Ich trau mich auch mal...

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plüschkopf

Ich trau mich auch mal...

Beitrag von plüschkopf »

Hallo,

ich hab mich nun auch mal getraut mich hier anzumelden. Ich möchte euch so kurz wie möglich meine bisherige Geschichte schildern. Ich weiss nicht, ob ich eine PPD habe. Ich glaube, ich brauche irgendwie Hilfe, aber ich weiss nicht welcher Art.

Im September 2011 kam meine Tochter zur Welt, ein Wunschkind. Die Schwangerschaft habe ich als toll empfunden und denke so gerne daran zurück, obgleich es eine Risikoschwangerschaft war. Die Geburt war leider ein (geplanter) Kaiserschnitt. Den hab ich schon nicht gut verkraftet, weder körperlich noch vom Kopf her.

Mein Kind war ein Schreikind. Als Säugling schlief sie maximal 8 bis 9 Stunden in 24 Stunden. Die übrige Zeit musste ich sie stillen, oder sie schrie. Niemand konnte uns helfen; der Kinderarzt hielt uns als Eltern für blöd ("Sie wollten doch ein Kind, jetzt haben Sie eines. Die schreien nunmal."), Osteopath brachte kaum Besserung, die Schreiambulanz war ratlos. Ich war davon überzeugt sie schreit so, weil sie mich hasst. Egal was ich machte - nichts brachte Besserung. Ich war so unglücklich. Ich hatte Träume, in denen ich sie versehentlich im Badewasser ertrinken liess oder zu Hause vergaß, wenn ich wegfuhr... diese Träume machten mich so verrückt, dass ich sie nicht mehr alleine badete. Ich weinte nur noch. Der Mann ging morgens aus dem Haus und zur Arbeit, das Kind weinte und ich weinte mit.

Es mussten fast 11 Monate vergehen bis ich einen Arzt fand, der ihr helfen konnte (orthopädisches Problem, Wirbelsäule); es dauerte weitere 5 Monate, bis das Schreien nachliess. Zu der Zeit war ein Mittagsschlaf möglich, wenn sie auf mir liegen durfte. Nachts schlief sie ohnehin auf mir. Mit etwa 18 Monaten schlief sie das erste Mal (!) alleine in ihrem Bett; seither macht sie ihren Mittagsschlaf auch dort.

Ich sollte stolz auf sie sein, denn es geht ihr besser und sie geht ihren Weg, wird immer selbständiger. Aber für mich fühlt es sich an, als hätte ich etwas falsch gemacht weil sie sich nun von mir "abwendet". Mein Verstand weiss, dass diese Sichtweise falsch ist, aber mein Herz ist schwer. Ich kann mir keine Babyphotos von ihr anschauen, dann weine ich sofort. Weil ich mich um dieses 1. Babyjahr betrogen fühle. Und auch weil die Bilder mir sofort wieder die Einsamkeit und die schlimme Zeit nahe bringen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen sie "abzugeben" - sie geht in keine Kita, sie wurde noch niemals fremdbetreut. Auch in der ganz harten Zeit haben mein Mann und ich uns abgewechselt, wir schliefen in Schichten, und manchmal weinten wir gemeinsam. Trotzdem haben wir den Bezug zueinander verloren, ein Stück weit zumindest. Wir hatten seit der Geburt keinen sexuellen Kontakt mehr, ich hab auch nicht wirklich das Verlangen danach.

Die Schwangerschaft hat viele vergrabene Gefühle hochgebracht, Erinnerungen an meine eigene Kindheit, meine Mutter; das Verhältnis zu meinen Eltern ist seither ziemlich schlecht. Vor dem Kaiserschnitt war ich ziemlich schlagfertig, nicht auf den Mund gefallen und stellenweise schon fast dreist - schon in der Klinik bekam ich den Mund nicht mehr auf. Manchmal, wenn ich mich mit jemandem unterhalte, spüre ich grundlos Tränen in den Augen; über das erste Jahr mit meinem Schatz kann ich nicht reden, nicht schreiben, nicht nachdenken ohne zu weinen. Ich habe den Eindruck, stets an allem irgendwie schuld zu sein, nehme alles sofort persönlich, obwohl ich das doch gar nicht will.

Es gibt Phasen, da komme ich ganz gut zurecht, aber momentan bin ich wieder recht niedergedrückt und kann mein Pensum kaum bewältigen. Ich habe mich zu einem Termin beim Frauenarzt aufgerafft, der ist aber erst in zwei Monaten.

Über Austausch hier im Forum würde ich mich freuen. Ich weiss nicht so ganz, was ich tun soll :-(
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

hey plüschkopf!

erst mal herzlich willkommen hier im forum!

deine geschichte ist ganz schön heftig. ich habe wirklich mit den tränen gekämpft, als ich das gelesen habe. ob du eine ppd hast - keine ahnung. nen wirklichen ratschlag kann ich dir eigentlich auch nicht geben. aber wir alle hier haben in welcher form auch immer eine krise durchgemacht oder stecken noch mittendrin.
so vom bauchgefühl her würde ich sagen, könnte evtl eine psychotherapie helfen. wie gesagt, ich bin kein fachmann bzw. keine fachfrau, aber auch der weg zum frauenarzt ist vielleicht ein ganz guter anfang.

mal sehen, was die anderen hier so schreiben. vielleicht haben sie ganz gute ideen oder finden zumindest irgendwie bessere worte als ich. trotzdem: schön, dass du den weg zu uns gefunden hast!

alles liebe für dich!
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