Suizidgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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hanna

Suizidgedanken

Beitrag von hanna »

Hallo Ihr Lieben

Ich habe da eine Frage, die mich sehr umtreibt: Bei mir ist es so, dass ich in den schlimmsten MOmenten immer Suizidgedanken habe. Meistens teile ich die niemandem mit. Aber ich habe es auch schon getan, wenn ich z.B. das Gefühl hatte, mein Mann sieht nicht, wie tief im Loch ich bin (meist aus einer Art Verteidigung heraus, weil ich das Gefühl habe, er denkt, ich kann mich nicht zusammennehmen). Wenn ich das aber meinem Mann mitteile, wird es ganz schlimm. Er sagt, er fühle sich unter Druck gesetzt (für mich so furchtbar, das zu hören) er sei total überfordert damit und weil ihm meine Therapeutin gesagt hat (wir gehen da ab un zu zusammen hin), dass er das ernst nehmen soll und im Zweifelsfall eher die Ambulanz kommen lassen soll, will er das dann auch in solchen MOmenten tun. Und dann bekomme ich TOTAAAAAAALE PANIK, das macht es bei mir noch viel schlimmer. Ich fühle mich dann abgeschoben und flehe ihn an, das nicht zu tun. Bis anhin hat ers nicht getan. Ich habe auch immer das Gefühl, ich würde mich nie wirklich umbringen, auch wegen der Kinder, es ist aber so eine Art starke Sehnsucht, das Bedürfnis, sich hinlegen zu können und nicht mehr aufwachen zu müssen. :cry:
Wie geht es euch bei diesem Thema (bei denjenigen, die das kennen): Teilt ihr das mit? Wie reagiert eure Umwelt und wie geht ihr damit um?
Hanna
tinarei

Beitrag von tinarei »

Hallo Hanna!
Ich kenne das Gefühl einfach nicht mehr leben zu wollen auch. Am Anfang meiner PPD war es bei mir mit den Suizidgedanken ganz schlimm, erst hab ich mich auch niemanden anvertraut, sondern überlegt wie ich es anstellen könnte. Der Druck war unglaublich hoch, und ich wollte ja eigentlich leben, nur nicht so. Ich hab es dann irgendwann meinem Freund erzählt und er hat dann nen Termin beim Psychiater gemacht, worauf ich in eine Klinik gekommen bin. Mein Arzt hat damals gesagt, daß niemand die Verantwortung übernehmen kann, mich zu Hause zu lassen. Ich hab mich auch erst gewehrt, aber es hat mir sehr geholfen. Inwischen gehts mir wieder gut und diese Gedanken gibt es nicht mehr.
Wenn Du dich mal in deinen Mann seine Situation versetzt, kannst Du vielleicht verstehen warum er überfordert ist. Was würdest du machen wenn ein Mensch den Du liebst, sich umbringen will? Da ist man glaub ich ganz schön hilflos! Es ist eben blöd, das auch Suizidgedanken Symtom der Depression sind.
Seit wann bist du krank und was machst du für ne Therapie? Nimmst Du auch Medikamente?
Würde mich freuen von Dir zu hören.
Liebe Grüße Ines
tinarei

Beitrag von tinarei »

Hallo Hanna!
Ich kenne das Gefühl einfach nicht mehr leben zu wollen auch. Am Anfang meiner PPD war es bei mir mit den Suizidgedanken ganz schlimm, erst hab ich mich auch niemanden anvertraut, sondern überlegt wie ich es anstellen könnte. Der Druck war unglaublich hoch, und ich wollte ja eigentlich leben, nur nicht so. Ich hab es dann irgendwann meinem Freund erzählt und er hat dann nen Termin beim Psychiater gemacht, worauf ich in eine Klinik gekommen bin. Mein Arzt hat damals gesagt, daß niemand die Verantwortung übernehmen kann, mich zu Hause zu lassen. Ich hab mich auch erst gewehrt, aber es hat mir sehr geholfen. Inwischen gehts mir wieder gut und diese Gedanken gibt es nicht mehr.
Wenn Du dich mal in deinen Mann seine Situation versetzt, kannst Du vielleicht verstehen warum er überfordert ist. Was würdest du machen wenn ein Mensch den Du liebst, sich umbringen will? Da ist man glaub ich ganz schön hilflos! Es ist eben blöd, das auch Suizidgedanken Symtom der Depression sind.
Seit wann bist du krank und was machst du für ne Therapie? Nimmst Du auch Medikamente?
Würde mich freuen von Dir zu hören.
Liebe Grüße Ines
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Hanna
Ich hatte damals, als die PPD schon sehr lange dauerte, und ich einfach keine Kraft mehr hatte auch so eine Todessehnsucht. Ich hab mir nie irgendwie konkret vorgestellt, wie ich das machen würde, oder so, aber ich hatte eben dieses Gefühl, ich möchte eigentlich nicht mehr leben, meinen Frieden haben, Ruhe, keine Angst! Mich hat der Gedanke so erschreckt, dass ich es nie jemandem gesagt habe. Das war so gegen meine sonstige Natur. Ich hätte mir früher nie auch im entferntesten so etwas vorstellen können. Heute will ich wieder leben. Aber was ich gemerkt habe ist, dass sich meine Einstellung zum Suizid anderer Menschen geändert hat. Ich denke manchmal, wenn ein psychisch schwer kranker Mensch mit wenig Hoffnung auf Heilung nach mehreren Suizidversuchen immer wieder mit allen Mitteln ins Leben zurückgeholt wird, warum lassen sie ihn nicht einfach sterben. Er will doch nur, dass all dieser Horror aufhört, das ist doch sein Recht. Und ich finde jeder Mensch hat das Recht über sein Leben selbst zu bestimmen.
Ander sieht es natürlich bei dir aus. Du hast eine grosse Chance, dass es dir schon bald wieder besser geht. Die PPD ist heilbar, und du kannst ja hier immer wieder lesen, dass es Frauen gibt , die es geschafft haben. Und in einer Schwankung alles wegzuwerfen das wäre eine Kurzschlusshandlung, und deswegen finde ich es gut, dass deine Therapeutin und dein Mann ein Auge auf dich haben. Du wirst auch wieder ein schönes, gesundes, lebenswertes Leben führen ! :!: Aber jetzt in dieser schweren Zeit lass dir helfen! :!: Alles Liebe für dich :!: Valentina
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Ines, liebe Valentina

Danke für Eure Worte. Ich bin immer soooo froh, wenn ich höre, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht und dass mich jemand versteht.
Ines: Ich habe zwei Kinder (Geb. Nov. 03 und Juli 05). Nach der ersten Geburt hatte ich zwar schon einen ausgeprägten "Babyblues", richtig schlecht ging es mir aber erst ca. 3 MOnate nach dr Geburt des Kleinen, also seit Oktober 05.
Ich bin seit Januar 06 in Therapie bei einer Psychotherapeutin, die mich allerdings schon von früher kannte (da war ich, weil ich wegen der Trennung von meinem damaligen Freund völlig den Boden unter den Füssen verloren hatte). Ich habe ein hochdosiertes Johanniskrautmedikament (Rebalance 500) und Lorazepam für den Notfall. So langsam habe ich das Gefühl, dass das Johanniskraut wirkt. Vielleicht hängt es aber auch mit der Wiederaufnahme meiner Arbeit zusammen, die mir einen grossen Teil meines Selbstvertrauens wiedrgegeben hat. Ich habe aber immer noch sehr schwierige MOmente, vor allem, wenn ich mit den Kindern alleine bin und mich so extrem überfordert fühle oder wenn ich eine Auseinandersetzung mit meinem Mann habe. Dann kann ich ganz schnell wieder ganz unten sein und die Suizidgedanken kommen dann extrem schnell wieder.

Liebe Grüsse
Hanna
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Hanna,

meine damaligen Selbstmordgedanken habe ich meinen Eltern erzählt. Ich wußte, dass sie mir helfen würden und mich verstehen. Als ich dann allerdings zuerst beim (Haus-)Arzt war, verschwieg ich diese Gedanken, obwohl ich Vertrauen zu ihm hatte. Ich dachte, sooo wichtig ist das nicht. Im Nachhinein bereue ich es, denn dann hätte er mir gleich noch schneller helfen können.

Bist Du (regelmäßig) beim Arzt? Warum nimmst Du Dein Medikament nicht? Die Therapie begleitend ist sehr gut; aber bei Selbstmordgedanken ist es m. E. zwingend notwendig, Medikamente zu nehmen. Laß Dir helfen!

Auch Deine Überlegungen, ob Du einkaufen gehen sollst oder nicht, gehören zur PPD. Diese Entscheidungsschwierigkeiten hatte ich damals auch. Ich wußte ja nicht mal mehr, ob ich Tee oder Wasser trinken soll...

Es ist gut, dass Du Deinen Freund "eingeweiht" hast. Hast Du sonst noch Vertrauenspersonen?

Ein evtl. Klinikaufenthalt hat nichts mir "Panikmache" oder "Abschieben" zu tun. Für manche ist es schlechthin die Rettung.

Weiterhin alles, alles Gute für Dich!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Anke
Ich nehme mein Medikament und bin jede Woche einmal in der Therapie. Das mit den Suizidgedanken habe ich bis anhin nur meinem Mann gesagt (der es meiner Therapeutin gesagt hat, als ich dabei war), sonst niemandem. ICh habe aber angefangen, anderen zu erzählen, dass es mir nicht gut geht (was ich lange nicht getan habe).
Ich weiss (rational), dass ein Klinikaufenthalt unter Umständen wohl das einzig richtige ist. Ich habe einfach gemerkt, dass ich in den schlimmen Phasen, wenn ich "im Loch" bin, dann totaaaale Panik bekomme, wenn ich denke, dass mein Mann mich dort "abliefern" will. Mir macht nur schon extrem Angst, wenn er in solchen MOmenten sagt, er wolle meine Eltern anrufen, um sie um Rat zu fragen, wegen den Selbstmordgedanken. In ruhigen, besseren Momenten verstehe ich ihn und weiss, dass es nichts mit abschieben zu tun hat. Im "entscheidenden" Moment aber habe ich das Gefühl, ich würde eher sofort davonlaufen und weiss ich was tun, um nicht abgeschoben zu werden. Ich habe dann so eine Angst, das ist nicht zu beschreiben. Scheisskrankheit. :evil:
LIebe GRüsse
Hanna
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hallo Hanna!

Was ich schon mehrmals gesagt habe:

Depression= Selbstzerstörung egal wie

Mir geht es zur Zeit gut.. und wenn ich hier lese, wie ihr euch fühlt kommen die Erinnerungen bei mir.... Ja. es ist so. Man ist einfach nicht mehr sich selbst, man ist nicht richtig da... deswegen ist Depression so schlimm, weil man fühlt, dass man schon gestorben ist... und als ob unsere Seele weg und statt dessen eine Leere geblieben wäre, die so weh tut...

Hanna: wie du dich fühlst kennen wir alle hier, alle kennen dieses schreckliches und leeres Gefühl... aber es geht vorbei... keine Angst, es wird dir wieder gut gehen, und du wirst die normalen Probleme des Leben sogar lieben, ja!!! ich freue mich jetzt, wenn die normalen Sorgen des Lebens mich beschäftigen...

Ich weiß, dass es schwer ist in solchen Momenten positiv zu denken, aber man muss mit aller Kraft versuchen, dass diese Depressionen nicht unser ganzes Leben bestimmt... nein, nein, nein... unser Leben und Essenz bestehen aus viel mehr und nicht nur aus dieser schrecklichen Krankheit... wir sind mehr als das und das muss dir helfen Hanna, wenn es dir schlecht geht... denke bitte an das Gute an dir, an was du wirklich bist und bis bevor du Depris bekamst warst, warst du ein schlechter Mensch? bestimmt nicht...
Wenn man depressiv ist, verliert man den richtigen Überblick, alles dreht sich nur um die Depression, um negativen Gedanken und Gefühlen... die gar nicht der Realität entsprechen....Man sieht nicht was man hat und nimmt das Schöne gar nicht wahr...

Hanna, bleib stark und denke immer daran: Diese Gedanken gehören zu der Krankheit nicht zur dir... du willst leben, du willst da sein und richtig existieren... also habe Geduld und denke an die schönen Momenten deines Lebens... die hast nicht wahr??? das hat mir immer geholfen, als es mir "bescheiden" ging....

Alles Gute liebe Hanna... das wird schon... das wirst du sehen...
Wir sind für dich und für uns selbst da...Bild
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Hanna,

ich kenne diese Gedanken nur zu gut, durchlaufe sie oft bis ins kleinste Detail. Überlege wie ich mich umbringen könnte, wie ich zu den mitteln gelangen könnte. Überlege was ich dem arzt sagen könnte um schlafmittel zu bekommen usw.

Ich spreche dann nicht direkt darüber ich sage meinem Mann nur dass es mir gerade total schlecht geht. Helfen kann er eh nicht - die Gedanken bleiben! aber er kann mich in den arm nehmen ohne dass er gleich Panisch wird weil ich sage dass ich an den Tod denke.

Die Gedanken gehen dann meist von allein wieder, ich versuch mich abzulenken.

Das hilft Dir nun vielleicht nicht viel aber Du weißt ja auch schon aus den Antworten vor meiner dass das zu unserer blöden krankheit dazu gehört!

Liebe Grüße
Micha

An Hanna

Beitrag von Micha »

Liebe Hanna,

gestern hab ich eine schreckliche Nachricht in der Zeitung gelesen. Ein Freund aus Kindertagen hat sich das Leben genommen. Ich weiß leider noch nichts näheres aber ich denke er hatte auch seelische Probleme denn in der Todesanzeige steht: Er darf jetzt in Frieden ruhen und ist für immer von seinen Ängsten befreit, die zwei Seelen in seiner Brust lassen ihn für immer in Ruhe.

Das ist nun schon der 4 oder 5 Bekannte/Freund von mir oder meinem Mann, der sich das Leben nahm. Warum kann diesen Menschen niemand helfen?

Auch ich dachte in der schlimmsten Phase meines Lebens oft daran meiner Qual ein Ende zu setzen. Aber die Liebe zu meinem Sohn machte mich stark, jeden einzelnen Tag durchzustehen. Ich sah immer das Bild vor mir, wenn mein Mann mit meinem Sohn an meinem Grab stehen würde. Das durfte ich ihnen nicht antun.

Meine Therapeutin sagte zu mir: "Das sind nur Gedanken, die sie sowieso nicht ausführen werden." Gut ich habe sie nicht ausgeführt aber kann ein Arzt sich da so sicher sein?

Auch wenn es schwer zu glauben ist, für dich wird die Sonne wieder scheinen und wenn es ganz schlimm ist, komm zu uns ins Forum, wir fangen dich auf.

Alles Liebe, Micha
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