Wie habt ihr das gemacht?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sanna
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Wie habt ihr das gemacht?

Beitrag von Sanna »

Seit ca. 2 Wochen geht es mir wieder dauerhaft schlecht und ich versuche alle umzusetzen, was mir die Therapeuten ans Herz legen. Ich plane jeden Tag nette Aktivitäten ein, ich unternehme Dinge mit Freunden und versuche mich nicht einzuigeln. Ich versuche das permanente Grübeln zu unterbrechen und wende alle möglichen Skills an, aber es hat mich total in der Zange.

Am Freitag habe ich das Erstgespräch in der Mutter-Kind-Einheit in Herten. Ich hoffe sehr, dass es dort kurzfristig mit einer Aufnahme klappt.

Wie habt ihr bloß die PPD überstanden?? Mir geht es seelisch dermaßen schlecht, dass ich gar nicht erst versuche einen längeren Zeitraum zu überblicken. Von morgens bis mittags bis nachmittags bis abends.

Schon ein halbes Jahr geht das so. Ich verliere langsam den Mut. Obwohl ich kleine Fortschritte sehe.

Hilfe!
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
zita

Beitrag von zita »

hallohallo,

mir haben in der sehr schlechten Zeit die Medikamente am meisten geholfen. Zuerst habe ich ein AD genommen, dann zusätzlich für einige Wochen Tavor. Das zusammen hat mich erstmal wieder geerdet. (Ich konnte Tavor dann ohne Probleme absetzen) Und zu guter letzt habe ich noch ein Neuroleptikum dazu bekommen. Obwohl ich das damals gar nicht wollte und mich sehr gesträubt habe, hat das bei mir supergut geholfen. Ich war innerhalb von ein paar Tagen aus dem schlimmste Tal heraus.

Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich in der schlimmsten Zeit mit Mann und Baby im Ausland war und weder auf Bekannte/Verwandte noch auf meinen Arzt zugreifen konnte. Aber auch das ging dann vorbei und ich habe zb das Neuroleptikum telefonisch verordnet bekommen.

Erst nachdem ich wieder einigermaßen stabil war, haben dann bei mir auch die gelernten Techniken gefruchtet.

Du hast für dich jetzt erkannt, dass es so nicht mehr geht und willst dir mehr Hilfe holen, das ist ganz toll und der erste Schritt zu einer dauerhaften Besserung, ganz bestimmt. Jeder muss wirklich für sich schauen, was der bester Weg ist und ich hatte damals auch einen Punkt erreicht, an dem ich gedacht habe, dass jettz wirklich etwas passieren muss und so ist es ja bei dir jetzt wohl auch.

Ich drücke gaaaanz fest die Daumen - du wirst sehen, du bist auf dem richtigen Weg und bald wird es bestimmt auch wieder besser!!

lg zita
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

hallo sanna!

ich kann dich soooooooooooo gut verstehen... ich habe auch lange gebraucht, bis ich endlich aus dem tiefsten tal draußen war. allerdings musste es auch wirklich erst ganz ganz schlimm werden, so dass mein mann mich mehr oder weniger in die klinik gesteckt hat. und dieser aufenthalt plus medikamentenwechsel hat innerhalb weniger wochen das gebracht, was vorher monatelang einfach nicht in sicht war: eine deutliche besserung, vorallem auch wieder freude am leben! ich bin jetzt seit 6 wochen zu hause und natürlich ist noch nicht alles wieder beim alten. aber ganz viel und ich lebe jetzt ganz anders und arbeite weiterhin mit meiner therapeutin, um hoffentlich irgendwann wieder ganz gesund zu werden!
gib nicht auf, du bist auf dem besten weg, wieder gesund zu werden. du nimmst es schließlich selbst in die hand! du schaffst das!
ganz liebe grüße, fühl dich gedrückt!
kadisha

Beitrag von kadisha »

hey du

bei mir waren es auch das ad und tavor was mich gerettet hat
ohne wäre ich nicht wo ich jetzt bin
wobei ich das tavor nur in der anfangszeit in einer kleinen dosis genommen habe bis das ad angefangen hat zu wirken
ich denke bei einer schweren ppd ist eine ad einnahme unumgänglich
ich bin froh, dass wir in einer zeit leben, in der wir diese medikamente haben

lg
Muschelkalk2

Medis

Beitrag von Muschelkalk2 »

Ohne den SSRI wäre ich vor die Hunde gegangen. In den ersten Wochen war ich ein Roboter. Ich habe einfach gemacht. Aufstehen, anziehen, stillen, wickeln, aufräumen usw. usf. Ich hatte das grosse Glück, dass mein Mann im Hintergrund ganz viele Fäden gezogen hat. Er hat mein älteres Kind intensiv versorgt, was mich sehr entlastet hat. Ich hatte in der schlimmsten Phase die Idee, ich würde mein erstes Kind quasi im Stich lassen. Ich bin ein sehr guter SSRI-Responder. Das ist Glück im Unglück, denn bei mir gab's nur wenige Medikamentenwechsler.

Deswegen würde ich deine Frage so beantworten: Möglicherweise hast du das falsche Medikament. Wenn die Medis wirken, ist zwar immer noch Vieles sehr schlimm, aber man schafft es auch wieder, die guten Seiten zu sehen. Zwar erst zaghaft, aber das Glück ist da. Direkt vor einem. Was mir übrigens auch sehr geholfen hat, war Sport. Nicht so was wie stundenlang Joggen, sondern Walken, Schwimmen, Yoga, Zumba. Hab ich natürlich nicht alles auf einmal gemacht, aber ich habe alles ausprobiert. Alles schön sanft, damit da nicht ein neuer Druck entsteht.

Alles Gute! So eine Krise ist die Hölle. Aber es geht vorbei. Das weiss ich.
Sanna
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Beitrag von Sanna »

Vielen Dank für eure lieben Antworten.

Meine Ärztin meint auch, dass ein Medikamentenwechsel angebracht wäre. Allerdings sollte das dann lieber stationär erfolgen. Am Freitag weiß ich mehr, wenn das Gespräch in Herten gelaufen ist.

Ich nehme seit Anfang Dezember das Medikament und habe schon im Januar gesagt, dass ich keinen Unterschied merke. Ich bekam dann zur Antwort, das könne nicht sein und viel helfe eben nicht viel.
Ich glaube auch, dass eine Therapie speziell für PPDs angesagt ist, denn bis jetzt ging es nicht einmal um die (nicht-vorhandene) Beziehung zu meinem Kind. Ich habe mal stationär der Therapeutin gesagt, dass ich mir so nutzlos vorkäme, weil ich mein Kind nicht mal selbst versorgen könne. "Dann müssen Sie eben nach Hause gehen und das machen." war die Antwort. Danke auch.

Naja, wie gesagt, am Freitag mehr. Bis hierher schon mal Danke euch allen.

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Sanna,

wie ich lese, will man nun das AD ändern. Du nimmst Mirtazapin? Von daher ein guter Gedanke, hier was zu ändern. Bei einigen ist es "das Medikament", bei vielen von uns mit PPD aber eher nicht so. Es hat zwar eine sehr gute sedierende (beruhigende) Wirkung und ist auch apetittanregend, seine antidepressive und angstlösende Wirkung ist aber eher mittelmässig. Daher ist die Zielgruppe für dieses AD eher die ältere Generation mit Altersdepression, hat mir mein Arzt erklärt. Ich habe es auch kurz mal genommen, weil ich nicht mehr zur Ruhe kam, nicht mehr schlafen konnte. Da hat es gut geholfen. Daneben hatte ich aber ein anderes Haupt - AD, ein SSRI. Mirtazapin hab ich sehr bald abgesetzt und bin dann mit Cipralex dauerhaft (bis heute) stabil geworden.

Ich denke, dass bei dir viel im Moment am ungeeigneten AD liegt.
Du nimmst es ja schon ein halbes Jarh, da solltest du auf jeden Fall was positives merken.
Aber Kopf hoch, es kommt oft vor, dass man erst ein bissl suchen muss, bis das richtige AD gefunden wird. Ich drück die Daumen, dass das beim nächsten Versuch klappt!

Alles Gute dir, es wird wieder, versprochen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

ich nehme übrigens auch mirtazapin, aber eben hauptsächlich zum schlafen und damit ich überhaupt wieder essen konnte. mein haupt-ad ist aber sertralin und damit fahre ich wirklich sehr, sehr gut! ein medikamentenwechsel wäre meiner meinung nach auf jeden fall sinnvoll!!
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