Einen schönen guten Abend.
Mein Name ist Janine. Ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 2 Kindern ( Kilian 8 Jahre und Melinda 10 Monate alt).
Heute ist ein Tag, an dem ich mir denke, eigentlich gar nicht hier sein zu müssen, weil ich mich gut fühle.
Morgen kann es aber schon wieder anders aussehen, da ich unter sehr starken Stimmungsschwankungen leide.
Es ist so heftig, weil ich mich wie eine gespaltene Persönlichkeit fühle. Am Morgen das leidende elend und am Abend hoch jubel jauchzend.
So geht es schon vor der Geburt meines ersten Kindes.
Kilian war zwar kein Wunschkind, aber mit der Schwangerschaft, zwar spät, habe ich mich dann sehr auf ihn gefreut. Die Schwangerschaft verlief problemlos, aber die Geburt nicht. Ich lag ca. 18 Stunden in den wehen und hatte zum Abend auch eine miserable Hebamme an meiner Seite. Klar wusste ich, das ich nicht die einzige bin die entbindet, aber ich hatte Schmerzen und natürlich sehr viel Angst.
Ich wurde sehr viel angemotzt von ihr und sogar erniedrigt. Zum Schluß musste ein Kaiserschnitt gemacht werden, da das Fruchtwasser grün war. Im großen und ganzen war der komplette Krankenhausaufenthalt sehr kalt und stressig. Ich hatte keinen Milcheinschuss und konnte nicht stillen. Dann der Baby Blues und keiner war da um mich zu trösten. Mein damaliger Mann hat eine 3 Tagessause veranstaltet um auf die Geburt des Kindes anzustoßen. Heute belächel ich das, aber damals war ich sehr gekränkt. Da meine Mutter immer sehr selbstfindend war und ist, bekam ich in den 7 Tagen auch nur einmal Besuch von ihr. Mein Mann kam 2 mal. Grausam. Am 3 Tag kam mein Sohn auf die Intensiv, da er eine Vergiftung hatte. Ich war echt fertig, da meine Narbe auch nicht verheilen wollte. Mein Sohn lag zum Glück nicht lang dort, da alles sehr schnell und gut verlaufen ist. Zu Hause kam ich gut zu Recht, ausser das mein Ex Mann seinen vorherigen Lebensstil nicht einschränken wollte. Das führte dann auch nach 2 Jahren zur Trennung.
In den 2 Jahren fingen die Schwankungen immer mehr an ins gewaltsame zu gehen. Ich hatte so eine Wut, das sogar meinen Kleiderschrank zerschmettert habe. Danach bin ich immer in tränen ausgebrochen. Die Wut habe ich auch gegen meinen Mann eingesetzt. Ich habe ihn manchmal so zur Weißglut gebracht, das wir uns geprügelt haben. Mein Kind hat von all dem aber nichts mit bekommen. In der Sache war ich schon bedacht. Irgendwann ging die Wut und dann kam das Loch. Ich hatte und habe auch immer noch eine heftige Antriebslosigkeit. Meine Mutter sagt immer, das ich faul bin, aber das bin ich nicht. Ich schaffe es morgens nicht aufzuraffen, außer wenn ich Struktur im morgen habe. Da muss es ja funktionieren. Am Morgen fühle ich mich trotzallem sehr oft traurig und teilnahmslos. Zum Abend wird es besser und ich gehe in Höchstleistung auf.
Mit der 2 Schwangerschaft ging dann wieder die Wut los. Diese Schwangerschaft war aber auch komplizierter. Ich hatte bis in den 4 Monat immer wieder starke Blutungen und Hämatome an der Fruchtblase. Immer die Angst, das Kind doch zu verlieren. Dann war die Gefahr nicht mehr das Kind zu verlieren und ich konnte die Schwangerschaft nicht mehr genießen. Mir war alles zu viel. Ich wollte nur noch schlafen, wurde oft krank und hatte auch keine Lust mehr mich um meinen Sohn oder meinen Mann zu kümmern. So zog es sich bis zur Geburt. Natürlich habe ich meinen Frauenarzt darauf angesprochen, aber er meinte nur, das es die Hormone sind. Damit habe ich mich auch abspeisen lassen, weil ich auch nur noch meine Ruhe haben wollte. Die Geburt von Melinda verlief auch nicht gut, aber ich habe es bewußt erlebt und habe auch gut mitarbeiten können. Leider musste dann doch die Saugglocke eingesetzt werden. Ich habe mal wieder versagt, für mich still gedacht.
Es kam auch wieder mal keine Milch. Nach 2 Wochen abpumpen und sämtlichen Milchproduktion versuchen, gab es dann wieder mal die Flasche. Für mich war es nicht richtig, ich habe mich nicht als Frau gefühlt.
Ich liebe meine Tochter, bin aber nicht mehr so aktiv wie bei meinem Sohn. Ich war jeden Tag mit ihm spazieren, aber mit Melinda komme ich nicht viel raus. Diese starke Antriebslosigkeit verhindert mein Leben. Ich steh mir selbst im Weg und hasse mich oft dafür.
Ich habe jetzt endlich beschlossen mich einen Arzt anzuvertrauen und hoffe, das er mich nicht abwinkt. Davor habe ich am meisten Angst. Ich weiß das was nicht stimmt, aber die Angst vor zurück Weisungen haben mich immer gehindert.
Dann hoffe ich mal, das morgen ein guter Tag wird und bedanke mich vorab fürs lesen.
Ich bin bereit
Moderator: Moderatoren
Re: Ich bin bereit
Ein ganz liebes Hallo...
... und ganz herzlichen Dank für dein Vertrauen, uns deine Geschichte zu erzählen.
Ganz viel erkenne ich von mir selber: Schon vor der Geburt war ich "labiler als andere", die Geburt war ein Horror (schlechte Hebamme, viele Ängste, KS - wobei der dann für mich eine Erlösung war), die "Sause" meines Mannes. Bei mir war es nur, dass mir alle schon im KH die Tür eingerannt haben und ich vor lauter Besuch nicht zur Ruhe kam. Dann später auch die Wut... Gerade die Emotion "Wut" kommt sehr oft vor, als würde sich unsere Seele auf wirklich "brutale" Art und Weise ein Ventil suchen.... Auch ganz typisch: Morgens schrecklich, abends gut - man nennt das "Morgentief" - das hat u.a. auch mit dem über Nacht abgesunkenen Botenstoff "Serotonin" zu tun, der über Tags wieder aufgebaut wird. So kommt es dann, dass man sich immer besser fühlt, je älter der Tag ist.
Beim Lesen hat es mir sehr weh getan, wie eigentlich niemand in deinem Umfeld dich wahr nimmt, dir hilft. Trotzdem hast du beschlossen dir Hilfe zu holen - ja: bitte vertrau dich deinem Arzt an - der kann dir eine Überweisung zu z.B. einem Psychologen geben. Was mir auch geholfen hat: eine Hebamme aus der Hebammenpraxis (mußte ich zwar selber zahlen), aber das war es wert. Mit ihr konnte ich ganz viel was bei der Geburt schief gelaufen ist, aufarbeiten und loslassen.
Ich hoffe, du bekommst noch ganz viele Hilfreiche Antworten und fühlst dich geborgen bei uns!!!!
... und ganz herzlichen Dank für dein Vertrauen, uns deine Geschichte zu erzählen.
Ganz viel erkenne ich von mir selber: Schon vor der Geburt war ich "labiler als andere", die Geburt war ein Horror (schlechte Hebamme, viele Ängste, KS - wobei der dann für mich eine Erlösung war), die "Sause" meines Mannes. Bei mir war es nur, dass mir alle schon im KH die Tür eingerannt haben und ich vor lauter Besuch nicht zur Ruhe kam. Dann später auch die Wut... Gerade die Emotion "Wut" kommt sehr oft vor, als würde sich unsere Seele auf wirklich "brutale" Art und Weise ein Ventil suchen.... Auch ganz typisch: Morgens schrecklich, abends gut - man nennt das "Morgentief" - das hat u.a. auch mit dem über Nacht abgesunkenen Botenstoff "Serotonin" zu tun, der über Tags wieder aufgebaut wird. So kommt es dann, dass man sich immer besser fühlt, je älter der Tag ist.
Beim Lesen hat es mir sehr weh getan, wie eigentlich niemand in deinem Umfeld dich wahr nimmt, dir hilft. Trotzdem hast du beschlossen dir Hilfe zu holen - ja: bitte vertrau dich deinem Arzt an - der kann dir eine Überweisung zu z.B. einem Psychologen geben. Was mir auch geholfen hat: eine Hebamme aus der Hebammenpraxis (mußte ich zwar selber zahlen), aber das war es wert. Mit ihr konnte ich ganz viel was bei der Geburt schief gelaufen ist, aufarbeiten und loslassen.
Ich hoffe, du bekommst noch ganz viele Hilfreiche Antworten und fühlst dich geborgen bei uns!!!!
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Re: Ich bin bereit
Liebe Marika 
Danke für deine Worte. Ich habe mich versucht kurz zu fassen, da es noch viele Dinge gab, die nicht toll waren. Aber ich merke, das ich schon meine erste Biografie schreiben könnte.
Ich hatte im Krankenhaus auch viel Besuch, aber ich war diejenige, die irgendwann stopp gesagt hat, da es mir zu viel wurde. Ich wünschte mir mehr meine Familie, als meine Freunde.
Ich habe eigentlich einen schönen Freundeskreis mit tollen Freunden und Bekannten und bin auch ein sehr offener Mensch der gerne zu hört und auch helfen möchte.
Ich habe mich in den Jahren aber verloren. Habe mich selbst nicht mehr ernst genommen um es anderen Recht zu machen. Das war schon immer eine Schwäche.
Heute ist wieder ein Tag ohne Antrieb. Ich hatte mir gestern extra was vorgenommen und jetzt könnt ich wieder nur schlafen.
Ich kann mich zu kaum was überwinden. Ausser um die Versorgung meiner Kinder.
Diese Müdigkeit und diese Unlust macht mich nur noch mürbe.
Gestern habe ich mich schon wieder dabei ertappt, wie ich eine Ausrede für eine Einladung gesucht habe.
Ich muss mich zwingen, der Einladung zu folgen. Da ich auf Außenstehende immer sehr taff wirke und ich den Schein bewahren möchte, ist alles umso anstrengender.
Ich mag das alles nicht mehr.
Ich hoffe das ich der Antriebslosigkeit und Müdigkeit bald zu winken darf. Mein Körper will wieder aktiv werden, aber mein Geist nicht.
Lg und ich bin dankbar hier zu sein

Danke für deine Worte. Ich habe mich versucht kurz zu fassen, da es noch viele Dinge gab, die nicht toll waren. Aber ich merke, das ich schon meine erste Biografie schreiben könnte.
Ich hatte im Krankenhaus auch viel Besuch, aber ich war diejenige, die irgendwann stopp gesagt hat, da es mir zu viel wurde. Ich wünschte mir mehr meine Familie, als meine Freunde.
Ich habe eigentlich einen schönen Freundeskreis mit tollen Freunden und Bekannten und bin auch ein sehr offener Mensch der gerne zu hört und auch helfen möchte.
Ich habe mich in den Jahren aber verloren. Habe mich selbst nicht mehr ernst genommen um es anderen Recht zu machen. Das war schon immer eine Schwäche.
Heute ist wieder ein Tag ohne Antrieb. Ich hatte mir gestern extra was vorgenommen und jetzt könnt ich wieder nur schlafen.
Ich kann mich zu kaum was überwinden. Ausser um die Versorgung meiner Kinder.
Diese Müdigkeit und diese Unlust macht mich nur noch mürbe.
Gestern habe ich mich schon wieder dabei ertappt, wie ich eine Ausrede für eine Einladung gesucht habe.
Ich muss mich zwingen, der Einladung zu folgen. Da ich auf Außenstehende immer sehr taff wirke und ich den Schein bewahren möchte, ist alles umso anstrengender.
Ich mag das alles nicht mehr.
Ich hoffe das ich der Antriebslosigkeit und Müdigkeit bald zu winken darf. Mein Körper will wieder aktiv werden, aber mein Geist nicht.
Lg und ich bin dankbar hier zu sein
