gequält...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sanne

gequält...

Beitrag von Sanne »

Hallo,

fühlt sich das Mutter-Sein auch für Euch so gequält an? Mein Kleiner ist jetzt etwas über 4 Monate alt, die schlimmsten Schreiphasen werden besser, aber mir geht es einfach nicht besser mit ihm... oder besser gesagt, es geht mir nicht besser mit mir selbst... mein altes Leben will ich nicht wirklich zurück, aber mein neues will ich auch nicht haben. Es fühlt sich alles so bleischwer an, angefangen von aufstehen, Kind versorgen, essen, Kind zum Spazierengehen einpacken damit es wieder schlafen kann, Kind bespielen. Wenn ich die Mütter in meinem Bekanntenkreis so betrachte, scheinen sie das alles mehr oder weniger mit links hinzubekommen und sich über jeden Fortschritt ihres Kindes zu freuen. Ich mache mir derweil Sorgen, wie es werden soll, wenn der Kleine irgendwann noch weniger schläft und noch mehr bespaßt werden will... keine Ahnung, wie ich das jemals hinbekommen und mich dabei vielleicht auch noch gut fühlen soll. Dabei hat sich der Kleine doch eine zufriedene ausgeglichene Mama verdient... irgendwie ist er bei mir an der falschen Adresse...

Sanne
Anna2010

Beitrag von Anna2010 »

Hallo,

nein, Muttersein soll kein Gequältsein beinhalten...das ist aber die Depression, die dafür sorgt, dass sich alles so bleischwer anfühlt.
Ich kenne genau diese Gefühle auch sehr gut, und zwar nicht nur im Muttersein, auch beruflich.
Glücklicherweise hat es nichts mit Deinem Baby zu tun, sondern mit der Erkrankung.

Nimmst Du denn ein AD zur Unterstützung ein?
Mir hat es sehr geholfen.

Lieben Gruß
Anna
Sanne

Beitrag von Sanne »

Hallo,

AD nehme ich (noch) nicht... ich bin derzeit noch auf der Suche nach einem Therapieplatz. Ich könnte sogar einen sofort haben, wenn denn die Krankenkasse bezahlen würde. Aber der Antrag auf Kostenübernahme ist noch nicht durch und meine potentielle Therapeutin hat mir gesagt, dass die Kasse ggf. nicht zahlen wird, weil sie ohne Kassenzulassung arbeitet... :(

Liebe Grüße

Sanne
Anna2010

Beitrag von Anna2010 »

Hallo,

ich würde aufpassen, dass es Dir mit der Zeit nicht noch schlechter geht, ein AD wäre wichtig finde ich!!!
Und kannst Du nicht schon vorher bei der Kasse anrufen und nachfragen wegen der Finanzierung der Therapie?

Mensch, Du musst was für Dich tun, denn Du verpasst was, es kann auch schön sein, Mama zu sein, wirklich!!!

Gute Nacht!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich kann mich Anna voll und ganz anschließen: Es ist die Depression, die dir alles so schwer macht, nicht das Mama sein ansich. Ich kenne diese Gefühle auch von damals, als ich Mama wurde und eine PPD bekam - genau so fühlt sich diese gemeine Krankheit an.

Dass es mit der Therapie so lange geht, ist natürlich gar nicht gut. Ich kann dir genau wie Anna nur auch nochmal ans Herz legen, über die Einnahme eines AD´s nach zu denken. Ohne würe ich persönlich nicht auf den Damm gekommen und auch mit AD bist nicht auf einen Schlag gesund. Du hast recht: Dein Kind braucht seine Mama, aber auch DU SELBER SOLLTEST ES DIR WERT SEIN!!! Jeder Tag der ohne potenzielle Hilfe verstreicht, ist ein verlorener. Ein AD kannst du dir auch von deinem Hausarzt oder Neurologen verschreiben lassen, das würde dir schon mal die halbe Miete bringen. Und für die Therapie wünsche ich dir, dass endlich was vorwärts geht!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanne

Beitrag von Sanne »

Hallo Ihr Lieben,

ehrlich gesagt habe ich vor der Einnahme von ADs etwas Angst... ich hatte vor Jahren mal welche nehmen müssen, und der Schuss ging das erste Jahr ziemlich nach hinten los... da war an Nebenwirkungen alles drin von Panikattacken bis hin zu totaler Abgestumpftheit... es hat lange gedauert, bis wir etwas gefunden hatten, was ich damals halbwegs vertragen habe...

Ich gehe nachher noch zu meiner Hausärztin und lasse mir die Dringlichkeit der Behandlung schriftlich bestätigen. Vielleicht geht es bei der Kasse dann schneller...

Zur "Überbrückung" bis zum Therapiebeginn einen Urlaub oder so zu machen ist vermutlich nicht ratsam? Früher hat mir das immer geholfen... aber Reisen mit Baby ist natürlich was anderes...

Viele Grüße

Sanne

PS: Jetzt zahnt der Kleine auch noch... mir haben so viele Leute gesagt, dass es nach dem 3. Monat besser wird... ich merke nichts davon... jetzt kommen doch ein Haufen anderer Sachen dazu, die ersten Zähnchen, Brei kochen, Infekte usw. ... ich finde das alles in erster Linie nur unglaublich anstrengend, auch wenn ich mich hin und wieder mal freuen kann, wenn der Kleine was neues gelernt hat.
zita

Beitrag von zita »

liebe sanne,

ich kann mich meinen vorschreiberinnen nur anschließen: was du erlebst ist die depression und die wird besser, vorallem je schneller du dir hilfe holst!! ich würde die sache mit dem ad doch nochmal überdenken, du hast ja dann wohl doch ein ad gefunden, was dir damals geholfen hat. vielleicht probierst du es damit nochmal?

aber ncoh zum thema urlaub: ich kann dir in der akuten phase nur davon abraten. für mich war urlaub - vor meinem sohn - auch immer eine absolute wohltat, aber mir baby ist das einfach anders. ich habe damals in der ganz schlechten phase auch meinen mann überredet wegzufahren und es war eine katastrophe. auch wenn du es dir jetzt nicht vorstellen kannst, hat sich zu hause doch der alltag shon ein wenig eingespielt. du hast alles da, du hast eine gewisse struktur. unterschätze das nicht und fahr lieber dann in den urlaub, wenn es dir ein wenig besser geht und das baby ein bisschen größer ist. mich hat der urlaub damals richtig fertig gemacht.

ich drücke dir die daumen für alles und lg

zita
Sanne

Beitrag von Sanne »

Danke für den Hinweis zum Urlaub... das lasse ich dann lieber. Aber ob man vielleicht eine Mutter-Kind-Kur wagen kann? Zumal unser Kleiner Neurodermitis hat ... da würde ihm ein Luftwechsel sicher nicht schaden. Und wenn es seiner Haut besser geht, dann vielleicht auch mir? Aber womöglich geht's dem Kleinen erst besser, wenn es mir besser geht... ist alles so doof.

Meine Hausärztin stellt sich übrigens etwas quer, der Krankenkasse gegenüber meine Therapeutin durchzuboxen, die ja keine Kassenzulassung hat :x :cry:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

Mutter Kind Kur ist sicherlich gut, macht aber eigentlich erst dann Sinn, wenn es dir besser geht. So wie jede Kur bringt auch diese eigentlich dann etwas, wenn du psychisch STABIL bist. Und dafür bräuchtest du ein AD und/oder Therapie.

Dass du Angst hast vor dem AD kann zwar verstehen (geht vielen so) ist aber eigentlich unbegründet. Wenn du heftige NW hast, kannst du diese mit einem anderen Medikament sehr gut überbrücken, bis sie weg sind.

Deine psych. Stabilität hängt sicher nicht von der Neurodermitis deines Kindes ab und wenn dann nur ein kleiner Teil. Ich verstehe, dass du nach "Gründen" suchst, damit es dir besser geht, aber so zäumst du das Pferd von hinten auf. Stell dich der Tatsache: Du hast eine psych. Erkrankung, die man aber sehr gut in den Griff bekommen kann. Und wenn deine Therapieanforderung so schleppend vorwärts geht, würde ich persönlich dir schon dringend zu einem AD raten. Du vergeudest so nur wertvolle Zeit!!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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