Hallo zusammen,
ich will Euch allen mit diesem Thread Mut machen, vor allem aber denen, die Angst vor einem stationären Aufenthalt haben. Oft wird ja (verständlicherweise, um es zu verarbeiten) nur Negatives aus der Klinik berichtet. Dem möchte ich meinen Bericht entgegenstellen.
Ich habe seit Ende der Schwangerschaft eine Depression, die nach der Geburt meines Sohnes Anfang Januar 2009 richtig schlimm wurde. Lange habe ich mich so über die Runden geschleppt. Im Mai habe ich dann eine ambulante Psychotherapie angefangen, die mir schon sehr gut tat, im September wurde alles jedoch so schlimm, daß ich mit einem AD angefangen habe und mich zu einem stationären Aufenthalt entschlossen habe.
Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine persönliche Erfahrung mit der Psychiatrie. Ich war auf einer offenen Station. Die erste Woche war mein Sohn bei meinem Mann und ich hatte Zeit zum Atem holen. Ich habe an viel Angeboten der Physiotherapie teilgenommen und hatte zwei Einzelgespräche. Abends habe ich etwas zum Schlafen bekommen, was nach einer Woche dann auch gewirkt hat.
Mich hat sehr die Frage gequält, ob ich denn krank genug sei, mich dort so "auszuruhen", bis mir ein Psychologe gesagt hat, auf der Station wären noch Betten frei, sollen doch alle kommen, die meinen, sie wären auch krank. Durch Gespräche mit meinen Mitpatienten habe ich erfahren, daß alle, obwohl sie Depressionen aus ganz unterschiedlichen Gründen hatten, alle ähnlich fühlen und ähnliche Zweifel haben.
Zwischendurch ging es mir einige Male noch sehr schlecht. Es war aber gut, das in diesem geschützten Rahmen einfach mal zuzulassen, sich Trost zu holen beim Pflegepersonal und einfach seinen Launen freien Lauf zu lassen. Ich bin mehr als einmal tränenüberströmt über den Flur gegangen. Gut getan hat auch die Erfahrung, daß es besser wird und wieder weg geht und daß ich nicht alleine damit bin.
Zusätzlich habe ich in der Gesprächstherapie einiges an Rüstzeug für die Zeit nach meinem Aufenthalt bekommen, an dem ich jetzt mit meiner Therapeutin weiterarbeiten kann.
Ich war sechs Wochen dort, fünf davon mit meinem Sohn. Er hat es gut verkraftet, ist fröhlich wie eh und je. Für mich war es vor zwei Monaten die einzig richtige Entscheidung, mir ist dort so vieles klar geworden. Ich habe sehr nette Menschen getroffen, habe gelernt zu den nicht netten auch nicht nett sein zu müssen und kenne mich selber besser als früher.
Also habt keine Angst, wenn Euch vorgeschlagen wird, stationär irgendwo hin zu gehen. Es ist Eure Entscheidung, das zu tun oder auch wieder zu gehen. Mir hat es sehr geholfen.
Viele Grüße von Leuchtkäfer
Psychiatrie-Erfahrung
Moderator: Moderatoren
Re: Psychiatrie-Erfahrung
Leuchtkäfer,Leuchtkäfer hat geschrieben:Mich hat sehr die Frage gequält, ob ich denn krank genug sei, mich dort so "auszuruhen", bis mir ein Psychologe gesagt hat, auf der Station wären noch Betten frei, sollen doch alle kommen, die meinen, sie wären auch krank. Durch Gespräche mit meinen Mitpatienten habe ich erfahren, daß alle, obwohl sie Depressionen aus ganz unterschiedlichen Gründen hatten, alle ähnlich fühlen und ähnliche Zweifel haben.
für mich hast du alles goldrichtig gemacht.
Aus deinem Bericht entnehme ich für mich zwei wichtige Dinge, nein, eigentlich drei, nein vier. a.) Dein Psychologe war einer "Wisser" bzw. eine "Wucht" hihi, b.) PPD und Depression "kann" in der Entstehung vielleicht anders sein, aber in allem anderen deckt sich so manches, c.) dein Fazit keine Angst vor einer stationären Behandlung zu haben
und d.) einfach schön jemanden auch sagen zu hören, dass es seinem Kind nicht geschadet hat. Denn welchem Kind schadet es schon wirklich bei seiner Mutter zu sein, egal was sie durchmacht. Hut ab. Ganz toll gemacht, Leuchtkäfer. Danke für den Beitrag.
LG Anna
Ich kann mich dem nur anschließen.
Ich war 7 Wochen auf der offenen Station. Mir ging es in dieser Zeit streckenweise sehr schlecht. Und ich war sehr froh, dass dort in Schkeuditz so erfahrenes und wirklich sehr nettes Personal beschäftigt war/ist, die mich in dieser Akutphase aufgefangen haben.
Meine Erfahrungen dort habe ich bereits im Forum (siehe Mutter-Kind-Einrichtungen - Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz) niedergeschrieben.
Ich kann es jedem nur empfehlen, sich besonders in solch akuten Phasen (auch stationär!!!) von Fachleuten helfen zu lassen.
Es war (und ich denke auch für meine Familie) sehr erleichternd, dass man wusste, mir passiert dort nichts und ich bin dort gut aufgehoben.
Mir taten die Wochen dort gut. Nach 7 Wochen verspürte ich Heimweh und die Ärzte bekräftigten dies und hießen es gut, dass ich mich auf zuhause freue. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Auch die Thematrik Psychiatrie ist leider bei uns noch ein weiteres Tabu - in anderen Ländern (z. B. Amerika) gehört diese "Kur" schon fast "zum guten Ton"
Ich war 7 Wochen auf der offenen Station. Mir ging es in dieser Zeit streckenweise sehr schlecht. Und ich war sehr froh, dass dort in Schkeuditz so erfahrenes und wirklich sehr nettes Personal beschäftigt war/ist, die mich in dieser Akutphase aufgefangen haben.
Meine Erfahrungen dort habe ich bereits im Forum (siehe Mutter-Kind-Einrichtungen - Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz) niedergeschrieben.
Ich kann es jedem nur empfehlen, sich besonders in solch akuten Phasen (auch stationär!!!) von Fachleuten helfen zu lassen.
Es war (und ich denke auch für meine Familie) sehr erleichternd, dass man wusste, mir passiert dort nichts und ich bin dort gut aufgehoben.
Mir taten die Wochen dort gut. Nach 7 Wochen verspürte ich Heimweh und die Ärzte bekräftigten dies und hießen es gut, dass ich mich auf zuhause freue. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Auch die Thematrik Psychiatrie ist leider bei uns noch ein weiteres Tabu - in anderen Ländern (z. B. Amerika) gehört diese "Kur" schon fast "zum guten Ton"
Und was ich fast noch vergessen hätte: auch meiner Tochter hat der Aufenthalt in diesen 7 Wochen nicht geschadet. Sie ist ein sehr kluges Kind, auf das ich jeden Tag sehr stolz bin. Ich denke, es war auch für sie besser, dass ich (bzw. wir beide) dort waren, denn dort habe ich "gelernt" mit meiner Kleinen zu kuscheln und sie zu umsorgen. Ich hatte sie 24 h jeden Tag um mich, eine große Herausforderung. Und ich hatte so Angst davor - das alleine nicht zu meistern.
Rückblickend kann ich aber sagen: Na klar, habe ich das geschafft. Und das richtig super.
Und jede von euch schafft das auch!
Rückblickend kann ich aber sagen: Na klar, habe ich das geschafft. Und das richtig super.
Und jede von euch schafft das auch!
Lieber Leuchtkäfer,
vielen Dank für dein "Mut machen". Ich finde es auch gut, das ihr beide erwähnt habt, das es euren Kindern ganz und gar nicht geschadet hat.
Es freut mich sehr für euch, das ihr es als positive Erfahrungen verbuchen könnt.
Wenn ich nicht schon seit 2 Jahren an der PPD leiden und arbeiten würde, hätte ich den aktuellen Vorschlag meiner Ärztin sicher auch gut annehmen können stationär behandelt zu werden. Aber zu diesem Zeitpunkt finde ich es für mich zu spät. Was hilft es, wenn man nur noch einen schlechten Tag im Monat hat?!
Ich wäre gerne innerhalb des ersten Jahres mit meinem Sohn zu so einem Aufenthalt aufgebrochen, aber da hatte man ja noch gar nicht erkannt was mit mir los war/ist.
Ich hoffe jedenfalls das ihr hier vielen den Mut gebt, es auszuprobieren.
Zum richtige Zeitpunkt ist es sicher eine sehr gute Sache.
Liebe Grüße,
Feebie
vielen Dank für dein "Mut machen". Ich finde es auch gut, das ihr beide erwähnt habt, das es euren Kindern ganz und gar nicht geschadet hat.
Es freut mich sehr für euch, das ihr es als positive Erfahrungen verbuchen könnt.
Wenn ich nicht schon seit 2 Jahren an der PPD leiden und arbeiten würde, hätte ich den aktuellen Vorschlag meiner Ärztin sicher auch gut annehmen können stationär behandelt zu werden. Aber zu diesem Zeitpunkt finde ich es für mich zu spät. Was hilft es, wenn man nur noch einen schlechten Tag im Monat hat?!
Ich wäre gerne innerhalb des ersten Jahres mit meinem Sohn zu so einem Aufenthalt aufgebrochen, aber da hatte man ja noch gar nicht erkannt was mit mir los war/ist.
Ich hoffe jedenfalls das ihr hier vielen den Mut gebt, es auszuprobieren.
Zum richtige Zeitpunkt ist es sicher eine sehr gute Sache.
Liebe Grüße,
Feebie
Hast schon recht feebie,
die Psychiatrie war eine wertvolle Erfahrung für mich. aber die 2. "beste Therapie" war es für mich, nach dem Baby-Jahr wieder arbeiten zu gehen. Raus aus dem Käfig, der sich Wohnung nannte, rein in die Arbeitswelt.
Klar, am Anang hat das echt Nerven gekostet. Aber nach der Einarbeitung dann auch wieder die Bestätigung und das Lob von den Kollegen bzw. Chef zu bekommen, war auch sehr toll und hat mir und meinem Ego sehr gut getan.
und wenn man durch Arbeit abgelenkt ist, grübelt man auch nicht so viel über seine Probleme nach und horcht auch nicht so in sich hinein.
Aber alles zu seiner Zeit...
die Psychiatrie war eine wertvolle Erfahrung für mich. aber die 2. "beste Therapie" war es für mich, nach dem Baby-Jahr wieder arbeiten zu gehen. Raus aus dem Käfig, der sich Wohnung nannte, rein in die Arbeitswelt.
Klar, am Anang hat das echt Nerven gekostet. Aber nach der Einarbeitung dann auch wieder die Bestätigung und das Lob von den Kollegen bzw. Chef zu bekommen, war auch sehr toll und hat mir und meinem Ego sehr gut getan.
und wenn man durch Arbeit abgelenkt ist, grübelt man auch nicht so viel über seine Probleme nach und horcht auch nicht so in sich hinein.
Aber alles zu seiner Zeit...