PPD-Trauma

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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kadisha

PPD-Trauma

Beitrag von kadisha »

hi ihr lieben

habe mir in letzter zeit viele gedanken gemacht
unter anderem:
viele von uns haben durch eine schwere geburt diese blöde ppd bekommen.

kann man dann durch die PPD nicht wieder ein trauma bekommen und dadurch in eine depression kommen?

ich meine viele von uns haben höllenqualen durchlebt.
waren dem tod näher als dem leben etc

das muss man ja auch irgendwie verarbeiten.

wie macht ihr das

ich hoffe ihr wisst was ich meine

lg
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Süße,

ich verstehe deine Frage. Aber sie ist nicht leicht zu beantworten -vielmehr wird es viele Antworten geben und wird jede für die betreffende Person ALLEINE stimmig sein.

Was macht man aus einer schweren Erkrankung, egal welche? Man kann an ihr zerbrechen, man kann sogar an ihr sterben - seelisch oder auch wirklich körperlich oder man kann sie überwinden und an ihr wachsen. Was von alle dem zutrifft, das ist liegt nicht immer nur in unserer Macht, es gehört Glück, Schicksal, Gott oder was auch immer neben unserem eigenen Engagement dazu. Wir haben einiges in unserer Hand, wenn es darum geht, uns Hilfe zu holen. Manches müssen wir annehmen, wie es ist und versuchen es zu ÜBERwinden. Wie? Das ist wohl DIE Schwierigkeit schlechthin und da hilft jeder Frau hier etwas anderes.

Ich denke es möglich, durch die PPD einen "Schaden", ein Traume zu bekommen, auch wenn mir das persönlich erspart geblieben ist. Mein Schicksal hatte "Glück" für mich geplant - ich durfte durch die PPD WACHSEN, REIFEN und an GRÖSSE GEWINNEN. Ich weiß, dass viel die das lesen nur den Kopf schütteln können - das verstehe ich, denn ich lese TÄGLICH die Leidensgeschichten hier. Ich weiß nicht, warum ich dieses Glück hatte, warum ich die Methoden gefunden habe, die mir helfen. Ich weiß nur, dass ich die Krankheit ANGENOMMEN habe, o.k. - manchmal hab ich sie auch zum Teufel gewünscht, eh klar. Ich habe nicht so sehr nach dem "Warum" gefragt, ich habe immer gefragt: Was kann ich tun, damit es mir besser geht!!! Das ist DER SATZ, denn ich aus meiner Therapie für mein Leben mitgenommen habe. Der kam auch bei meinem Rückfall zum Tragen, als ich mich wieder für mein AD entschieden habe.

Ich habe jetzt keine Ahnung, ob dir was ich da geschrieben habe, hilft. Es aber ein Versuch dir zu erklären, wie und als was ich die PPD empfunden habe bzw. wie ich meine jetzige rezidivierende Depression sehe.

Ich drück dich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hallo Kadisha,

ja, ich weiß genau, was Du meinst.

Erst hat man die Depression und all die Inhalte davon zu´verarbeiten, im Anschluß hat man zu verarbeiten, daß man diese besch... Erkrankung bekommen hat und sehr viel Zeit verpaßt hat, die andere als schön erleben.
Und genau dies weiß und spürt man auch, daß man kostbare Zeit verpaßt hat, die nie wieder kommt.
Daß man unheimlich zerbrechlich war, daß man sich mehr tot als lebendig gefühlt hat.
Daß man nicht versteht, warum es einen getroffen hat.

Man weint erneut Tränen, nicht mehr Tränen aufgrund der Depression, sondern Tränen, um zu verarbeiten, daß man die Depression hatte. _und man spürt Schmerz und Wut und irgendwann schießt man Frieden mit seiner Erkrankung, reicht ihr die Hand, weiß, daß sie wieder kommt, wenn man nicht auf sich aufpaßt.
Und vielleicht ist man ihr später auch ein bíßchen dankbar.
Denn in dieser Tiefe hättest Du die darauffolgende Freude über einfache Dinge im Leben vielleicht nicht empfunden.
Und vielleicht hat sie Dich sogar geschützt vor einer unheilbaren Krankheit, die Dich wirklich umbringt.
VIELLEICHT, aber das weiß keiner.

Es ist ganz einfach Dein Leben, nimm es an, wie es ist, vergleiche Dich nicht mit anderen, denen es vermeintlich besser geht.

Vicky
Neue Mami

Beitrag von Neue Mami »

Liebe Kadisha,

Also erstmal, du hast schon so viel geschafft, wenn ich nur an die ersten Beiträge von dir zurückdenke!! Stei stolz das du schon so viel überwunden hast und den Rest schaffst du auch noch, ganz bestimmt und ein Trauma ist es glaub ich nicht bei dir. Ich glaube viel mehr, dass du einfach durch deine etwas schwierige Lebenssituation und weil du alleine mit deinem Kind lebst so denkst - SO NEGATIV DENKST!! Auch eine gesunde alleinerziehende Mamas haben es nicht leicht und es gibt Menschen die sind eben feinfühliger und machen sich über vieles Gedanken und es gibt wieder Menschen die sind eben etwas pessimistisch und oft auch skeptisch und ängstlich, aber eines darfst du nicht vergessen ALL DIESE MENSCHEN SIND NICHT GLEICH KRANK!!!

Du bist auf jedenfall auf dem richtigen Weg gesund zu werden und das wirst du!! Sei stark liebe Kadisha, das Leben hat dir noch ganz viel zu bieten, es erwartet dich noch sehr viel schönes und du schaffst es, genau so wie alle anderen.

Wenn ich mal einen schlechten Tag habe und mich unzufrieden fühle, weisst du was ich dann mache?? Ich denke an all die Menschen auf der Welt denen es schlechter als mir geht und die Trotzdem glückliche sind. Zum Beispiel habe ich mal einen älteren Herren im Rollstuhl gekannt, der hatte immer ein Lächeln im Gesicht und war froh zu leben, er war glücklicher als viele kerngesunde Menschen...

Also ich kann jetzt genau 15 Monate nach Ausbruch meiner PPD sagen das ich nicht mehr so wütend auf die PPD und mein Schicksal bin, denn wer weiss wozu das alles gut ist. Heute, wo es mir recht gut geht, freue ich mich über viele Kleinigkeiten und sehe vieles entspannter als früher. Ich freue mich über jedes "Guten Morgen" von meinen lieben Nachbarn, ich freue mich wenn meine Kleine Tochter aufwacht und wir einen schönen und aufregenden Tag miteinander verbringen dürfen, ich freue mich wenn mich meine beste Freundin besucht und wir herumtrödeln, ich freue mich abends wenn ich zu Bett gehe auf den nächsten Tag... und und und

Liebe Kadisha, ich habe jetzt einen kleinen Roman geschrieben und weiss auch nicht ob dir das hilft, aber es ist ein Versuch dir bewusst zu machen das auch bei dir die Welt noch in Ordnung ist und dir Hoffnung zu geben das alles GUT WIRD!!! :-)
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo kadisha,

mir geht es ähnlich. Ich gehöre zu denen, die sagen: Eine PPD, das mußte nun echt nicht sein, es hat zu weh getan. Das positive, was ich sicherlich auch aus der Erkrankung gezogen habe, hätte ich gerne zu einem anderen Zeitpunkt im Leben erlebt.

Ich habe angenommen, daß ich nach der Geburt meines Kleinen sehr krank geworden bin, weiß, welche Auslöser mitreingespielt haben und bin froh, im Augenblick stabil zu sein.

Aber ja, ich habe ein Trauma deswegen mitbekommen, da bin ich mir sicher.
Ich glaube aber auch, daß jede schwere Erkranung im Leben traumatisch sein kann, je nachdem, wie man sich selbst und alles um einen herum in dieser Situation erlebt hat.

Ich war noch nie gerne krank. Schon als Kind habe ich Rotz und wasser geheult, wenn mein Körper nicht so wollte wie ich. Jede Erkältung fand ich einfach nur sch... Ich wollte und will auch heute nicht aus meinen Lebensrhythmus gebracht werden. Und das tun Krankheiten. Sie werfen Deine Pläne um, machen DIch schwach und hilflos und das kann ich nicht gut haben.
Daß das zum Leben gehört, habe ich schon lange begriffen und bin gelassener geworden, aber ich finde es nicht toll.
Klar also, daß ich zwar rational sage: Ja, die Depression hat mir Wege aufgezeit, die ich sonst nicht gegangen wäre, aber für mich mußte es trotzdem nicht sein.

Grüße von Leuchtkäfer
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