Ein Mutmach-posting

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rougepink

Ein Mutmach-posting

Beitrag von rougepink »

Hallo zusammen, mein Name ist Julia und ich bin neu hier. Letztes Jahr im März habe ich unser drittes Kind entbunden. Die Schwangerschaft war im großen und ganzen schön. Nur die üblichen Beschwerden wie Müdigkeit, Eisenmangel usw. Die Geburt verlief schnell und ohne Komplikationen. Nur die Gebärmutter wollte sich nicht zusammen ziehen, wie es eigentlich sein sollte. So habe ich ziemlich viel Blut verloren. Schon am ersten Tag war unsere Kleine sehr unruhig, sie hat nur geschriehen. Am nächsten Tag schon bin ich nach Hause. Es wurde alles zu viel und ich dachte, dass es sich Zuhause alles legt. Es stellte sich heraus, dass die Kleine ein Schreibaby ist. Ich versuchte alles, das Stillen klappte zwar aber die Maus hat nicht so zugenommen, wie es sein sollte. Klar habe ich mir Stress gemacht. Es muss wohl an mir liegen. Dann kamen die klugen Sprüche, dass die Milch zu dünn sei und und und. ...Um es kurz zu machen. Im Mai ging gar nichts mehr. Ich hatte solche Selbstzeifel. Ich hatte plötzlich komische Gedanken und Ängste. Ständig schaute ich nach, ob die Kleine noch schläft, atmet sie usw. Die Ängste überkamen mich plötzlich. Mir wurde schwindelig und heftige Kopfschmerzen stellten sich ein. Ich hatte keine Kraft mehr, schleppte mich durch den Tag. Ich habe geweint, hatte kein Appetit und mir war ständig übel. Es würde hier kein Ende nehmen, wenn ich alles aufschreibe. Heute geht es mir gut und ich habe mich angemeldet, um Mut zu machen. Ich bin gerne bereit, Dinge zu teilen, welche mir geholfen haben. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, wenn man direkt in der WB Depression ist ABER es geht vorbei! Ihr macht es super und ihr macht nichts falsch! Und schon gar nicht habt ihr versagt! Man ist kein Versager, wenn man eine WB Depression hat. Man ist Mensch und man ist Mutter, welche das beste dieser Welt für ihr Kind möchte. Es geht vorbei und alles wird, wie es vorher war ABER ihr seid stärker.
Herzliche Grüße
Julia
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Marika
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Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen, Julia

schön, dass es dir wieder gut geht! :D

Magst du uns von deinem Weg erzählen, was dir geholfen, um wieder gesund zu werden?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
rougepink

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von rougepink »

Hallo Marika, natürlich möchte ich davon erzählen. In der Hoffnung, dass damit jemandem geholfen werden kann.

Verlauf in Stichpunkten
- Progesteroncreme 3% (etwas weniger Unruhe, Ängste )

- wieder schlechter, darauf hin Escitalopram als Tropfen, Steigerung von 5 auf 20 Tropfen (keine Wirkung = abgesetzt)

- Progesteron in Kapselform Famenita, Utrogest 100 mg vaginal (insg. bis 500 mg/Tag, Besserung, Erschöpfung und Schlafstörungen halten an).

- Hormonspeicheltest ergab Östrogenmangel. Kommt oft natürlicherweise durch das Stillen, wenn noch kein Zyklus da ist.
- Östrogencreme verschrieben bekommen (beachtliche Besserung)

- zeitgleich Aminosäure Tryptophan in aktiver Form als 5-HTP Kapseln. Tryptophan benötigt unser Körper u.a. zur Herstellung von Serotonin (Glückshormon) und Melatonin (Schlafhormon). Es geht mir gut. Ich schlafe wieder, lache sogar ab und zu und habe Appetit.

- Blutbild ergibt: Ferritinmangel, Zinkmangel und B6 Mangel, B12 Mangel.
-
- Eisenspreicher lasse ich auffüllen über Infusionen. Nehme 50 mg Zink, B6 und B12 spritze ich mir selbst subcutan. Meine Schilddrüse hat sich etwa 6-7 Monate nach der Geburt wieder stabilisiert. Ich habe Hashimoto.

Lesenswert sind auch Berichte über Dr. Katherina Dalton. Sie behandelte mit großem Erfolg Frauen mit bioidentischem Progesteron bei PPD.

Ihr Lieben, ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung und helfe gerne.
AussieGirl83

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von AussieGirl83 »

Hallo,
ich habe auch Hashimoto. Früher immer Probleme mit Unterfunktion. Jetzt hat sich nach der Geburt vor eineinhalb Wochen rausgestreckten dass ich inzwischen völlig überdosiert bin. Habe deshalb Panik und Angst und außerdem starke Übelkeit und Kreislaufprobleme... Wie war das bei dir mit der Schilddrüse?
Habe jetzt 3 Auslasstagen und mache dann mit reduzierter dosis weiter...
rougepink

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von rougepink »

Hallo, meine Schilddrüse hat völlig verrückt gespielt nach der Geburt. Früher hatte ich auch eine Unterfunktion. Vor der Schwangerschaft war ich super eingestellt mit 88 mcg Euthyrox. Sogar meine TPO AK waren unter 30 durch glutenfreie Ernährung. In der Schwangerschaft musste ich nur ein mal steigern auf 100 Euthyrox. Nach der Entbindung ging es los. Plötzlich völlig überdosiert. Bin runter auf 88, immer noch überdosiert. Dann auf 75 mcg , war zu wenig. Wieder hoch :? Erst als meine Periode kam und die Hormone langsam in Ordnung kamen durch den Zyklus, beruhigte sich die Schilddrüse.

LG
AussieGirl83

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von AussieGirl83 »

ohjeh. Das klingt als hätte ich noch en Stück Weg vor mir. Danke!
Pia

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von Pia »

Hallo zusammen,
ich bin Pia und ich bin noch ganz neu hier. Erst einmal möchte ich Julia für ihre Offenheit und ihre lieben Worte danken! Ich kann deine Gefühle voll und ganz nachvollziehen. Ich habe vor kurzem mein erstes Kind entbunden. Die Schwangerschaft verlief im Großen und Ganzen problemlos und ich litt lediglich unter einem Eisenmangel. Ich habe mich zu Beginn sehr auf meine kleine Tochter gefreut. Doch nach der Geburt wurde plötzlich alles anders. Wenn ich die Kleine im Arm halte, überkommen mich sehr viele Ängste. Ich habe wahnsinnige Versagensängste und Angst eine schlechte Mutter zu sein. Abends weine ich ganz oft, weil ich so verzweifelt bin. Es fällt mir dadurch sehr schwer eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen. Ich habe mich bei einem Arzt untersuchen lassen und er meinte das alles sind klare Anzeichen einer Depression. Ich möchte mich demnächst in Therapie begeben, aber ich traue mich nicht so richtig offen mit einem Therapeuten darüber zu sprechen. Wie bist du mit solchen Ängsten umgegangen und wie hast du dich überwunden dagegen etwas zu unternehmen?
P.S.: Falls eine Mami noch Probleme mit einem Eisenmangel hat, kann ich https://www.cerascreen.de/ empfehlen. Meine Freundinnen, welche ebenfalls schon Kinder haben, haben mir diese Seite empfohlen.
rougepink

Re: Ein Mutmach-posting

Beitrag von rougepink »

Liebe Pia, herzlichen Glückwunsch zu deinem Baby.
Ich muss sagen, dass es mir inzwischen leicht fällt offen darüber zu reden. Ich sehe es natürlich differenzierter mittlerweile, da ich hoffentlich die Zeit hinter mir habe.

Da ich diese Ängste aus der Vergangenheit kenne, war es nicht ganz neu für mich. Hashimoto Patienten haben solche Phasen durch die Schilddrüsenerkrankung. Dennoch traf es mich wie ein Schlag. Warum sollte ich eine PPD bekommen? Ich habe schon zwei Kinder. Die Schwangerschaft war super, meine Eltern, mein Mann und meine Kinder sind gesund. Unsere Ehe ist gut. Es gibt keinen Grund dafür. Und es ist eben so, dass jede Frau eine PPD bekommen kann.

Mein Umgang mit den Ängsten : ich habe mir selbst gut zugesprochen z.b. du bist keine schlechte Mutter, du machst dein Bestes, du gibst das was dir möglich ist. Ich bin eigentlich kein wirklich gläubiger Mensch aber ich dachte mir : "wenn Gott bzw. das Leben dir dieses Kind geschenkt hat, dann wird es so richtig sein. Da hat doch jemand so viel Vertrauen in mich und gibt mir dieses Kind. Deshalb sollte ich nicht so viel an mir zweifeln, dachte ich. Es ist in Ordnung sich Hilfe zu holen. So viel wie möglich und es ist in Ordnung auch mal schwach zu sein. Das hat mir geholfen. Ich habe bei Ärzten geheult, in der Apotheke. Es ist einfach so. Ich bin ein Mensch.

Möchte die nur sagen, dass diese Gedanken, eine schlechte Mama zu sein auch mir sehr bekannt sind. Wenn dich diese Zweifel und Ängste überkommen, nehme sie an ABER lasse nicht zu dass sie nicht völlig überrollen.

Alles liebe, sorry für den Roman
Rechtschreibung wurde nicht kontrolliert
LG Julia
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