ich hätte gerne einen Rat /Meinung von euch. Ich bin letztes Jahr 6 Wochen in der Psychatrie gewesen mit der Diagnose "psychotische Episode im Wochenbett". Seit Januar muss ich keine Medikamente mehr nehmen, seit Mai arbeite ich auch wieder halbtags, bin mit meiner kleinen Familie sehr glücklich und es geht mir gesundheitlich wieder so gut wie früher, wenn nicht sogar noch besser.
Ich grüble auch nicht ewig darüber, warum ich krank geworden bin. Aber trotzdem denke ich schon noch oft an die Zeit im Krankenhaus. Dabei ist die Erinnerung an das Krankenhaus, Pfleger, Ärzte, Therapeuten und andere Patienten auch nicht so schlimm. (Es gab natürlich schon auch heftige Situationen und Mitpatienten, aber das war hauptsächlich in der ersten Woche meines Aufenthalts und da ich da so voll mit Tavor war, habe ich daran keine Erinnerung mehr...)
Einige Therapeuten und Pfleger habe ich immer mal wieder in der Fußgängerzone im Ort gesehen, gegrüßt und auch ein paar Sätze gewechselt. Das war kein Problem. Ich war auch letzten Sommer auf einem Sommerfest vom Krankenhaus und habe da den Stationsarzt getroffen, der sich mit mir unterhalten hat und das war alles sehr positiv.
Jetzt kommt das ABER:
Ich denke immer mal wieder an die Aufnahme im Krankenhaus, die Untersuchung dort und die Fragen im Aufnahmegespräch, die der aufnehmende (Ober)arzt gestellt hat. Auch sein ganzes Verhalten mir gegenüber ist mir noch sehr präsent und ich empfinde es als unangemessen und bin auch ganz sicher, dass ich durch dieses Aufnahmegespräch stark verunsichert worden bin und noch viel größere Ängste entwickelt habe. Mein Freund war bis auf 5 Minuten bei dem Aufnahmegespräch dabei und fand es ebenfalls sehr unprofessionell. Als er nach 5 Minuten wieder zum Gespräch dazu kam (ich war in der Zeit mit dem Arzt alleine) meinte er, dass ich viel unruhiger, ängstlicher und verwirrter gewesen bin, als zuvor.
Der Arzt hatte gar nicht auf dem Schirm, dass mein "Zustand" was mit der Geburt, bzw. den Umständen danach, Hormonen, usw. zu tun haben könnte.
Anstatt zu versuchen zu beruhiger, war er sehr hektisch und kurz angebunden und hatte sehr schnell gesagt, er hoffe sehr, dass ich nicht an Schizophrenie erkrankt sei. Da musste ich erst mal schlucken. Ich war ja ohnehin schon verwirrt, hatte Panik und dachte, dass ich jetzt verrückt sei, vielleicht nie wieder gesund würde und mein Kind weggenommen bekäme. Das was man sich vielleicht wirklich in seiner schlimmsten Vorstellung ausmalt, wenn man psychisch krank wird. Und dann kam er mit so einem Satz.
Wenn man mit Anfang 20 zum Arzt geht mit einem Knoten in der Brust, sagt der ja auch nicht als erstes "Oh, ich hoffe, dass das kein Brustkrebs ist, und wir die Brust entfernen müssen."
Gut, also wenn seine etwas vorschnelle und vielleicht schlimmstmögliche Prognose das einzig unglückliche an der Aufnahme gewesen wäre, dann könnte ich darüber vielleicht hinwegsehen.
Aber es gab eben wirklich viele Sachen. Auch bezüglich der Unterbringung auf den verschiedenen Stationen, und der Möglichkeiten und Grenzen, die das jeweils mit sich bringt.
Da kam wirklich einiges zusammen, was wirklich unglücklich gelaufen ist und die Situation für mich und auch für meine Familie schlimmer gemacht hat, als notwendig gewesen wäre.
Ich denke mir einerseits, dass es nicht so viel bringt, sich darüber jetzt zu ärgern, weil ich es nicht rückgängig machen kann. Es hat sich dann ja auch glücklicherweise alles zum Guten gewendet und niemand hat irgendwelche Spätschäden davongetragen.
Andererseits beschäftigt mich diese Aufnahme und das (Fehl)verhalten dieses einen Arztes doch noch ziemlich. Wenn ich ihn manchmal in der Fußgängerzone sehe, dann merke ich richtig, wie tief meine Abneigung gegen ihn ist und wie gerne ich ihm sagen würde, dass ich mich ungerecht und schlecht behandelt von ihm gefühlt habe.
Ok, ganz so deutlich würde ich ihm das wohl nicht sagen, aber irgend etwas in mir hat halt wirklich das Verlagen, mit ihm über diese Aufnahme zu sprechen. Mein Freund und eine gute Bekannte, die ich aus dem Krankenhaus kenne, meinten auch beide, dass mir das vielleicht helfen würde, damit abzuschließen oder zu verstehen, warum das damals so gelaufen ist, wie es war.
Es kann natürlich auch sein, dass er behauptet sich an das alles nicht mehr zu erinnern. Vielleicht erinnert er sich wirklich an vieles nicht mehr, aber andererseits war mein Fall ja auch nicht der "normale Klinikalltag" denke ich.
Hinzu kommt noch, dass ich auch an andere Frauen denke, die ja auch mal an diesen Arzt geraten könnten. Denen würde ich, wenn das geht, gern ein bisschen ersparen. Und wenn es nur das wäre, dass man den Arzt vielleicht ein bisschen dafür sensibilisieren kann, dass eine Mutter mit PPD, PPP auch eine besondere Situation darstellt, weil sie ja noch ein Baby hat und man das bei der Behandlung und Einschätzung der Situation berücksichtigen muss.
Vielleicht fragt ihr euch, warum ich das jetzt hier schreibe.
Vielleicht war es bei denjenigen, die stationär behandelt wurden ja auch eine schwere Aufnahme und ihr habt Tipps, wie ihr das im nachhinein verarbeiten konntet.
Außerdem würde ich gerne Meinungen dazu hören, ob ihr denkt, dass es etwas bringt, zu versuchen mit dem Arzt, der das Aufnahmegespräch geführt hat, zu sprechen.
Ich würde mich wirklich sehr über Antworten und Anregungen freuen.
Ganz liebe Grüße