Ich bin eine tolle Mama...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Ich bin eine tolle Mama...

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo an euch alle!

Ich hatte gerade ein sehr, sehr schönes Erlebniss, das ich gerne mit euch teilen möchte. Es geht um das Thema "gute Mutter" - etwas das wohl fast alle hier anzweifeln oder angezweifelt haben... so auch ich:

Ich laß eben etwas über die "Angst im Dunkeln", die Kinder ja so phasen Weise haben. Als ich mir darüber Gedanken machte, wie mit meinen Ängsten als Kind umgegangen wurde und wie ich das heute mit Noah mache, kam plötzlich dieses ganz tiefe Gefühl, ja ich würde sagen die tiefe GEWISSHEIT vermischt mit Stolz, es heut mit meinem Sohn echt super gut zu machen. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, wurde geliebt und verhätschelt. Aber in den ´70ern tickten die Uhren in vielen Dingen halt doch noch anders. Ich habe die Unterschiede zwischen meiner ehem. Erziehung und der von Noah bemerkt, die ich aber eher unbewußt gemacht habe und mache. Und die sind oft schon gravierend - so manche Eltern oder auch meine eigenen Eltern können (natürgemäß) meinen "Erziehungsstil" (ich nenne ihn "Begleitung ins Leben") nicht immer in allen Punkten nachvollziehen, muss auch nicht sein. Mir wurde einfach klar, dass "gute Mama sein" nichts damit zu tun hat was in Lehrbüchern oder dem Artikel den ich garde gelesen hatte - denn nicht alles mach ich so - steht, oder dass man nur eine tolle Mama ist, wenn man alles so macht wie die Freundin, oder die Nachbarin.

Eine "gute Mama" ist ein tiefes Gefühl, ein Überzeugt sein von sich selbst, seinem Handeln, seinem Tun - auch wenn x-Fehler dabei sind. Denn die macht jeder Mensch. Eine gute Mama geht auf die Bedürfnisse SEINES Kindes ein und die decken sich nie zu 100 % mit denen anderer Kinder, weswegen auch jeder Vergleich scheitern muss.

Meine PPD ist jetzt 5 Jahre her, ich habe viel gelernt in der Zeit. Aber heute erst habe ich eine solch tiefe Überzeugung - ich bin die beste Mama für meinen Sohn - gespürt wie noch nie zuvor. Das war unglaublich schön und hat mir die Tränen in die Augen getrieben... :roll: :oops: 8)

Vielleicht hilft dieser kleine Beitrag auch jenen unter euch, die sich fragen, wann denn endlich sie "angekommen " sind, wann endlich so viele Zweifel verschwinden. Der Zeitpunkt wird kommen, aber ich bin ebenso sicher, dass es auch wieder Momente gibt, in denen man denkt: Oh Mann, was bin ich für eine Rabenmutter... :wink: das ist normal. Nur nach diesem heutigen tiefen Gefühl denke ich, hat sich da wieder oder nochmal was in mir bewegt und das "Rabenmuttergefühl" wird nie mehr so intensiv werden. :wink:

War ein unglaublicher Moment, wunderschön und bisher in dem Bereich einzigartig!!!

Es grüßt ganz lieb
Zuletzt geändert von Marika am 21:05:2010 21:32, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Birdee

Beitrag von Birdee »

Liebe Marika ,

bewahre dir dieses Gefühl und lass´es nie mehr los :P

Liebe Grüße aus dem sonnigen Norden

Birdee 8)
Nele

Beitrag von Nele »

Hallo Marika,

ein schönes Gefühl, nicht wahr?

Mir geht es mittlerweile auch so, dass ich fühle und auch weiß, dass ich eine gute Mutter bin.
Nicht zuletzt sehe ich es an der Entwicklung von Emma und an der Liebe, die sie uns mit großer Freude immer zurückgibt, sie ist unheimlich kuschelig und liebevoll, das muß ja irgendwo her kommen.

Und dass, wo es mir über Jahre hinweg schlecht ging und man immer sagt, dass die erste Zeit die wichtigste ist.

Aber es ging trotz allem gut, würde ich sagen, auch wenn ich auf die schweren Jahre als Mutter gerne verzichten würde und kein Gefühl habe, wie es war, die Mutter eines Babys zu sein.

Eine Ärztin hat mir mal auf meine Frage, was Emma denn wohl in der Zeit, wo es mir so schlecht ging, von mir mitbekommen könnte (da war ich noch mittendrin in der schlechten Phase) gesagt, "Das Beste, was sie u.a. für ihr Leben mitnehmen könnte, ist dass sie gelernt hat, dass es einem schlecht gehen kann und dass man sich dann Hilfe holen darf und es mit der Unterstützung von anderen wieder besser wird."

Recht hatte sie, obwohl ich mir das damals nicht vorstellen konnte...Emma hat das wirklich gelernt, wie auch immer.
Und das zu können, wird ihr in ihrem weiteren Leben sehr helfen, denke ich.

LG
Nele
selina

Beitrag von selina »

Hi Süsse,

ich finde deinen Beitrag toll, wirklich schön.
Und du hast vollkommen Recht denn man muss nicht so sein wie ein die "gesellschaft"haben will sondern man selbst kennt sein Kind am besten und daher sollte man selber entscheiden und bloß keine Vergleich zu anderen Kindern stellen!

Aber ich finde etwas anderes noch sehr wichtig :Du bist auch eine Wunderbare starke Frau das solltest du auch nich tvergessen.Ich bewundere dich!Knuddler
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank, dass ihr meinen Beitrag gelesen habt und ein noch größeres Danke für eure lieben Antworten. Ich mußte das heute einfach mit jemandem Teilen und wer versteht diese Gefühlsregung besser als ihr hier. :D

Ich habe sehr lange angezweifelt, dass ich eine gute Mama bin, dann gings besser und besser, aber es gab immer mal Moment wo ich dachte - ne, ich bin sicher keine gute Mama. Auch wenn man mir hundert Mal das Gegenteil beteuret hat (meine Eltern, mein Mann...), ich selber habe immer gedacht, "ihr täuscht euch". Aber heute - ja heute da habe ich es wirklich das erste Mal so richtig selber gespürt und GEGLAUBT!!!! :D

Ganz liebe Grüße an euch da draußen....
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

:) Das freut mich für dich!!!
Ich kenne das Gefühl auch aber es ist meistens nur sehr schwach und selten zum Vorschein.
Es ist schön und ich freue mich schon, wenn es stärker und öfter da ist :)

Liebe Grüße
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Marika,

das freut mich sehr für Dich!
Das war ein langer und harter Weg, den Du Dir erarbeitet hast, nicht wahr?

Ganz wichtig finde ich auch für mich:

Mein Kleiner hat in der schweren Krankheitsphase sicher gespürt, daß es mir nicht gut ging und er hat sich selbst zurückgestellt (Es gibt auch ein Buch dazu: Der kompetente Säugling), aber ich habe alles erdenkliche getan, um gesund zu werden, um dann umso mehr für ihn da zu sein.

Und schon deswegen sind wir, die wir uns Hilfe holen gute!! Mütter.

Apropos, ich mache auch noch Dinge, die man angeblich mit knapp 2jährigen nicht mehr so viel machen soll, aber mein Gefühl sagt mir, daß er das noch braucht, denn er hat viele Monate an intensiver mütterlicher Zuwendung nachzuholen.

Was mir grad noch so einfällt:

Wie definiert man eine gute Mutter bzw. wie definierst Du sie?
Gibt es nur gut oder schlecht?


Sicher ist es für uns alle wichtig darüber nachzudenken und uns selbst nicht zu hart zu verurteilen, wenn mal etwas nicht so gut läuft, oder?

LG, Vicky
Birdee

Beitrag von Birdee »

moin...

eine gute Mutter...wenn ich mal meinen Senf dazugeben darf :wink: ...
ist die ,die ihr Kind liebt ,ihm Sicherheit und Geborgenheit gibt und immer "auf dem Weg bleibt"...nie stehen bleibt :P

Lieben Gruß ,


Birdee :P

und es gibt nie nur "schwarz oder weiß" :wink:
Mausi

Beitrag von Mausi »

Liebe Marika!

Ich konnte eine sehr lange Zeit meine doch so süße Tochter (ich erinnere mich an ein Bild von ihr, sie war 3 Monate alt, es war kurz vor Ausbruch der PPD/Hashimoto-> sie war wunderschön!!!) nicht "lieben".Ich war so unendlich kraftlos, müde, die Pflege (Stillen, Wickeln, Tragen...) kostete mir so unendlich Kraft, daß es keinen Platz für tiefe Gefühle gab.

Dann ging es mir dank der richtigen Medis (AD, L-T, Nährstoffe) langsam besser und dieses Gefühl ist bei mir irgendwann regelrecht "explodiert"! :D

ICH LIEBE MEINE TOCHTER über alles, sie ist für mich mit ihrem Bruder das Wichtigste in meinem Leben, dieses Gefühl kann man nicht beschreiben...

Für mich ist diese LIEBE eigentlich Beweis genug, daß ich eine gute Mutter bin. Ich brauche keine Erziehungsbücher, keinen Vergleich mit meiner eigenen Erziehung, ich weiß, daß ich eine gute Mutter bin, weil ich meine Tochter liebe und sie es spürt und es mir spüren lässt. Ein Mal sagte sie: " Mama, ich mag dich nicht mehr!" "Dann müssen wir die Mama tauschen. Wir gehen zur Mamabörse und du bekommst eine andere Mama!" " Nein, das geht nicht!" " Warum?" Weil du die beste Mama der Welt bist! Dich kann man nicht ersetzen!" :oops:

Gibt es ein besserer Beweis! :lol:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Mausi,

einen besseren Beweis gibt es sicher nicht, auch ich bekam das von meinem Sohn schon ganz oft zu hören.

Und trotzdem blieb da lange diese Frage in mir: Bin ich eine gute Mutter? Ich weiß nicht warum das so war, aber es hat an mir genagt. Der Weg "zur guten Mutter" - also dahin bis ich selber davon überzeugt war, hat bei mir fast bis heute gedauert und hat mich erst über den Umweg meiner eigenen Erziehung und eben "Fachleuten" geführt. Ich mußte selber merken, dass ich so wie ich bin, so wie ich mit meinem Sohn umgehe - das mich DAS zur guten Mama macht und nicht wenn ich so mache wie in Buch "XY" oder wenn ich es so mache wie meine Eltern oder sonst wer.

Schön, dass du es anders fühst - bei mir wars ein längerer und komplizierterer Weg. Aber das "Ankommen" ist das wichtigste, gell! :D

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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Mausi

Beitrag von Mausi »

Hi Marika,

ja, bei mir war es anders. Dieses Gefühl, sie nicht lieben zu "können" ( bei meinem Sohn war es ganz anders...Liebe auf den ersten Blick, "wahnsinnige" Liebe, wie ein Liebesrausch...ich sah nur mein Kind, es war das Schönste, ich war richtig "verliebt"), hat an meinem Selbstwertgefühl sehr genagt...ich fühlte mich schuldig, sie nicht lieben zu können. Es war also nicht die Angst, die Zweifel da, ob ich eine gute Mutter sei oder nicht, es war die Traurigkeit über diese Unfähigkeit, sie zu lieben. Ich habe sie nur gepflegt, gestillt, gewickelt...ich hatte aber keine Gefühle dabei.Es war schrecklich!

Ganz schlimm war, daß dies genau in dem Moment passiert ist, als sie angefangen hat, mit mir zu kommunizieren...du weißt, das erste Lächeln oder sogar Lachen, z.B. auf dem Wickeltisch. Danach hatte ich immer das Gefühl, sie lacht kaum...und ich dachte, ich sei schuld dafür (mit ihrem älteren Bruder war es genau umgekehrt: wir haben beiden viel miteinander gelacht, fast von Anfang an), weil ich nicht die Kraft hatte, mit ihr zu lachen, zu spielen. Ich war damals so kraftlos, daß ich den ganzen Tag im Wohnzimmer auf dem Boden neben ihr lag oder auf dem Sofa. Da ich die Treppe kaum hochgehen konnte, wickelte ich sie auch unten und ging oben ins Schlafzimmer nur abends...Ich hatte das Gefühl, daß sie merkte, wie schlimm es mir ging.Um so größer waren die Schuldgefühle!

Ich hatte dann das Gefühl, daß sie selber auch nur erblühte, als es mir dank des ADs langsam besser erging.

Und im Nachhinein kann ich sagen, ihr ging es tatsächlich mit meiner Genesung besser...mit 2 Jahren (da war ich endlich über Berge) fing sie an zu sprechen, damit ging es mir auch besser, weil ich mit ihr dadurch auch besser kommunizieren konnte.

Heute ist sie ein fröhliches, glückliches kleines Mädchen und wir sind beiden die besten Freundinnen der Welt! Diese Komplizität ist für mich das Schönste nach dieser PPD. Und meine Zweifel, ob die PPD ihr geschadet haben kann, wurden dadurch wie weggefegt: sie ist kerngesund, trotz PPD, pychisch und körperlich!!! :D

Du wirst sagen: typisch PPD! Aber im Nachhinein stelle ich mir diese Frage, ob diese Unfähigkeit, eine enge Beziehung zu ihr aufzubauen, nicht an der Schilddrüsenunterfunktion und dem Eisenmangel lag. Denn 1, 5 Jahre nach Ausbruch der PPD wurde bei mir ein Eisenmangel festgestellt (Ferritin 24 ng/ml-optimale Werte:100-150). Gestern entdeckte ich diesen Artikel:

http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer ... mangel.php

Es lag bei mir also wahrscheinlich an diesen ganzen Hormon-und Mikronährstoffmängeln, die dazu führten, daß mein Gehirnstoffwechsel gestört war. Denn ich hatte ja zum Ausbruch der PPD keinen Grund depressiv zu sein, ich war glücklich verheiratet (die Ehekrise wurde erst durch die PPD ausgelöst), einen wunderbaren Sohn, Freunde, ein schönes Haus, genug Geld, alles, was man braucht, um glücklich zu sein.Die PPD kam wirklich aus heiterem Himmel...
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