Euer Verständnis von der Depressions-Entstehung?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Elisabeth11

Euer Verständnis von der Depressions-Entstehung?

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Ich möchte hier mal eine Frage in den Raum werfen:wie denkt ihr, dass Depressionen entstehen?
Ich frage das deshalb, weil ich momentan ein Buch von Brigitte Woggon lese, die ja einen sehr biologischen Zugang zu dem Thema hat, eben meint, dass es sich um eine genetische Disposition handelt und die Depression so quasi rein körperlich bedingt ist. Genauer meint sie, dass für jemanden mit dieser "latenten" Depri ein kleiner Auslöser (oder auch keiner) reicht und die KH bricht aus. Das bedeutet aber auch, dass die meisten es nie ganz hinter sich bringen, denn der "Gendefekt" bleibt ja. Das würde auch auf das passen, was Ylaina mal geschrieben hat, bei der ja ein chronischer Verlauf diagnostiziert wurde. Und auf das, was Claudia und Stinki soeben im Vorstellungsforum beschrieben haben.
Und es bedeutet auch, dass eine Therapie gut dazu beitragen kann, mit der KH umzugehen, dass man schneller und besser reagieren kann und sich mehr Selbstsicherheit verschafft, dass aber die Depri davon nicht verschwindet.
Das alles steht im Gegensatz zu dem, was meine Therapeutin, eine psychosomatische Spezialistin, zu dem Thema meint. Sie geht davon aus, dass die Grenzen zwischen normal und depressiv sehr fließend sind, dass psychische Stabilität eigentlich ein Konstrukt ist und dass viele Dinge aus der Kindheit heraus und aus der eigenen Lebensgeschichte und erlernten Coping-Strategien entstehen. Und sie meint, wenn man diese Vorgänge versteht, kann man schlechte Zeiten anders bewerten und annehmen.

Naja, eigentlich ist das jetzt gar nicht sooo ein Gegensatz, aber ich glaube ich will darauf hinaus, dass viele von uns sich vielleicht damit abfinden müsen, dass die depri chronisch ist und immer wieder kommen kann, wir also symptomfrei, aber nicht gesund sind.

Was sagt ihr dazu?

Lg E
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Damit beschäftige ich mich seit über 4 Jahren. Ursachenforschung bei psychischen Erkrankungen..Habe auch eine Menge darüber gelesen.

Und ja, es ist nicht immer die Seele oder der Streß..vieles kann Depressionen, Ängsten Zwangsgedanken usw auslösen. Und die Geschichte "genetisch bedingt", glaube ich auch nur bedingt..

Auf jeden Fall ist der Serotoninspiegel im Gehirn durcheinander..und was kann dies hervorrufen? eine Menge und danach sollte ein Arzt immer forschen.

Ich werde aber immer so sauer, wenn Ärzte nach einem 10minütigen Gespräch Psychopharmaka verschreiben, diese Medis können helfen, weil sie bewirken, dass das Serotonin länger im Gehirn bestehen bleibt..aber die wahre Ursache wird dadurch nicht behandelt.

Und Psychiather erfinden immer wieder neue Krankheitsnamen, die eigentlich nur die Folge einer Serotonin-umwandlungstörung und/oder Serotoninmangel sind, mehr nicht.

Es gibt aber viele Menschen, die überzeugt sind, sie haben ein seelisches Problem und vertrauen ihren Ärzten blind..sie machen alles: nehmen Medikamente, mehrere sogar, machen eine Psychotherapie, vermeiden Streß und trozdem geht es ihnen nicht besser..das sollte diesen Menschen zu denken geben.

Es ist auch leider so, dass viele Ärzte ihren Menschenverstand ausschalten, wenn ein Pharmavertreter ihnen das Gelbe von Ei verspricht..also man sollte immer wachsam sein und nicht alles schlucken, was der lieber Doc einem verschreibt.

Wenn nur die Symptome mit mehreren Medikamenten behandelt und unterdrückt werden, besteht die Gefahr, dass man nie richtig gesund wird.
Der Körper kann ja ein paar Monate sogar Jahre mitmachen, irgendwann aber will der Körper nicht mehr und wehrt sich dann mit aller Kraft, ja wohl..der weiß schon was er will und braucht.

Ich rate deswegen jeder Frau, die unter Schwangerschafsdepression oder postpartaler Depression leidet, sich gründlich untersuchen zu lassen. Es kann sein, dass die wahre Ursache

- Progesteronmangel bzw Östrogendominanz oder
- Östrogenmangel und/oder
- Schilddrüsenunterfunktion oder Überfunktion
- Nebennierenschwäche

ist..

Die Pille, der Ring und die Hormonspirale können auch einigen Frauen helfen oder alles nur noch schlimmer machen.

Ich bin auch gegen synthetische Hormone, wenn man Hormone nehmen muss, dann lieber körperidentische Hormonpräparate nehmen. Diese Hormone sind unserem Körper nicht fremd, synthetische ja.

Problematisch wird es natürlich, wenn man verhüten möchte..
omi 50

Beitrag von omi 50 »

Hallo Elisabeth,
Das glaube ich nicht das man sich damit abfinden muß....
Es gibt ganz unterschiedliche Arten und Auslöser für Depressionen
z.b.Winterdepression die ganz viele haben wenn das Licht fehlt...
Aber bei euch Mamis ist es immer und immer wieder das gleiche...
bei jeder neuen Vorstellung im Forum die gleichen Symtome

Angst vor der Verantwortung schon am Ende der Schwangerschaft
Das Gefühl versagt zu haben wenn die Geburt nicht reibungslos verläuft
Ganz schlimm ist für euch das FEHLENDE GLÜCKSGEFÜHL nach der Geburt
Die Frage"lieb ich mein kind überhaubt weil ich nicht,s fühle nach der Geburt
Zuhause dann der Druck alles Perfekt machen zu wollen
Die beste Mutter der Welt zu sein (wie die Umwelt uns das so vorschreibt):wink:
Ich muss 24 Stunden nur für das Baby dasein und mich kümmern, tue ich das nicht bin ich eine schlechte Mutter
Also immer der eigene Druck den ihr euch macht.
Das Perfekt sein zu müssen oder wollen.Ich weiß dieses Wort will keiner hören aber es ist ,da bin ich mir sicher ein ganz großer Fakt für eure Zweifel an euch selbst.
Bei ganz vielen beginnt das Problem dann Massiv wenn der Partner wieder arbeiten geht.
So jetzt bin ich alleine auf mich gestellt wie soll ich das nur alleine schaffen ? den ganzen Tag nur das Baby keiner mehr da mit dem ich Reden kann .....U.s.w.
Dann schießen erste Gedanken durch den Kopf ich will das gar nicht warum wollt ich eigentlich ein kind?ich will mein altes Leben zurück ihr kennt das ja alles :wink:
Und da ihr ja nach aussen die tolle Mama sein wollt kann man darüber mit keinem reden.Ihr lächelt....doch eure Seele weint...............
und es wird schlimmer und schlimmer.
Aber es wenn ihr euch selber helft wird es wieder nicht Heute und nicht Morgen es braucht Zeit....... und ihr braucht Hilfe von aussen.
Therapie Medis die das ganze Begleiten und ganz wichtig jemanden zum Reden......
Bei uns habe ich bemerkt das es ganz wichtig ist jemanden an der Seite zu haben immer da ist.weil die vielen Selbstzweifel und das"schlechte Gewissen" nicht alles richtig zu machen sehr lange da bleiben werden.
Es gibt bei uns immer wieder Situationen in denen Nina Dinge die andere Menschen tun oder sagen anderst Bewertet wie das ich zum Beispiel tue ...Ich sage ihr das dann immer gleich und das enschärft dann meist die Situation :wink:
deshalb denke ich das man diese art der Depression wirklich heilen kann
weil viel im Kopf statftindet und mit Geduld und Verständniss werden wir das schaffen

ganz liebe Grüße
Tina
Deria

Beitrag von Deria »

Blancanieves hat geschrieben: Auf jeden Fall ist der Serotoninspiegel im Gehirn durcheinander..und was kann dies hervorrufen? eine Menge und danach sollte ein Arzt immer forschen.
DAS kann man so pauschal auch nicht sagen, denn es gibt ja durchaus traumatischen Erlebnisse (die ja auch eine Geburt sein kann, KANN nicht muss) die Depressionen auslösen.
Und das bei uns die Gefahr von Depressivität in der Familie liegt, ist nicht von der Hand zu weisen.

Deria
nikky77

Beitrag von nikky77 »

Hallo ,

dass ist eine gute Frage. Ich glaub generell ist jeder anders veranlagt ich bin schon immer übersensibel,,,und da fällt man schneller in eine Depression,,,bei mir hatte auch meine Oma eine und ich glaube mein Papa (Alkoholiker )auch.

Ich kann nur von mir reden ich war mit 22 Jahren dass erste Mal Depressiv falle aber in schwierigen Phasen oder Umstellungen wieder rein......Bekomm jetzt keine Hauhaltshilfe mehr,,,weil die KK schreibt die Krankheit hat sich chronifiziert...

Liebe Grüsse

NIcki
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Ich möchte auch wirklich gern glauben, dass wir alle wieder wirklich gesund werden. Frau Woggon spricht ja schon auch davon, dass manche eben nur einmal im Leben eine depressive Episode erleben. Aber eben auch davon, dass man ihrer Meinung nach ab der 2. solchen Phase von einer Chronifizierung ausgehen kann.
Wobei ich trotzdem sagen muss, es stehen uns ja ADs etc zur Verfügung, da passt vielleicht der Vergleich mit dem Insulin wieder einmal. Du musst eben immer achtsam sein und im Bedarfsfall reagieren. Die (chronische) KH kontrollieren und sich nicht von ihr kontrollieren lassen. Insofern schreckt mich das gar nicht so, weil es ja die Möglichkeit gibt, zumindest symptomfrei zu leben. Und das ist doch wirklich eine gute Sache.

@ Omi 50: diese Gedanken, die du da aber aufzählst, die kennt, so glaube ich, jede Mutter - aber nicht jede bekommt eine Depression.

Bei uns in der Familie würd das zumindest hinkommen mit der genetischen Anlage, Opa, Tante, Großonkel...

Danke für eure Meinungen,

E
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Also, ich kann diese Frage als erstes schonmal nicht allgemein beantworten.
Ich habe mich inzwischen auch sehr viel mit dem Krankheitsbild Depression beschäftigt, besonders in der Klinik sind uns die neuesten Forschungsergebnisse erläutert worden, was ich sehr sehr interessant fand.
Auch muss man bedenken, dass über die Depression noch nicht sooo lange geforscht wird, so dass wir noch gar nicht alles wissen.

Was ich aber für mich persönlich feststellen kann, ist dass es verschiedene Arten der Depression gibt. Zum Beispiel die bei der PPD sooft beschriebenen ZG kenne ich nur sehr bedingt, in keinem Fall in der Intensität wie sie bei einer PPD auftreten.
Es ist deshalb auch meine Meinung, dass jede Depression anders sein kann und verschiedene Ursachen haben kann.

Bei mir sehe ich sowohl eine genetische Disposition, ganz eindeutig haben sowohl mein Opa väterlicherseits, als auch mein Vater starke depressive Züge. Ich sehe aber auch bei mir die 'psychische' Variante. Bei einer dieser Unterrichtungen in der Klinik wurde ein Modell aufgezeigt, das mich ganz extrem angesprochen hatte. Grob gesagt ging es dabei darum, dass bestimmte Traumata ( sowohl psychischer, als auch physischer Art übrigens!!)nicht psychisch 'integriert' werden konnten, nicht geheilt sind, nicht 'gelöst', und latent in uns schlummern. Trifft dann erneut zu hoher Stress auf diese ungelösten Lasten kippt das ganze System. (Grob gesagt, wie gesagt.)

Haltet mich für verrückt, aber ich habe als Kind die 'Überladung' meines Gehirnes, den Kurzschluss, das psychische Trauma physisch wahrgenommen, es war wirklich wie ein Kurzschluss, es hat geknallt in meinem Kopf. (Gefühlt habe ich es nicht, aber gesehen.) Habe es dann lange als 'Knoten' empfunden im Kopf. und als die Prüfungszeit kam habe ich das Gefühl gehabt ich kann den Stress nicht verarbeiten wegen des Knotens, es läuft nicht, sondern hackt dort dauernd.

Als ich das Modell dann sah in der Klinik dachte ich: 'eben, ich wußte es ja'. :wink:
Ich stelle mir das übrigens bei einer Geburt ähnlich vor. Das mit dem 'Knall', der 'Überspannung'. Und durch den später folgendenden Stress wird es eben nicht besser. Kommt dann noch eine Vorgeschichte oder eine genetische Disposition dazu artet es zur Krankheit aus. (Weshalb ich ja auch Angst davor habe, dass es bei mir zu einer PPD kommen kann.)

Ich glaube übrigens auch, dass die Übergänge von gesund zu krank fließend sind. Und ich denke es gibt Krankheitsverläufe, die komplett 'geheilt' werden können, es gibt aber auch jene, die nur bedingt 'geheilt' werden.
Der Schlüssel ist in meinen Augen die richtige Behandlung, die allerdings auch wieder individuell ist, nämlich so individuell wie die Entstehung der Krankheit.
Und das ist eben, was ich letztlich denke: es gibt vielleicht bestimmte Muster, so dass man sich auch gegenseitig mit Rat zur Seite stehen kann. Aber was einem Individuum wirklich hilft kann nur dieses rausfinden.
Dann aber hat man gute Chancen mit der Depression leben zu können oder sie sogar zu heilen.

Ich für mich persönlich nehme die Chronifizierung in der Vergangenheit sehr wohl an, habe aber noch nie mich so gekümmert wie zur Zeit, dass ich da raus komme. Und habe das Gefühl, eine Empfindsamkeit wird bleiben, die will ich auch behalten. Aber die Depression muss deshalb nicht wiederkehren, weil das, was ich tue etwas nutzt. Also ich gehe nicht davon aus, wenn etwas einmal chronisch war, dass es das für immer bleiben muss, sondern selbst das kann geheilt werden. Oder ich kann zumindest gut damit leben, was für mich persönlich keinen Unterschied macht.
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Wobei der hohe Anspruch an sich selbst auch wieder bei den 'normalen' Depressionen als Hauptursache betrachtet wird. Zumindest wurde es mir auch so gesagt, ich kenne das von mir, diesen hier oft und vielzitierten Perfektionismus (kann wirklich ausarten und ich tu mir damit wirklich weh) und bei der öffentlichen Diskussion jetzt um Herrn Enke ist es auch Thema gewesen.

Das soll jetzt aber kein Widerspruch sein, sondern ich meine darin einfach zu sehen, wie komplex diese Sache ist...

Und ich finde auch selbst zu meinen Positionen gibt es Ergänzungsbedarf... :wink:
Z.B. Muss bei einer PPD weder ein Trauma noch eine genetische Dispostion da sein, so wie ich das schrieb...

Wollte ich nur noch anmerken. :wink:
omi 50

Beitrag von omi 50 »

Hallo Elisabeth diese Gedanken wie du sagst die ich da aufgezählt habe sind die, mit denen es Anfängt.....aber eigentlich weißt du wie es dann weiter geht
:wink: siehe Nina und viele andere hier
weiter geht es oft dann mit den ZG und die sorgen dann für Angst und Panik
und zur Depression.
Habe vorausgesetzt verstanden zu werden ohne auf schlimmere Gedanken und Gefühle einzugehen
Sorry war mein Fehler
Weil kann ich nicht so stehen lassen als wären all diese Gefühle "normal und jede Mutter kennt das und bekommt auch keine Depression
mußt ich noch loswerden :wink:

LG Tina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Es ist immer ein Mix aus vielem. Hormone, Veranlagung, Vorgeschichte, Trauma, usw. usw..... Es gibt nie "den einen Faktor", es müssen immer mehrere ungünstige Dinge zusammen treffen, um eine Depression zum Ausbruch zu bringen. Und da jeder Mensch anders ist, ist bei jedem auch das Zusammspiel der Auslöser verschieden und daher auch die Behandlung!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo,


ich fand die Fragestellung von Elisabeth sehr interessant, doch an der Antwort scheitere ich.
Die perfekte Antwort gibt es wohl gar nicht.

Ich habe es mir immer einfach gemacht, damals auf Wikipedia unter Depression nachgeschaut und es blieb eigentlich nur ein Satz richtig heften: „Die Ursachen depressiver Erkrankungen sind komplex und nur teilweise verstanden. Es ist von einem Zusammenwirken mehrerer Ursachen auszugehen: sowohl biologische Faktoren als auch entwicklungsgeschichtliche Erfahrungen, aktuelle Ereignisse und kognitive Verarbeitungsmuster spielen eine Rolle.“

Soviel zu den Ursachen. Es gibt wohl zig Auslöserfaktoren.

Ich habe mich ja auch hier in PPD-Forum eingeschlichen, auch als Nicht-Betroffene. Warum? Weil mein Auslöser ein anderer war, sich die Symptome aber mit denen Eurer deckten, wie zb die Perfektion. In meiner Therapie sprechen wir ständig darüber, wie ich an diesem meinem Vorstellungsbild davon etwas ändern kann und muss.

Deshalb gebe ich dir natürlich Recht, Nina, dass die Ursache bzw. der Auslöser zwischen normaler Depression und PPD ein anderer ist, doch die Perfektion ist meiner Meinung nach weder ein direkter Auslöser, noch ein Unterschied.

Die Perfektion ist zb bei mir ein nicht ganz unerheblicher Punkt, wenn überhaupt DER Punkt. Wisst Ihr, als mein Auslöser an der Tür anklopfte, stellte ich urplötzlich alles in Frage, was in der Vergangenheit gut bei mir lief. Deshalb halte ich ja auch beide Therapiemaßnahmen in Kombination für so sinnvoll. Zu erlernen, wie man mit der Angst, der Panik und ggf. ZG umgehen soll, so wie auch mal tiefer in sich zu gehen und etwas aufarbeiten (wenn es da etwas gibt).

Ich kann Verena da nur beipflichten. Der Punkt Perfektion kann unendlich hart bei einer PPD auftreten, doch genauso hart schlägt er bei uns Normalo-Depressiven auf. Ich bin persönlich der Ansicht, dass die Angst vor Scheitern und Versagen (vor und nach der Geburt, im Beruf, im Sport, als Mutter, als Ehefrau, als Ehemann, etc.) einer der wichtigsten Punkte sein kann und ist bzw. sich unter vieles andere dazumischt.

LG AmoebeMS
ubure

Beitrag von ubure »

Also eines bringt Ihr jetzt durcheinander: es ist IMMER so, dass ein Botenstoff-Ungleichgewicht vorliegt, wenn Depressionen etc. auftreten. WAS dieses Ungleichgewicht hervorgerufen hat, ist unterschiedlicher Natur: also das können eben traumatische Ereignisse sein, eine mangelhaft arbeitende Schilddrüse (eben weil alle Hormone Hand in Hand arbeiten, ruft eine SD-UF oder eben auch eine SF-ÜF so ein Botenstoff-Ungleichgewicht hervor), Stress, ganz simpel ausgedrückt, oder eben auch das mangelnde Licht im Winter...all das verändert die Biochemie im Hirn!

Also erst gab es einen bestimmten Grund, der zum Ungleichgewicht führt, und dies löst dann die Depression aus. Das läuft immer gleich ab.

Wenn man sich überlegt, dass wir nur 25% des Lichts für sehen brauchen, den Rest aber nutzt die - ich glaube - Hirnanhangdrüse unter Anderem zur Bildung von Melatonin, das Hormon, das uns zur Ruhe kommen lässt, was wiederum wichtig ist zur Serotonin-Bildung. Wenn Melatonin fehlt (Schlaflosigkeit, Schlafstörungen!!), fehlt auch Serotonin (und noch anderes, wie gesagt, es arbeitet alles Hand in Hand), dann kann man sich ausmalen, wie wichtig das Licht z.B. ist. (Entschuldigt den kleinen Exkurs).

Ich habe schon mal dieses Buch angesprochen und möchte es wieder empfehlen, da es sehr gut die meisten Aspeke von Depressionen erläutert und insgesamt super informativ, eben weil es von einem Betroffenen geschrieben wurde:

http://www.amazon.de/Saturns-Schatten-d ... 306&sr=8-1

Lektüre, die sich lohnt!

LG,
Inez
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Ziemlich spannend, was wir hier alles zusammentragen, finde ich.

@omi50: sorry, hab ich echt nicht kapiert, dass du auf ZG hinauswillst. Aber auch da sag ich, eine Mutter mit ZG hat wohl eine PPD, aber eine Mutter mit PPD hat nicht automatisch ZG. Und ich glaube eben schon, dass (fast) jede Mutter den Anspruch an sich hat, eine tolle Mama zu sein und dass jeder das alte Leben fehlt und jede zu Beginn überfordert ist, verständlicherweise. Aber ich meine, das ist nicht der Beginn des Ganzen, auch wenn es sich zunächst für viele so anfühlt (ich z.B. habe mich für sehr stabil gehalten in psychischer Hinsicht und bin erst im Rahmen der Thera draufgekommen, dass ich das einfach nicht war, was dann in der PPD Ausdruck gefunden hat)

Und ich glaube, das was Inez geschrieben hat, ist vielleicht der Schlüssel zu meiner Frage: ja, es liegt immer ein Botenstoff-Ungleichgewicht vor. Punkt.
ABER so wie ich das sehe, gibts hier 2 Denkschulen; die eine (biologische) geht davon aus, dass das Ungleichgewicht latent vorhanden ist und durch genannte Faktoren sich verschlimmert oder eben stärker zutage tritt. Die andere geht davon aus, dass es zunächst KEIN Ungleichgewicht gibt und durch genannte Gründe der Botenstoffwechsel derart beeinträchtigt wird, dass die Folge die Depression ist.

Ich weiß es nicht, was davon stimmt. Nachdem auch die Wissenschaft derzeit keine gültige AW kennt, werden wir uns wohl noch ein bisschen gedulden müssen, bis wir mehr wissen. Ich kann mir aber trotz allem gut vorstellen, dass bei zunehmender Entschlüsselung des menschl. Genoms da vielleicht neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Und ich glaube auch, dass die Depression für jeden sehr individuell ist und daher individuell behandelt werden sollte. Was Amoebe geschrieben hat, von der Kombination aus verschiedenen Therapieformen, das finde ich sehr gut. Da fehlen mir nur leider noch Zeit und Geld... :-)

Lg E
ubure

Beitrag von ubure »

Ja, ich denke schon, dass die zwei Denkarten möglich sind, sowohl die erbliche Variante als auch die, nach der das Ungleichgewicht durch andere KOnditionen hervorgerufen wird.

Aber wie wir eben auch wissen, wissen wir noch nicht viel. Schlüssig klingt für mich auf jeden Fall, dass sich unser Leben, unser Lebensstil proportional schneller entwickelt als unser Hirn und es deshalb auch ein zeichen der Zeit ist, dass Depressionen bald die Volkskrankheit Nr. 1 sein werden. In einigen Hunderttausend Jahren wird die Evolution das Problem irgendwie gelöst haben, uns gibt's ja noch nicht so lang.

LG,
Inez
stinki

Beitrag von stinki »

also ich kann nur sagen, woher MEINE kommen

die ursachen kenn ich.
blöderweise merk ich das immer wieder erst, wenn ich schon mittendrin steck.
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