Medikamente gegen Angst und ZG`s

Erfahrungen mit Medikamenten, Fragen, Infos, Tipps, ...

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lotte

Beitrag von lotte »

Wow, da biste doch ein gutes Stück ins analysieren geraten ;) Und vieles, was Du schreibst, finde ich recht schlüssig. Gerade das mit den Eltern/Müttern: ich war auch nie richtig abgenabelt. Meine Mum wollte mich immer mit ihren Erzählungen vor meinen eigenen Erfahrungen warnen! Also, wenn sie dann hierkamen, habe ich mich auch immer bemüht, möglichst alles richtig zu machen. Nicht rauchen, sonst enterben sie mich, ordentliche Klamotten an ; usw. Aber das ging ja nie! Weil ich ich bin. Sie hatte es dann mehr mit mir, nicht so mit den Kids. Da hat sie sich nicht getraut. Heute sag ich ihr klipp und klar, was ICH meine und möchte.

Aber vieles, was sie mir eben früher eingetrichtert haben (die Nachbarn, wie die gucken usw) passt nicht zu meinem Leben und denken. Also weg damit. Und keine Angst, der Vulkan lässt immer nur bisserl Lava los, gerade so viel, wie Du verträgst. Selbstschutz!

Die Kleinigkeiten häufen sich aber mit der Zeit, und irgendwann leidet die Seele darunter. Dann heisst es, sich "verändern", Ballast abwerfen, sich selbst finden.

Deine Schwester hat den Abnabelungsprozess vielleicht schon hinter sich ;) Und klar, jetzt wo Dein Sohn bald geboren wird, hast Du Angst, dass es schlimmer werden könnte, weil es dann ja alles hoch 2 ist. Und das ist zuviel. Du bist DU und musst nicht Deiner Mutter folgen. Sie hat dich auch noch lieb, wenn Du dein Ding lebst. Und wirst sehen, je mehr du das verteidigen kannst nach aussen hin, desto mehr läßt sie dich mit ihren Tipps in Ruhe.

Es gibt ja nie den EINEN Auslöser, aber ich bin ganz sicher, dass da was dran ist. Besprich das doch mal mit deiner Thera ;)

LG
Lotte
lotte

Beitrag von lotte »

Ach so: nach aussen hin bin ich auch die coole, die alles schafft. Im Inneren lauerte aber meine Angst, meine Verletztheit, mein kleines ego von früher.

Diese beiden Seiten zusammenzubringen, das ist die Krux ;) Das ist für mich die Mitte gewesen.
bambam

Beitrag von bambam »

Ich denke, dass ist vielleicht eines von vielen Puzzlestücken - da hast du recht!

Was aber komisch ist ist die Tatsache, dass ich trotzdem immer noch die Nähe meiner Mutter suche. Gerade als meine Große auf die Welt kam war ich fast jeden Nachmittag bei ihr gesessen. Vielleicht um diese Art Sicherheit und Strukturiertheit wieder zu finden, vielleicht aber auch damit mir Mama sagt, was jetzt gemacht wird.

Einerseits bin ich die taffe Frau, die alles geregelt bekommt: Job, Haushalt, Kind, Mann etc. Nach außen. Für mich selber - unter dem selbstkritischen Auge von Bambam - passt dass oft gar nicht. Ich bin sehr schnell unzufrieden und sehr schwer zufrieden zu stellen.
Früher allerdings - vor der Geburt meiner Großen - war das aber auch so: ich war die taffe Frau. Ich hab ausgeteilt. Ich hab auch eingesteckt. Aber gut wars. Vielleicht ist durch die Geburt meine sensible Seite aufgebrochen - so sieht es auch mein Mann.

Und du hast das mithilfe der Therapie so in den Griff bekommen dass du sagst: nö, jetzt pfeifft alles mal nach meiner Pfeife? Bzw. jetzt mach ich das mal so wie ich meine?

Manchmal weiß ich nämlich gar nicht, was ich eigentlich will. Außer wieder "gesund" werden natürlich. Normal leben. Ohne diese dauernden Gedanken und Ängste. Hab ich dann dazwischen mal einen Tag wo es so ähnlich läuft wie es sollte mach ich mir schon wieder nen Kopf: siehste Bambam, jetzt machste auch nix anders als sonst und es läuft. Und schon dreht sich die Gedankenspirale wieder in alle Richtungen...

Werd mich mit meiner Thera da mal drüber unterhalten. Diesmal ist es ja eine tiefenpsychologische VT (oder so ähnlich) - geht jedenfalls auch in die Vergangenheit.

Hab vorhin mit meiner Kleinen in ihrem Zimmer gespielt. Kennst du das auch wenn du dir selber den Druck machst: du musst jetzt mit deinem Kind was unternehmen. Du musst jetzt mal mit ihr/ihm spielen. Und das Kind wünscht sich das auch noch. Und du sitzt da und möchtest einfach nicht wirklich? Ich hatte wieder so ein schlechtes Gewissen... Ich fühlte mich so als schlechte Mutter. Und jetzt kommt noch ein Kind...

Fällt mir nochwas ein: andererseits ist aber auch so, dass meine Mutter beispielsweise äußerst selten etwas mit uns gespielt hat. Das war eher immer meine Oma. Auch heute ist meine Mutter nicht so die Parade-Oma, die mit ihren Enkeln am Boden sitzt und stundenlang spielt. Da denk ich mir dann auch: warum machst du dir da überhaupt Gedanken?

Ich weiß aber auch, dass sie es ja nur gut meint mit ihren Tipps. Theorie-Bambam spricht, merkst was?! :wink:

So wie es aussieht hast du das aber gut hinbekommen mit den 2 Seiten der lieben Lotte... :lol:

Sag mal, hast du alternativ zu deinen Medis nochwas genommen? Wie Bachblüten etc.?


LG,
Bambam
lotte

Beitrag von lotte »

Dass Du zu deiner Mutter gegangen bist, ist nicht komisch. Du hast zu wenig Vertrauen in Dich selbst und bist ja damit selber manchmal noch "klein". Was Du da jetzt aber "suchst", bei Deiner Mum, findest Du nicht mehr. Du bist gross und kannst selber bestimmen, was Sache ist ;)
Ich hatte das "Mama gehen" auch eine Zeitlang, bis ich gemerkt habe, es tut mir nicht gut.

Vor meinen Geburten war ich auch ein "Haudegen". Mit Elisa, der Kleinen wurde ich quasi gezwungen, mich mit mir selbst zu beschäftigen und nicht alles mit grosser Klappe zu überspielen.

Ja, die Theorie hat mir gezeigt, dass nichts "passiert", wenn ich sage, was ich möchte. Dachte auch immer, muss es allen recht machen, lustig sein usw. Das funktioniert irgendwann nicht mehr. Nach meiner Pfeife tanzt deswegen niemand, aber ich kann mich jetzt besser auf der Erwachsenen-Ebene mitteilen.

Das gilt genauso fürs Zusammenleben und spielen mit den Kids. Ja, hatte ich früher auch, dauernd um sie rum sein (um mich war nämlich niemand so viel rum, und ich habe dann quasi extrem in die andere Richtung tendiert, also alles machen für die kids). Das hat nun auch nachgelassen. Wenn Du einmal den Punkt erwischt hast, geht es in vielen Dingen einfach automatisch, weil fast alles miteinander verbunden ist.

Sicher kann sie das Beste für Dich wollen, aber sie lebt ja nicht dein Leben! Nicht alles was sie sagt, muss für Dich passen.

Bachblüten hatte ich mal ne Weile, bin aber nicht dran geblieben.Mir hat mein Medi dann eben noch weiter nach oben geholfen. Aber Yoga, Entspannen usw mach ich schon ;)

LG
Lotte
War ja auch ein harter, langer Weg ;)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöle,

gegen meine Angst und ZG hat mir ein so genannter "Serotonin Wiederaufnahme Hemmer" sprich "Cipralex" (aber in hoher Dosis) sehr geholfen. Das ist ein ganz normales Antidepressiva, dass Angstmildernd wirkt. In der Regel machen diese Medis nicht müde, dämpfen nicht und man wird einfach wieder "Ich" man wird fühlt sich einfach normal damit. Laut Forschung helfen AD (Serotonin Wiederaufnahmehemmer) in hoher Dosis sehr gut gegen Ängste und ZG!

Medikamente wie Lorazepam (Tavor, Xanor, Tafil usw.) sind keine Antidepressiva und werden auch nur als Überbrückung bis z.B. ein AD wirkt, genommen da sie sonst abhänging machen. Diese Medis können auch sehr dämpfen, was ich auch ein wenig so erlebt habe. Daher ist auch hier eine Dauermedikation absolut nicht ratsam.

Bzgl. PTBS: Ich habe noch auf einen Beitrag von dir geantwortet - der Gedanke kam mir nämlich auch!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
bambam

Beitrag von bambam »

Hey Marika!

Danke für den Tipp! Ich dachte aber, das Citalopram im Endeffekt dasselbe wie Cipralex ist...?


Gruß,
Bambam
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

hallo Bambam,

ich hatte mal eine Zeit, da waren die Ängste und ZG vor dem Einschlafen sehr schlimm - ich hab einige Zeit versucht, es mit Baldrian in den Griff zu kriegen - aber es war ein ewiger Kampf :( seit ein paar Monaten nehm ich abends Trittico, da dieses Medi eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung hat :-) sehr gut für mich und auch das weiterschlafen ist kein Problem mehr,wenn ich mal wegen der Jungs auf muss!

ich wünsch dir einen schönen Abend

lg
smaugerl
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ja, Cipralex und Citaloparm ist eigentlich das gleiche - beides sind klassische AD´s - in dem Falle "Serotonin Wiederaufnahme Hemmer". Der Wirkstoff in den Tabs verhindert, dass der Botenstoff Serotonin zu schnell in den wieder in den Blutkreislauf aufgenommen wird, also zu schnell verstoffwechselt wird und länger an der Stelle verbleiben kann, wo er gebraucht wird: in den Synapsen, dass sind quasi die Schaltstellen zwischen den Gehirnzellen.

Serotonin ist wie ein "Postbote" - es leitet alle Infos von außen von einer Zelle zur nächsten. Ist zu wenig Serotonin da, klappt logischer weise auch die Übertragung nicht richtig und es kommt zu Fehlübertragungen was dann eben psych. Auswirkungen wie Unruhe, Ängste, Panik, ZG, Depressionen usw..... zur Folge haben kann. Neben dem Serotonin gibts aber noch einige andere Botenstoffe - nicht bei jedem ist das Serotonin "schuld", daher kommt es auch, dass nicht alle das selbe AD vertragen.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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bambam

Beitrag von bambam »

Hey Marika!

Da ich aber mit Citalopram schon so meine Erfahrungen gemacht habe (und dabei war ich auch nie länger richtig stabil) denke ich eben, dass mir Cipralex nicht wirklich besser helfen würde...


Lg,
Bambam
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Marika
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Beitrag von Marika »

Das ist ziemlich sicher anzunehmen. Ich hab Cipralex nur genannte, weil du gefragt, was wem gegen ZG geholfen hat. Evlt. wäre ein ganz anderes AD für dich das richtige - vielleicht eines der "alten Generation". Bei vielen hier ist es so, dass erst mit so einem AD stabil wurden, weil diese AD`s eben nicht nur auf das Serotonin wirken.

Da wärst du sicher am besten beraten, wenn du mit deinem Arzt drüber sprichst. Es ist eben leider so, was dem einen geholfen hat, kann beim anderen komplett arge Nebenwirkungen haben. Weil eben nicht bei jedem der selbe Botenstoff betroffen ist. Da Citalopram bei dir nicht der Hit war, wäre mit Sicherheit jetzt an anderes (evlt. "Altes") das Mittel der Wahl.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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