Hallo,
ich bin mir gerade gar nicht sicher, ob das so richtig ist, was ich hier tue...ich habe ja vor kurzem erst meinen "Nachblick" hier rein gestellt
Meine Gedanken und Gefühle die mich begleitet haben...wer lust hat zu lesen....ABER VORSICHT....ES IST VERDAMMT LANG!!!!
Gedanken Anfang November 2007
Am 08. Oktober 2007 um 20.22 Uhr kam unser kleiner Mika mit 3160 Gramm und 49cm zur Welt! Er hatte zunächst ein wenig Anpassungsschwierigkeiten und eine Infektion, so dass er sofort nach der Entbindung auf die Früh-und Neugeborenenintensivstation kam. Zum Glück hatte er sich in den kommenden 12 Stunden relativ gut erholt, so dass er am nächsten Tag nicht mehr im Inkubator sondern im Wärmebettchen lag.
Die Geburt endete mit einem Notkaiserschnitt, was für mich noch mal Vollnarkose bedeutet hat. Somit konnte ich Mika abends nur auf dem Foto sehen und am nächsten Tag erst zu ihm auf die Intensivstation.
Eigentlich verlief alles relativ gut, Mika erholte sich in einer Woche schnell von der Infektion und der Geburt und somit konnten wir ihn nach 8 Tagen mit nach Hause nehmen. Der Tag, wo alles gut sein sollte, wir glücklich sein sollten, weil wir alle zu Hause sind...doch glücklich sein ist wohl was anderes. Es kamen tausend Gedanken auf über die Zukunft und über die Verantwortung....! Ich fing wieder an zu weinen, weil mich diese Gedanken erdrückten. Oder ich habe geweint und hatte gar keinen Grund. Und das war das schlimmste. Denn zu wissen, dass man eine gesunden und süßen Sohn zu Hause hat, all das geplant war und trotzdem nicht glücklich sein kann.....war und ist heute noch ein ganz unerträgliches Gefühl! Man hat das Gefühl eine Rabenmutter zu sein. Doch ich wurde aufgefangen...von meinem Freund, meiner Familie, meinen Freunden UND vor allem von meiner Hebamme...! Und damit kam noch eine große Angst in mir hoch...die Angst, dass sie sich eines Tages von uns verabschieden wird. Mein Verstand sagt, dass es ganz normal ist und dennoch konnte ich die erste Zeit gar nicht daran denken ohne eine Träne zu verlieren und auch heute noch mag ich nicht wirklich daran denken...Angela ist einfach nur liebJ und ganz bestimmt mehr als nur eine Hebamme! Sie gibt mir die Kraft, diese schwere Phase zu überstehen. Sie hat mir dabei geholfen, professionelle Hilfe anzunehmen und mir zu verstehen gegeben, dass ich weinen darf, dass ich traurig sein darf, dass ich es raus lassen muss. Auch wenn es schwer zu begreifen war, denn man sollte doch glücklich sein. Ich habe gar keinen Grund bedrückt und traurig zu sein. Und genau das ist das schlimme: man weiß es und kann es aber nicht ändern! Ich habe vom Arzt und später auch von der Psychologin Tabletten bekommen, die den Botenstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen sollen. Denn das ist der Grund einer Depression, wie bei mir die Wochenbettdepression! Nur bin ich wohl kein Mensch der Geduld, was man hier aber haben muss. Denn logischer weise wirken die Tabletten nicht von einem auf den anderen Tag...nein, sie wirken sogar erst nach 2-4 Wochen!
Mittlerweile sind 6 Wochen vorbei und es ist eine Berg-und Talfahrt. Ich stürze mich von einer Ablenkung in die nächste! Es gibt Momente und Tage wo ich denke, ich habe es wohl überstanden, und dann gibt es Momente wo alles wieder hoch kommt! Ich habe dann das Gefühl in einem tiefen Loch zu sitzen wo der Ausgang so unendlich weit entfernt ist. Die Hoffnungslosigkeit überkommt einem...ob man das alles schafft, ob man dieses Tief irgendwann einmal überstanden hat und einfach wieder glücklich ist...glückliche Mutter sein kann und die Zeit mit Mika genießen kann! Im Moment hab ich das Gefühl, einfach nur zu funktionieren obwohl ich ihn nicht mehr vermissen möchte!
Aber all das geht halt nicht von einem auf den anderen Tag...GEDULD!!!!
Ich ersehne mir den Tag herbei, wo ich auf die Frage, wie es mir geht, GUT antworten kann! Dann weiß ich wohl, ich habe es überstanden...!
Ich bin froh darüber, dass ich mich nicht verschlossen habe und nicht alles für mich behalten habe auch wenn es ein schwerer Schritt ist! Dann wäre ich wohl innerlich zu Grunde gegangen!
Irgendwann muss es ja mal alles wieder gut werden, auch wenn es bestimmt noch ein wenig Zeit braucht!
Ich bin froh und dankbar so liebe Leute um mich zu haben, die einen gut zureden und das akzeptieren und Verständnis dafür zeigen und nicht einfach nur „abstempeln“! Denn das hilft einem ungemein!
Die Frage, warum ausgerechnet mich das überfallen musste, kann mir wohl keiner beantworten. Vermutlich liegt das in mir. Ich habe immer schon Probleme mit neuen Lebensabschnitten gehabt, und leider bin ich schon immer ein Kopfmensch gewesen....vielleicht war es aber auch die ganze Geburt, wie es verlaufen ist, dass er gleich auf Intensiv kam und ich ihn im Krankenhaus nicht ständig bei mir hatte. Aber genau weiß ich es nicht. Ich weiß, dass es eine Erfahrung für´s Leben ist und wenn ich all das irgendwann mal überstanden habe, dann kann ich wohl stolz darauf sein, den Weg gegangen zu sein!
Vielleicht will ich aber auch alles viel zu sehr verstehen anstatt diese „Krankheit“ einfach zu akzeptieren...vielleicht...
Gedanken Ende November 2007
Wie fühlt es sich wohl an, wenn man eine glückliche Mutter ist? Wenn man die Muttergefühle voll ausleben kann? Ich weiß es nicht...viele sagen mir, dass bei mir die Muttergefühle da sind...das mag auch sein, denn hergeben möchte ich ihn nicht mehr und ich kümmere mich ja auch um ihn...aber es ist trotzdem komisch. Ich kann es gar nicht beschreiben, aber irgendwie fehlt da was zwischen uns....und genau das macht mich so traurig. Mika ist so süß und wenn ich sehe, wie mein Freund oder auch meine Eltern mit ihn umgehen...das möchte ich auch....brauch auch dies Zeit, wie alles andere im Moment bei mir? Nadin und Jasmin (aus´m Vorbereitungskurs) haben am Mittwoch darüber geredet, wie wichtig es für sie war, dass ihre Kinder gleich nach der Geburt bei denen auf´n Bauch lagen....ist das der Grund? Ich war bei der Geburt gar nicht bei bewustsein und zudem wurde Mika gleich auf Intensiv verlegt...
„Die kleinen Erfolge führen zum Ziel!“ Das hat mir vor kurzem meine Freundin gesagt. Damit hat sie wohl auch recht....! Ein Erfolg ist es auf jeden Fall schon mal, dass ich nicht mehr weinen muss! Stattdessen sehe ich mich in einem tiefen Loch sitzen, wo ich nachdenke und grübel und versuche zu verstehen, was in mir vorgeht. Ich bin nachdenklich und betrübt! Ich versuche jeden Moment der Ruhe aus dem Weg zugehen, mich ständig abzulenken, indem ich mich mit Leuten treffe! Mein normales Leben, das sonst so alltägliche, läuft irgendwie im Moment an mir vorbei. Das Gefühl, irgendwie nicht so weiter zu kommen wie ich es mir wünsche, trotz Tabletten, ist oft so unerträglich und dann kommt wieder die UNGEDULD hoch, die Hoffnungslosigkeit, die Angst, jeden damit zu nerven, die Angst, sich das mittlerweile alles einzubilden....!
Wenn es einen Schalter geben würde, wo ich meinen Kopf mal ausschalten könnte, würde der wohl mittlerweile im Dauerruhestand sein...ich mag nicht mehr nachdenken und grübeln, ich möchte wieder glücklich sein! Ich denke soviel über die Zukunft nach, obwohl ich weiß, dass ich diese gar nicht wirklich beeinflussen kann, ich habe Angst, vor dem Tag, wo Mika wirklich mal krank ist, obwohl ich weiß, dass ich dann nicht alleine davor stehe, ich habe teilweise Angstgefühle, die ich gar nicht definieren kann. Ich muss und werde mich bestimmt auch damit abfinden, dass mir irgendwann meine Hebamme nicht mehr zur Seite steht, und trotzdem kann ich diesen Gedanken nicht verdrängen.. Vielleicht sollte ich einfach ihre Anwesenheit und Ihre Hilfe genießen und nicht so viel nachdenken!!!!
Keine Ahnung, was gerade in mir vorgeht, denn nach 7 Wochen sollten sich die Hormone doch langsam mal wieder gesammelt haben!?
Es ist ja nicht nur, dass ich darunter leide...ich glaube, dass mein Freund auch sehr darunter leidet. Er ist so unendlich verständnisvoll, steht mir beiseite, auch wenn es mit meiner Laune und meiner Zurückgezogenheit bestimmt oft nicht leicht ist! Ich kann nur hoffen, dass seine Geduld noch lange anhält, denn einen Menschen, der einen liebt, an der Seite zu haben (neben der Familie und Freunden) ist ein wunderbares Gefühl...
Von allem selber so genervt zu sein, es nicht ändern zu können, könnte mich oft zur Verzweiflung bringen!
Irgendwann einmal kann ich bestimmt darüber lächeln und sagen: „ Ich habe es geschafft!“
TschackaJ!!!
Gedanken mitte Dezember 2007
In ein paar Tagen schreiben wir das Jahr 2009...wieder ein Jahr herum...Mika ist schon knapp 15 Monate alt und erobert die Welt ganz stolz auf zwei kleinen Füßen.
Ich glaube, ich kann sagen, dass schon ein wenig Ruhe in unser Leben eingekehrt ist, auch wenn mich so manches mal die Vergangenheit noch einholt...! Wenn das Leben ein Stück Kuchen wäre, dann wäre nur noch ein drittel vom ganzen Stück meine schlechte Phase...
meine Phase wo ich mich verkriechen will, vielleicht auch ganz bewusst an die Vergangenheit denke, was mir passiert und vor allem was mit mir passiert ist.
In dieser Phase denke ich nur zu oft an Angela, aber auch an Antonia...beide haben sie mir ganz ganz viel halt gegeben. Ich habe Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter sitzen,....das Engelchen redet mir zu, dass ich traurig sein darf und an die beiden, vor allem aber an Angela denken darf, denn es tut mir für den Moment gut und nerven tue ich im schlimmsten Fall nur mich selber damit. Das Teufelchen sitzt ganz nah an meinem Ohr und sagt dann gleichzeitig, dass nun mal bald gut ist und ich mich mal zusammen reißen muss...vor allem dass ich mit dieser „Laune“ Günter bestimmt nicht dazu bekomme, noch ein Kind zu bekommen...! Wenn ich das in mir höre, dann will ich mich erst recht verkriechen, am liebsten weglaufen, wo ich ganz alleine mit mir bin....ein Zwiespalt mit dem Engelchen und Teufelchen, was mich so manches mal ein wenig nervt...! Antonia hat gesagt, ich soll nicht gegen meine Gefühle ankämpfen und eigentlich gelingt es mir immer mehr...dann, wenn ich es zulasse über all das nachzudenken. Aber eines macht mich immer wieder traurig...denn ich glaube, ich selber habe mich ganz schön verändert...wie meine Mutter mal zu mir sagte, ich bin so oft noch in mich gekehrt und vorher war ich so ein fröhlicher Mensch....! Sie hat recht und das macht mich traurig, denn ich will gar nicht so sein. Aber irgendwie ist es, als ob ich mal wieder gefangen wäre in meinem eigenen Körper...ich möchte es so gerne ändern....!
Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass Mika sehr auf Günter fixiert ist und teilweise wenn er weint, lieber zu ihm möchte...ich weiß dass ich das nicht so sehr auf die Goldwaage legen sollte, es ist eine Phase und überhaupt ist er der Vater und es ist ja auch schön, dass Mika so eine tolle Bindung zu seinen Vater hat...dennoch macht mich das traurig, denn wieder mal kommt die Angst hoch, keine gute Mutter zu sein...obwohl ich im nächsten Moment weiß, dass es Schwachsinn ist. Aber ich weiß, dass ich mich lange nicht so viel mit ihm beschäftige wie Günter es tut und ihn vielleicht gar nicht so die Chance gebe, mit mir zu kuscheln oder so, weil ich ihn oft viel zu schnell wieder absetze....! Wenn ich das jetzt hier schreibe, dann sage ich mir wieder mal, dass ich das ja ändern könnte und nicht rum jaulen muss....Ja, aber ich KANN ES NICHT!!!! Es macht mich traurig....! Ich hänge schon wieder viel zu sehr an meinem Idealbild als Mutter, was ich aber nicht gerecht werden kann.
In vielen Momenten meiner Selbstkritik zweifele ich selber daran, ob ich noch ein zweites Kind überhaupt bekommen sollte, ob es nicht reiner Egoismus ist, weil ich es einfach noch einmal NORMAL erleben möchte...aber der Wunsch ist so groß, in der Hoffnung, dass alles besser wird!
Vor zwei Wochen habe ich mit Günter zusammen den Kinofilm „ das Fremde in mir“ gesehen. Ich hatte vorher schon ein wenig Angst, aber es war gut, dass wir den Film gesehen haben. Er hat mir gezeigt, dass es mir wirklich schlimmer hätte gehen können und dass ich UNENDLICH viel Dankbarkeit verspüre, dass ich von Anfang an Hilfe hatte. Ich weiß gar nicht, wo ich ohne sie gelandet wäre, denn ohne Angela hätte ich gar nicht gewusst, dass ich so was haben könnte geschweige denn zum Arzt gegangen wäre. Auch wenn es sich nachher ein wenig hinzog, bis ich eine Gesprächstherapie gemacht habe....ich war nicht alleine, wie die Frau in dem Film zu Anfang. Sie hatte sich verschlossen und keiner hat es bemerkt, was mit ihr ist, erst als sie nach HILFE „geschrieen“ hat, als sie selber nicht mehr wollte....!
Aber auch Günter tat dieser Film glaub ich gut, denn ihm wurde in diesem Film gezeigt, dass die Schuld nicht bei ihm lag, so wie es der Mann in dem Film auch gedacht hat und am Ende endlich aufgeklärt worden ist. Günter wurde ja zum Glück sofort mit einbezogen so dass er es versucht hat mich zu verstehen, auch wenn es ihm viel zu oft schwer fiel und auch heute noch meine Laune nicht so nachvollziehen kann...was ich ihm nicht übel nehme. Ich bin ihm unwahrscheinlich dankbar, dass er zu mir gehalten hat und es noch immer tut, denn auch das hilft dabei gesund zu werden...! Ich nehme ihm auch nicht übel, dass er Zweifel hat ein für ihn drittes Kind zu bekommen, denn auch in mir steckt die Angst, dass alles noch einmal durchmachen zu müssen. Obwohl ich das wohl nicht so schwarz sehe, wie er....Er sieht vielleicht auch nicht die Hilfe, die wir sofort haben und in Anspruch nehmen könnten...!
Mein größter Wunsch ist es wirklich ein zweites Kind zu bekommen und es von Anfang an lieben zu können und vielleicht auch die Liebe ein wenig spüren zu können....!
Mika ist ein goldiger kleiner Sonnenschein, der mit seinen großen blauen Augen allen ein Lächeln ins Gesicht zaubertJ! Es macht Spaß ihn dabei zu zusehen und es hilft mir schon ein wenig, dass ich mit meiner Vergangenheit einfach leben muss, denn ändern kann ich sie nicht mehr! Ich habe einen gesunden süßen Sohn und dass unser beider Anfang sehr schwer war, ist traurig aber dennoch hoffe bzw. glaube ich, dass wir beide schon eine enge Bindung haben. Auch wenn ich es manches mal nicht so spüre....!
Nun habe ich 1 ½ Seiten von dem schlechten Drittel des Kuchens geredet, wo man doch meinen sollte, dass das andere überwiegen sollte...Aber ich bin noch immer der Meinung, dass das gute überwiegt, denn ich kann viele Tage einfach normal erleben und nicht nur traurig sein...und daran sollte ich vielleicht aufbauen! Einfach versuchen mit meiner Vergangenheit zu leben und nicht zu hart mit mir selber sein sollte....!
Gedanken Ende Dezember 2007[/u]
Seit ein paar Tagen fängt Mika an zu lachen, wenn man lange genug mit ihm redet...ein Moment, wo sich jede Mutter richtig drüber freuen sollte...immer wieder mit ihm „Blödsinn“ reden, damit man das wunderbare Kinderlächeln sehen kann....aber auch das kann ich nicht. Ich kann mich nicht so freuen, wie mein Freund es tut oder auch meine Mutter...es tut einfach nur weh! Ich habe das Gefühl gefangen zu sein in meinem eigenen Körper....ich möchte wieder glücklich sein und diese schöne Zeit genießen können, aber leider kann ich das nach 9 Wochen immer noch nicht wirklich!
Jeder fragt mich, wie es mir geht...und jedes mal komme ich mir doof vor, wenn ich sage: „es geht...besser als vorher...aber noch nicht gut!“ Wieder kommt dann die Angst hoch, dass ich damit nerve, dass die Leute sagen: „nun reicht es doch mal, oder? Ist doch alles gut!“ Ich weiß, dass mir das egal sein sollte. Meine Freundin sagte letztens zu mir, dass diese Leute es gar nicht wert wären. Und eigentlich ist diese Angst auch total unbegründet, denn gesagt hat mir das bis jetzt noch niemand....!
Wenn ich einen richtig doofen Tag habe, könnte ich mich nur verkriechen. Das Loch in dem ich dann sitzen möchte, kann eigentlich gar nicht tief genug dann sein! Diese Tage werden zwar weniger im Gegensatz zur Anfangszeit, aber sie sind noch immer da! Und genau diese Tage ziehen dann immer diese Hoffnung, dass alles mal gut sein wird, wieder runter...ganz weit weg vom Ziel entfernt. An solchen Tagen versuche ich mich wieder mal abzulenken. Ich rufe Leute wie Verena, Nadin oder Tessi an, die auch alle vor kurzem erst entbunden haben. Die Spaziergänge und deren Anwesenheit tun dann einfach nur gut...als ob mein Gehirn durchgepustet wird und die ganzen doofen Gedanken wieder weg sind und irgendwie das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein. Obwohl keiner der dreien darunter leidet!
Gestern wurde ich von meinem Chef zur Weihnachtsfeier eingeladen. Die Feier fand in einem Hotel statt mit organisierter Party und auch Übernachtung. Es war ein toller Abend, ich habe getanzt und gesungen und gelacht...es tat einfach gut...auch mit meinen Kollegen zusammen zu sein...es war ein wirklich schöner Abend! Heute morgen beim Frühstück fragte mich meine Kollegin, ob ich denn Mika schon vermisse. Meine Antwort war: „ja, doch...es geht...!“ Und genau diese Antwort hat mich sehr schockiert! Es ist mein Sohn, ich wollte diese Schwangerschaft und ich habe das Gefühl, ihm nicht diese Liebe geben zu können, die eine jede Mutter hat, gerade in der ersten Zeit, wenn sie doch noch so klein sind! Viel schlimmer, ich habe Angst davor, dass er das vielleicht merken könnte...!
Die letzten Tage habe ich eigentlich recht normal verlebt. Ich hatte nicht so oft das Gefühl, mich verkriechen zu müssen...doch dann kommen wieder Tage wie heute, die all die Hoffnungen wieder verdrängen!
Ich habe einen Therapieplatz zur Gesprächstherapie bei einer Psychologin bekommen. Im Januar geht es los...am 22. Januar das erste mal...noch gute 4 Wochen! Diese Zeit muss ich noch überbrücken....ich weiß, dass ich das schaffen werde, doch sind es weitere 4 Wochen, die ich mit mir selber ausmachen muß...auch wenn ich weiß, dass ich nicht alleine bin!
Gedanken Anfang Januar 2008
Morgen wird unser Mika 13 Wochen alt. Das neue Jahr hat begonnen...ein Jahr, wo hoffentlich alles gut wird. Wo ich mit der Depression vielleicht abschließen kann und endlich glücklich sein kann, so wie ich es mir erhofft habe, als ich schwanger wurde....!
Es ist noch immer eine große Berg- und Talfahrt. Es gibt leider noch immer ganz wenige Tage, wo ich ohne Grund weinen kann, es gibt noch viele Tage, wo ich mich nur verkriechen möchte, ich nicht weinen muss, aber ganz viel nachdenke...es gibt aber auch Tage, wo es mir gut geht. Wo ich auch wieder lache und man mir das gar nicht anmerkt...dann wenn ich abgelenkt bin, wenn ich verabredet bin oder nicht alleine bin! Dann kann ich meine wirren Gedanken zeitweise verdrängen. Aber leider sind sie noch immer nicht fort. Leider glaube ich noch immer, dass zwischen Mika und mir etwas fehlt, dass ich noch immer einfach funktioniere! Es ist zwar schon ein schönes Gefühl, wenn Mika mich anlacht, aber so frei und offen, wie ich mit anderen Kindern umgehe, das tue ich mit meinem eigenen Sohn nicht! Und das tut weh, noch immer! Heute ist mal wieder einer dieser Tage, wo ich in meinem tiefen Loch sitze und vermutlich wieder viel zu viel nachdenke. An Tagen wie heute sehe ich Günter zu, wie er mit Mika umgeht, so unbeschwert und frei, er lacht und freut sich, wenn der kleine Mann ein kleines Lächeln zurück gibt...und ich? Ich sehe mich selber da sitzen und schau einfach nur zu. Wenn ich Mika im Arm habe, dann hab ich ihn im Arm, aber ich albere weder mit ihm rum noch knuddel ich ihn mal so richtig! Einfach nur funktionieren...ein grausames Gefühl. Das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein, die Angst mein Kind gar nicht richtig lieben zu können, vor allem davor, dass er das spürt...
Viele sagen mir, dass man mir das so überhaupt nicht anmerkt, dass ich überhaupt diese Depression habe. Das würde ich von mir an manchen Tagen auch so manches mal denken, dann wenn ich nicht alleine bin oder unter Leuten bin und es mir mal gut geht, aber genau dann kommt in mir wieder mal die Frage hoch, ob es nur Einbildung ist oder ich mich zu sehr da rein steigere, ob mein Verhalten vielleicht doch normal ist, und ob mir der baldige Abschied von Angela, meiner Hebamme, nur so schwer fällt, weil ich sie einfach so gerne hab!? Obwohl mir jemand im Forum bei „Schatten und Licht“ geschrieben hat, dass Angela für mich wohl wie eine Krücke ist (wie bei einem Beinbruch)! Und da, finde ich, ist etwas dran. Denn sie war die erste (neben meiner Familie), die mir geholfen hat und für mich da war und wusste, was mit mir los ist und was man tun muss! Und trotzdem kommt dann einfach wieder die Angst hoch zu nerven..., was ich wohl nie abstellen kannJ! Zumal auch ein „Beinbruch“ nach einer Zeit heilt und man die „Krücken“ auch nicht mehr so unbedingt braucht...! Wann kommt diese Zeit bei mir????
Ich habe mich letztens mit meiner Mutter darüber unterhalten und sie fragte mich, ob diese Depression nicht schon in der Schwangerschaft kam...ich denke sie hat recht...denn ich habe mich da schon ein wenig verändert. Ich wurde da schon sehr nachdenklich, habe mir zu viele Gedanken darüber gemacht, wie es wird...wie die Geburt wird...je näher ich zum Stichtag kam, desto mehr hatte ich sogar ANGST vor der Geburt. Mir waren „alltägliche Sachen“ oft einfach egal...
Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, dann würde ich auch nie wieder meinen kompletten Resturlaub (4 Wochen) zum Schluss nehmen. Denn 10 Wochen vorher schon zu Hause zu sein, ist nicht gut für mich gewesenJ!
Es kommen immer noch die Gedanken auf, warum ich so bin? Warum ich nicht normal sein kann? Warum es bei mir nicht einfach normal, wie bei anderen auch, verlaufen hätte können! Aber diese Antwort wird mir wohl nie einer verraten. Es sind alles nur Vermutungen, die ich selber aufstelle, dann, wenn ich mal wieder in meinem Loch sitze und mich selber und all das, was mit mir geschieht, verstehen möchte! Alles viel zu sehr verstehen wollen...das ist auch eines meiner ProblemeJ!
Am 22. Januar gehe ich zu einer Psychotherapeutin, wo ich dann meine erste Gesprächstherapie habe. Ich hoffe so sehr dann meinen Weg zum Ziel, den ich noch vor mir habe, ein wenig schneller zu finden. Wenn mich jemand fragen würde, was ich mir von dieser Therapie versprechen würde...dann wären es die Gedanken und Ängste und vielleicht einiges nicht verarbeitete endlich verarbeiten zu können...oh ja, das erhoffe ich mir so sehr! UND, was mir ganz wichtig ist, dass ich meinen Sohn so lieben kann, wie ich es mir als Mutter vorstelle! Genauso wünsche ich mir, dass ich meinem Freund endlich wieder zeigen kann, dass ich ihn über alles liebe! Günter ist so lieb und unendlich verständnisvoll und trotzdem weiß ich, dass er zur Zeit ne Menge durchmachen muss und dass er sich das alles doch ein wenig anders vorgestellt hat.
Trotz allem holt mich das Wort GEDULD immer wieder ein! Nur leider ist das oft ein Fremdwort für mich. GENAU dann, wenn ich von mir selber so sehr genervt bin. Wenn ich es leid bin, auf die Frage, wie es mir geht mit: „Es geht“ zu antworten. Ich ertappe mich leider auch oft dabei zu sagen, dass es mir gut geht. Aber leider belüge ich mich dann selber. Es ist einfach das Gefühl, dass die Leute es erwarten, von mir zu hören...oder einfach mein Gewissen zu beruhigen, keinen damit nerven zu wollen. Obwohl das völliger Blödsinn ist!
Wenn ich all das einmal überstanden habe, dann hoffe ich auch, dass ich wieder ein wenig mehr Selbstvertrauen bekomme und wieder mehr an mich selber glaube und mich selber wieder magJ! Aber auch das war schon oft ein großes Problem in meinem Leben!
Wenn ich auf der Internetseite von „Schatten und Licht“ bin und andere Geschichten lese, dann weiß ich, dass ich die harmlose Version von dieser ganzen Geschichte habe, dass es anderen Frauen noch viel schlechter geht...aber leider ist das oft nur ein kleiner Trost für mich, wenn ich wieder einmal denke, dass alles hoffnungslos ist....!
Gedanken Ende Januar 2008 (1)
Eigentlich glaube ich schon, dass es langsam bergauf mit mir geht...dass ich das Ziel mittlerweile vor Augen habe! Aber der Weg zum Ziel ist oft so unterschiedlich weit weg...!
Ich habe im Moment oft das Gefühl, mit all den Problemen, die ich noch immer habe, alleine klar kommen zu müssen...mich verschließen zu müssen...weil das Gefühl andere Leute zu nerven und nicht weiter zu kommen dann so stark wird. Ich wiederhole mich ständig...wie in einem Karussel...immer noch das Gefühl zu haben einfach nur zu funktionieren, die Angst zu haben, die Muttergefühle nie haben zu können, wie ich sie mir vorstelle! Wenn ich mit anderen darüber rede, fragen mich einige, wie ich mir das denn vorstelle...vielleicht wäre das ja die Art wie ich mein Kind liebe? Vielleicht muss ich das einfach so hinnehmen!? Dieser Gedanke alleine ist für mich nur grausam...! Nein, so bin ich nicht! So will ich nicht sein.
Ich bin in Gedanken noch sehr oft bei meiner Hebamme, die vor zwei Wochen das letzte mal bei mir war! Ich fühl mich wie eine dumme KletteL und ich fühl mich selber so nervig dabei! Kein anderer, den ich kenne, hat solche Probleme damit! Warum ich??? Irgendwann muss doch mal gut sein!!! Aber es tut irgendwie gut, wenn ich an sie denke...sie hat mir in der letzten Zeit so viel Halt gegeben und so viel für mich getan. Sie hat mir den Weg gezeigt, den ich gehen muss!
Ich bin nicht normal! ABER ICH WILL EINFACH NORMAL SEIN!!!!
Wenn all das aufeinander kommt, dann möchte mich verschließen und verkriechen und einfach mit meinen Gedanken alleine sein. Genau dann, wenn ich nicht unter Leuten bin und abgelenkt bin, dann wenn ich zu Hause bin. ABER DANN tue ich jemand anderen damit weh...Günter fragt mich jedes mal, was ich habe, immer wenn ich zu Hause bin, sehe ich traurig aus und er sucht die Schuld wohl mittlerweile bei sich. Aber das ist nicht richtig...ICH bin das Problem!!! Sind das Anzeichen einer Depression? Oder ist es alles nur EINBIDUNG von mir? Ich nehme schon seit längerem meine Antidepressiva Tabletten nicht mehr, weil ich glaube, dass ich auch so über den Tag komme...denn ich bin ja mittlerweile nicht mehr im Dauer-Trauer-Zustand...diese Tage sind weniger geworden....aber sie sind noch immer da! War es denn verkehrt? Sollte ich sie weiterhin nehmen? Aber ich will nicht ewig Tabletten nehmen!
Morgen habe ich einen Termin bei einer Psychotherapeutin...ich bin schon sehr gespannt, nur sollte ich zu Anfang wohl nicht zu viel erwarten. Ich mache mir jetzt schon einfach viel zu viele Gedanken genauso wie ich mal wieder viel zu sehr an die Zukunft denke...warum kann ich das nicht einfach abstellen? Ich bin noch immer auf der Suche nach dem Knopf, meinen Kopf abschalten zu wollen!
Es tut gut so viel unter Leuten zu sein und abgelenkt zu sein...nicht nachzudenken...aber kann ich das ewig machen? Wird das dann besser oder verdränge ich dann einfach das, was mich oft so bedrückt?
Wenn ich das lese, was ich gerade geschrieben habe, lese ich selber Wut daraus...Wut über mich selber...Wut über meine momentane Situation! Ich möchte das alles so gerne ändern, aber ich fühle mich einfach nur zu oft Gefangen in meinem eigenen Körper!
Und jedes mal sage ich mir wieder: DU HAST KEINEN GRUND TRAURIG ODER BEDRÜCKT ZU SEIN!!!!
Gedanken Ende Januar 2008 (2)
Gestern war nun endlich der Tag, auf den ich 4 Wochen lang gewartet habe...ich hatte meine erste Gesprächstherapie bei einer Psychotherapeutin. Vielleicht bin ich da mal wieder mit viel zu großen Erwartungen hingegangen...jeden Falls kam es anders als ich dachte.
Die Angst/Aufregung war bei mir gestern morgen sehr groß. Schon die Fahrt dahin verbrachte ich damit mir Gedanken zu machen, wie es wohl wird, ob es meinen Erwartungen entspricht und ob es mir helfen wird...diese Gedanken haben mich so sehr beschäftigt, dass aus der Aufregung Angst wurde und ich schon sehr mit mir gekämpft habe.
Ich habe in den letzten Monaten viele Leute kennen gelernt, denen ich mich sofort öffnen konnte...sei es meine Hebamme oder auch mein neuer Frauenarzt oder sogar der Psychologin, die mir Antidepressiva Tabletten verschrieben hat. Vielleicht war ich auch deshalb gestern so „enttäuscht“ als ich der Psychotherapeutin gegenüber saß. Sie hat sich sehr bemüht um mich und sie war auch total lieb, aber gut aufgehoben habe ich mich bei ihr nicht gefühlt! Als ich ihr meine Geschichte erzählt habe, habe ich sehr mit mir gekämpft, nicht weinen zu müssen...dieses Gefühl, mich zurück halten zu müssen, kannte ich in der letzten Zeit gar nicht.
Um so mehr war ich nach dieser ersten Gesprächstherapie verwirrt und ziemlich durcheinander und habe im Auto gesessen und geweint! Vielleicht weil ich mir mal wieder zu viel versprochen habe von diesem Tag...! Um so mehr tat mir das anschließende Gespräch mit Angela und auch Katja sehr gut!
Ich denke noch immer sehr viel an gestern und ich frage mich mal wieder wie es weiter gehen wird...eigentlich bleiben mir nicht viele Möglichkeiten...entweder versuche ich es mit der Therapeutin, oder ich habe das Glück noch jemanden anderen zu finden oder aber ich versuche mit mir selber auszukommen....! Das Gefühl dieses alles mit mir selber auszumachen verleitet mich aber auch, dass ich mich zurück ziehe ...dass ich mich vielleicht verschließe! Und ob das so richtig ist....weiß ich nicht!
Mir ist gestern auf jeden Fall klar geworden, dass ich mir, wie all zu oft in meinem Leben, wohl selber im Weg stehe...dieses Gefühl, die Muttergefühle nicht haben zu können, die ich mir vorstelle, machen mich unendlich traurig und drücken mich, dann, wenn ich zur Ruhe komme, in eine depressive Stimmung. Der Gedanke, dass ich eine schlechte Mutter bin, weil ich Mika nicht so knuddeln kann wie ich es möchte oder so frei mit ihm umgehen kann, wie ich es mir vorstelle, ist ein völlig blöder Gedanke, nur leider kann ich das nicht abstellen. So zu sein, wie ich jetzt bin kann ich nicht akzeptieren, weil es für mich im Moment einfach nur grausam ist. ICH WILL NICHT SO SEIN!
Vielleicht weiß ich in meinem Inneren, dass ich nicht meinem „ Idealbild“ entsprechen kann und trotzdem gut zu Mika bin...aber ich kann es im Moment nicht akzeptieren...genau das, was mich so traurig macht.
Wieder holt mich das ein, was mich mein ganzes Leben schon begleitet...Dinge zu 150% bewältigen zu müssen...dass es aber in den meisten Fällen nicht klappt, werde ich wohl auch nie akzeptieren! Aber vielleicht würde das mein Leben um einiges leichter machen....
Die Therapeutin sagte zu mir, dass es für mich so wichtig ist, schlafen zu können...aber dies ist leider, wie auch heute nacht, ein großes Problem...weil ich meinen Kopf oft einfach nicht abstellen kann und nicht zur Ruhe komme!
Gedanken Anfang Februar 2008
In 3 Tagen wird Mika 4 Monate alt....Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Mir kommt das alles noch wie gestern vor...der Tag der Geburt und alles andere...! Auch die Tage, wo es mir so richtig schlecht erging, wo ich ohne Grund geweint habe...sie kommen mir vor, als wäre es gestern....aber wenn ich zurück schaue, dann weiß ich, dass 4 Monate doch schon eine lange Zeit ist und dass ich doch schon einen langen Weg hinter mich gebracht habe...!
Mir ist klar, dass ich mir selber im Weg stehe. Wenn ich einfach mal akzeptieren würde, dass ich MEINEM Idealbild als Mutter vielleicht gar nicht entsprechen kann, dann wäre alles viel einfacher. Aber das kann ich noch nicht. Ich weiß, dass es Mika gut geht und er sich prächtig entwickelt, aber ich habe meine Vorstellung von Mutterliebe noch nicht spüren können. Vielleicht gibt es das gar nicht....aber im Moment, wie auch in den letzten 4 Monaten, ist das Gefühl noch immer da einfach zu funktionieren, das Gefühl meinen Sohn gar nicht lieben zu können.... . jeder würde mir jetzt sagen, dass es Schwachsinn ist....mag ja auch sein, aber ich kann das Gefühl einfach nicht abstellen. An manchen Tagen schaue ich mir Mika an und kann gar nicht begreifen, dass er MEIN Sohn ist...und das nach 4 Monaten!!!! All das macht mich oft nur traurig und nachdenklich! Ich stelle mir jedes mal die selbe Frage, die mir keiner beantworten kann...warum kann nicht alles normal sein??? An diesen Tagen könnte ich mich nur verkriechen...!
Mittlerweile glaube ich immer mehr daran, dass die Zeit Wunden heilt, nur muss ich mir das Wort GEDULD dabei genau vor Augen führen, denn das brauch ich wohl! Ich weiß ja, dass es mir schon viel besser geht, aber es geht mir an viel zu vielen Tagen einfach noch nicht gut! Dann, wenn ich nichts vor habe und zu Hause bin. Ich frage mich oft, ob ich noch mal zu meiner Psychologin gehen sollte....ob das eigenmächtige absetzen der Tabletten so gut war.....ich habe mir von dem Gespräch mit der Psychotherapeutin so viel versprochen....zu viel!
Wenn ich im Fernsehen Geburten sehe, dann könnte ich sofort losweinen. Nicht, weil ich mich darüber so freue, sondern weil ich mir vielleicht in meinem Innersten so sehr wünsche, dass bei mir alles normal verlaufen wäre, dass ich ihn gleich nach der Geburt in meinen Armen gehabt hätte und er nicht auf die Intensiv gekommen wäre...vielleicht suche ich da innerlich die Schuld meiner jetzigen Verfassung...die Hoffnung, dass ich dadurch schon die wichtige Nähe zu meinem Kind hätte aufbauen können... ich weiß es nicht.... Vor ein paar Tagen hat mir eine Freundin Bilder geschickt, wo Ihre Freundin glücklich ihre kleine Tochter nach der Geburt in den Arm hält...ich konnte mir sie gar nicht wirklich anschauen...es hat mich traurig gemacht!
An solchen Tagen bin ich in Gedanken bei einer Person, die mir sehr viel geholfen hat! Eigentlich ist Angela nur Hebamme, aber für mich ist sie mehr als nur eine Hebamme! Das Gefühl wie eine Klette zu sein, kann ich mit meinen Gedanken gut abstellen, denn einfach nur an sie zu denken, tut keinem wehJ! Und mir tut es gut!
In ein paar Tagen feiere ich meinen 30. Geburtstag.... für den Moment einfach alles zu vergessen, Spaß zu haben und an dem Tag glücklich sein....das ist ein großer Wunsch!!!
Gedanken mitte Februar 2008
Das Gefühl auf der Stelle zu stehen, die Angst, dass diese depressive Stimmung bei mir schon „normal“ ist, wenn ich zur Ruhe komme...all das beschäftigt mich zur Zeit sehr! Ich habe wieder so viele Tage, wo ich wieder weine oder so betrübt bin, dass ich mich verkriechen mag. An solchen Tagen kann ich auch keine guten Ratschläge annehmen, dann bin ich genervt oder fühl mich missverstanden....was auch böse ist...denn ich weiß, dass es jeder mit mir nur gut meint....aber dann blocke ich ab!
Ich möchte all das so gerne ändern, aber ich fühle mich gefangen in meinem Körper! Das finde ich so schlimm! Den Satz: „na, Dir geht es ja aber schon viel besser!“ höre ich im Moment sehr oft, und sicherlich ist da auch was dran, wenn ich zurück schaue, aber mir geht es noch nicht wirklich gut...ich laufe ja eigentlich davor weg, indem ich mir soviel vornehme und unter Leuten bin, dass ich ja nicht zur Ruhe komme! Aber ob das alles so gut ist!?? Ich will aber gar nicht zur Ruhe kommen, denn es nervt mich, wie ich dann bin....diese Betrübtheit oder das ständige weinen...es nervt mich so sehr!
Am Montag wurde ich 30! Es war ein ruhiger und eigentlich netten Tag, aber gut drauf war ich nicht! Ich musste mich zusammen reißen, weil ich ja auch Besuch hatte! Es nervt so....noch nicht mal an so einen Tag kann ich glücklich sein! Um so mehr Angst hab ich vor Samstag, da wo die große Party steigt....ich hoffe so sehr, dass ich dann einfach mal gut drauf bin. Ich darf da gar nicht so viel dran denken...aber das kann ich nicht....viel zu oft möchte ich meinen Kopf ausschalten....!
Ich möchte mir selber so oft einen Tritt geben, dass ich mich zusammen reiße und es wieder aufwärts geht, aber ich kann es nicht. Und ich habe Angst vor den Tag, wo mir das mal jemand an Kopf wirft....denn ich mache das ja nicht mit Absicht!
Ich weiß im Moment gar nichts mehr...die Angst, dass ich diese depressive Stimmung gar nicht mehr los werde, wird immer größer! Und dass ich mich so sehr verschließe, dass ich Menschen, die mir Nahe stehen, damit abweise, ist auch eines meiner Ängste!
Nächsten Donnerstag gehe ich noch mal zu meiner Psychologin, wo ich schon einmal war....in der Hoffnung, dass ich dann vielleicht doch einen Schritt weiter komme!
Im Moment hab ich den Drang ausreißen zu wollen... Wort wörtlich „weg zu laufen“...ich mag nicht mehr!!!!!!!!!!!!!!
Gedanken Ende Februar 2008
Eigentlich habe ich die letzten Tage relativ gut verlebt, ob es nun daran lag, dass ich viel vor hatte oder nun endlich, dank Angela, eine Therapeutin gefunden habe, wo ich glaube, gut aufgehoben zu sein!?
Ich glaube schon, dass beides eine große Rolle spielt, obwohl ich mich die letzten Monate eigentlich ständig ablenke und ich mit Frau Wittfoth erst einmal telefoniert habe und auch erst einmal da war...!
Dennoch holen mich Tage wie heute oft ein...Tage wo ich viel nachdenke und traurig bin...woran ich denke werde ich dann immer von Günter gefragt....ich denke an vielen Tagen sehr oft an die Geburt und den ganzen Verlauf. Den Verlauf, dass ich die Geburt am Ende unter Vollnarkose “erlebt“ habe, dass Mika gleich danach mit einer Infektion auf die Neugeborenenintensiv kam, dass ich ihn an dem Abend gar nicht mehr gesehen habe, dass ich gar nicht den Wunsch geäußert habe ihn sehen zu wollen, die Situation einfach so hingenommen habe, dass wir die ganze Woche auf getrennten Stationen lagen...dass ich ihn nicht gleich bei mir hatte....diese Gedanken verfolgen mich, und ich stelle mir selber die Frage, warum ich ständig daran denke...denn zurück drehen kann ich die Zeit nicht mehr und es ist ja alles gut geworden. Aber vielleicht suche ich hier den Grund/Schuld meiner Verfassung....ein sehnlichster Wunsch, eine ganz normale Geburt erlebt zu haben... den ich aber mit Mika nicht mehr erleben werde....! Vielleicht wäre dann alles anders gekommen...vielleicht...!
Immer noch bin ich auf der Suche nach der Mutterliebe, die man spüren kann...dass ich sage: „Du bist mein größter Schatz, ich will Dich knuddeln und nie mehr los lassen!“ Dass ich Mika liebe, höre ich von ganz vielen und ich glaube den Leuten auch, aber ich möchte das spüren können und nicht einfach das Gefühl haben zu funktionieren. Das Gefühl, dass mir andere Sachen wichtiger sind als mit ihm die Zeit zu genießen, ihn zu knuddeln und ihn zu lieben.... Sachen wie...dass Mika immer gut angezogen ist, dass Mika sauber ist, dass alles in seinem Leben normal verläuft....das macht mir Angst...der Perfektionismus...der mich mein ganzes Leben schon verfolgt....wieder das Gefühl nicht normal zu sein!
Am Dienstag war ich das erste mal bei Frau Wittfoth, und mein erster Eindruck vom Telefonat, ein paar Tage zuvor, hat mein Eindruck nur gestärkt. Es war genau das Gegenteil von dem, was ich mit der ersten Therapeutin erlebt habe. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben, aber bei ihr habe ich das Gefühl gerne zu kommen...sie ist so locker und gleichzeitig total lieb...vielleicht ein erster Schritt, dass es nun bergauf geht!?
Wenn ich das lese, was ich gerade geschrieben habe, weiß ich, dass ich mich wiederhole. Wieder das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen und nicht aussteigen zu können...aussteigen in doppelten Sinne...einmal, dass das alles endlich mal ein Ende hat und zum zweiten, das Gefühl weglaufen zu müssen, weil ich nicht mehr mag...weil ich mir so unnormal vorkomme!
In meinem Inneren verkrieche ich mich dann in einem tiefen Loch, wo mir keiner was kann...das Loch, was meine Freundin, Biene, und ich gerne den Kuchen nennenJ...wenn es uns beiden mal nicht so gut geht, dann wollen wir beide uns immer verkriechen...in UNSEREM Loch, wie wir es beide nennen...und unsere Fantasie hat daraus ein Kuchen gemacht, ein Kuchen, was in der Mitte ein Loch hat...und wir da drinnen sitzenJ!
Am letzten Wochenende hatte ich meine große Geburtstagsparty, vor der ich wahnsinnige Angst hatte...die Angst, nicht gut drauf zu sein...denn das war ich die Woche davor überhaupt nicht....ob ich mir zu viele Gedanken gemacht habe...ob es einfach zu viel war...oder der Schlafmangel, den ich leider zu oft habe, weil ich nicht abschalten kann...ich weiß es nicht. Samstagmorgen habe ich noch zu Hause gesessen und geweint...aber abends war zum Glück alles gut...es war eine tolle PartyJ!
Der Wunsch, nun doch wieder früher arbeiten zu können, als ich wollte, wurde mir leider nicht erfüllt. Ich habe mit meinem Chef gesprochen und er will das nicht...schade eigentlich, denn ich glaube, dass mir das auch helfen würde...ein Stück altes Leben...! Nun stehe ich davor und weiß nicht, was ich tun soll...denn wenn ich arbeiten gehen will, dann muss ich mir was anderes suchen. Genau das, was ich vermeiden wollte...denn wieder etwas Neues in meinem Leben...das möchte ich im Moment gar nicht...!
Gedanken Anfang März 2008 (1)
Es ist ein Risiko sagt die Vernunft
Es ist eine Belastung sagt die Erfahrung
Es ist eine große Verantwortung sagt die Vorsicht
Es ist nichts als Sorge und Leid sagt die Angst
Es gibt kein größeres Glück sagt die Liebe
Ein Spruch, der wohl total auf mich zutrifft....nur, dass ich das, was die Liebe sagt, noch suche....! Ziemlich traurig eigentlich, wenn ich bedenke, dass Mika ein Wunschkind ist...!
Diesen Spruch habe ich heute auf einer Karte gesehen, die ich zur Geburt für jemanden gekauft habe. Im Geschäft ist mir dieser Spruch gar nicht so bewusst geworden wie heute Abend...!
An diesem Wochenende haben zwei Bekannte ihre Kinder bekommen und als ich das erfahren habe, habe ich mich für sie gefreut und dennoch kamen sofort wieder meine Gedanken auf...die Gedanken an meine Geburt....wofür denke ich nur so oft daran????
Heute bei der Rückbildung hätte ich Angela mal fragen können wofür ich eine Vollnarkose bekommen habe...ich habe mal wieder nicht daran gedacht...auf der anderen Seite....was bringt mir die Antwort??? Wie schon einmal gesagt, ich kann die Vergangenheit nicht ändern und es ist alles gut ausgegangen und es gibt garantiert weitaus „schlimmere“ Geburten (die Geburt an sich war ja gar nicht schlimm, es war für mich halt nur nicht schön).... Also WOFÜR????
Gedanken Anfang März (2)
In zwei Tagen wird Mika schon 5 Monate...! Eigentlich habe ich schon das Gefühl, dass es zumindest mit Mika bergauf geht. Ich kann immer öfter viel lockerer mit ihn umgehen und auch mit ihm lachen. Auch wenn ich noch immer die Mutterliebe in meinem Herzen suche....!
Und trotzdem holen mich viele schlechte Tage immer wieder ein. An diesen Tagen denke ich nur an die Geburt, den Ablauf der Geburt...und ich weiß nicht warum...vielleicht weil ich mir innerlich erhoffe, dass bei einer normalen Geburt alles normal verlaufen wäre. Ich möchte diesen Gedanken so gerne abstellen, denn sie machen mich traurig, aber ich kann es nicht....und das nervt mich! Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern und so doof wie die Geburt auch war, es ist alles doch alles gut verlaufen...!
Ich lenke mich so viel ab, indem ich ständig verabredet bin und wenn ich dann nach Hause komme, dann komme ich zur Ruhe und falle in mein Loch!
Und im Moment ist auch das eingetreten, wovor ich immer Angst hatte...Günter´s unendliche Geduld mit mir ist stark an seine Grenzen getreten. Die Angst, dass meine Liebe zu ihm nicht mehr da ist, wird bei ihm immer größer. Logisch, denn ich zeig ihm das in den letzten Monaten herzlich wenig. Wenn ich zu Hause bin, bin ich oft betrübt und möchte mich verkriechen, das Bedürfnis mich fallen zu lassen. Dass ich ihm dann aber vielleicht den Anlaß gebe, die Schuld bei sich zu suchen, vergesse ich in dem Moment...im Moment bin ich wohl eher der Egoist in dieser Beziehung, auch wenn ich es gar nicht möchte....! Und wie ein Rattenschwanz holt ihn dann seine Vergangenheit ein...die Angst verlassen zu werden und sein Kind nicht aufwachsen zu sehen.... Ich möchte ihm so gerne das Gegenteil beweisen. Wenn ich es könnte, dann möchte ich das alles von heut auf morgen ändern, jedoch fühle ich mich gefangen in meinem eigenen Körper!
Antonia, meine Therapeutin, hat das letzte mal zu mir gesagt, dass die Mutterliebe in meinem Kopf angekommen ist, jedoch noch nicht in meinem Herzen.... Mein Herz würde noch auf dem OP-Tisch liegen und darauf warten, dass ich Mika nach der Geburt in meine Arme schließen kannJ!
An diesen Aussagen ist was dran...denn ich glaube auch, dass dieses Gefühl, die Mutterliebe spüren zu können, im Herzen wacht. Irgendwann, wenn auch noch ein wenig Zeit vergehen wird, werde ich dieses Gefühl auch spüren können....! Davon bin ich, trotz meiner ganzen Selbstzweifel, überzeugt.
Genauso sagte sie zu mir, dass ich mich selber zu gerne ins Defizit stelle....suche ich unbewusst die Schuld für den Ablauf der Geburt bei mir??? Ja, vielleicht....auch wenn ich weiß, dass es schwachsinnig ist!
Ich sollte mir Gedanken darüber machen, wie meine Mutter mir zeigt, dass sie mich liebt. Ich würde sagen, sie zeigt es mir, indem sie für mich da ist, sie sich Sorgen um mich macht, sich für mich freut, mich in dem Arm nimmt und mir versucht zu helfen und mir das Gefühl gibt, dass ich immer zu meinen Eltern kommen kann! Jedoch habe ich zur Zeit auch Momente, wo ich mich von ihr so überfallen vorkomme....ich bin dann genervt von ihren Ratschlägen....was mir aber im nächsten Moment leid tut, denn ich weiß, dass sie nicht nerven will, dass sie mir nur helfen will...ich tue ihr damit weh...genauso wie ich Günter mit meiner Art und Laune weh tue! Wenn ich drüber nachdenke, bin ich eigentlich ziemlich egoistisch im Moment....das, was ich eigentlich gar nicht bin.
Die Frage, was meine Mutter damals gespürt hat, dass sie uns liebt, konnte ich sie noch nicht fragen....ich habe das Gefühl dann so drauf zu sein, dass ich auch darüber reden möchte und nicht wie im Moment dieses Thema einfach verdrängen möchte.
Zur Zeit versuche ich viele alltägliche Probleme gar nicht an mich heran kommen zu lassen...einerseits weil ich erst mal wieder mit mir selber klar kommen will....andererseits bin ich einfach viel zu müde....!
Vorhin hab ich mal wieder geweint, weil sowohl Günter als auch mich diese ganze Situation zwischen uns nervt. Ich soll meine Tränen fragen, warum sie traurig sind...warum....es ist die Angst dadurch soviel kaputt zu machen, gerade die Liebe zu Günter und auch die Liebe zu den Leuten, die mir Nahe stehen...genauso ist es die Wut von allem so genervt zu sein...gerade von meiner Laune...und die Traurigkeit, dass ich so bin, wie ich momentan bin...all das aus eigener Macht nicht ändern zu können...!
Ich gehe zu gerne abends in Mika´s Zimmer und sehe wie er schläft. Aber nicht unbedingt weil ich ihn so süß dabei finde, sondern viel mehr, weil ich mir wünsche in dem Moment mit ihm tauschen zu können. Er sieht so friedlich dabei aus....suche ich dann die Ruhe, die ich mir nicht gönne?
Gedanken Ende März 2008
Seit Mitte Februar bin ich nun in Therapeutische Behandlung bei Antonia Wittfoth, einer Familientherapeutin. Meine erster Kontakt mit ihr war telefonisch, aber ich hatte am Telefon irgendwie sofort das Gefühl bei ihr richtig gelandet zu sein, ein paar Tage später war ich dann bei ihr und mein Eindruck hat mich nicht getäuscht. Sie ist locker, einfühlsam, lieb und bringt mich trotz allem immer noch, mit ihrer Art wie sie mir etwas rüber bringen will, so manches mal zum lachen. Andererseits habe ich das Gefühl bei Ihr vorwärts zu kommen, wenn es auch nur kleine Schritte sind. Vielleicht tut sie mir auch so gut, weil sie selber Mutter ist, jetzt bald wieder Mutter wird UND Angela auch als Hebamme kennt....!?
Wenn ich jetzt gefragt werden würde, was ich mit den vier Sitzungen jetzt schon erreicht habe, so kann ich sagen, dass ich darin bestätigt wurde, dass mich mein jetziges Problem eigentlich schon mein ganzes Leben verfolgt....ich stehe mir selber im Weg, weil ich von mir selber viel zu viel erwarte...wie hier mein Idealbild zur Mutter oder auch mein Idealbild von der Geburt...dass ich mich selber sehr gerne ins Defizit stelle und eigentlich immer das Schlechte an mir suche, bevor ich sage: „Mensch, ich bin gutJ!“ Ich suche die Schuld viel zu oft bei mir, auch wenn ich vielleicht weiß, dass es hier jetzt nicht wirklich einen Schuldigen gibt.
Viel zu oft sage ich mir selber, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, dass ich es alles einfach mal so hin nehmen muss und es ja auch eigentlich alles gut ausgegangen ist. Antonia gibt mir aber zu verstehen, dass ich die Vergangenheit zwar nicht mehr ändern kann aber all das irgendwann aus einer anderen Sicht sehen kann... So hat sie mir die Aufgabe gestellt, dass ich meine Gedanken an die Geburt, die mich immer noch sehr oft einholen, so erzählen soll, als ob ich ein kleines Kind oder so vor mir sitzen habe, der ich die Geschichte erzähle....aber das kann ich nicht...und ich weiß nicht warumL!
Auch, dass ich meinen Gedanken, eine schlechte Mutter zu sein, mal irgendwann ablegen kann...ich weiß selber, dass eine schlechte Mutter jemand ist, die sein Kind vernachlässigt, schlägt, hungern lässt...! Und nicht wie ich es denke, weil ich dieses Gefühl in meinem Herzen noch nicht spüren kann, weil ich vielleicht nicht so „knuddelig“ mit Mika umgehe...das Gefühl zu haben einfach nur zu funktionieren...! Nur leider reicht mir das nicht, was ich Mika zur zeit geben kann bzw. gebe! Ich möchte das immer noch in meinem Herzen spüren können...! Nur sollte ich mich vielleicht darauf nicht so sehr versteifen!? Denn wer weiß, ob es dieses Gefühl überhaupt gibt.
Antonia hat heute zu mir gesagt, dass ich mit aller Gewalt versuche, Angela aus meinen Erinnerungen zu streichen, weil ich mir unbewusst damit erhoffe, dass es mir dann besser gehen wird. Dass ich dieses Gefühl, eine Klette gewesen zu sein oder allgemein mir der Abschied von ihr super schwer gefallen ist, damit verdrängen kann.... Aber einfach die tollen Erinnerungen an einen wunderbaren Menschen mitzunehmen...das wäre ja zu einfachJ! Angela ist ein wunderbarer Mensch, den man sehr schnell in sein Herz schließen kann! Und das hab ich wohl getan! Viele fragen mich, an wen sie mich denn erinnert...ich weiß es nicht...es ist einfach ihre verrückte, liebevolle und gleichzeitig bestimmende Art! Mein Problem ist, los zu lassen und sie nur noch in meinen Erinnerungen zu haben...! Aber vielleicht lerne ich ja auch das noch in der nächsten Zeit!?
Wenn ich, ganz bewusst, an Tag des achten Oktober zurück denke, dann merke ich mittlerweile, dass dieses traurige Gefühl zwar noch immer nicht weg ist, aber es wird, wenn auch sehr langsam, immer weniger...als ob sich die Gefühle dann neutralisieren. Wenn ich jedoch durch Momente oder so daran erinnert werde, dann ist das Gefühl der Traurigkeit viel größer und schmerzhafter.
Leider überkommt mich auch oft das Gefühl im Moment meine Umgebung mit dem Problem zu nerven...unverstanden zu fühlen, obwohl mir keiner so direkt etwas derartiges gesagt hat. Wieder suche ich die Schuld bei mirJ! Ich merke, dass ich mich ein wenig zurück ziehe und eher den Anschein erwecke, dass es mir gut geht, statt zu sagen, dass es mir dann eigentlich nicht wirklich gut geht!
Gedanken Mitte April (1)
Das Gefühl zu wissen, dass die Geburt von Mika eigentlich ziemlich ernst und nicht nur blöd gelaufen war, kann ich irgendwie noch nicht an mich heran lassen.
Ganz gewiss hat es damit etwas zu tun, weil ich diese Angst nie hatte (durch meine Narkosemittel, die ich bekommen habe) aber vielleicht auch, weil ein Teil meines Körpers damit abschließen will, damit es mir nun endlich mal gut geht. Vielleicht auch, weil ich es gar nicht richtig weiß, denn ich war nicht wirklich anwesend...ich hab geschlafen! Und mir wurde das ja auch von Anfang an vermittelt, dass es einfach eine blöde Geburt war und ich ja auch noch immer der Meinung bin, dass es weit aus schlimmere Geburten gibt.
Ich weiß natürlich mittlerweile warum ich das alles an mich heran kommen lassen soll....denn ich glaube schon, dass die Bindung zu einem Menschen gestärkt wird, wenn man für einen kurzen Moment Angst haben muss, dass es vielleicht doch anders ausgehen könnte als gut! Nun kommt wieder das Wort Geduld, was ich mir vor Augen führen muss. Denn wie soll etwas von heut auf morgen da sein, was ein halbes Jahr nicht vorhanden war!?
Am Dienstag habe ich eine Bekannte besucht, die am 8. März entbunden hat. Wir haben uns unterhalten über meine Situation und u.a. auch darüber, dass Sandra geweint hat, weil der Nabel von Lennard abgefallen ist....die Bindung, die für 9 Monate unersetzbar war, ist nun völlig weg...sie hat sich im nachhinein als bekloppt hingestellt und es auf die Hormone geschobenJ, aber wenn ich drüber nachdenke ist das ein Zeichen, wie sehr sie ihren Sohn liebt! Ich weiß, ich liebe Mika auch, aber ich kann es so nicht zeigen, wie sie es mit dieser Situation beschrieben hat.
Meine Mutter hat mir heute am Telefon gesagt, dass Kinder einem so viel wieder geben...auch das glaub ich...aber auch das ist bei mir noch nicht so angekommen, wie ich es gerne hätteL.
Wenn ich vielleicht ein wenig mehr Selbstbewusstsein hätte, weniger Kritik an meiner Person ausüben würde und nicht ständig in voller Selbstzweifel ertrinken würde, dann wäre ich wohl auch schon ein riesen Schritt weiter...und ich würde mir das alles, glaub ich, um einiges leichter machen.
Wenn ich mal meine momentane Gesamtsituation überblicken würde, kann ich eigentlich schon sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich zweige zwar noch immer so manches mal falsch ab, aber ich finde mittlerweile den Weg zurück Richtung Ziel.
Denn ich kann mittlerweile meine Gefühle kontrollieren, wenn ich zum Beispiel an die Geburt denke....der traurige Zustand, der so oft eingetreten ist, wird immer weniger, meine all zu oft depressive Stimmung wird weniger ( aber ich bin auch immer gut abgelenkt, weil ich ständig verabredet bin...)und genauso kann ich mittlerweile den Abschied zu Angela anders verarbeiten als vorher. Denn ich versuche einfach einem wunderbaren Menschen einen ganz Besonderen Platz in meinen Erinnerungen zu geben, was auch sehr oft gut funktioniertJ!
Jetzt muss noch das zwischen Mika und mir gut werden und dann kann ich wohl sagen, dass ich das Ziel fast erreicht habe!
Gedanken Mitte April (2)
Den Wunsch die Zeit um ein Jahr zurück zu drehen bekomme ich irgendwie nicht aus meinem Kopf heraus und andererseits weiß ich aber auch, dass man zum einen die Zeit nicht zurück drehen kann und ich die Vergangenheit nicht verändern kann.
Antonia hat mich gefragt, ab wann ich die Zeit zurück drehen würde...
Ich würde sagen ab August, wo mein letzter Arbeitstag war und ich zu Hause war...10 Wochen vorm Stichtag. Ich würde nie wieder meinen Jahresurlaub komplett am Ende nehmen, viel mehr hätte ich den Urlaub verplempert und wäre zum 01.September in den Mutterschutz gegangen. Die Zeit wäre lang genug gewesen und ich hätte nicht so viel Zeit gehabt nachzudenken, über die Geburt zum Beispiel. Ich glaube, das hat schon eine große Rolle gespielt...bin vermutlich ein Mensch, der den geregelten Alltag braucht, gerade, wenn ein neuer Lebensabschnitt folgt, mit dem ich ja schon immer Probleme hatte.
Ich würde die Schwangerschaft ganz anders genießen und versuchen dem neuen Lebensabschnitt noch erfreulicher entgegen zu schauen, positiv neugierig auf die Zukunft sein und alles mit einem lächeln sehen.... und nicht vorher schon so viele Gedanken verschwenden wie es wohl werden wird. Aber auf der anderen Seite weiß ich gar nicht so genau, ob ich das steuern könnte...ich bin so ein Mensch, der sich viel zu sehr über ungelegte Eier einen Kopf macht.
Und dann würde ich noch etwas ändern, wenn ich es KÖNNTE...den Geburtsablauf...aber das hätte ich wohl auch nicht mit der „Zeitmaschine“ ändern können....denn das ist wohl Schicksal und bestimmt hatte das ein Grund, warum das alles so gelaufen ist... Mika konnte einfach nicht normal auf die Welt kommen!
Außerdem würde ich mir dann wünschen, dass ich dann mein Mutterglück einfach genießen könnte und nicht so kritisch und ängstlich bin.
Ich habe heute mal darüber nachgedacht...jetzt die Zeit mit Mika kann ich nie wieder so genießen...denn beim zweiten Kind wollen zwei Kinder volle Aufmerksamkeit und Liebe von mir....im Moment fordert es nur Mika ein...und was mache ich? Ich habe so sehr mit mir selber zu tun, dass ich das gar nicht genießen kann!
Genauso würde ich mir wünschen, dass mir der Abschied zu Angela ein wenig leichter fallen würdeJ!
Ich soll es zulassen, dass ich keine Gefühle für Mika zeigen kann, dass ich in dem Moment gar keine Lust habe....zulassen und die Gedanken, dann eine schlechte Mutter zu sein, verdrängen bzw. kontrollieren.
Es ist oft morgens so, wenn ich wach werde, Mika reden oder weinen höre...ich fühle mich morgens oft so leer, kann mich nicht freuen, wenn ich in sein Zimmer komme und er mich anlacht. Gerade dann hab ich das Gefühl einfach nur zu funktionieren. Es zuzulassen, dass ich einfach so bin, fällt mir schon schwer, weil ich dann denke, ich bin nicht gut genug. Es gelingt mir teilweise schon, aber ich fühle mich nicht wohl dabei und irgendwie ist diese Leere in meinem Körper dann genau das, was ich fühle....nämlich nichts. Was dann bei mir passiert kann ich gar nicht sagen, einfach das Gefühl zu funktionieren, dass mein Kind gut versorgt ist.
Wenn Günter abends zu Hause ist und er sich um Mika kümmert, ich andere Dinge hier zu Hause mache oder gar nicht zu Hause bin, kann ich das wesentlich besser zulassen und habe dann auch gar kein schlechtes Gewissen.
Aber ich kann wieder mal sagen, dass die Zeit wunden heilt und es mir immer besser geht. Ich kann an guten Tagen damit leben, dass ich nicht so bin als Mutter wie ich es mir vermutlich immer vorgestellt habe, aber trotzdem gut zu Mika bin. Ich kann die Erinnerungen an die Geburt so verarbeiten, dass ich nicht mehr traurig werde, dass ich sagen kann, es ist alles gut ausgegangen auch wenn es ziemlich blöd gelaufen ist. Ich kann auch mittlerweile damit leben, dass ich den Wunsch ihn am Tag der Geburt sehen zu wollen, gar nicht geäußert habe. Denn es ist mittlerweile in meinem Kopf angekommen, dass ich ziemlich unter Drogen standJ!
Ich bin an wenigen Tagen nur noch betrübt und erlebe sogar Tage, die ich alleine zu Hause verbringe, normal....!
Ich denke, das Ziel ist ganz dicht vor mir....!
Und wenn ich noch einen Wunsch hätte, dann würde ich mir wünschen, noch ein zweites Kind zu bekommen und all das normal zu erleben und glücklich dabei seinJ!
Gedanken Ende Mai 2008
Mika ist nun schon 7 ½ Monate alt, entwickelt sich prächtig und entdeckt jeden Tag etwas neues in seinem aufregenden Leben. Er lächelt uns bewusst an, lacht aus vollem Herzen, wenn man mit ihm rumalbert und kann andererseits auch ziemlich bockig werden, wenn es nicht so läuft, wie er es gerne hätte. Es ist schon spannend einem kleinen Menschen zuzusehen, wie er sein Leben entdeckt...
Dass ich das aber jetzt erst bewusst miterleben und genießen kann, das hätte ich vorher nie gedacht. In den letzten Monaten habe ich so viel mit mir selber zu tun gehabt, weil es einfach anders verlaufen ist, wie ich es mir wohl vorgestellt habe. Die Geburt, ihn überhaupt nicht gesehen zu haben am Tag der Geburt, die Infektion von Mika, ihn nicht bei mir haben zu können, die Angst vor der Zukunft und das doofe Gefühl perfekt sein zu müssen und das Glücksgefühl nun endlich Mutter zu sein nicht ausleben können....all das hat mich in den ersten Lebensmonaten von Mika sehr mitgenommen. Viel zu viele Tränen habe ich vergossen, oftmals wusste ich gar nicht, warum ich so niedergeschlagen war, denn es war doch alles gut...manchmal war ich so genervt und wütend auf mich selber, auf meine Laune und hatte Angst, meine Umgebung auch damit zu nerven. Ich fühlte mich nicht normal, denn ich sollte doch glücklich sein, weil ich nun Mutter bin. Ich konnte das nicht genießen und hatte einfach das Gefühl zu funktionieren. Ich konnte noch nicht mal sagen, dass ich meinen Sohn über alles liebe, dass er MEIN SOHN ist....ich fühlte mich schlecht!
Ich habe so viel Hilfe bekommen....die Menschen, die mich lieben, haben mir das Gefühl gegeben, nie alleine mit dieser Situation zu sein und ganz ganz viel Verständnis dafür gezeigt. Ich durfte viele neue liebe Leute kennen lernen, die ich heute nicht mehr missen möchte weil einfach ganz tolle Freundschaften entstanden sind. Ich wurde von einem Menschen, der einfach seine Arbeit gemacht hat, von Anfang an aufgefangen. Angela hat als Hebamme sehr sehr viel für mich getan und mir den Weg gezeigt, den ich gehen muss und war so viel für mich da. Durch sie kam ich an meine Psychotherapeutin, Antonia, die mir durch Gesprächstherapie hilft vieles zu verarbeiten und von meinem Idealbildern zu verabschieden, und trotzdem mich gut dabei zu fühlen...!
Ich weiß, dass ich nicht alleine bin, und dass es viele Frauen gibt, die einen Kaiserschnitt (mit Vollnarkose) nicht so verarbeiten können und damit Probleme haben. Bei mir haben sicherlich viele Faktoren eine Rolle gespielt...
Zum einen der „missglückte“ Versuch, Mika auf dem normalen Wege zu gebären, der Kaiserschnitt mit Vollnarkose und die anschließende Verlegung von Mika auf die Intensivstation. Tief in meinem Inneren habe ich einen ganz großen Wunsch....all das noch einmal Normal erleben zu dürfen. Und dass ich mein Kind nach der Geburt in den Armen halten kann und im Krankenhaus ständig bei mir haben darf.
Zum anderen war die Geburt wohl ein Auslöser für die Probleme, die ich eigentlich schon mein ganzes Leben habe....perfekt sein zu müssen, Dinge zu 150% zu bewältigen, viel zu viel Selbstkritik an meiner eigenen Person ausüben und neue Lebensabschnitte mit ängstlichen Augen zu sehen. Das verfolgt mich schon mein ganzes Leben und somit stehe ich mir oft einfach selber im Weg...mache mir das Leben dadurch leider viel zu schwer! Viel zu oft habe ich nach dem „warum“ gefragt....viel zu sehr will ich viele Sachen verstehen anstatt sie einfach hinzunehmen....!
Auch wenn mich manche blöden Tage noch einholen, weiß ich, dass ich meinem Ziel schon ganz nahe gekommen bin....wenn ich nicht manchmal schon auf der Ziellinie angekommen bin....!??
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