Ich bin ein Neuling

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angi2010

Ich bin ein Neuling

Beitrag von angi2010 »

Hallo.
Ich bin 21 und seit einem Jahr Mama eines Sohnes. meine PPD fing ziemlich schleichend an und ich bemerkte nur langsam, dass irgendetwas anders mit mir war.
die ersten 5 Monate waren sehr anstrengend mit meinem Sohn. er hat kaum geschlafen und mehr geweint als andere babys. dann fings auch schon an, dass ich oft sehr kraftlos und traurig war. vor 4 Monaten ca. fingen dann so Gedanken an wie: "wenn ich nur kein Kind hätte, dann würde es mir nicht so schlecht gehen". manchmal frage ich mich auch: wenn ihm etwas zu stoßen würde, würde ich ihn dann überhaupt vermissen? Die Gedanken sind hässlich von mir und ich hasse mich selbst dafür. doch langsam fange ich an zu verstehen, dass es eine Kankheit ist und versuche die Schuld nicht mehr in mir, noch in meinem Sohn zu suchen!
vor ca. 2 1 /2 Monaten habe ich von meinem Hausarzt eine Überweisung zum Psychologen bekommen. eine wirkliche Besserung spüre ich zwar noch nicht, aber ich denke man braucht etwas mehr Geduld.
Von meiner PPD wissen nur mein Ehemann und meine Mutter, Ich schäme mich irgendwie davor und erzähle es daher sonst keinem. ist das vielleicht ein Fehler? ich habe Angst wie die anderen darauf reagieren werden. :(
früher war ich ein so fröhlicher, lustiger, optimistischer und lebensfroher Mensch. ich möchte doch einfach nur wieder so sein wie damals. :cry:
ich habe von meiner Ärztin Johanniskraut verschrieben bekommen. nach 3 Wochen habe ich es abgesetzt weil ich mich einmal verantwortungsloser weise gesonnt habe und ganz dolle Nebenwirkungen mit meiner Haut hatte. doch ich möchte heute Abend wieder mit der Einnahme beginnen, weil es mir seit dem Abbruch mit dem Johhaniskraut wesendlich schlechter geht.
mein Problem: meine Psychologin ist nun für 4 ganze Wochen im Urlaub. Erst letzten Dienstag habe ich mich so dreckig wie noch nie gefühlt(ganzen Morgen und Vormittag nur geweint und nicht ein bisschen Kraft gehabt um mich um meinen Sohn zu kümmern) und ich fühle mich zusätzlich etwas im Stich gelassen von ihr. Aber vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen? darf ich einfach neu beginnen mit der Einnahme von Johanniskraut oder sollte ich warten bis sie aus dem Urlaub zurück ist?
Ich möchte abschließend noch sagen, wie dankbar ich bin, dieses tolle Forum gefunden zu haben. ich bin dankbar mich in Zukunft mit Menschen über ein gemeinsames Schicksal auszutauschen und bin sehr gerne für Tipps offen. Vielen Dank dass ich Mitglied dieser tollen Seite werden durfte.
Ich wünsche allen Mitglieder die es noch nicht überstanden haben so wie ich, ganz viel Kraft und ganz viel Liebe für unsere Kinder. Liebe Grüße
mici

Beitrag von mici »

Hallo Angi,

herzlich Willkommen im Forum! Es tut mir leid, dass Du Dich momentan so mies fühlst, aber Du machst Dir sehr viele sehr wichtige Gedanken, so dass ich mir gut vorstellen kann, dass es Dir bald wieder besser geht!
Mein Therapeut ist auch gerade im Urlaub und ich vermisse ihn sehr :oops:. Das Warten auf die nächste Sitzung wird auch mir sehr, sehr lang, gerade!
Ich denke, Du kannst bedenkenlos wieder mit dem Johanniskraut anfangen.
Leider wissen immer noch viel zu wenig Menschen etwas darüber, dass viele Frauen nach der Geburt eines Kindes an an einer PPD erkranken. Deswegen ist dieses Thema gesellschaftlich noch nicht richtig angekommen. Du musst es aber jetzt nich auf Dich nehmen und Aufklärungsarbeit leisten. Versuche erstmal, Deine Situation ein bisschen zu sortieren und strecke Deine Fühler aus nach Menschen, die Dich verstehen können und Dich unterstützen, ohne, dass Du Dich für Deine Gefühle rechtfertigen musst.
Erzähl doch noch ein bisschen über Deine momentane Lebenssitution. Arbeitest Du? Du bist noch sehr jung. War das Baby geplant? Wie war der Verlauf der SS? Eine PPD hat viele Ursachen, mit der Zeit wird sich für Dich herausstellen, worin Deine PPD hauptursächlich begründet liegt. Bis Deine Therapeutin wieder da ist, hoffe ich, dass Du Dich bei uns "einlebst".

Lieben Gruß,

MICI
angi2010

Beitrag von angi2010 »

mici darf ich dich noch etwas fragen, du hast nämlich unten zu stehen:PPD von Jan. ´09 bis Ende April ´09
Seit Juni/ Juli 09 wieder ganz gesund!!!
erneut Psychoanalyse seit Mai 2010 (3x pro Woche)

ist das jetzt wieder zurückgekommen die ppd? oder bist du wegen etwas anderem bei psychoanalyse?

nochmal kurz zur mir: mein sohn war nicht geplant, aber gewollt. ich wollte schon immer kinder haben, aber eben noch nicht zu dem zeitpunkt. ich arbeite zur zeit noch nicht sondern bin noch in elternzeit und ich denke dass ist auch ganz gut so. ich weiß gar nicht wie ich das kraftlich schaffen sollte wenn ich noch arbeiten müsste. meine ss verlief die ersten 6 monate mit starker übelkeit und sehr starkem erbrechen. danach war es eine wirklich schöne zeit. die geburt war lang. am samstag abend fingen die wehen an und erst montag abend war der kleine dann endlich da. dazu muss ich sagen, dass ich in einem wirklich sehr doofen krankenhaus war, dass mir jegliche medikamente verweigert hat die die geburt einleiten o.Ä. doch leider waren mein mann und ich in der situation mit allem so überfordert dass wir über die homöopathische mittel die sie mir verabreicht haben einfach nur dankbar. am montag um 15 uhr habe ich dann endlich eine pda bekommen, nach langem betteln!! und um 19 uhr war der kleine dann da. die erste zeit war wunderbar- nach ihr sehne ich mich auch ganz stark. denn da habe ich meinen sohn wirklich genoßen. heute bin ich manchmal einfach nur kraftlos und schaue gar nicht bewusst darauf wie dankbar ich eigentlich wegen ihm sein kann. ich hoffe ich kann bald wieder ganz unbeschwert leben und mich am leben erfreuen. :?: :?: :?:
mici

Beitrag von mici »

Hallo Angie,

ich war bereits vor der SS und Geburt an Depressionen erkrankt und daher schon lange in Psychoanalyse. Doch als wir uns entschieden hatten, schwanger zu werden, ging es mir gerade sehr gut. Ich war nicht in Behandlung, sondern einfach putzmunter und alles war gut. Doch drei Monate nach der Geburt fing dann das Elend an, dass ich mich total mies gefühlt hab, nicht schlafen, nicht essen konnte etc. Die Ärzte haben jeden Tag neu überlegt, ob ich es noch zu Hause schaffe, oder in die Klinik muss. Ich hatte dann auch noch eine Schilddrüsenfehlfunktion, die bis heute nicht ausgeheilt hat, die wohl einen Großteil der Symptome mit verursacht hat. Das solltest Du also auch unbedingt in den Blick nehmen, lass beim Hausarzt alle Schilddrüsenwerte im Blut bestimmen!
Nach vier Monaten ging es bei mir langsam bergauf, als die ADs endlich gewirkt haben. Wir hatten auch eine Haushaltshilfe in der Zeit und ich hatte zu Hause große Unterstützung.
Ich habe damals gedacht, ich werde sterben müssen, ich war überzeugt davon, dass meine Tochter ohne Mutter große werden würde, so schlecht ging es mir. Ich war auch so verzweifelt, dass ich dachte, es wird nie wieder bergauf gehen, aber dem war nicht so und ich kann Dir nur ganz viel Mut zusprechen, dass es auch bei Dir nicht so bleiben wird! Natürlich ist man ungeduldig, weil man ja auch nicht weiß, wo die Reise hingeht, aber wie gesagt, es gibt gewisse Maßnahmen, die ergriffen werden MÜSSEN, damit die PPD ausheilen kann! Von alleine geht sie nur sehr selten und sehr mühsam wieder weg! Warte nicht zu lange, bevor Du etwas unternimmst, damit verschenkst Du wertvolle Zeit mit Deinem Sohn!

Heute bin ich deshalb wieder in Psychoanalyse, weil der damals begonnen Prozess noch nicht abgeschlossen war. Ich hatte immer vor, die Psychoanalyse eines Tages wieder aufzunehmen, aber die Krankenkasse zahlt nach zwei Jahren nicht mehr. Inzwischen zahlt sie wieder und ich bin froh, dass ich wieder bei meinem damaligen Therapeuten gelandet bin. Um die PPD geht es nur am Rande, aber natürlich macht das auch etwas mit einem, wenn man ein gesundes Kind zur Welt bringt und darüber nur heulen kann. Deswegen kann man die verschiedenen Formen der Depressionen vielleicht auch nicht immer ganz klar voneinander trennen. Sicher ist, dass ich heutzutage keine PPD mehr hab, aber dennoch bin ich noch oft traurig darüber, wie alles dazu kommen konnte und wie es gelaufen ist. Außerdem sind möglicherweise die Ursachen, welche die PPD begünstigt haben, noch nicht endgültig aufgearbeitet (Probleme mit der eigenen Mutter stehen da bei mir an vorderster Stelle). Da vermischen sich bei mir aber auch viele Probleme. Für viele hier im Forum war die PPD ein geeigneter Anlass, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Das kann sehr bereichernd für das eigene Leben sein, davor brauchst Du also keine Angst zu haben! Klar, im Moment möchtest Du erstmal, dass es Dir wieder etwas besser geht, Du weniger Traurigkeit empfindest und wieder mehr Spaß mit dem Kleinen hast und dazu wird es auch früher oder später kommen. Aber wenn es bei Dir so läuft, wie bei mir und vielen anderen hier, dann willst Du vielleicht auch wissen, wie sich alles so entwickeln konnte. Und das kann eine anstrengende, aber sehr lohnenswerte und interessante Reise zu Dir selbst sein!

Was für eine Art Therapie machst Du denn? Eine normale Gesprächstherapie? Oder ist es eine Verhaltenstherapie? Hast Du Dich inzwischen entschieden, dass Johanniskraut wieder zu nehmen? Du stillst ja nicht mehr, oder? Kannst Du nach Ende der Elternzeit wieder in Deinen Beruf? Hast Du schon mal mit jemandem ausführlich über das Geburtserlebnis gesprochen?


Lieben Gruß, MICI
angi2010

Beitrag von angi2010 »

WOw, dann hast du ja schon eine Menge hinter dir! Toll wie tapfer und stark du bist!!! so will ich auch wieder werden..

Ich mache eine Gesprächstherapie. manchmal denke ich ob das überhaupt was bringen wird, weil die Psychologin so wenig über die PPD an sich spricht. mehr über mich, meine Eltern, meinen Ehemann usw. aber ich fühle mich gleichzeitig auch verstanden und oft sehr gestärkt wenn ich aus ihrer Tür hinaus gehe!

ich konnte leider nur die ersten 3 Wochen stillen. ich hatte keine wirklich größeren Brüste bekommen und hatte auch kaum Milch. meine Ärtztin meinte es liege an meinen Drüsen. aber so richtig konnte sie mir nicht erklären warum ich kaum Milch hatte und sie dann auch noch sher schnell ganz wegging :-(

seit gestern nehme ich das Johanniskraut wieder. allein der Gedanke ich nehme es ein, macht mir wieder mehr Mut. bin noch immer sauer auf mich, dass ich es abgesetzt habe..

ich möchte nach der Elternzeit erstmal ganz klein anfangen vielleicht mit einem Halbtagsjob bei Kaufland an der Informartion oder Ähnliches. etwas was nicht so viel Nerven raubt!
was machst du genau?

über meine Geburt habe ich eigentlich nur ein wenig gesprochen. mein einziger Ansprechpartner war meine Mutter.

ich habe mir heute etwas Gedanken gemacht darüber, ob mein Sohn meine ppd spürt? und ob es irgendwie negativen Einfluss auf ihn und seine Gefühle haben kann?

Ganz liebe Grüße
mici

Beitrag von mici »

Hallo Angie,

es ist sicher gut, dass Du erstmal klein anfangen willst und keinen besonders aufregenden Job anstrebst! Ich stecke gerade mitten in den Abschlussprüfungen an der Uni und hab dadurch auch so manchen Tiefschlag erlitten. Ich denke, es ist normal, dass man, wenn man z.B. gerade Prüfungen macht, auch öfter mal in ein Loch fällt wegen des Stress´ oder wegen Prüfungsängsten. Aber diese Löcher machen sich halt bei uns Depressiven gleich ganz anders bemerkbar, weil wir ihnen eine andere Bedeutung zumessen, als Gesunde. Wir haben immer gleich Angst, dass es ein Rückfall sein könnte! Deswegen kann man sich davor eigentlich nur richtig schützen, indem man versucht, die Löcher zu meiden, d.h. WENIGER STRESS hat! Ich hätte mir also mit den Prüfungen ruhig noch ein halbes Jahr länger Zeit lassen sollen. Egal, im November ist es geschafft!

Ob eine Gesprächstherapie "was bringt" oder nicht, das merkt man erst nach eingier Zeit! Um das zu beurteilen, ist es jetzt noch zu früh!
Doch es wichtig, was Du schreibst, dass Du Dich gestärkt fühlst, wenn Du da wieder rausgehst! Wenn Du Vertrauen zu der Therapeutin hast, dann ist das sehr, sehr viel wert und eine ideal Voraussetzung für das Gelingen einer Therapie!

Ich glaube, was Deinen Sohn betrifft, brauchst Du Dir nicht so viele Gedanken zu machen. Er kennt Dich ja nicht anders und jetzt in diesem Alter ist es das Wichtigste, dass Du als Mutter für ihn da bist, aber nicht unbedingt, dass Du permanent mit ihm lachst! Gibt es Menschen in Deinem Umfeld, denen Du Deinen Sohn anvertrauen magst (zum Lachen sozusagen)?? :wink: Dann stehst Du nicht so unter Druck, ständig gute Laune haben zu müssen, ihm zuliebe ;-)

Lieben Gruß, MICI
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