Warum ich hier bin

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Tinkerbell

Warum ich hier bin

Beitrag von Tinkerbell »

Hallo!

Erst mal vorweg: Danke, dass ich hier sein darf.

Hm. Wo fange ich an?

Ich bin 33 Jahre jung und am 21.09 zum dritten mal Mami geworden. Meine beiden anderen sind Sternenkinder. Aufgrund von meinen Sternenkinder wollte ich meine dritte Tochter per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Dies tat ich auch. Wobei ich sagen muss das die Schwangerschaft auch nicht grade einfach war.

Am morgen des 21.09 fuhren mein Mann und ich in die Klinik. Alles war aufregend, und mir ging es eigentlich noch ganz gut. Ich freute mich auf die Geburt. Im Krankenhaus dann war die Freude schnell vorbei. Alles war voller Hektik. Nein, nicht meinetwegen. Ich bekam einen Einlauf, und dann nahm alles seinen Lauf. Ich durfte nicht zu ende auf der Toilette sein, da der OP anrief wo ich denn bleiben würde. Ich hatte alles in allen noch nicht mal die möglichkeit mich von meinem Mann zu verabschieden. Noch nicht mal eine Umarmung. Im OP wurde es schlimmer. Ich bekam einen Katheter (auf sehr unsanfte Weise, mit den Folgen kämpfe ich jetzt noch. Nicht nur Seelisch auch körperlich), wurde abgeklebt, bekam Panik wurde festgeschnallt und festgehalten, die Narkose, die Anfangs nicht richtig wirkte. Im Aufwachraum wurde mir nur eine Ibuprofen 400 (wobei ich das doppelte gegen Migräne nehme) gegen die Schmerzen gegeben, so wie die nächsten drei Tage auch. Ich flehte darum meinen Mann und meine Tochter sehen zu dürfen. Zu ihnen zu dürfen, mir wurde gesagt ich solle gefälligst warten bis ich dran bin. Die Zeit auf Station war auch nicht besser. Schmerzmittel bekam ich nicht wirklich. Ich versuchte zu stillen. Was nicht möglich war. Ich schaffte es drei Tage lang es aus zu probieren. Danach musste ich abstillen. Mein Mann war Tagsüber meist nicht da, und wenn meine Tochter schrie, konnte ich sie nicht versorgen. Ich lag nur hilflos da, und musste mit ansehen wie sie leidet. Die Schwestern dort (die meisten bis auf zwei) versorgten sie nur widerwillig. Am dritten Tag Kolabierte ich auf dem Klo. Am vierten Tag kam endlich mal jemand darauf, das ich Eisenmangel und Blutarmut hatte, und ordnete Infusionen an. Das half. Am fünften wurde ich entlassen ohne Medikamente.

Zu Hause ging es mir sehr schlecht. Denn ich habe das Gefühl kurz vor der Geburt meiner Tochter vergewaltigt worden zu sein. Warum dieses Gefühl? Weil es sich körperlich definitiv so angefühlt hat. Und leider weiss ich auch da wovon ich rede. Ich hätte gerne die Geburt schön erlebt. Doch es war nicht so. Und dieses beides zu vereinbaren fällt mir schwer. Scheint für mich unmöglich.

Ich habe seit dem die Nachtschicht übernommen. Ich kann nicht mehr schlafen, habe Albträume. Ich weine wenn mich niemand sieht. Ich kann mit meinem Mann darüber nicht reden, weil ich Angst habe den schönsten Moment in seinem Leben damit zu zerstören. Ich habe wahnsinnige Angst um meine Tochter, dass ihr was passiert (vor allem Nachts) Dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mit ihr nicht viel anfangen kann. Ich liebe sie über alles! Wenigstens das. doch glaube ich das sie sauer auf mich ist, weil ich die ersten Tage nicht für sie da sein konnte, auch mit dem stillen.

Ich bin momentan sehr durch den Wind und habe keine Ahnung wohin mit mir. Ich funktioniere. Mehr auch nicht.

Es gäbe noch mehr zu erzählen, doch denke ich das reicht für den Anfang. Ausserdem bekommt meine Tochter bald wieder hunger.
Ich hoffe ich habe hier niemanden zu sehr belastet (denn das möchte ich nicht)

Gruss

Tinkerbell :cry:
nic

Beitrag von nic »

Guten Morgen, Du kleine Fee...

ich liebe Feen und Elfen, das nur mal vorweg :-)

Nuckle gerade meinen ersten Kaffee und dabei lese ich schon so schwere Kost. AuaAuaAua.

Du belastest hier niemanden. Kotz Dich aus, hier ist der beste Platz dafür.
Jeder, der hier liest oder schreibt tut das freiwillig.
Aber ich denke, wir haben alle eines gemeinsam: Den Wunsch, Frauen in der gleichen Situation zu helfen, aus Erfahrung zu berichten, dass Licht am Ende des Tunnels ist, dass sich der Kampf lohnt, dass es wieder gut wird.

Du brauchst Hilfe.

Du brauchst wirklich HILFE

DU brauchst wirklich, wirklich Hilfe...

Ich betone das so, weil ich aus Erfahrung weiß, dass es alleine nicht geht.

Als erstes solltest Du Dich Deinem Mann anvertrauen. Eine PPD ist kein Zustand, der mal eben so vorübergeht. Es ist eine Krankheit, die mit dem Stoffwechsel, den Hormonen und der Seele zu tun hat. Vielleicht geht es Dir bald wieder besser, aber so wie Du das beschreibst, befindest Du Dich gerade am Anfang einer solchen Krankheit.
Bei mir ging es auch 3 Wochen nach der Geburt los, mit den gleichen Symptomen.

Glaubst Du denn nicht, dass es besser ist, Dich jetzt Deinem Mann anzuvertrauen und gemeinsam einen Lösungsweg zu finden, als noch länger die Starke zu spielen und dann total zusammen zu klappen? Was ist dann mit seinem Glück?

In guten wie in schlechten Tagen, oder? Ihr liebt Euch. Ihr habt ein Kind zusammen. Ihr könnt das gemeinsam wuppen, ok?

Jede Frau ist eine Prinzessin, im Turm gefangen. Und jeder Mann ist ein Prinz, der sein Dornröschen retten will.

Aus Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du schon sexuellen Missbrauch hinter Dir hast. Und jetzt schreibst Du, dass Du Dich wie nach einer Vergewaltigung fühlst.
Eine Geburt kann immer auch ein Aulöser für solche körperlichen Erinnerungen sein. Hast Du das jemals bearbeitet? Eine Therapie gemacht?

Ich glaube, jetzt ist ein guter und dringender Zeitpunkt dies zu tun.

Heißt das mit den Sternenkindern, dass sie gestorben sind? Oder meintest Du Sternengucker, die verkehrt herum kamen?

Wenn Du bereits zwei Kinder verloren hast, dann ist Deine Angst nicht irrational, aber sie darf nicht Dein Leben bestimmen, denn das strahlt auf alles ab, weißt Du?

Deine Tochter ist nicht sauer auf Dich. Sie ist verunsichert und sicher war es ein Schock für sie gleich von Mama getrennt zu sein, aber sie ist deswegen nicht sauer auf Dich. Sie ist froh, dass sie wieder bei Dir sein kann und Du solltest wirklich etwas tun, damit Du die Zeit mit ihr genießen kannst. So richtig. Ihr habt das nämlich beide verdient.

Ich habe meine große Tochter auch per Sectio bekommen und durfte sie erst nach 2 Tagen sehen, weil sie in einem anderen Gebäude lag. Das war neben der PPD das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Ich kann Dich voll gut verstehen...

Mein Kleiner ist jetzt 3 Monate alt und ich habe das Gröbste hinter mir. Ich kämpfe noch mit der morgendlichen Müdigkeit, aber ich habe keine Angst mehr und ich kann mein Baby in vollen Zügen genießen. Und ich habe einen Prinzen, der mich aus meinem Turm befreit hat.
Das alles hat uns tierisch zusammengeschweißt, ich liebe ihn jetzt noch mehr als vorher...

Was ich damit sagen will ist: Du hast jetzt noch die besten Chancen, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Aber dafür musst Du handeln.

Ich habe hier von so vielen Frauen gelesen, die alles mit sich alleine ausmachen wollten, teilweise haben sie JAHRE gelitten, wollten nicht mehr leben. Sie haben die ganze Babyzeit verpasst, weil sie nur in ihrem Inneren Schmerz lebten.

Ich will Dir keine Angst machen, ich will Dir Mut machen. Mut Dich zu öffnen. Dich
zuzuMUTen!

Liebe ist Liebe. Ist bedingungslos. Du musst nichts dafür tun geliebt zu werden, auch wenn Deine Vergangenheit Dich etwas anderes gelehrt hat.

Deine Seele schreit nach Hilfe und die kann sie erst bekommen, wenn Du es erlaubst.

Trau Dich, es ist nicht so schwer!

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und ich bin sicher, die hast Du

Drücke Dich ganz fest!

N!c
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Tinkerbell,

es tut mir sehr leid, daß Du diese schlimmen Erfahrungen rund um die Geburt Eurer Tochter gemacht hast. Das war ja ganz schrecklich!

Hol Dir wirklich schnell Hilfe, um das zu verarbeiten. Für mich klingt das wie ein wirkliches, akutes Geburtstrauma. Auch hier im Forum gibt es Frauen, die damit zu kämpfen haben, vielleicht können sie Dir auch Tips geben.

Wichtig ist, daß Du Dir selber zugestehst, daß Du Hilfe in Anspruch nehmen darfst. So eine Erfahrung mußt und sollst Du nicht alleine verarbeiten.

Hast Du eine gute Hebamme? Es gibt Hebammen, die auch auf die Verarbeitung schlimmer Geburten spezialisiert sind. Wenn Deine Hebamme das nicht kann, weiß sie vielleicht jemanden.

Ansonsten kannst Du auch versuchen von der Schatten und Licht-Startseite jemanden zu kontaktieren und Gesprächstermine ausmachen.

Ich habe so den Eindruck, daß Du viel, viel reden solltest, damit Du diesen Druck der Erfahrung nicht alleine aushalten mußt. Kannst Du gerne auch erstmal hier, aber such Dir jemanden "reales".

Liebe Tinkerbell, auch diese Traurigkeit, wie die ersten Tage mit Deinem Sohn gelaufen sind, wird irgendwann weniger. Ich weiß das. Es ist ganz schwer auszuhalten, aber je mehr positive Erfahrungen Du mit ihm machst, desto weniger zählen die ersten Tage. Du wirst sie nie vergessen, abersie werden Dir irgendwann nicht mehr die Tränen in die Augen treiben.

Hast Du denn die Kraft, Dich um Hilfe zu bemühen?
Wenn nicht, such ich Dir gerne ein paar Telefonnummern raus, mußt dann mal ne PN schreiben, wo Du herkommst.

Grüße von Leuchtkäfer
windkind906

Re: Warum ich hier bin

Beitrag von windkind906 »

Hallo liebe Tink!!!

Ich lese gerade Deinen Bericht und habe einfach nur Tränen in den Augen.
Wie können diese Menschen Dich so behandeln? Das hast Du nicht verdient!!!
Du tust mir so leid, das Dein schönster und auch kostbarster Augenblick so kaputt gemacht wurde!
Bitte, bitte such Dir ganz schnell Hilfe!
Versuch mit Deinem Mann zu sprechen auch wenn Du Angst hast alles kaputt zumachen.
Viel schlimmer ist, das er so oder so merkt das es Dir schlecht geht und Dir dadurch nicht helfen kann!
Ich schicke Dir ganz viel Kraft und Liebe!
Denke ganz fest an Dich

Dein Windkind :?
Hasenpfote1983

Herzlich willkommen!

Beitrag von Hasenpfote1983 »

Herzlichen Glückwunsch, zur Geburt deines Kindes! :-)

Du bist nicht allein! Es geht vielen so. Ich habe dir eine PM geschrieben.

Ganz lieben Gruß
Tinkerbell

Danke für die Antworten!

Beitrag von Tinkerbell »

Erst mal danke für die schnellen Antworten.

Ich konnte heute Nachmittag 4 Stunden schlafen, da mein Mann auf die kleine aufgepasst hat.

Wir sind seit dem 24.09 sechs Jahre verheiratet. Wir haben schon so viele Tiefen und einige Höhen durch. Ich hab schon Angst, wenn ich ihm diesem schönen Moment zerstöre er vielleicht weg von mir gehen könnte. Manchmal wenn er die kleine so auf dem Bauch liegen hat, denke ich, dass ich nicht dazu gehöre. Ich in meiner Familie fremd bin. Ich weiss, es ist "nur" ein Gefühl, das vielleicht nicht real ist. Aber es ist ein Gefühl.

Ich meine mit Sternenkinder, dass die beiden verstorben sind. Es waren auch Mädchen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Bitte versteht das.

Ich habe nächste Woche Dienstag einen Termin bei meiner Neurologin. Aufgrund von Traumatischer Vorerfahrungen musste ich früher Tabletten nehmen. Ich habe über drei Jahre nichts mehr nehmen müssen. Ich hatte eine ganze Zeit lang Psychotherapie, und jetzt immer noch Ergotherapie. Ergo war immer das was mir so gut geholfen hat. In der Schwangerschaft musste ich die letzten drei Monate damit aufhören, weil es meine Gesundheit nicht zulies. Mein Mann kümmerte sich schon im KH darum, dass die Ergo schnell weiter geht. Seit Dienstag kommt die Ergo erst Mal zu mir nach Hause. Hausbesuche, da mein Körper nicht in der Lage den Weg zur Ergo zu schaffen. :(

Ich habe Angst das es mir noch schlechter geht. Gestern Nacht war sehr anstrengend, und ich war wirklich am überlegen meine Tochter meinem Mann auf dem Bauch zu legen und zu gehen. Aus der Wohnung. Irgendwo hin. Ich konnte sie nicht beruhigen. Bis ich nach drei Stunden darauf gekommen bin, dass sie vielleicht noch hunger hat. Das macht mir das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein. Und dieses Gefühl kann ich momentan nicht abstellen. Ich sorge mich um sie. Habe Angst das ihr was passiert, ich für sie nicht rechtzeitig dasein kann, wenn sie was hat. Und auf der anderen seite ist dieses Gefühl da, eine schlechte Mutter zu sein. Alles falsch zu machen, fehl am Platz zu sein. Irgendwie ein richtiges Chaos.

Und jetzt werde ich erst mal Abendessen.


Tinkerbell

P.S. ich mag auch Feen, Elfen und Einhörner. Meine Vitrine zu Hause ist voll damit
Genueva

Beitrag von Genueva »

Liebe Tinkerbell,

es tut mir leid, was du erleben mußtest. Wie konnten diese Leute bloß so mit dir und deiner Tochter umspringen. Deine Tochter liebt dich, auch wenn du nicht stillst und vielleicht mal nicht gleich drauf kommst, was das Problem ist. Ihr müßt ja auch erst lernen, euch zu verstehen. Du willst da sein für dein Kind, und du willst Hilfe. Das allein zählt und sagt uns, daß du mit Sicherheit KEINE schlechte Mutter bist.

Ich drücke dich aus der Ferne. Jetzt Mamas Lieblingsspruch: Alles wird gut!
mici

Beitrag von mici »

Hallo Tinkerbell,

herzlich Willkommen im Forum!

Es ist ganz eindeutig, meiner Ansicht nach, dass es für Dich viel, viel zu verarbeiten gibt! Und wenn Du Dich diesem Prozess stellst, dann wirst Du wieder gesund werden!

1. Kontaktiere einen Therapeuten, vielleicht einen, den Du schon kennst.
2. Sprich mit Deiner Hebamme oder Deiner Gyn über das Geburtserlebnis.
3. Kontaktiere u. U. einen Psychiater, der Dich medikamentös einstellt, damit Du wieder schlafen kannst.
4. Informiere Deinen Mann, gib ihm z.B. Deinen Vorstellungsthread zu lesen.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Dich die Geburt Deiner Tochter in eine tiefe Krise gestürzt hat, nach allem was Du bereits durchmachen musstest, doch es gibt einen Weg daraus, versprochen!

MICI
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