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Stella2011

Hilfe bei der Wegfindung

Beitrag von Stella2011 »

Hallo ich bin Stella,

Ich habe am 04.04. mein zweites Kind geboren und bin nun etwas ratlos, ob ich wirklich an einer PPA leide bzw. was ich machen soll oder kann.

Zu meiner Vorgeschichte:
Meine erste SS war bereits ein ungewollter KS durch eine Schwangerschaftsvergiftung. Konnte dadurch auch nicht stillen. Mir ging es damals schon nicht wirklich gut nach der Geburt, aber irgendwie habe ich das erste Jahr, welches für mich eigentlich die meiste Zeit die Hölle war, irgendwie ohne ärztliche Hilfe überstanden.
Im Nachhinein muss ich sagen, war ich in dieser Zeit schon wie in einer "Baby-Blase" gefangen - total blockiert, was mir auch den Kontakt zu anderen Müttern/ zur Aussenwelt erschwerte.

Nun hatte ich alles daran gesetzt spontan zu Entbinden. Da mit zwei Kindern unsere offizielle Familienplanung abgeschlossen ist, wollte ich zumindest EINE normale Geburt erleben. Einfach auch um in dem Kreis der "wahren Mütter" mit aufgenommen zu sein.
Doch wieder - kurz vor ET: Schwangerschaftsvergiftung - Kaiserschnitt!
Als diese Entscheidung von den Ärzten getroffen wurde begann meine Traurigkeit. Die Tage im KH waren grausam für mich. Ich fühlte mich als komplette Versagerin. Was könnte ich für eine Mutter sein, wenn ich es noch nicht mal packe die Kinder normal auf die Welt zu bringen. Vielleicht war es mir in Wirklichkeit garnicht bestimmt Mutter zu sein und ich würde meine Kinder, die bislang (zum Glück) beide kerngesund sind, durch mich ins Unglück stürzen.
Noch dazu hat es wieder mit dem stillen nicht geklappt. Ich fühlte mich mit der Situation zwei Kinder zu haben und wieder so ein Jahr erleben zu müssen (weil sich bislang ja auch Alles wiederholt hatte) komplett überfordert.
Durch ein Gespräch mit einer jungen Ärztin machte ich mich auch schon mit dem Gedanken vertraut eine PPA zu haben, doch als ich zu Hause war, ging es mir eigentlich wieder gut, war zuversichtlich die anstrengende Anfangszeit zu überstehen.
Doch als ich mal wieder Zeit gefunden hatte mich etwas um mich zu kümmern - duschen - eincremen etc. begann ich mich auf einmal vor mir selbst du ekeln. Der Bauch, die KS-Narbe, der Wochenbett-Fluss und wieder kamen die Gedanken auf: Du bist ja sowieso keine richtige Frau/Mutter - Du schaffst das alles nicht etc. Jetzt eine Woche lang war alles grau und ich steckte in diesem Loch fest mit der Situation überfordert zu sein. Eins - zwei mal kam mir sogar der Suizid-Gedanke, wobei ich mir da noch innerlich selbst einen Ruck geben konnte um diese ganz schnell wieder zu verwerfen. Nach dem Motto:"Was hast du denn da jetzt für Gedanken!"
Gestern abend habe ich auf einmal ohne Grund angefangen zu heulen und konnte nicht mehr aufhören. Seit dem geht es mir wieder einigermassen gut.
Ich habe trotzdem weiterhin Angst, aber kann die negativen Gedanken und die Traurigkeit im Zaun halten, vielleicht auch ausblenden.

Was würdet ihr an meiner Stelle machen?
Ist das bei einer PPA so, dass man mal gute mal schlechte Tage hat. Kann das auch sein, dass diese Erkrankung irgendwie wetterabhängig ist? Oder würdet ihr sagen:" Ich bin hier falsch - soll mich nicht so anstellen mit PPA hat das nichts zu tun. Jeder hat mal einen schlechten Tag!"

Ich brauche euren Rat.
storna

Beitrag von storna »

Hallo Stella,
herzlich willkommen hier im Forum! Ich kann dich sehr gut verstehen, bei mir lief die erste Geburt leider auf einen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose hinaus, weil die Herztöne des Kleinen unter den Wehen ganz furchtbar heruntergingen. Ich hatte den Kleinen daher erst zwei Stunden nach der Geburt auf der Brust und hatte quasi gar keine richtige Geburt :(. Das Ganze war einfach ein Riesentrauma für mich, und zusammen mit anderen Faktoren -dass ich zwei Wochen nach der Geburt noch einmal ohne mein Kind für ein paar Tage ins KH musste - hat sich bei mir dadurch (vermutlich) eine PPD eingeschlichen, auf jeden Fall zumindest Zwangsgedanken.

Manchmal frage ich mich, ob es bei mir wirklich eine Depression ist, oder ob ich vielleicht nicht einfach traumatisiert bin. Denn manchmal ähneln sich die Symptome sehr... ich finde, man sollte vielleicht auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass manche Frauen einfach seelisch sehr lange an allem zu knabbern haben. Wenn man aus reiner Traurigkeit sagen wir jeden Tag wegen der Geburt weint, ist das dann schon eine Depression? Ist es nicht erlaubt, traurig zu sein? Ich finde, da verschwimmen die Grenzen ein bisschen.
Es kann jedoch auf keinen Fall schaden, sich Hilfe zu holen - selbst wenn es sich bei dir um ein Trauma handelt, kann dir Hilfe sehr gut tun.

Ich habe mich nach der Geburt auch als Versagerin gefühlt, da ich auch nicht stillen konnte. Aber du musst bedenken: Du hast zwei Menschen das Leben geschenkt! Du bist ganz und gar keine Versagerin!

Alles Liebe
Storna
Stella2011

Beitrag von Stella2011 »

Vielen Dank für deine Antwort und Willkommensgrüsse.

Du hast recht ein Trauma liegt auf jeden Fall nahe. Mein erster Kaiserschnitt war auch unter Vollnarkose. Bei mir hat es sogar einen Tag gedauert, bis ich die Kleine endlich mal auf mir liegen hatte. Muss unter den Nachwirkungen der Vollnarkose die ganze Zeit nach ihr geweint haben, hat man mir zumindest gesagt.
Um mir das diesmal zu ersparen, hat man sich für eine Spinalanästesie entschieden. Die ging leider schief und ich wurde unter unsagbaren Schmerzen in einen Dämmerschlaf gelegt. Dadurch bekam ich natürlich wieder kaum bis garnichts von der eigentlichen Geburt mit.
Da ich noch auf Intensiv musste hat es wieder ein paar Stunden gedauert bis ich den Kleinen bei mir hatte.
Durch diese beiden Negativerfahrungen hat sich für mich sowieso eine weitere Schwangerschaft erledigt. Würde so etwas nicht nochmal durchstehen.

Darf ich fragen:
Wieviele Kinder hast du?
Was versteht man unter Zwangsgedanken?
(sorry für meine Unwissenheit!)
Und
Hast du dir helfen lassen oder kommst du "so" klar?
storna

Beitrag von storna »

Ich habe einen Sohn, er ist jetzt sieben Monate alt. Unter Zwangsgedanken versteht man schlimme Gedanken, die sich einem aufdrängen, die man aber nicht so meint und auch nicht ausführen würde. Ich schreibe jetzt besser mal nicht mehr darüber, nicht, dass das noch etwas bei dir auslöst.

Bisher habe ich "nur" einen Termin bei einer Psychiaterin in ein paar Tagen. Ich hatte auch schon zwei Vorgespräche bei einer Psychologin, bei der ich mich aber nicht sehr wohlgefühlt habe. Was mir jetzt schon viel hilft, ist das Forum hier - es tut einfach total gut, sich darüber auszutauschen.

Deine Geschichte tut mir sehr, sehr leid! Hätte es bei dir nicht die Möglichkeit gegeben, eine Einleitung vorzunehmen? Und war es bei der ersten Geburt so knapp, dass eine Vollnarkose gemacht werden musste?
Ich kann dich so gut verstehen - gerade, weil du dir beim zweiten Mal so sehr eine natürliche Geburt gewünscht hast. Wenn ich noch mal ein Kind bekommen sollte, würde ich auch gerne eine natürliche Geburt haben. Andererseits würde ich auch einen Kaiserschnitt in Kauf nehmen.

Es tut mir leid, dass du zweimal eine Gestose hattest. Ich bin wohl auch knapp daran vorbeigeschlittert, konnte aber dank der Ernährungstipps der Gestosefrauen (gestosefrauen.de) mit viel Eiweiß, Wasser und Salz letztendlich doch bis zu den Wehen durchhalten. Immerhin :cry: . Ich habe mich über die Gestose informiert, anscheinend spielen dabei auch psychosoziale Komponenten eine Rolle - viel Stress zum Beispiel.

Hol dir auf jeden Fall Hilfe, die Profis können dir am besten helfen, und lies und schreib hier fleißig mit :D !

Ganz liebe Grüße und Kopf hoch,
Storna
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Stella,

ein herzliches Willkommen auch von mir! Du bist hier sehr, sehr richtig - vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast.

Ich würde dir empfehlen, dir Hilfe zu holen. Das kann zuerst mal dein Hausarzt sein, der dich dann zu einem Psychologen/Psychiater weiter überweisen kann.
Daneben wären auch Hebammenpraxen gute Ansprechpartner - mir hat neben meinem Psychiater damals eine solche Hebamme auch sehr geholfen mit alternativen Methoden. Beides zusammen hat viel gebracht. Weiters könnte eine Hebamme die Kaiserschnittnarbe "entstören". Das ist eine Methode der traditionellen chinesichen Heilkunde und soll den unterbrochenen Energiefluss wieder herstellen.

Hier kommt ein Link von Fachleuten die mit uns zusammen arbeiten - vielleicht wäre jemand ind einer Nähe dabei:

http://www.schatten-und-licht.de/joomla ... 82&lang=de

Ich sehe hier eindeutig mehr als nur ein "paar schlechte Tage" und finde, es wäre wirklich Zeit dir professionelle Hilfe zu holen. Wir helfen dir nach Kräften dabei. Schreib fleissig weiter hier - schön, dass du da bist!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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