Diagnose manisch-depressiv, nach Geburt postpartale Psychose

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Tania

Diagnose manisch-depressiv, nach Geburt postpartale Psychose

Beitrag von Tania »

Hallo,
bin zum ersten Mal in diesem Forum und habe lange für mich gebraucht mal hier im Internet bei Schatten und Licht nachzusehen wie es wohl anderen so geht.
Ich bin auf der Suche nach Gesprächspartnern und bin gespannt auf den Erfahrungsaustausch.
Ich möchte jetzt erstmal hier ein bischen was von meiner Seele los werden. Ich muß ein bischen ausholen bis ich auf das eigentliche Thema komme.
Als ich 2 war ließen sich meine Eltern scheiden, mit 15 verunglückten mein Vater und meine Mutter(Stief) tödlich und 1998 erfuhr ich zum ersten Mal ich sei manisch-depressiv. Nun bin ich 32 und habe 3 Psychatrieaufenthalte hinter mir. Aber nun an sich zu meinem Anliegen. Habe vor knapp elf Monaten meine erste Tochter geboren. Hatte riesen Angst in eine Depression zu verfallen nach der Geburt. War die Jahre zuvor stabil und führte ein ganz normales Leben. Doch als Alina da war ging es innerhalb einer Woche rapide bergab. Ich rutschte in eine Psychose und war für 4 Monate in der Klinik. Als ich endlich daheim war bemerkte ich, das ich in eine leichte Depression verfiel und noch 2 weitere Monate brauchte um wieder auf die Beine zu kommen.
An Medikamenten muß ich Valporatsäure nehmen, welches ich auch schon vorher nahm. Leider mußte ich auch diesmal feststellen daß sich einige Leute von mir entfernten und mit mir nichts mehr zu tun haben wollen. Viele Freunde verliert man in solch einer Zeit. Das war bei mir schon wieder. Dann ist die Familie meines Freundes nicht so einfach. Es gab auch aufgrund meiner Erkrankung nach der Geburt Phasen, wo ich telefonierte und sms schickte mit nicht so schönen Aussagen, und es wurde bzw wird mir immer noch unterstellt ich hätte dies mit Absicht getan.
Das tut ziemlich weh. Mit meinem Freund kann ich jetzt nicht mehr so darüber reden, da er von dieser harten Zeit nichts mehr hören will und für ihn die Sache abgeschloßen ist. Doch in mir kommen immer wieder die Erinnerungen hoch. Wie ich nicht mehr bei mir war, an vieles mich nicht mehr erinnern kann und diese Halluzinationen. Schrecklich und ich habe Angst davor das wieder irgendwann nochmal zu erleben. Ich wünsche mir Ruhe. Und vor allem wünsche ich mir akzeptiert zu werden von den Mitmenschen und nicht in eine Schublade gesteckt zu werden. (Die ist ja verrückt) Ich könnte noch so viel aus meiner Vergangenheit hineinschreiben, doch das würde den Rahmen sprengen.
Nun habe ich das wesentlichste und wichtigste geschrieben und hoffe auf Antwort.
Danke fürs lesen und zuhören

Gruß Tania[/i]
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Tania!

Schön, dass du zu uns gefunden hast. Ich heiß dich erst mal herzlich Willkommen!

Na, du hast ja schon einiges hinter dir. Ich kann gut verstehen, dass dich die Erinnerungen einholen. Schade finde ich, dass du mit deinem Partner nicht mehr darüber reden kannst. Ich glaube, dass wäre sehr hilfreich für dich. Könnte es sein, dass er einfach Angst hat vor diesem Thema? Männer schotten sich dann komplett ab. Denn diese Phasen sind ein Teil von deinem Leben gewesen und werden es immer bleiben. Da wäre es gut, wenn es eine Basis des Gespräches gäbe. Aber auch mein Partner hatte Phasen, da wollte er nichts mehr von meiner PPD hören und ließ mich im Regen stehen. Heute weiß ich, er hatte ANGST!!! Gott sei Dank, haben wir jetzt einen sehr guten Umgang mit dem Thema gefunden. Vielleicht erklärst du deinem Partner nochmal, dass es sehr wichtig für dich ist, dass er deine Krankheit nicht totschweigt.

Das dich andere Menschen von dir entfernen ist auch sehr traurig. Aber leider ist es oft so. Dass du dich da alleine fühlst, wenn auch die Familie deines Partners noch mit Vorwürfen kommst, ist wohl auch mehr als verständlich. Ich denke, du darfst da auch ruhig egoistisch sein: meide einfach auch DU die Leute, die dir nicht gut tun. Und wenn es auch die eigene Familie ist.

Wäre vielleicht eine Gesprächstherapie nochmal was für dich? Einfach, damit DU wieder sicherer wirst? Du hast sicher schon viele solcher Gespräche geführt, aber evtl. könnte dich so eine Thera nochmal stärken?

Liebe Tania, lass dich nicht unterkriegen. In meinen Augen bist du eine ganz, ganz starke Frau, die trotz allem sogar noch ein kleins Kind hat und nie aufgegeben hat. Sei stolz auf dich und zeig das auch selbstbewußt deinen Mitmenschen! Du bist eine tolle Frau!!!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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Uli W.
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Beitrag von Uli W. »

Liebe Tania,
herzlich willkommen auch von mir! Hier findest Du immer Frauen, mit denen Du reden kannst, die Ähnliches erlebt haben wie Du. Ich hatte auch eine Psychose nach der Geburt ( ist jetzt 15 Jahre her)und wohne auch in Bayern. Du kannst mir auch gern eine private Mail schicken, damit wir uns austauschen können. Dass die Männer nicht mehr gerne über die Krankheit reden, weiß ich nur zu gut, viele betroffene Frauen klagen darüber, und wie Marika sagt, steckt bei vielen die Angst dahinter! Mir hat es sehr gut getan mich in der Selbsthilfegruppe und auch bei unseren "Schatten&Licht"-Treffen mit anderen Frauen auszutauschen, um alles zu verarbeiten. Das ist ein ganz wichtiges Stück Verarbeitung und ein enormer Schritt zur Heilung! Ich bin jetzt seit 15 Jahren gesund, habe sogar noch ein weiteres Kind ohne Krankheit bekommen. Das nur, um Dir Mut zu machen. Dass Du depressiv wurdest ist bei Deiner Vorgeschichte fast "normal". Und dass andere im Freundeskreis nicht mit der Erkrankung umgehen können, kommt leider auch sehr häufig vor. Aber Du wirst neue Freunde finden, die besser zu Dir passen. Nach der langen Zeit, die vergangen ist, kann ich sogar sagen, ich habe durch die Krankheit gewonnen! Klingt jetzt für Dich sicher unverständlich, aber ich habe durch die Krankheit gelernt, öfter mal "nein" zu sagen, auf die Signale meines Körpers zu hören, mehr Ruhe in mein Leben zu bringen. Seit fast 10 Jahren mache ich jetzt Yoga und meditiere, bin mehr als jemals in meiner Mitte. Und ich habe durch die Krankheit diesen Verein und eine Menge toller Frauen kennengelernt, die ich ohne meine PPP nie getroffen hätte!
In diesem Sinne hoffe ich, dass wir Dich jetzt öfter im Forum"treffen" und Dich auf dem Weg zum Gesundwerden begleiten dürfen!
Ganz liebe Grüße von Uli
lola

Beitrag von lola »

Hallo Tania!!


Ganz herzlich willkommen in diesem Forum! Bei uns kannst du immer alles abladen, hier muss man nichts verstecken uns man weiss, es geht hunderten anderen Frauen genauso!

Erst einmal Hut ab, was du in deinem Leben schon alles meistern musstest. Als 2- jährige ist das ein harter Einschnitt , wenn Eltern sich trennen, denn dies ist eine äusserst heikle Phase. Dies hat dich ganz bestimmt in Angst versetzt und du wusstest nicht mehr, auf wen du dich verlassen kannst.
Auch dieser Unfall ist für ein Jugendlicher etwas sehr Eingreifendes, das lange braucht, um verkraftet zu werden.
Ich glaube, du bist nicht einfach so manisch- depressiv. Dieser Zustand hat sich bei dir wahrscheinlich durch die verschiedensten Erlebnisse manifestiert und hat sich so zu einer Krankheit entwickelt.

Eigentlich ist es sehr logisch, dass dieser Zustand nach der Geburt noch einmal hochkam, das ist nichts Schlimmes, sondern eine Reaktion, die dein Unterbewusstsein gespeichert hat.

Ich glaube allerdings, dass du dies mit Hilfe einer Psychotherapie wieder hinbekommst!!!
Ich würde dir sehr empfehlen, nach einem Therapeuten zu schauen, der Hypnosetherapie mit kognitiver Verhaltenstherapie mischt.
Die Erfolge dieser Therapie sind enorm!!! Ich weiss nicht, ob ihr in Deutschland auch solche Therapeuten habt, aber ich denke schon!


Ich wünsch dir alles Gute und ganz viel Kraft!


Lola
Tania

Euer Zuspruch tut gut

Beitrag von Tania »

Hallo,
die Zeilen die ich gelesen habe sind mir ridhtig unter die Haut gegangen.
Leider habe ich schon einige Psychotherapien hinter mir, die mir nicht wirklich geholfen haben. Durch eine Heilpraktikerin bin ich etwas meiner Problematik schon näher gekommen, doch leider werden die Kosten von der Krankenkasse nicht übernommen. Ich habe so eine Familie die ziemlich viel totschweigt und die Familie meines Mannes auch. Das ist für mich sehr schwierig, da ich jemand bin der über seine Probleme oder allgemeine Schwierigkeiten reden möchte. Gester war so ein Tag wo ich innerlich fühlte ich schaffe das alles nicht mehr. Dann denke ich wieder es geht doch wieder weiter aber ich fühle mich nicht wirklich glücklich dabei.
Ich wünsche mir eine Familie die zu mir hält, doch das ist leider nur ein Traum. Mein Mann hat zwar zu mir gehalten als es mir schlecht ging, aber leider kann man mit ihm nicht über Gefühle, Emotionen reden.Das ist leider in seiner ganzen Familie eine Problematik.
Beruflich bin ich Hebamme und liebe diesen Beruf und gehe darin auf und habe vor meiner kleinen Familie nur für die Arbeit gelebt, war nur für die anderen da. Auch eine Hebamme ist nicht gefeiht vor solchen Problemen.
Hier bei uns habe ich noch nicht wirklich gute Therapeuten gefunden, aber mein innerlicher Druck wird immer größer was zu tun, da ich totale Angst habe wieder in so ein Loch zu rutschen oder völlig abzudrehen.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag

Gruß Tania u. Alina 11 Monate
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Tania und herzlich willkommen hier.

Ich bin genau wie Du aus Bayern und hatte bei meiner Depression auch ein paar psychotische Symptome.
Lass Dich nicht unterkriegen, Du schaffst es auch!
Ich glaube auch, dass Du den richtigen therapeuten einfach noch nicht gefunden hast. Manchmal kann das so sein wie bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen... Und die guten haben dann meistens eine irre lange Warteliste.
ich möchte Die Mut zu sprechen. Die bisherigen Ereignisse in Deinem Leben waren alles andere als einfach und es ist fast schon normal, dass Deine Seele revoltiert. Hast Du schon mal auf der Liste bei uns auf der Seite geschaut?. Vielleicht ist da ein passender Arzt oder Therapeut dabei.
Wie schon gesagt, ich hatte selbst psychotische Symptome. Bei mir hat alles mit einem bösen "Traum" angefangen und es hat mich quasi über Nacht richtig aus den Latschen gehauen. Ich weiß, wie erschreckend das ist und ich bin auch heilfroh, dass ich es anscheinend überstanden habe.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und lass uns an Deinem Weg teilhaben.
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