Verwirrt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Vicky

Verwirrt

Beitrag von Vicky »

Guten Abend,

bin auch mal wieder hier.

Ich komme grad von einer sehr netten Bekannten, die kurz vor Entbindung steht.

Nun bin ich unruhig, habe innere Spannungen und einen Kloß im Hals.

Sie hat mich nach der Geburt etc. gefragt, ich habe natürlich nicht viel gesagt, da ich nun auch nicht das Musterbeispiel einer Gebärenden bin und sie sowieso schon Angst hat.

Auf einmal ist ganz viel präsent und ich versuche es wohl zu verdrängen.
Mensch, ich denke, ich würde das nie wieder schaffen.
Außerdem bin ich soooooo traurig, daß mir die ersten 9 Monate mit meinem Sohn sozusagen fehlen, da ich diese schwere Depression hatte.
Ich hatte auch das Baby der Nachbarin auf dem Arm, es ist 5 Monate und so süüüß.
Ich weiß von meinem Sohn da nichts mehr. Als mein Sohn 6 Monate alt war, stand ich kurz vorm Suizid, habe mich ja noch aus letzter Kraft in die Psychiatrie bewegen können.
Zum Glück habe ich wenigstens viele Fotos von ihm gemacht.
Ich bin so vernarrt in kleine Kinder, das war ich früher schon und dann lief es so besch... bei mir.
Ich liebe meinen Kleinen über alles, bin jeden Tag dankbar dies jetzt fühlen zu dürfen.
Aber jetzt tut es unheimlich weh, es zerreißt mir fast die Brust, seelische Schmerzen, brennend, unerträglich!!!!
Wieso mußte ich so krank werden?
Warum konnte ich keine gesunde Mutter haben zu der ich eine normale Beziehung haben kann, die mich in den Arm nimmt und tröstet?
Ist es nicht schlimm, daß ich den Kontakt zu ihr abbrechen mußte, da ich es nicht mehr verkrafte?

Heute arg angekratzt und am Zweifeln,
Vicky :cry:
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Vicky!

Kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr dich das alles wieder aufwühlt...

Das kann ich auch gut nachvollziehen - mir geht es auch immer so, wenn ich meine Schwester mit ihrem Kind sehe... Da kommt manchmal so vieles wieder hoch...

Weißt Du, auch ich denke manchmal: Mensch, das schaffst du nicht nochmal. Und auch ich und bestimmt ganz viele - wenn nicht alle Mamas hier - "trauern" der Zeit nach, in der es ihnen schlecht gegangen ist und wir das verpasst haben, was nieeeee mehr wieder kommt. Vorbei ist vorbei.

Aber genau das mußt du dir vor Augen führen: was vorbei ist kannst du nicht mehr ändern. Es ist geschehen. Aber dafür haben wir die Gegenwart und die Zukunft.

Ich glaube dir, das du sehr traurig bist. Aber nützt es dir etwas? Bringt es dir die Zeit zurück?

Auch ich schaue immer wieder in den "Rückspiegel" - aber letztendlich muss man sich eingestehen und dazu zwingen, die Vergangenheit als vorbei zu betrachten und wieder nach vorne zu sehen. Glaub mir, das gelingt der lieben Bambam auch nicht oft - aber was nützt es mir? Ich - und vor allem du auch - machst dir die Gegenwart, in der es dir ja jetzt besser geht :!: :!: :!: - nicht einfacher! Genieße euer Leben - JETZT!!!!


Ganz liebe Grüße,
Bambam
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

hallo,

auch ich begreif erst jetzt, wie wenig ich noch von den ersten Monaten in Erinnerung habe - nicht das erste Lächeln von meinem Kleinen hab ich in Erinnerung, sondern nur diese unerträglichen Gedanken und Ängste,die mich damals den ganzen Tag quälten - erst heute, wenn ich mir die Fotos von meinem Jüngsten anschau, seh ich was für ein liebes Baby er war - und bin natürlich auch traurig darüber, es damals nicht so empfunden zu haben - ich weiß noch, wie meine Schwiemu einmal zu mir sagte, na das ist ja so ein süsser Bub - und ich mir dachte, na ein "normales Baby" ist er halt :roll: einfach nicht fähig, diese Liebe, die ich heute für ihn empfinde, damals zu spüren.

Ich glaub, auch diese Erfahrung mit der Trauer und den ganzen Zweifeln gehört zu unserer PPD - und wir dürfen diese Trauer auch zulassen - aber sie sollte nicht unser heutiges Leben bestimmen - so wie Bambam schon sagte, vorbei ist vorbei :!:

Und drum lasst uns nach vorne schauen und den heutigen Tag mit unseren Mäusen genießen :D

lg
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Vicky,

genau dieses Thema beschäftigt mich zur Zeit sehr. Ich habe auch große Probleme, mit Schwangeren oder Müttern mit kleinen Kindern unbefangen umzugehen. Auch bei mir kommt dann soviel hoch.
Ich habe für mich entschieden, daß ich für diese Gefühle (sehr passend wie Du dieses Zereissen der Brust beschreibst) einen Platz im Leben brauche und nicht einfach in die Zukunft schauen kann, bevor dieser Platz gefunden ist. Das habe ich die letzten Monate versucht und jedesmal, wenn alles wieder hochkommt, werd es viel schlimmer.
Ich denke, jede muß da ihren eigenen Weg finden, das Erlebte zu betrauen und zu verarbeiten. Folge da am besten Deinem Bauchgefühl.
Ich hoffe, dann wird es irgendwann besser.

Grüße von Leuchtkäfer
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