzichten, oder?! :wink:

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
claudia

Beitrag von claudia »

Hi Marika,

ich glaub´s jetzt echt nicht.Gerade heute morgen habe ich mit meiner Schwiema über meine Krankheit gesprochen und unabhängig von einander fiel auch uns beiden das Beispiel vom Diabetiker ein.

Die(unsere Verwandschaft) haben da in England echt total mehr Verständnis...hängt mit Sicherheit auch damit zusammen,das eine Tante meines Mannes eine PPD hatte und dieser Zustand von der Mutter der Tante lange verheimlicht wurde und außerdem ist meine Schwägerin "psychiatric nurse"...

LG,Claudia
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Claudia!

Ja, das Beispiel mit der Diabetes stimmt tatsächlich, wenn man sich da mal in die beiden Krankheiten hinein studiert. Der Vergleich kommt auch von meinem Psychiater. Bei der Diabetes wird einfach wegen einer "Laune der Natur" kein oder zu wenig Inuslin produziert (wird vom Körper zerstört), bei einer Depression wird verbleibt zuwenig Serotonin in den Synapasen (Schaltstellen) zwischen den Gehirnzellen, das aber für die Weiterleitung der Informationen so wichtig ist - daher kommt es zu "Fehlinformationen" - also Angst und Panik und komische depressive Gedanken "ohne Grund".... Beides sind STOFFWECHESELERKRANKUNGEN, nur ist eine Depression in der Gesellschaft immer noch ein persönliches Versagen. Immer noch wird geglaubt, eine Depression habe rein mit dem "Zusammenreissen" und dem "positiven Denken" zu tun. Das beides aber gar nicht funktionieren KANN, weil die oder der körpereigene Botenstoff im Gehirn zu wenig vorhaden ist - das wissen immer noch viel zu wenige, sie Informieren sich einfach nicht, sie haben Angst. Was ich irgendwo verstehe, habe ich doch früher genau gleich gedacht.

Wenn jemand ein Leben lang auf ein AD angewiesen ist, dann kann er oder sie REIN GAR NICHTS DAFÜR!!! Wir können nichts dafür, dass unsere Botenstoffe durch Hormonschwankungen (Schwangerschaft, Geburt), Schilddrüsenerkrankungen, psychosozieale Faktoren (Trauma, Schock), nachhaltig durcheinander gekommen sind - so wie ein Diabetiker (Typ 1!!!!) rein gar nichts dafür kann, dass sein Körper "durch eine Laune der Natur" fälschlicherweise das so wichtige Insulin zerstört. Aber wie gesagt, was im Kopf passiert, denken die Leute könne ganz einfach durch den Willen gesteuert werden, was sonst im Körper passiert, entzieht sich dem, obwohl es mit dem Kopf und dem Gehirn nicht anders ist. Ich kann zwar bestimmte Gehirnareale trainieren im "anders rum denken", wie ein x-beliebiger anderer Muskel im Körper, so dass dieser mehr an Arbeit aufnimmt, aber das Serotonin bzw. das Insulin kann man nicht mit dem Willen beeinflussen.

Und ja, du hast recht: In England und Frankreich ist die PPD/PPP viel mehr als "normale, mögliche Krankheit nach der Geburt" in die Gesellschaft eingegliedert. Ich glaube in Frankreich ist es sogar so, dass man die Planzanta auf Wunsch zu Tabletten verarbeiten lassen kann und diese dann provylaktisch zur Hormonstabilisierung einnehmen kann - eben um eine PPD/PPP weitegehenst zu verhindern. Was ich weiß, hat das sogar unsere Vorsitzende Sabine Surhult damals gemacht.

In unseren Breitengraden allerdings, haben die Menschen leider noch oft ein Scheuklappendenken, dass sogar oft noch die Patienteninnen selber daran hindert, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Aber genau deswegen sind wir hier, oder!!! Um diese Mißstände zu beseitigen! :wink:

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Manu,

es ist ja schon alles gesagt, aber auch von mir noch ein Statement: die Einnahme eines ADs hat nichts mit Schwäche oder Aufgeben gegenüber der Störung (der Depression, denn eigentlich ist es nur einen Störung und keine Erkrankung, wie ich mehr und mehr feststelle) zu tun, sondern ist im gegenteil ein verantwortungsbewusster Schritt in Richtung Stabilität.

Alles Gute,
Inez
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