Lebenszeichen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

ria

Beitrag von ria »

Lieber Leuchtkäfer,


ich kann nicht sagen, wie sehr mich das mitnimmt, dass es Dich wieder so erwischt hat. Du warst immer eine von denen, die mir auch immer besonders Mut zugesprochen hat. Das macht mich auch alles so wütend, dass es einen immer und immer wieder einholen kann.

Ich drücke Dich virtuell ganz fest und wünsche Dir, dass es Dir bald besser geht.

LG Ria
Tamani

Beitrag von Tamani »

Liebe Leuchtkäfer!

Es tut mir leid, daß es Dir wieder so schlecht geht.
Auch ich hatte ca. 1,5 Jahre nach meiner PPP einen Rückfall, der aus heiterem Himmel kam und den ich ganz schwer akzeptieren konnte.
Ich war zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr ohne Medi und hatte nicht geglaubt, daß ich es jemals nochmal brauchen würde.
Die Psychiaterin in der Notfallambulanz wollte mich an liebsten auch einweisen, aber ich bin froh, daß ich mich anders entschieden habe, denn es ging mir nach ein paar Tagen mit meinem gewohnten Neuroleptikum schon wieder so gut, daß alle seltsamen Gedanken verschwunden waren und ich mich wieder "normal" fühlte. Wegen des Rückfalls mußte ich das Neuroleptikum diesmal 1 Jahr lang nehmen, bin aber jetzt schon wieder einen Monat ohne Medi und es geht mir gut.
Deshalb glaube ich, daß es bei Dir mit dem Cipralex auch schneller gehen wird, als beim ersten Mal.
Ich sehe es auch so wie Claudia, daß man an solchen Krisen wachsen kann, auch wenn sie einem im ersten Moment sinnlos und grausam erscheinen. Und Du bist an Deiner ersten PPD schon so gewachsen, daß Du so vielen Frauen hier im Forum Mut und Hilfe geben konntest und es wird Dich auch diesmal stärker machen.
Aber Du darfst jetzt auch einfach mal schwach sein und Dich hier auffangen lassen.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute,

LG

Tamani
AmoebeMS

Senf dazu

Beitrag von AmoebeMS »

Leuchti,

du weißt, dass ich in Gedanken bei dir bin.

Du hast in der letzten Zeit viel durchgemacht, was dich wahrscheinlich gar nicht so in der Durchführung aller angefallenen Arbeit beeinträchtigt hat. Doch denke mal an Weihnachten zurück, den alltäglichen Stress, deine Wünsche und Hoffnungen :lol:. Liegt alles noch nicht so lange zurück, gell?

Jetzt multipliziere das mal mit der winterlichen, trüben und traurigen Jahreszeit und schon hat man eine nette depressive Phase. Ich bin da unvoreingenommener, denn ich schiebe momentan alles auf den Winter, grins, und wenn ich zudem noch hier im Forum mitlese, dann bestärkt mich meine Ansicht:

bei vielen aus dem Forum läuft vieles momentan aus dem Ruder und damit meine ich nicht die Neuankömmlinge!!! Hat das mal jemand bemerkt? Egal.

Ich persönlich wundere mich momentan über nichts mehr. Mir geht es selbst so lala. Offenbar geht es nicht nur mir so. Ich habe gerade zwei kranke Kinder, neben meiner persönlichen Husterei. Mit einem Blag war ich schon beim Arzt (Erkältung eben, mir klang es nach Krupp-Husten;-))) und jetzt fiebert zudem der andere und hat offenbar noch einen Harnwegsinfekt (min. 15 Mal Pipi wollen am Tag ist richtig erfrischend). Ganz toll. Alles läuft nicht gerade in regelten Bahnen und belastet mich tierisch. Am Wochenende fühle ich mich als Krieger ohne Medizinmann;-)) Hilflos und verloren.

Leuchti, rasch rauf auf 10 mg. Und vieles ist dabei noch Kopfsache, aber das weißt du ja. Du bist jetzt am WE vielleicht wieder mal allein mit deinem Kind, aber das hast du auch schon so oft „überwunden“. Und wir sind ja auch noch da, gell?

LG AmoebeMS
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen,

Danke, daß Ihr alles so lieb schreibt, das bedeutet mir viel. Ihr habt so reagiert, wie ich es mir gewünscht habe, jede einzelne auf ihre Art.

Ich bin froh, daß mein Kleiner im Bett ist, denn ja, mein Mann arbeitet das ganze Wochenende von morgens bis spät abends.

Ich hatte das Pech, daß heute niemand Zeit hatte, mich zu besuchen oder zu dem ich hin konnte, es war einfach nur ein fürchterlicher Tag. So mit Knoten im Herzen und tiefer Hoffnungslosigkeit. Ich hatte schon fast vergessen, wie schrecklich sich das anfühlen kann.

Ich weiß noch nicht, ob ich Montag arbeiten gehe. Einerseits will ich Ablenkung, andererseits habe ich keine Kraft, mal sehen.

Das Cipralex merke ich schon. Bisher natürlich nur Nebenwirkungen (Unruhe und fiese Übelkeit), aber das kenne ich schon vom ersten Mal. Da weiß ich ja, daß es bald vorbei geht.
Ist ja auch ein Zeichen, daß es in meinem Körper ankommt und seine Arbeit aufnimmt...

Grüße von Leuchtkäfer
kadisha

Beitrag von kadisha »

hallo mein lieber leuchtkäfer!

Lass dich mal feste von mir drücken!

Du bist nicht alleine!

Hab geduld. es wird wieder besser.

GLG
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hey Leuchti,
auch ich kann mich noch gut erinnern wie schrecklich solche Tage allein mit dem Kind bzw. den Kindern sein können :roll:
aber du schaffst das. Du weisst es doch, das es wieder besser wird, gell?
Du hast das alles schonmal durchlebt und kannst jetzt besser damit umgehen.
Und trotzdem ist es ganz ganz schwer, ich weiss. Aber du sollst wissen, ich glaube fest an dich.
Und noch ein Angebot, ganz unverbindlich:
Wenn du alleine bist und es nicht mehr aushältst, greif zum Telefon und ruf mich an. Wirklich sehr sehr gerne. Dann halten wir den schrecklichen Moment zusammen aus.
Ob du arbeiten kannst und willst, musst du selbst entscheiden, aber ich bitte dich, wenn du merkst, es geht nicht, dann lass es auch ok?
Hör auf dich und dein Gefühl, auch, wenn das momentan gar nicht so leicht zu erspüren ist.
Was machst du eigentlich beruflich und wie viel und oft arbeitest du?

Ganz liebe Grüsse
scara
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10827
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo,

auch von mir gerne das Angebot zum Telefonieren - eine PN reicht mit deiner Tel-Nr. und ich ruf dich an. Ich habe einen Gratis Tarif in der ganzen EU!!!!

Wenn dir nach Ablenken zu Mute ist - dann geh arbeiten. Hör aber gut in dich rein!!! Ich bin damals auch arbeiten gegangen, hatte aber eine Woche Urlaub gehabt, in der ich mit Cipralex wieder angefangen hatte. Nach dieser Woche ging arbeiten sehr gut - es hat mir wirklich gut getan.

Nimmst du schon 10 mg? Ich hatte mit der Dosis überhaupt keine Unruhe - mit 5 mg aber doch recht stark. Hoffe, dass das bei dir auch so ist!!!! Mit den 10 mg wurde ich sehr ruhig, etwas müde, alles war mir erst mal recht egal - und das war so erlösend, der nach der schlimmen Zeit im Sommer. Als hätte mir jemand eine Kappe übergestülpt und den "Easy - Modus" eingeschaltet.... 8)
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ihr alle,

ich Danke Euch für die vielen, lieben Angebote zum Telefonieren. Ich werde mich sicher melden, wenn mir danach ist.

Ich habe gestern Stangyl zum Schlafen genommen und heute dann 10 mg Cipralex.
Ich werde morgen nicht zur Arbeit gehen, das habe ich mit meinem Mann so entschieden. Der Kleine geht trotzdem in die Kita, damit ich Zeit habe, wieder auf die Beine zu kommen.

Ab morgen wird es bei mir wieder Tagespläne geben, denn wie letztes Mal fällt es mir schwer, meine Zeit zu füllen und darunter leide ich.
Es hat mir damals gut geholfen, also ist es einen Versuch wert.
Morgen möchte ich z.B. zu IKEA und ganz in Ruhe im Kopf mein Traumhaus einrichten. So nach dem Motto, was wäre wenn...Das mache ich manchmal. Da bin ich unter Leuten, muß aber mit keinem reden.

Ich werde sogar planen (müssen), was ich wann essen möchte, denn sonst klappt es nicht.

Die Unterlagen aus der Psychotherapie habe ich auch wieder rausgekramt, werde sie ja brauchen in nächster Zeit.

Meine Therapie ist ja seit Oktober zu Ende, da gehe ich also nicht geplant hin. Mal sehen, wie oft mich meine Psychiaterin sehen will.

Grüße von Leuchtkäfer
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Leuchti,

ich finde dein Vorhaben sehr sehr gut, die Tage durchzuplanen und zu strukturieren.
Was das Essen betrifft, ging es mir genau gleich und ich weiss, wie schwer es ist, zu essen, wenn man so schwach ist und niedergeschlagen.
Trotzdem musst du dich dazu zwingen, aber das weisst du selbst..
Du machst das ganz toll, weisst du das?
Ich bin sehr stolz auf dich.
Wie hat dein Mann insgesamt auf den Rückfall reagiert? Hast du sein Verständnis?
Wegen der Arbeit finde ich es gut das du schon entschieden hast, nicht zu gehen.
Alles was man spontan entscheiden muss, setzt nur zusätzlich unter Druck.

Lg
scara
nic

Beitrag von nic »

Hey Leuchti...

kann mich der Wut nur anschließen und möchte weinen, krieg aber nicht mal das hin!

"This too shall pass"= Auch das wird vorübergehen

Liebe Grüße

N!c
Anna2010

Beitrag von Anna2010 »

Einweisen???
Ich pers. denke, das könnte alles schlimmer machen.
Du bist nicht verrückt, Du kannst nicht mehr und machst Du eine Therapie oder hast eine gemacht?
Es gibt da sicherlich frühere und aktulle Dinge, die mit zu der Depression beitragen.
Auch das muss man behandeln.
Aber das AD wird auch sehr gut wirken!!!!

Selbst mir hat es eine erstaunliche Besserung meines Allgemeinbefindens gebracht, was ich vor 8 Monaten noch kaum geglaubt hätte...
Ich hatte damals auch einen massiven Einbruch, den ich mir kaum erklären konnte und dachte auch an Klinik...
Zum Glück habe ich sofort mit dem AD begonnen, es hat mir bereits nach 2 Wochen eine unglaubliche Erleichterung verschafft.

Alles Gute Dir!
Shatura

Beitrag von Shatura »

ich schließe mich den anderen an, wünsche dir ganz fest, dass es schnell aufwärts geht und schicke dir die ganze sonne, die ich heut nachmittag beim spazieren getankt habe.

morgen ist ja schon montag und du kannst dir eine kleine auszeit gönnen, such bei ikea für mich nach einer schönen vitrine mit viel platz drin :)

LG,
shatura
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Leuchti,

ich kann Deine Wut sehr genau verstehen. Ich selbst habe im Frühjahr 2010 mein AD abgesetzt. Und rückblickend ging es mir dann schon seit Sommer 2010 nicht mehr gut. Ein Infekt nach dem anderen, MAgenprobleme, dann Pantoprazol (Magenmedikament) eingenommen und 6 Tage später kam der Zusammenbruch. Ich habe dann 8 Wochen lang zuhause versucht, mich zu stabilisieren. Habe mit Citalopram wieder angefangen und bin zur Therapie. Ich war und bin immer noch schockiert darüber, dass sich die Depression wieder gezeigt hat. Und diesmal bei mir sogar schlimmer als beim 1. Mal. Ich war dann Anfang November an einem Punkt angelangt, an dem ich mich selbst auf eigenen Wunsch in die Klinik begeben habe. Und das war meine Rettung. Die haben mich dort vom Tavor entzogen, verhaltenstherapeutisch mit mir gearbeitet und mich auf ein neues AD eingestellt. Das Citalopram hat bei mir nicht mehr angeschlagen - warum auch immer. Ich war 6,5 Wochen in der Klinik und bin so froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Aber es war meine eigene Entscheidung. Es geht mir mittlerweile wieder ganz gut. Aber: ich bin sehr dünnhäutig und immer noch fassungslos, dass mich die Depression so eiskalt wieder erwischt hat. Das macht mich unsicher und manchmal auch sehr traurig. Vor allem, wenn man sich so sicher gefühlt hat und völlig überzeugt war, man hat alles augestanden und kann nun ohne AD leben. Leider ist das in meinem Fall nicht so und ich muß mich damit anfreunden, dass ich eben zu den Menschen gehöre, die auf Stress mit Depression reagieren. Kein schöner Gedanke für mich, aber mit der Zeit werde ich es schaffen, das zu akzeptieren.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du schnell wieder auf die Beine kommst und wollte Dir mit meiner Geschichte eigentlich nur zeigen, dass Du nicht alleine bist und es viele Menschen gibt, die Dich und Deine Gefühle verstehen. Und ich möchte Dir die Angst + Beschämung nehmen, falls Du irgendwann doch nicht mehr kannst und das Thema Klinik wieder auftaucht.

Herzliche Grüße
Nora
Gutemine
Beiträge: 96
Registriert: 10:04:2010 20:15

Beitrag von Gutemine »

-
Zuletzt geändert von Gutemine am 01:09:2019 19:46, insgesamt 1-mal geändert.
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen,

Danke weiterhin für Eure Antworten. Es hilft wirklich, daß Ihr an mich denkt.
Besonders Dir, Nora, vielen Dank. So richtig wußte ich ja noch nicht, was im Herbst mit Dir los war.
Dir wünsche ich, daß es bald besser wird.

In meiner letzten schlaflosen Nacht ist mir aufgegangen, was zu der erneuten Depression geführt hat. Ein Grund läßt sich nicht ändern, nur hinnehmen und schauen, daß gute Organisation einiges abfängt. Das andere wurde aufgeschoben. Seit dieser Entscheidung bin ich sehr traurig, aber auch irgendwie erleichtert, daß jetzt ein Fahrplan da ist.

Ich war heute einfach nur am Boden. Innerlich bin ich unruhig und die Gedanken rasen, nach außen hin sitze ich nur da und starre dei Wand an.
Ich kriege nichts auf dei Reihe.
Ich habe meine Psychiaterin noch mal angerufen und bekomme jetzt Tavor zusätzlich. Das werde ich heute abend nehmen.

Für die nächsten Tage gibt es Tagespläne und mein Mann hat nach meinen Wünschen den Kühlschrank gefüllt.

Mir tut weh, daß ich anscheinend auch in Lebenskrisen mit einer Depression reagiere, so wie Nora das beschrieben hat. Denn das Ganze hatte nur bedingt mit meinem Sohn zu tun. Es ist also sicher keine PPD uns auch kein Rückfall in eine PPD.

Ich war vorher noch nie depressiv. Ich verstehe das nicht.

Ich halte Euch auf dem Laufenden,
Leuchtkäfer
Antworten