Angst

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Libelle1

Angst

Beitrag von Libelle1 »

Ich habe Angst.Angst vor der Geburt.Angst davor dass ich sterben muß.HILFE.

Der Gedanke macht mich in letzter Zeit wahnsinnig.Bin 27.Woche und ich hab mich für einen Kaiserschnitt entschieden.Jetzt mache ich mir Gedanken, was ist wenn das Kind früher kommt und ich es "normal " bekommen muß?Ich werde es nicht überstehen, das weiß ich.
Die letzte Geburt war fast eine Sturzgeburt mit Wehen ohne Pausen, bin total weggetreten vor Schmerz.Ich will das nicht nochmal.Ich hab son Schiss.....
Kennt das jemand von Euch?
Ich weiß ich bin nicht normal.Aber ich hab auch unnormale Dinge erlebt.Mein Baby tritt wie verrückt seit ein paar Tagen, manchmal tut es sogar weh.Als ob es mich bestrafen will für meine mangelnde Vorfreude auf die Geburt.... Okay das ist jetzt wirklich verrückt, aber meine Große war viel ruhiger im Bauch.Und das obwohl doch die SS mit ihr der reinste Horror war...
Ach ich weiß auch nicht.Macht mich alles wahnsinnig.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey süße,

nein, du bist nicht abnormal, du hast einfach Angst und das verstehe ich nur zu gut. Ich würde mich auch für einen Wunschkaierschnitt entscheiden, wenn ich nochmal ein Baby bekommen würde. Ich hatte schon vor der Geburt meines jetzigen Sohnes unglaubliche Angst vor der Geburt - schon als kleines Mädchen dachte ich mir wenn ich schwangere Frauen sah: "Mein Gott´, wie schlimm, haben die keine Angst?" Und schon mit 8 Jahren hab ich mir überlegt, was ich denn tun könnte, um nie Babys bekommen zu müssen, so groß war meine Angst. Ist auch irgendwie sehr seltsam, gell.

Diese Angst ist bis heute geblieben, nur hab ich mich zu einer Spontanen Geburt überreden lassen. Als es dann soweit war - Horror - genau wie ich befürchtet hatte. Es ging dann mit einer PDA, aber danach durfte ich noch 3 Stunden Presswehen erleben - ohne Erfolg - und dann gabs erst noch den Notkaiserschnitt. Nie wieder - ich versteh dich absolut und ich finde deine Entscheidung für einen Kaiserschnitt absolut richtig.

Hast du einen Arzt oder Therapeuten deines Vertrauens, mit dem du die Angst, es könnte doch zu einer ungewollten spontanen Geburt kommen, bereden könntest?

Versuch dich zu entspannen, ich weiß ist fast unmöglich, aber versuchs mit Entspannungs CD´s z.B. Es wird alles gut gehen, du wirst keine vorzeitige spontane Geburt haben!!!! Es spricht ja med. nix dafür, oder!

Auf jeden Fall Süße - mit dieser Angst bist du nicht alleine - du hast alles richtig gemacht mit dem Wunschkaiserschnitt und es wird auch alles gut gehen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Libelle1

Beitrag von Libelle1 »

Hallo Marika,

Danke für Deine lieben Worte.Heute gehts mir auch schon wieder besser.
Du hattest schon mit 8 Jahren Angst?War dein Kind dann jetzt ein Wunschkind?

Gestern hätten wir eigentlich geheiratet, so wars zumindestens geplant.... Stattdessen bin ich ungeplant schwanger geworden und mein Bruder hatte Heiligabend einen Unfall und ist tot.
Ich fühl mich ein bißchen verarscht vom Leben.Kennt ihr das auch? Erst diese Scheiß Kindheit und dann nur Probleme bis vor kurzem.Da hab ich dann gedacht Jetzt wird alles gut, aber nicht bei mir.
Ich denk sonst meistens nicht so, es ist zur Zeit einfach "nur" ein Tief.

Das mit der Angst vor der Geburt hatte ich bei der 1.SS nicht.Erst seit dem ich weiß was so eine Geburt bedeutet hab ich Schiss bekommen.Nein eine medizinische Begründung gibt es für meine Angst vor einer Frühgeburt nicht.Es ist alles i.o.Ich hab auch noch Zeit.Termin ist ja erst 11.09. Ich frag mich bloß wie ich die Zeit bis dahin überstehe...
Ich bin grad in Therapie und hab meine Ängste auch schon angesprochen.Die Therapeutin hat versucht mich zu beruhigen aber so richtig hats nicht funktioniert.
Bei uns im Nachbarort hat sich eine Frau das Becken bei der Geburt gebrochen, die Ärzte haben das nicht mitbekommen und haben sie mit Gewalt versucht hinzustellen...Jetzt sitzt sie im Rollstuhl.....
Solche Sachen machen mir Angst.Meine Freundin kann das überhaupt nicht verstehen.Dafür hat sie tierische Angst davor Ehec zu bekommen...Ich meine das ist doch auch nicht viel anders wie meine Angst?

Damit mich keiner falsch versteht: Ich liebe mein Kind.Ich versuche auch das Kind in meinem Bauch zu lieben, aber so richtig gelingts mir nicht.Ich fühl mich so eingeengt, keine Privatsphäre mehr... Ich finds auch stellenweise komisch Sex zu haben.
Hab jetzt auch schon diese Vormilch und versaue jetzt schon mein BH's damit.
Ach es ist und bleibt mein gleiches Getröte: Ich bin nicht gerne schwanger.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey du,

ich versteh dich echt gut, du hast ja ziemlich viel schon mitmachen müssen. Dass da dann das Gefühl von "vom leben verarscht" hochkommt ist wohl so ziemlich klar. Es ist aber sehr gut, dass du in der Therapie darüber reden kannst, das wird dir mit der Zeit sicher helfen, all das Geschehene besser zu verkraften.

Ich glaube, dass es einfach ebenso normal ist nicht so gerne Schwanger zu sein, wie es eben zu lieben. Auch hier ist der Druck, denn man dann als Mama auch hat: Du hast gefälligst glücklich zu sein!!!! Lass das außen vor - lass deine Gefühle zu, sie haben ihre Berechtigung und nur im Zulassen, kann sich das auch mit der Zeit wandeln - und das wird es noch.

Ja - ist komisch gell, dass ich schon als Kind über die Geburt nachdachte und schreckliche Angst hatte. Mein Sohn war ein Wunschkind, aber nur weil es eben die Möglichkeit eines Wunschkaiserschnitts mitterlweile gab. Aber ich habe mich ja dann überreden lassen - hätte ich nicht tun sollen. Ich bekam nach 16 Stunden eine Infektion und Fieber, weil die Fruchtblase schon gleich zu beginn geplatzt war. Meinem Sohn fiel so die Nabelschnur um den Hals - seine Herztöne wurden schwächer - Notkaiserschnitt. Was das vor 100 Jahren bedeutet hätte.... das geht mir heute noch nicht ganz aus dem Kopf, warum auch immer. Vielleicht hat mich meine Angst blockiert, aber ich hatte auch eine Hebamme, die nicht wirklich der Hammer war. Der Notkaiserschnitt jedenfalls war ein Spaziergang gegen die anderen 16 Stunden! Mein Sohn hatte auch keine "Anpassungsstörung" wie mir prophezeit wurde wegen dem KS - im Gegenteil - er schlief vom ersten Tag an seine 5-6 Stunden, trank (stillen klappte auch sofort, ohne je einen Milchstau oder sonst was), schrie ganz wenig, war bald auch ein helles und lustiges Kerlechen ... und das ist er heute noch! :D
Das ich eine PPD bekam, sehe ich persönlich nicht in Zusammenhang mit der Geburt, schon gar nicht mit dem Kaiserschnitt. Obwohl die 16 Stunden Wehen und die blöden Sprüche meiner Hebamme, haben mich schon auch geprägt. Gott sei Dank konnte ich diese Erfahrung dann im Zuge der Nachsorge mit einer anderen Hebamme verarbeiten - sie war geschockt, was ich ihr von der Geburt erzählte - besonders von der Hebamme - aber das erspar ich dir jetzt hier, es würde zu weit führen.

Das mit dem Beckenbruch, ist ja voll extrem, schrecklich!!! Ich bin sehr sensibel und mich nehmen solche Sachen auch immer sehr mit. Ich wünsche mir, dass man gerade bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett endlich auch etwas feinfühliger mit den Frauen umgehen würde - was man da oft hört ist einfach nur zum heulen! :cry:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Libelle1

Beitrag von Libelle1 »

Hallo, vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Heute siehts bei mir auch schon wieder besser aus.War gestern für 3 h in der Sauna, alleine ohne Kind und Mann.Danach hab ich mich gleich wie ein neuer Mensch gefühlt.Ich muß wohl doch mal öfters an mich denken und was für mich tun.Heute dann mit der ganzen Famile in den Wildpark, war auch sehr schön.Alles zu seiner Zeit.Aber ich darf auch nicht zu kurz kommen.Soviel Egoismus muß ja mal drin sein.
Ich glaube das ich, und viele andere Frauen bestimmt auch, sich immer unter Druck gesetzt fühlen eine gute Mutter zu sein.Und ich find das ganz extrem bei SS und Geburt.Viele Frauen können meine Meinung dazu nicht verstehen.Ob sie nun selbst ein Kind gekriegt haben oder nicht, egal.
Und egal wie die Geburt abgelaufen ist, ob sie nun 1 Stunde oder 20 Stunden gedauert hat es war ja nie soooo schlimm und man vergisst ja die Schmerzen.Tut mir leid, ich nicht!!!! Meistens wird man dann noch schief angeguckt wenn man was anderes erzählt.Echt, bis jetzt hab ich ganz wenige getroffen die mich verstanden haben.Zum Glück unterstützt
mich mein Freund in meinem Entschluß.

Meine Hebamme war übrigens auch nicht der Hammer; Zitat: Warum schreien Sie denn so?....Dann bin ich nach der Geburt total verkrampft unten und man hat mir mit Gewalt die Betäubungsspritze reingehauen.Hab mich gefühlt wie bei einer Vergewaltigung....
Dann der Dammschnitt war auch so eine Sache an sich.Mag bis heute das Geräusch nicht wenn man was schneidet....
Alles in allem habe ich meine Gründe um dieses Krankenhaus einen RIESENBOGEN zu machen.

Ich weiß dass meine Angst unbegründet ist dass ich nochmal sowas mitmachen muß.Aber manchmal kann ich diese Angst einfach nicht kontrollieren, leider.
Kontrollverlust ist sowieso mein ganz großes Problem und in der SS ist das ganz extrem mit dem Körper und so.
Na ja mit dem Sertralin gehts eigentlich ganz gut und die Therapie hilft auch.Ich hoffe bloß dass nach der SS wieder alles i.o ist und ich nicht noch eine PPD bekomme.
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