Wer von euch hat nie früher unter Depris und co. gelitten??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Blancanieves,

Ich hatte in der Pubertät eine Zwangsstörung (Zählzwang), die nun aber schon mittlerweile fast 20 Jahre zurückliegt. Das ist nach der Pubertät von selbst wieder vergangen. Ich denke aber, dass ich irgendwie schon immer eine Neigung zur Depression hatte. Sicher, ich war nie richtig depressiv, aber ich hatte so eine Neigung mich in alle negativen Dinge reinzusteigern. Ich hatte auch z.B. schon immer ein schlimmes PMS. ABer alles war nichts im Vergleich zu der Krankheit.
Ich finde es sehr interessant, was Ihr alle dazu geschrieben habt und grüße Euch ganz lieb. Saskia
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Hallo an alle
Also, ich wage es jetzt doch noch, zu erzählen, wie es bei mir war. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie auch nur den Hauch einer Depression, nich einmal Stimmungschwankungen, ich kannte keine Ängste, keine Panikattacken, nichts, bis zu meinem jüngsten Kind. Vorher hatte ich aber sieben Kinder geboren. Das ist es jetzt auch was ich eigentlich nicht sagen wollte. Nicht etwa, weil ich mich für meine Familie XXL schäme, sondern weil ich soviele negative Reaktionen ertragen musste. Meine Kinder sind alles Wunschkinder. Mich hat' s einfach nach dem ersten Kind so gepackt, alles lief gut, alles stimmte. Und so haben wir einfach weitergemacht. Aber wenn man mal mehr als vier Kinder hat, gibt es Leute, die so dumm reagieren, meinen man sei in irgendeiner Sekte, oder zu dumm um zu verhüten. Man muss sich viel anhören, soviele Klischées . Wir sind eine ganz normale Familie. Ich hoffe, ich habe euch nicht geschockt. Ich habe das bewusst so lange für mich behalten, weil ich dachte, ihr solltet mich erst mal ohne Vorurteile kennenlernen.
Ich schreibe es jetzt, weil es mir wichtig erscheint zu zeigen, dass es jede Frau zu jeder Zeit, auch eine Mehrgebärende bei nur einem Kind, es kann einfach jede treffen. Ich hatte mein letztes Kind mit 43 Jahren. Ich bin also die Oma hier im Forum, aber eine muss ja die Älteste sein. Bei allen anderen Kindern gings mir super. Mich überfiel diese Krankheit aus heiterhellem Himmel sozusagen über Nacht. Von da an war nichts mehr wie vorher. Und ich hatte keine Ahnung was mit mir los war, ausser, dass ich dachte verrückt zu werden. Ich wäre nie darauf gekommen, dass sich eine Depression so anfühlt. So schlimm! Ich könnte jetzt einen ganzen Roman schreiben, aber ich verschone euch, und sende liebe Grüsse an alle :!: Valentina
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Valentina!!

Also ich bin total überwältigt und ich gratuliere Dir zu Deiner grossen Familie!! Also ich hätte ja gerne viele Kinder und wenn ich etwas früher damit angefangen hätte (bin jetzt 35 mit 2 Kindern) und mir die PPD nach dem zweiten nicht Angst vor mehr gemacht hätte, dann würden es vielleicht auch noch sieben... :wink: Ich weiss von einem guten Freund (der "nur" 5 Kinder hat) mit welchen Vorurteilen er und seine Familie zu kämpfen haben. Er meinte immer: Beim dritten fingen schon die ersten an zu staunen, beim vierten hat er die ersten negativen Bemerkungen gehört und alle hatten das Gefühl, dass das wohl nicht gewollt war, aber beim fünften war definitiv klar, dass sie entweder nichts von Verhütung verstehen oder sehr christlich angehaucht seien. Ab dem vierten gabs auch keine GEschenke mehr zur Geburt und in der Öffentlichkeit zeigen manche unverholen ihr "Mitleid" oder ihr Missfallen, wobei - wen interessiert das.
Also zumindest von meiner Seite kannst Du mit Anerkennung und Hochachtung, und auch ein bisschen Neid rechnen!! :D
LG Hanna
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Liebe Hanna
Vielen Dank für deine lieben Worte. Es ist immer schön, wenn einer das verstehen kann, dass man wirklich alle Kinder gewollt hat. Man muss sich sehr viel anhören, sogar unsere Kinder. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und wir haben natürlich viele Freunde, die uns schon lange kennen und hinter uns stehen. Übrigens, du bist doch nicht zu alt für eine Schwangerschaft, du hast ja gelesen, wie alt ich bei meinem jüngsten Kind war! Ich sende dir ganz liebe Grüsse :!: Valentina
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Valentina

jajaaa, in Sachen weitere Kinder ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen :D , aber ob es dann noch für vier weitere reicht, mal schauen...!!
LG Hanna
Jutta

Beitrag von Jutta »

Liebe Valentina, ich finde es toll, dass ihr so viele Kinder habt. Wir zu Hause waren zu fünft (5 Mädchen). Meine Mutter erzählt uns manchmal, was die Leute sagten, wenn meine Eltern mit uns Fünfen auftauchten ("na, jetzt langt es aber mal", "machen Sie auch noch etwas anderes", "die Kinder sind noch sicherlich nicht jeden Tag so sauber wie heute"). Wir sind jetzt alle fünf um die Vierzig und ich finde es immer noch so schön, so viele Geschwister zu haben. Vor zwei Jahren starb mein Vater. Meine Mutter sagt, sie ist dankbar dafür, so viele Kinder zu haben. Sonst hätte sie das sicher noch mehr mitgenommen.

Zum Thema: Ich hatte vor meiner PPD nie Depressionen, Lili ist ein Wunschkind, ich hatte eine sehr schöne Schwangerschaft und auch die Geburt verlief eigentlich ok. Nach guten 4 Monaten erwischte es mich. Nie hätte ich gedacht, dass das Leben so schwer und dunkel sein kann. Was ein Glück geht es mir jetzt (meistens) wieder gut - dank ADs und Therapie. Herzlichen Gruß Jutta
Petra

Beitrag von Petra »

liebe valentina,

wie schön dass du sieben kinder hast! eine meiner besten freundinnen hat auch 6 geschwister und ich muß sagen, es ist immer total lustig und nett in ihrem elternhaus auf besuch zu sein! da die jüngsten zwischen 12 und 18 jahren sind, wohnen noch ein paar kinder im haus!

ganz liebe grüße
petra
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Danke an alle :-)
Vielen Dank an alle, die mir hier geschrieben haben. Ich selbst finde es natürlich total spannend mit so einer grossen Familie, wo immer etwas läuft. Nur während der schlimmsten Phase meiner Krankheit, und die dauerte leider ziemlich lange, konnte ich mir manchmal nicht vorstellen,wie es weitergehen soll. Aber ich möchte allen Frauen Mut machen, die sich überlegen, ob sie eine weitere Schwangerschaft riskieren wollen, obwohl sie eine PPD gehabt haben. Ich hatte siebenmal (es sind acht Kinder, Petra) keine PPD, erst bei meinem achten und letzten Kind hat's mich gnadenlos erwischt. Aber einmal PPD heisst nicht immer PPD.
Danke nochmal für eure lieben Worte :!: Liebe Grüsse :!: Valentina
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo!

Ich hatte vor der Geburt (Aug. 03) keinerlei Depressionen oder Panikattacken... Und deswegen hat mich das eiskalt erwischt... Auch mein Umfeld war "geschockt", weil ich immer der positive und lebenslustige Mensch war...

Das hat bei mir auch alles langsam angefangen. Vor allem hat sich das immer verändert: mal Ängste, mal mehr ZG, dann wieder depressive Phasen usw... Ist immer noch so, das sich das "verlagert"...(zur Zeit wieder Panikattacken und Ängste)...

@valentina: Meine Bewunderung und Respekt! Ich finde es toll, das Du soviele Kinder hast und finde nicht, das Du Dich schief anschauen lassen musst...! Nicht von einer kinderfeindlichen Gesellschaft, wie wir sie ja leider haben! Es müsste mehr Frauen geben, die so sind wie Du! Und für mich bist Du auch mit 43 keine "Oma"!!!
Das Du einem Mut machst, weitere Schwangerschaften zu "riskieren" find ich auch gut... Ich wollte bzw. will nämlich schon ein zweites Kind - wobei ich mir das im Moment (noch) nicht vorstellen kann... Dafür steck ich noch zu tief drin und hab Angst vor der evtl. "nächsten Hölle"...

Aber da ich die Hoffnung auf eine 100%ige Besserung bzw. Heilung nicht aufgebe, werde ich auch meinen "zweiten" Kinderwunsch nicht aufgeben!


Liebe Grüße,
bambam
kathrin66

Beitrag von kathrin66 »

liebe valentina,

bitte schreib doch deinen roman.
ich habe zwar bloß 3 kinder und bin schon 40, aber dumm "angemacht" wird man da auch schon.

ich finde euch, alle wie da seid, sehr mutig, denn einfach ist es nicht, eine großfamilie zu haben. und da mein ich nicht nur das materielle.

nichts desto trotz mich würde es interessieren, wie du/ ihr den alltag so mit ppd schafft. gern auch per pn, wenns dir lieber ist.

also, ich von mir bekommt ihr ein SUPER :lol:

liebe grüße kathrin
Benutzeravatar
Melanie W.
power user
Beiträge: 425
Registriert: 24:10:2005 21:53
Wohnort: Frankfurt a.M.
Kontaktdaten:

Melde mich auch noch dazu...

Beitrag von Melanie W. »

Hallo ihr Lieben,

jetzt melde ich mich doch auch noch zu diesem Thema.

An Blanca:
Ich hatte vor meiner ersten Geburt nie mit Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu tun und hätte mir auch im Leben nicht vorstellen können, dass mich das mal betrifft - tja, so kann man sich irren... :cry: Die Schwangerschaft war noch super, 9 Monate absolutes Hochgefühl, aber dann kam leider erst mal die bittere Bauchlandung. Dafür hatte ich ja nun das Glück, die Babyzeit bei meinem zweiten Kind unbeschwert und ohne PPD genießen zu dürfen. :D

An Valentina:
Das war doch ein sehr schönes und Mut machendes "Outing" - auch von mir herzlichen Glückwunsch zu deiner großen Familie, ich finde das klasse! Dass es dir nach der Geburt von sieben Kindern gut ging und die PPD dich nach dem achten Kind erwischt hat, zeigt mir auch nochmal ganz deutlich, dass es wirklich jede Frau treffen kann. Oft habe ich den Eindruck, dass das Phänomen PPD von vielen nicht so recht ernst genommen wird - nach dem Motto, na ja, die ist halt einfach ein bisschen überfordert mit der Umstellung aufs Muttersein, die wird sich schon noch dran gewöhnen. Deine Erfahrung zeigt, dass das völliger Quatsch ist - mit sieben Kindern war es für dich mit Sicherheit keine Überraschung mehr, wie der Alltag mit einem weiteren Baby aussehen würde. Und trotzdem kam dann die PPD. Da soll es mal noch einer wagen, diese Krankheit zu verharmlosen! Umso schöner, dass es dir aber inzwischen wieder besser geht und dass du hier so vielen anderen Frauen Mut (auch zu einer großen Familie...) machst!

Viele Grüße
Melanie
Patricia

Beitrag von Patricia »

hallo Blanca,

ich hatte schon vor der SS Zwänge und Zwangsgedanken - erkannte diese aber nicht als solche. Zwänge hatte ich schon als Kind, Zwangsgedanken erst ab meiner Jugend.

Als ich 14/15 war hatte ich Bulemie.

LG

Patricia
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo,

in diesem Forum tut sich so viel, dass ich manchmal die spannenden Geschichten (fast) verpasse....lese heute erst diesen thread und will gleich antworten: ich habe, glaube ich, schon als Kind etwas Depressionen gehabt, auch in der Pubertät, aber ich dachte immer, das gehört zum Leben dazu, und es war nicht so stark, dass die positive Seite in mir davon niedergedrückt wurde, aber zwei Seelen, die wohnten und wohnen in meiner Brust!!!
Wenn ich Eure Beiträge so lese, bin ich total erstaunt, bei wie vielen vorher schon irgendwelche Ängste oder depressive Verstimmungen da waren. Und bei anderen wieder gar nichts und die PPD kam aus heiterem Himmel! Ich glaube, wenn man mit der Neigung zu Depressionen groß wird, warum auch immer, bei mir war es mit Sicherheit ein viel zu wenig Geborgenheit bietendes, sehr verstörendes familiäres Umfeld mit vielen vielen doppelten Botschaften, Lügen, Unter-den-Teppich-Kehren von Problemen, Ausreden-Wollen oder Leugnen von Gefühlen...
Ich finde das so wohltuend, dass wir uns hier austauschen!
Ihr seid mir alle so ans Herz gewachsen, ich finde mich in Euren Antworten so oft wieder!

Liebe und bewegte Grüße

Ava
Madeleine

Beitrag von Madeleine »

Hallo, ja, auch ich gehöre zu den Frauen, die schon mal vor der PPD erkrankt sind.Depressive Verstimmung und auch in Richtung Zwangsgedanken, aber niemals agressiver Art, so wie nach den geburten.Das hat mich dann doch sehr erschreckt
Ich lief, eigentlich seit ich in der Pupertät war, immer mit so einem unbestimmten Angstgefühl ( lebensangst? ) herum.....manchmal denke ich, ich brauchte die Zwänge, um diesen Ängsten ein <Gesicht zu geben, so dass ich wenigstens ( scheinbar ) dagegen angehen, kontrollieren etc. konnte.
Das erste Mal richtig schlecht ging es mir glaube ich schon mit 12 Jahren, wo ich mich da so zwanghaft in eine Sache gesteigert habe, Grundgefühle waren immer Schuldgefühle und Angst.
LG Madeleine
valentina

Beitrag von valentina »

:-) Hallo zusammen
Zuerst Danke, Danke, Danke, an alle, die mir geschrieben haben! :!: Ich glaube, auch meine Botschaft ist richtig herübergekommen. ES KANN JEDE FRAU TREFFEN!!! Ich habe mich schon oft gefragt, woran könnte es liegen. Aber wenn man die verschiedenen Geschichten hier liest, muss man sagen, man wird's wohl nie genau wissen. Es gibt Frauen, die schon vor der Schwangerschaft psychische Probleme hatten, solche, die während der Schwangerschaft Depressionen bekommen, es kann auch nicht am Verlauf der Geburt liegen, oder weil man einen Kaiserschnitt hatte, ob's das erste, zweite, dritte oder eben das achte Kind ist. Es kann immer passieren. Es gibt ja viele Frauen, die problematische Schwangerschaften hatten, oder sehr schwere Geburten und keine PPD danach haben. Ich hatte bei meinem zweitjüngsten Kind einen Notfallkaiserschnitt, wegen Plazentaablösung. Es war ein totaler Schock, aber ich bekam keine PPD. Ich denke, man muss einfach froh und glücklich sein, wenn's einem nach der Geburt gut geht, weil das keine Selbstverständlichkeit ist, wie ich auch erfahren musste. Ich wünsche allen Frauen, die sich noch ein Baby wünschen und eine PPD durchgemacht haben, dass sie die Erfahrung einer glücklichen Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit noch machen dürfen, sie haben es sooooooooooooo verdient! :!: Liebe Grüsse :!: Valentina
Antworten