Ein vorsichtiges Hallo von mir!

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aida27

Ein vorsichtiges Hallo von mir!

Beitrag von aida27 »

Mahlzeit!

Ich entschuldige mich schon jetzt für den wahrscheinlich langen Text, den ich gleich "produzieren" werde, aber mir liegt so viel auf der Seele, was einfach mal raus muss :oops:

Angefangen haben meine "Probleme" als ich mitten in der Pubertät steckte. Durch mein Umfeld und meine wahrscheinlich etwas schwierige Art versank ich immer mehr in einem Sumpf aus Magersucht, Bulimie und Depression. Ich schrie immerzu innerlich nach Aufmerksamkeit, war aber nicht imstande diese - wenn ich sie doch mal bekam - anzunehmen. Bzw. bekam ich dies Aufmerksamkeit nur von Personen (z.B. Mutter) die ich nicht sonderlich mochte :?
Stattdessen erkor ich mir meine damalige Mathe Lehrerin als meine "Retterin", der ich für einige Zeit lang meine ganze Aufmerksamkeit und "Liebe" schenkte. Über die Jahre hat sich dieses Verhältnis zu dieser Person normalisiert und sie ist heute eine noch immer eine sehr wichtige, aber in gesundem Maße bedeutende Person.

Mein damaliger seelischer Ausnahmezustand gipfelte nach Jahren (ich war mittlerweile 18 Jahre alt) in einem halbherzigen Selbstmordversuch. Ich wollte nicht wirklich sterben, legte mir - als ich an meiner Pulsader herumschnitt - gleich einen Zettel mit meiner Blutgruppe und ein Telefon für den Notarzt bereit. :roll: Aber soweit kam es dann nicht, ich war zu feige, sodass außer einem tiefen Schnitt an meinem Handgelenk nicht mehr daraus wurde. Keiner bemerkte etwas davon.
Es war wieder ein Schrei nach Aufmerksamkeit.

Doch ich kämpfte und rang nach Jahren diese verfluchte Krankheit Bulimie nieder. Ebenfalls ganz alleine :(

2001 lernte ich meinen heutigen Mann kennen und nach den ersten furchtbaren Monaten, in denen ich schlimmstens unter Verlustängsten bezügl. meines Mannes litt (bin ein Scheidungskind) besserte sich meine Situation und ich erlebte schöne Jahre.
Nur 2005 - nach der Geburt meiner Tochter litt ich ein paar Tage unter einer Wochenbettdepression. Ich lief heulend durch den Wald und bettelte zum lieben Gott, dass er alles wieder wie vorher machen solle. Er solle dieses Baby wieder holen :cry:
Ich hielt das Geschrei meines Babys nicht aus! Aber auch dieses Tief verflog nach ein paar Tagen und seitdem ist meine Tochter fast 5 Jahre und mein größter Stolz.

Nun bin ich wieder schwanger und durch diverse SS-Komplikationen die mich emotinal sehr mitgenommen haben, sind meine alten Probleme aus der Jugend wieder so präsent dass es mich fast umhaut :shock: Und wieder habe ich - wie damals in meiner Jugend - eine Frau (meine Ärztin) an meiner Seite, die mich emotional auffängt und zu der ich jederzeit kommen kann. Das ist schön oder? Leider löst dies erneut den "Zwang" nach Aufmerksamkeit in mir aus. Ich überlege was ich machen oder tun kann, damit ich ihre Aufmerksamkeit/ihr Mitgefühl errege und ich mit ihr reden kann. Ihr könnte euch nicht vorstellen wie sehr es meiner Seele gut tut, wenn mich diese Frau in den Arm nimmt und mir sagt dass alles gut wird :oops:

An einem Tag geht es mir gut und ich bin glücklich, aber schon am nächsten Tag kann ich nur weinen, komme kaum aus dem Bett und die kleinsten Sachen wie aufräumen stellen dann schier unüberwindbare Hindernisse für mich dar.

Mir ist in den letzten Tagen klar geworden, dass ich die Dämonen meiner Vergangenheit nicht besiegt, sondern nur verdrängt habe und es wohl doch einer professionellen Auf- und Verarbeitung deren bedarf. Diese Erkenntnis ist sehr bitter und macht mich traurig.
Andererseits weiß/hoffe ich dass ich stark bin - stark genung mich meinen Problemen zu stellen und diese anzupacken :roll:

Vielen Dank fürs Lesen!
aida
luise74

Beitrag von luise74 »

Hallo aida,
ich habe auch soeben einen thread verfasst. Ich bin ebenfalls schwanger und habe das Gefühl, dass mich einige Dinge aus meiner Vergangenheit wieder einholen. Auch ich litt in meiner Jugend eine zeitlang an Magersucht und Bulimie und habe selbst wieder daraus gefunden. Deshalb erinnern mich einige Passagen deines Textes an mein Schicksal. Jetzt bin ich in der 28 SSW und mir geht es zeitweise sehr schlecht. Auch ich bin dann nicht in der Lage irgendetwas zu machen. Kleinste Kleinigkeiten sind ein riesen Kraftaufwand. Zunächst habe ich gedacht, ich müsse mich wohl einfach mal zusammen reißen. Aber damit ist es wohl doch nicht getan.
LG luise74
luise74

Beitrag von luise74 »

Ich habe gerade gesehen, dass du mir bereits geschrieben hast. Ja, ich denke die Vergangenheit spielt eine große Rolle. Manchmal spüre ich ganz klar Gefühle /Abneigungen, die mit meiner Kindheit zusammenhängen. Ich habe mir bereits eine Therapeutin gesucht, kann mir aber bislang nicht vorstellen, wie man es durch Gespräche schaffen soll, damit zurechtzukommen.
Darf ich fragen, wie alt du bist?
LG
aida27

Beitrag von aida27 »

Ja natürlich kannst du fragen - ich bin 27 Jahre alt. Noch so ein Problemchen von mir. Ich kann es nicht abhaben älter zu werden. Das fing an als ich 17 Jahre alt wurde. Ich denke mir immer, jetzt bist du schon so alt und was hast du bisher in deinem Leben erreicht? :oops: Objektiv gesehen eine Menge, aber subjektiv NICHTS. :roll:

Ich bin zwar nicht sonderlich religiös, habe aber eine Art "Ersatz-Mutter" die gläubig ist und mit mir sehr lange und gute Gespräche geführt hat. Man muss - glaube ich - lernen verzeihen zu können. Weißt du wie ich das meine? Ich z.B. kann meine Mutter nicht ändern, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen in der sie mir psychisches Leid zugefügt hat, mich mit ihrem Schlankheitswahn indirekt in die Magersucht/Bulimie getrieben hat.
Aber ich kann/muss MEINEN inneren Frieden damit schließen. Ich muss das Geschehene akzeptieren, was vielleicht nur geht, wenn ich ihr ein Stück weit VERZEIHE.
luise74

Beitrag von luise74 »

Ehrlich gesagt, kann ich es mir mit dem "verzeihen" nicht so ganz vorstellen. Das liegt wahrscheinlich an der Beziehung, die man zu seiner Mutter hat. Ich habe z.B. gar kein Verhältnis zu meiner Mutter. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich vier war. Meine Mutter hat wieder geheiratet. Dieser Mann hat getrunken und geschlagen. Als ich ca. 12 Jahre alt war hat meine Mutter sich für diesen Mann und gegen uns Kinder entschieden. Meine beiden Brüder und ich sind dann zu meinen Vater gezogen, was im Nachhinein natürlich das beste war. Ich habe zu Beginn meines Studiums noch einmal gedacht, ich könne eine Beziehung zu ihr aufbauen. Das hat aber nicht funktioniert. Seitdem und auch vorher habe ich mir eigentlich nie Gedanken über das Verhältnis zu meiner Mutter gemacht. Für mich war sie immer eine Frau, die sich nicht um uns gekümmert hat. Fertig. Keine Gefühle. Keine Abneigung, keine Trauer, nix. In der ersten Stunde mit meiner Psychotherapeutin kam dieses Thema irgendwie auf den Tisch. In dem Moment war ich betroffen. Sie meinte, das läge daran, dass ich jetzt selber Mutter bin. Ich habe mir dann kurzfristig Gedanken gemacht. Aber jetzt ist es so wie vorher. Ich kann sie und ihre Entscheidung zwar nicht verstehen. Aber ich habe kein Gefühl in mir. Deswegen weiß ich auch nicht, ob ich ihr ggf. verzeihen müsste. Ich denke, du hast dir schon viele Gedanken über deine Mutter und dein Verhältnis zu ihr gemacht. Und das ist sicher auch gut so, da du schon "irgendwie" für dich zu einem Ergebnis gekommen bist. Verstehst du, wie ich das meine?
aida27

Beitrag von aida27 »

luise74 hat geschrieben:Ehrlich gesagt, kann ich es mir mit dem "verzeihen" nicht so ganz vorstellen. Das liegt wahrscheinlich an der Beziehung, die man zu seiner Mutter hat. Ich habe z.B. gar kein Verhältnis zu meiner Mutter. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich vier war. Meine Mutter hat wieder geheiratet. Dieser Mann hat getrunken und geschlagen. Als ich ca. 12 Jahre alt war hat meine Mutter sich für diesen Mann und gegen uns Kinder entschieden. Meine beiden Brüder und ich sind dann zu meinen Vater gezogen, was im Nachhinein natürlich das beste war. Ich habe zu Beginn meines Studiums noch einmal gedacht, ich könne eine Beziehung zu ihr aufbauen. Das hat aber nicht funktioniert. Seitdem und auch vorher habe ich mir eigentlich nie Gedanken über das Verhältnis zu meiner Mutter gemacht. Für mich war sie immer eine Frau, die sich nicht um uns gekümmert hat. Fertig. Keine Gefühle. Keine Abneigung, keine Trauer, nix. In der ersten Stunde mit meiner Psychotherapeutin kam dieses Thema irgendwie auf den Tisch. In dem Moment war ich betroffen. Sie meinte, das läge daran, dass ich jetzt selber Mutter bin. Ich habe mir dann kurzfristig Gedanken gemacht. Aber jetzt ist es so wie vorher. Ich kann sie und ihre Entscheidung zwar nicht verstehen. Aber ich habe kein Gefühl in mir. Deswegen weiß ich auch nicht, ob ich ihr ggf. verzeihen müsste. Ich denke, du hast dir schon viele Gedanken über deine Mutter und dein Verhältnis zu ihr gemacht. Und das ist sicher auch gut so, da du schon "irgendwie" für dich zu einem Ergebnis gekommen bist. Verstehst du, wie ich das meine?
ja ja - das Mutter-Tochter Verhältnis :roll: Meine Eltern haben sich auch scheiden lassen, wo ich vier Jahre alt war. Ich blieb - obwohl ich eher ein Papa-Kind war natürlich bei meiner Mutter.
Ich glaube, dass es bei den eigenen Eltern fast nicht möglich ist keine Gefühle ihnen gegenüber zu haben. Fragst du dich nicht, warum sie sich damals "gegen" euch entschieden hat? War sie so in ihrer zerstörenden Beziehung gefangen und wollte sie euch, indem sie euch ein friedvolleres Leben bei eurem Vater gab, schützen oder wart ihr ihr lästig?
Das Verhältnis zur Mutter ist das erste und - so glaube ich - prägendste was ein Mensch erfahren kann. Hier wird von klein auf ein Urvertrauen hergestellt oder zerstört.
Dir ist deine Mutter nicht egal! Schau mal, du wirst bald selbst Mutter und denkst du nicht ab und zu darüber nach, wie du mit deinem Kind umgehen wirst. Denken wir uns alle nicht oft - ich mache es besser wie meine Mutter. Ich mache nicht dieselben Fehler wie sie.
Ich glaube man kann seine Eltern nicht aus dem Leben verbannen, dafür waren sie zu prägend - im Leben jedes Menschen. Aber man kann sich damit auseinander setzen und wege finden dass diese Beziehung nicht mehr belastet. Sozusagen damit Frieden schließen!

Ich für mich persönlich weiß, dass ich gewissen Verhaltensweisen habe, die ich dem gestörten Verhältnis zu meiner Mutter zu verdanken habe. Und das muss ich aufarbeiten, weil mich diese Verhaltensweisen belasten.

Zu meiner Mutter habe ich heute ein oberflächlich gutes Verhältnis. :wink: Wir können gut über alltägliches sprechen und sehen uns auch - wegen meiner Tochter - mindestens 1x pro Woche. Aber ich konnte/kann niemals mit wirklichen Problemen zu ihr kommen und werde auch heute noch von ihr grundsätzlich falsch verstanden. :?

lg
aida
Juliane

Beitrag von Juliane »

aida27 hat geschrieben:
luise74 hat geschrieben: Dir ist deine Mutter nicht egal! Schau mal, du wirst bald selbst Mutter und denkst du nicht ab und zu darüber nach, wie du mit deinem Kind umgehen wirst. Denken wir uns alle nicht oft - ich mache es besser wie meine Mutter. Ich mache nicht dieselben Fehler wie sie.
Ich glaube man kann seine Eltern nicht aus dem Leben verbannen, dafür waren sie zu prägend - im Leben jedes Menschen.
Ich muss dir da vollkommen recht geben. Bestimmt 99 % aller Teenager erleben eine Phase, in der sie prinzipiell niemals so werden wollen wie ihre Eltern.

Aber wenn man als Erwachsener Mensch mit viel mehr Erfahrungen und Einsicht auch noch so denkt, steckt tatsächlich "Wahrheit" dahinter. Aber ich finde dieses Denken gar nicht mal falsch. Es zeigt doch, dass man sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt - und ich denke, das allein ist doch auch schon eine Art Aufarbeitung.

Ich komme aus einem "behüteten" Elternhaus, aber selbst bei mir gibt es Dinge, die ich mit meiner Tochter definitiv anders mache als wie es meine Eltern mit uns Kindern gemacht haben.

Wenn man aus einem eher "schwierigen" Elternhaus kommt, ist es doch umso besser, wenn man mit seinem Kinmd eben nicht auch so (darf ich sagen lieblos?) umgeht, sondern mit Leidenschaft Mama ist und seine Kinder auf Händen trägt. Ihr könnt doch stolz darauf sein! Denn ihr seid alles tolle Mamas, die es eben nur etwas schwerer haben als "normale" Mütter und dem zufolge sogar noch mehr leistet!
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