Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

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BesorgterPapa85

Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von BesorgterPapa85 »

Hallo liebes Forum,

nach langer des Zeit des Hoffens und Bangens, dass meine Frau durch ihre derzeitige Therapie in der Klinik aus ihrer sehr misslichen Lage herauskommt, wende ich mich nun doch an euch alle. Ich hoffe, dass ich hier Informationen, Erfahrungen und evtl. Hilfe erfahren kann, was das Thema PPP angeht.

Meine Frau hat im Februar dieses Jahres ein gesundes Töchterlein zur Welt gebracht. Marie war und ist ein absolutes Wunschkind, es hat uns einige Zeit und viele Untersuchungen gekostet, bis meine Frau schwanger wurde. Die Schwangerschaft verlief ohne große Komplikationen, lediglich ein kurzer Krankenhausaufenthalt um den Jahreswechsel wegen Nierenstaus, trübte kurz die frohe Zeit.

Unsere Tochter kam nach 12 Stunden Wehen zur Welt. Allerdings war es eine Glockengeburt und es war sehr viel Kraft seitens meiner Frau und der Hebamme nötig, um die kleine natürlich zur Welt zu bringen. Die sehr hohe Erwartungshaltung meiner Frau wurde hier das erste mal zerstört. Es war für sie die absolute Horrorgeburt. Glocke, Dammschnitt, PDA, die Hebamme, welche sie unbedingt haben wollte kam erst in letzter Sekunde...Stillen klappte nicht usw...

Da bei meiner Frau der Milcheinschuss nur sehr zögerlich einsetzte und die kleine noch dazu nicht richtig an den Brustwarzen andocken wollte, kostete es meine Frau sehr viel Energie in den ersten drei Wochen. Dazu kam, dass wir eine Hebamme hatten, welche sie quasi geradezu dazu gedrängt hat, stillen zu müssen, weil es ja angeblich "das beste für das Kind " sei. Meine Frau lies sich leider auf dieses Spiel ein, verlor immer mehr an Kraft und es endetet nach drei einhalb Wochen in einer völligen Erschöpfung mit schlagartig darauf folgender Wochenbettpsychose. Da auch ich keine Erfahrung hatte, waren die ersten Anzeichen quasi für mich nicht erkennbar, ich sah alles ein Stück weit als "normale" Belastung an. Dies würde schon vergehen, dachte ich, und unterstützte sie wo ich nur konnte. Das Wissen darüber, dass ich nach einem Monat Elternzeit wieder arbeiten gehen muss, und immer viele Tage am Stück weg bin, trug seinen Teil dazu bei, das nun der lange Leidensweg meiner Frau begann.

Es gescha in der Stadt, nach unserem ersten Besuch beim Kinderarzt. Sie wurde völlig appartisch, halluzinierte und hörte Stimmen die es nicht gab. ich bekam sie gerade nicht nach Hause(mit dem Bus), und rief dort direkt den Notarzt.
Sie war erst stationär in einer Psychiatrie. Auf der geschlossenen Station, mit anderen Patienten welche absolut das falsche Umfeld für Sie waren. Selbst die Ärzte sagten, sie gehört hier nicht her, aber sie hatten zur Zeit kein Bett auf einer anderen Station frei. Nach ein paar Tagen bekam Sie wenigstens ein Einzelzimmer. Ihr Zustand war schlimm. Sie bekam eine Dosis Tavor. 2 mal 1mg glaube ich. Dazu nach drei Tagen 2 Antipsychotika. (Olanzapin) da Sie abstillen wollte und Abilify. Nach etwa 12 Tagen war Sie soweit stabil, dass sie unbedingt da raus wollte, da die Klinik weiterhin kein Bett auf einer anderen Station frei hatte. Sie wurde also gegen den ärztlichen Rat entlassen. Die Ärzte wollte sie gerne noch da behalten, zumindest bis das Tavor ausgeschlichen war. Aber meine Frau fand dort einfach keine Ruhe und wollte nach Hause. Dort hielt sie es allerdings nur 3 Tage aus und zog zu ihren Eltern, welche um die Ecke wohnen. Es war ihr weiterhin alles zu viel zu Hause. Das Tavor wurde nun langsam ausgeschlichen. Sie ging einmal in der Woche zu einer Psychiaterin in die Uniklinik. Entzugserscheinungen blieben lange aus. Als nach 4 Wochen allerdings die letzte Dosis Tavor rausging, kam die Unruhe zurück. Sie wurde zusehend instabiler und musste schließlich auf eigenen Wunsch wieder in die Klinik. Allerdings entschieden wir uns für die Uniklinik, nicht für die Psychatrie, wo sie schon gewesen ist, weil dort unserer Meinung nach einiges schief gelaufen ist. In der Uni sollte man fest, dass das Tavor anscheinend die ganze Zeit "vertuschte", dass die beiden Neuroleptika viel zu gering dosiert waren, und sie niemals ganz aus der Psychose gelöst war.

Dort ist sie nun seit dem 02.05.

Sie wurde erst auf der offenen Station aufgenommen, kam nach 2 Tagen allerdings wieder auf die geschlossene Station, wegen Suizidgedanken und völliger Verwirrtheit. Die Medikation wurde umgestellt. Olanzapin und Abilify gingen raus, Seroquel kam. Nach einer Woche war Sie soweit stabil, dass man Sie wieder auf die offene Station verlegte. Dort hielt sie es aber nur knapp 3 Wochen aus und musste erneut auf die geschlossene Station. Man stellte das Medikament erneut um. Risperdal wurde langsam aufgebaut. Nach drei Wochen kam sie auf die offene Station zurück. Hier stellten sich dann allerdings vermehrt Nebenwirkungen von Risperdal ain. Verkrampftheit, Robottorartiges gehen, Gezittere, Steifigkeit und ständiges getippelt auf der Stelle. Die Ärzte beschlossen das Medikament erneut zu ändern. Sie bekommt nun seit gut einer Woche Clozapin (Leponex). Die motorischen Störungen sind vergangen, das Medikament wirkt gut antipsychotisch.

Jetzt sehen wir uns allerdings mit neuen Problemen konfrontiert:

Es stellt sich ein, dass meine Frau so starke Ängste hat, in ihren Alltag zurück zu müssen, dass sie sich "bewusst" in ihre Störung zurückzieht, um möglichst stark zu zeigen, wie schwer krank sie ist, um eben nicht bald nach Hause zu müssen. Sie spricht allerdings auch erst seit einer guten Woche von ihren Ängsten, welche sich auf die Alltagssituationen zu Hause und das Kind beziehen. Vorher hatte sie immer nur Angst, wieder auf die geschlossenen Station zurück zu müssen, aber äußerte sich nie zu ihren Ängsten abseits der Klinik.
Ihre Ängste bestehen meiner Meinung nach aus den typischen Ängsten, die man bei PPD findet: Angst alles falsch zu machen, Angst alleine zu sein mit Kind(Ich muss beruflich immer mehrere Tage weg), das Kind fallen zu lassen, nichts mit dem Kind anfangen zu können, nichts für das Kind zu empfinden, es nicht beruhigen zu können, Angst völlig überfordert zu werden. Obwohl wir beide Familien in der direkten Nachbarschaft haben und alle mit anpacken (Wie zur Zeit ja auch). Außerdem ist sie von starken Schuldgefühlen geplagt.

Sie steht sich durch ihre perfektionistische Art, sehr hohe Erwartungshaltung an ihr Leben mit Kind und ständiger Bedachtet darüber, wie sie auf ihr Umfeld wirkt, selbst im Weg. Die Erkenntnis, dass sie nun ein stückweit fremdbestimmt ist, und eben nicht mehr alles in ihrem Leben planen und vorausdenken kann, wie sie es immer getan hat (z.B. während ihres Studiums), raubt ihr den Verstand. Sie hat Angst niemals mehr ihr altes Leben leben zu können. Sie denkt, eine gute Mutter muss "perfekt" sein. Sie ist ungeduldig mit allem, vor allem mit sich selbst und kann Fünf einfach gerade sein lassen.

Warum schreibe ich nun eigentlich so detailliert?

Die Ärzte in der Uniklinik wollen unter keinen Umständen hören, dass meine Frau eine intensive Einzeltherapie im Umgang mit dem Kind benötigt. Sie denken, Sie muss noch mehr "Sie selbst" werden. Die Ärzte glaube an die Gruppenthearpieen in der Klinik, wobei dort keine andere Frau mit den selben Problemen dabei ist. Außerdem wollen sie meine Frau bald in die Tagesklinik stecken, sobald sie stabiler ist. Diese Tagesklinik ist allerdings in keinem Fall auf eine Mutter-Kind Interaktionstherapie ausgelegt. Es geht dBASE nur um ihre Probleme mit sich selbst. Sie ist soweit aus der akuten Psychose gelöst. Die Ärzte wollen die Taktik fahren, dass sie verstärkt in ihren Alltag zurückkommt. Sie soll viel Zeit (neben ihren Therapien in der Klinik) zu Hause verbringen, Alltagssituation in die Augen schauen und so langsam in ihr leben zurückfinden!!!
Dass das das Ziel sein soll, ist uns auch allen bewusst, aber es ist zur Zeit schlichtweg nicht möglich. Ihre Ängste sind so umfassend und zupackend, dass die Tage zu Hause fast jedes mal zu einem absoluten Spießrutenlauf geraten. Das sehen die Ärzte aber nicht, logisch, sie sind ja auch nicht dabei. Sie sagen uns ständig, wir (Ich und meine Schwiegereltern) sollen unsere Frau nicht "therapieren", dafür sind die Ärzte zuständig, allerdings machen wir den ganzen Tag zu hause mit ihr nichts anderes, weil sie nur unruhig wird, wieder anfängt zu tippeln, nicht eine Minute ruhig sitzen kann und keine einzige "gute" Situation als gut betrachten kann. Sie sagt den ganzen Tag nur "Ich schaffe das alles nicht"!!! Deshalb denken wir mittlerweile, dass es nicht der richtige Ansatz ist, sie so extrem forciert in den Alltag zu drücken. Es muss unserer Meinung nach irgendwie eine Möglichkeit geben, wo sie zusammen mit dem Kind in einer engen Therapie und Betreuung untergebracht wird, um mit ihren Ängsten und Sorgen bzgl. des Kindes und Ihres Alltags umzugehen lernt. Wir können das Hause unter diesen Umständen nicht leisten! Natürlich muss sie früher oder später mit ihrem Alltag zu Hause zurecht kommen, das will sie ja auch irgendwie, aber es muss ein Schritt dazwischen geben.

Meine Frau, Ich und meine Schwiegereltern sind sehr verzweifelt. Wir benötigen dringend neue Ansätze und Hilfe!!! Denn zur Zeit dreht sich alles im Kreis.
Meiner Frau ist sehrwohl bewusst, dass sie sich natürlich selbst motivieren muss, nach Hause zu wollen, aber sobald sie dies kann, muss der Ansatz der Therapie geändert werden!!! Zur Zeit ist Sie noch nicht soweit, die Motivation aufzubringen, sich auch wirklich ihren Ängsten zu stellen und sich zu sagen "es wird schwer, aber ich schaffe das"!!! Im Gegenteil, zur Zeit dreht sich alles um den Satz "Ich schaffe das alles nicht". Wir, Die Familie und die die Ärzte, sagen ihr allerdings immer wieder gebetsmühlenartig, dass sie den ersten Schritt machen muss, und sich den Ängsten stellen soll. Die Ängste sind völlig OK, keiner belächelt sie deswegen oder ähnliches, aber sie muss ein Stück Motivation haben, um den Ängsten Paroli bieten zu können.

Ich hoffe auf Hilfe und Unterstützung und bin allen dankbar, die uns neue Möglichkeiten aufzeigen, meine Frau aus ihrer höllischen Lage zu befreien.
Welche Therapien habt ihr bekommen? Welche Einrichtungen könnt ihr empfehlen?

Viele Liebe Grüße,
Max
Sanna
power user
Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von Sanna »

Lieber Max!

Eigentlich bin ich hier im Forum gar nicht mehr aktiv, aber ich musste dir einfach schreiben.

Ich selbst hatte keine PPP, sondern eine schwere PPD, aber ich hatte die gleichen Probleme wieder ins Leben zu finden. Auch mein Mantra war "Ich schaffe das nicht!"

Ich war lange alleine stationär. Geschlossene, offene Station, wieder Geschlossene, Tagesklinik, usw. Alles ohne Kind. Alleine, im stationären Setting kam ich klar. Mit Kind überhaupt nicht. Auch wir fühlten uns von der Allgemeinpsychiatrie allein gelassen. Die Beziehung zu meinem Kind wurde nie thematisiert.

Meine Familie hat sich dann informiert, so wie du jetzt, und einen Platz in der Mutter-Kind-Station der LWL Klinik in Herten organisiert. Das war das beste, was mir passieren konnte. Langsam wurde ich an mein Leben mit Kind heran geführt. Schritt für Schritt, über drei Monate. Man ist dort natürlich auch für sein Kind verantwortlich, hat aber IMMER Hilfe, wenn man sie braucht. Mein Sohn hatte z. B. in der ersten Woche Fieber und man hat sich dort hervorragend um mein Kind und mich in dieser sehr schwierigen Situation für mich gekümmert. Ich kann diese Klinik /Station nur empfehlen. Wir hatten zu meiner Zeit dort übrigens auch eine Mutter mit PPP dort, die stabil entlassen wurde.

Ich weiß jetzt nicht, woher ihr kommt und ob Herten für euch in Frage kommt, aber einen Aufenthalt auf einer MuKi Station finde ich durchaus angebracht.

Und ich möchte dir noch mit auf den Weg geben, dass psychische Erkrankungen im Wochenbett natürlich alles andere als schön sind, aber oft gut behandelt werden können. Ich wünsche euch alles Gute!

Liebe Grüße, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Filomena

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von Filomena »

Lieber Max,

Zunächst einmal finde ich es Super, wie du dich um deine Frau kümmerst!Es ist ja auch als Vater alles andere als einfach und ich finde es so Toll, wie ihr sie unterstützt und ihr unentwegt Mut macht!
Auch, wenn ihr das zu diesem Zeitpunkt nicht glauben könnt: Deiner Frau wird es wieder besser gehen, sie wird Lernen, Verantwortung zu übernehmen und kann eine Bindung zu eurer Tochter aufbauen. Ich Stimme Sanna zu: Der beste Weg erscheint mir auch eine Mutter-Kind-Station. Dort geht genau um solche Themen wie "ich muss eine perfekte Mutter sein" und man lernt den Alltag mit Kind.
Schau doch mal auf der Homepage von schatten &Licht, dort gibt es eine Liste mit Mutter-Kind Kliniken.
Deine Frau kann sich auch gerne hier melden, sobald es ihr besser geht. Sie ist nicht die einzige mit einer PPP...
Alles Gute für euch! Habt Geduld und verliert nicht den Mut.

Liebe Grüße
Filomena
BesorgterPapa85

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von BesorgterPapa85 »

Liebe Sanna, Liebe Filomena,

Vielen Dank, dass ihr so schnell auf meinen Eintrag reagiert habt, ihr gebt uns neue Hoffnung! Wir glauben auch alle daran, dass meine Frau irgendwie, irgendwann aus der Miesere herausfinden wird. Wir müssen uns nur langsam über den derzeitigen Ansatz Gedanken machen.

Über Herten habe ich jetzt hier schon einiges gelesen, eigentlich nur sehr gute Erfahrungsberichte. Allerdings sind wir aus Mittelhessen. Das ist leider eine Ecke entfernt. Aber daran soll es letztenendes nicht scheitern. Es gibt in der Nähe die Klinik Hohe Mark in Bad Homburg. Die Mutter-Kind Station ist dort wohl noch sehr frisch, das Angebot auf deren Webseite klingt allerdings sehr viel versprechend. Evtl. sind ja hier noch andere Betroffene, welche dort Erfahrungen gesammelt haben!? Ich werde dort morgen vormittag anrufen und mich beraten lassen.

Meine Frau hat die gestrige Oberarzt-Visite sehr gut überstanden, sonst zählten die Montage eher zu den schlechten Tagen, da sie sehr aufgeregt bzgl. der Visite war. Das derzeitige Medikament scheint seinen Dienst zu tun. Die guten Tage scheinen langsam mehr zu werden, auch wenn sich immer mal ein schlechter, oder sogar sehr schlechter Tag dazwischen mogelt. Wir glauben fest daran, dass meine Frau den Willen und den Mut und die Motivation aufbringen wird, sich ihrem Leben mit Kind zu stellen, und zu erkennen, dass es ein tolles Leben ist!!! Ich denke die Zeit spielt eine enorm wichtige Rolle. Von uns bekommt sie die Zeit die sie braucht. Jetzt ist es ein Stückweit Ihre Geduld mit sich selbst, die sie noch aufbringen muss...dann ist sie auf einem richtig guten Weg. Ich freue mich zu hören, dass es andere Frauen gibt, die es aus dieser sehr bescheidnen Situation heraus geschafft haben.

Sanna, du sprichst uns aus der Seele...Wir vertrauen den Ärzten an der Uni und auch ihren Kompetenzen, nur sehen sie anscheinend nicht, dass es irgendeinen Zwischenschritt zwischen "Ich bin bereit mich meinen Ängsten zu stellen" und "Ich muss direkt wieder nach Hause in meinen Alltag" geben muss. Es ist wie bei dir Sanna. Offene, geschlossene, offene und wieder geschlossene...wenn es dann irgendwann bergauf geht, soll sie bald nach hause und nur noch in die Tagesklinik um dort "ihre eigenen Ängste" zu therapieren. Das ist ja alles schön und gut, aber wie soll sie die Tagesklinik meistern, wenn sie morgens und abends zu Hause gar nicht klar kommt, und sie die Tagesklinik auch noch ohne unsere kleine besuchen soll...was soll das im Umgang mit dem Kind helfen??? Man behandelt sie gerade so, als habe sie "irgendwelche" Angststörungen die sich gänzlich auf ihr eigens Leben beziehen. Das ist aber eine Illusion, es geht nicht um Flugangst oder Spinnenphobie, es geht eben genau um das, was du sagst, Filomena: Die Angst mit seinem Kind und dem Alltag nicht umgehen zu können und davon erdrückt zu werden, keine Verantwortung übernehmen zu können, und keine Bindung zum Kind zu haben...da muss man ansetzen, und das geht meiner Meinung nach nur mit einer auf diese Ängste gemünzter Verhaltenstherapie, zusammen mit der kleinen.Es gibt schließlich nicht umsonst Mutter-Kind Einrichtungen, wo es eben nur um diese Problematik geht!!!

Naja, lange Rede...Ich habe meiner Frau Mut gemacht, hier im Forum zu lesen, sich zu informieren um evtl. zu erkenn, dass sie bei weitem nicht alleine ist. Noch fällt es ihr immer mal wieder sehr sehr schwer sich auf Dinge zu konzentrieren, sei es nur Fernsehen. Deshalb wird sie hier vermutlich zu Anfang in kleinen Portionen lesen. Sobald sie mir signalisiert, dass sie sich selbst an das Forum wenden möchte, erstelle ich zusammen mit ihr einen Account oder sie übernimmt einfach diesen hier. Ich bin dankbar um jede Art von Hoffnung die ihr uns alle gebt. Meine Frau wird dann sicher auch hier diese Berichte lesen und sich freuen, Zuspruch zu erhalten!!!

@Filomena, die Liste habe ich bereits hier liegen und habe auch schon ein zwei Nummern durch telefoniert, vielen Dank für den Tipp. Bisher hat sich noch niemand gemeldet, es ist Urlaubszeit...;) und die Anrufbeantworter springen an. Aber ich bleibe da dran.

@Sanna: weist du noch, wie lange die Wartezeit in Herten etwa war? Oder ist es bereits so lange her, dass es vermutlich nicht repräsentativ ist? Ist ja ein Thema, welches es erst so langsam aus Tabuzone schafft, und die Plätze alle heiß begehrt und sehr schnell voll sind, das man der immer höher werdenden Nachfrage kaum gerecht werden kann.

Ich freue mich über Eure Rückmeldungen und werde weiterhin hier informieren, wie es weitergeht bei uns.
Bis dahin halten wir alle weiterhin tapfer die Köpfe und und sagen uns "Wir schaffen das"!!!

Viele Grüße, Max
Sanna
power user
Beiträge: 915
Registriert: 17:03:2013 14:36
Wohnort: Ruhrgebiet, NRW

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von Sanna »

Hallo!

Ich war 2013 in Herten. Im Mai zum Erstgespräch und dann im Juni wurde ich aufgenommen. Das heißt aber nichts. Es kann schneller gehen oder auch länger dauern. Das kommt immer darauf an, wann ein Bett frei wird. Es sind ja nur acht Betten, da wird nicht ständig eins frei.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
engelchen2012

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo max!

Ich finde es echt bemerkenswert, wie sehr du dich bemühst, um deiner frau zu helfen. Ich würde mich freuen, wenn du hier weiter berichtest, wie es bei euch weiter geht!
Ich selbst war 7 wochen ohne meiner tochter in der klinik, weil ich es erstens auch so wollte, ich musste erst mit mir selbst wieder klar kommen. Außerdem gab es bei mir nicht die möglichkeit, das kind mitzunehmen. Nachdem es mir dann besser ging, war es für mich persönlich auch viel einfacher, zu hause wieder mit meiner tochter klarzukommen und wieder eine bindung zu ihr aufzubauen. Und wenn ich mal ein tief hatte, waren meine eltern sofort da, um uns zu helfen. Das hat mich zusätzlich sehr beruhigt und das finde ich bei euch auch spitze: deine frau hat so viel unterstützung, sie muss da nicht alleine durch. Ich drücke euch die daumen, dass es bald bergauf geht!

Liebe grüße, engelchen
Emilie

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von Emilie »

Hallo Max,

ich kann gut nachvollziehen, wie es euch geht. Deine Frau hat viel Glück, dass ihr euch so gut um sie kümmert! Und denk zwischendrin auch daran dich etwas zu erholen und etwas für dich zu machen, die Kräfte der Väter werden oft überbeansprucht..

Meine Geschichte ist so ähnlich, ich hatte auch kurz nach der Geburt meiner Tochter 2015 PPP. Was mir nach der Zeit im Krankenhaus (ohne meine Tochter) sehr geholfen hat, war eine teilstationäre Mutter-Kind Klinik. Ich habe zu Hause geschlafen und bin dann von 8:30 - ca. 16 Uhr jeden Wochentag dort gewesen. Dort gab es ein sehr ausführliches Therapieangebot (Einzelgespräche, Babymassage, Musikgruppe...) und sie waren auf Mutter-Kind-Bindungsthemen spezialisiert.
Vielleicht gibt es eine ähnliche Einrichtung auch bei euch in der Nähe? Ich hätte mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen können, direkt zu Hause den ganzen Tag allein für meine Tochter verantwortlich zu sein.

Ich drücke euch die Daumen, dass ihr ein gutes Unterstützungsangebot findet!
yshine

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von yshine »

Lieber Max

Ich kann mich dem anschliessen was schon geschrieben wurde. Vor einem Jahr ging es bei uns ziemlich ähnlich zu und her wie bei euch. Auch ich hatte das Glück einen tollen Mann und eine tolle Familie zu haben. Unserer Kleinen fehlte es an nichts - sie hat es auch super verdaut, dass ich aufgrund der Psychose nicht stillen konnte. Ich hatte grosse Mühe damit - überhaupt damit, dass nichts lief wie es in meinen perfektionistischen Vorstellungen hätte laufen sollen. Der Aufenthalt in der Psychiatrie war schlimm - das Personal machte es zwar gut aber Wöchnerinnen sind sie dort einfach nicht gewohnt... bei mir folgte dann der Aufenthalt auf einer Mutter-Kind-Station (bin aus der Schweiz, ich war in Affoltern) und das war wirklich das beste was uns passieren konnte... empfehle ich euch unbedingt! ...und glaubt fest daran, es kommt wieder gut! Eine Psychose ist ein wirklich schlimmes Erlebnis für alle Beteiligten aber im Wochenbett sind die Chancen auf eine komplette Heilung sehr gut. Wichtig sind zuerst die gute Einstellung der Medis (ich hatte Akineton gegen die Nebenwirkungen wie du sie bei deiner Frau vom Risperdal beschreibst), dann eine gute Begleitung bei der (verspäteten) Ankunft als Mutter und erste Aufarbeitung des Ganzen, Aufbau einer Bindung zum Kind, Selbstvertrauen finden in der neuen Rolle als Mutter, später dann eine gute Therapeuthin/Therapeuth als Begleitung für alle Ängste etc wenns ums nach Hause kommen geht. Es braucht sehr viel Zeit und Geduld - bei uns nun nach einem Jahr ist einigermassen Alltag eingekehrt. Das Ganze zu verdauen wird wohl noch etwas dauern. Ich wünsch euch, dass deine Frau bald mit der Kleinen auf eine gute Mutter-Kind Station wechseln kann. Viel Kraft! Herzlich yshine
BesorgterPapa85

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von BesorgterPapa85 »

Da ich nicht schlafen kann, was ich eigentlich längst tun müsste, melde ich mich kurz aus der tiefen Nacht bei allen, die mir/Uns weiterhin viel Mut und Zuversicht zusprechen und sage Danke!!!

Tatsächlich hat sich einiges bewegt, seitdem ich letzte Woche das letzte mal geschrieben habe. Gutes? Oder Schlechtes? Naja, von beidem etwas, aber eigentlich hat die Situation meiner Frau unterm Strich eine hoffentlich positive Zielrichtung eingenommen.

2 Tage nach meinem letzten Beitrag ist meine Frau (spät abends, und ohne dass wir Bescheid bekommen haben, was ich nicht als negativ darstelle. War nur echt am Anfang ein kleiner Schock, als mein Telefon klingelte) wieder auf die geschlossene Station verlegt worden. Sie äußerte massiv Suiziddrohungen, mit ebenfalls heftigen Andeutungen, diese auch in die Tat umzusetzen, aber gleichzeitiger Ansage, sie würde das niemals wirklich tun. Die diensthabende Stationsärztin kannte meine Frau leider nicht gut, und wollte die Verantwortung nicht übernehmen, sie auf der offenen Station zu belassen. Wäre ihre behandelnde Ärztin da gewesen, hätte man sie wahrscheinlich unter Beobachtung eines Pflegers auf ihrem Zimmer auf der Offenen belassen bis sie schläft. Dies hatte man ein paar Tage vorher schon einmal erfolgreich getan. Schließlich war sie gerade in der Medikamentenumstellung, und man wollte ihr, wie oben beschrieben nicht die Möglichkeit geben, sich in ihre Störung zu "retten" um zu zeigen wie krank sie ist. Sondern ihr die Chance geben, dass die neuen Medikamente(Clozapin) wirken und Spiegel erreichen, und sie von Tag zu Tag klarer wird, die innere Unruhe verliert und sie nicht wieder auf die geschlossene muss. Lange rede, kurzer Sinn! Sie ist immer noch dort...ABER: seit 3-4 Tagen wird sie von Tag zu Tag sichtlich klarer und strukturierter. Ihre Gedanken sind klarer als jemals zuvor während ihrer Erkrankung. Sie hat ihre äußerliche Unruhe gänzlich verloren. Kein getippel mehr, keine erkennbare Rastlosigkeit. Körperlich Ruhe und eine fast vollständig "normale" Körperhaltung und Körpersprache sind zu erkennen. Die extreme innerliche Unruhe ist ebenfalls deutlich abgeflacht. Sie wirkt zur Zeit wie ausgewechselt, ist emotional zwar nicht die alte, aber summt vor sich hin, erzählt vieles was sie anscheinend langsam anfängt zu verarbeiten und wird von Tag zu Tag selbstsicherer, vorallem im Umgang mit unserer Kleinen. Das heißt nicht, dass sie über den Berg ist, sie ist immer noch ein ganzes Stück davon entfernt, sich alleine um die kleine kümmern zu können und ihren Alltag zu bewältigen, oder gesund zu sein, aber es scheint langsam in die richtige Richtung zu gehen.
Die besten Neuigkeiten sind allerdings die, dass die Klinik gestern mit der Muki-Station der Klinik Hohe Mark in Oberursel in Verbindung getreten ist. Ich selber hatte letzte Woche dort angerufen. Man war dort sehr angetan, sich dem Fall meiner Frau anzunehmen. Wie ich weiter oben aber schon geschrieben hatte, war man in der Klinik in der sie zur Zeit ist, allerdings nicht begeistert von dieser Idee!(warum auch immer) die behandelnde Ärztin pochte(und tut dies evtl immer noch, habe sie seit letzter Woche nicht gesprochen, da sie nicht zuständig ist, für die geschlossene Station) weiterhin darauf, dass meine Frau mit Nachdruck in den Alltag muss. Der behandelnde Arzt auf der geschlossenen Station, welchen ich sehr schätze, ist allerdings ganz anderer Meinung. Er selbst bestätigte mir kurz vor dem Wochenende, dass er meine Frau auch auf einem guten Weg sieht, dass sie die Psychose fast los ist, sich jetzt allerdings das typische Bild einer PPD andeutet. Montag Mittag hatte ich also ein weiteres Gespräch mit ihm und wir einigten uns darauf, uns gemeinsam um einen Platz auf der MuKi Station Hohe Mark zu kümmern. Wir haben dort vermutlich nächste Woche das Vorstellungsgespräch. Meine Frau soll noch die gesamte Woche auf der geschlossene bleiben, dort ist das Therapieprogramm vorerst einfach deutlich reduzierter und sie kann weiterhin in Ruhe stabiler werden. Auch hat man ihr das Clozapin heute von 75mg auf 100mg erhört, der gewünschte Spiegel war noch nicht ganz erreicht. Die Ärzte erhoffen sich, dass sich ihre immer nochmal wiederkehrende innere Unruhe, mit aufgeregt sein, wenn Besuch kommt, und sich ihr immer mal wieder deutlich ambivalentes Verhalten noch weiter reduziert.

Die Wartezeiten in Oberursel sind leider ähnlich wie überall anders auch. 8-12 Wochen... :shock:

Aber da meine Frau vorerst sowieso stabiler werden muss, ist dies halb so wild. Evtl lässt sich die Wartezeit auch etwas verkürzen, schließlich stehen die Kliniken jetzt in Kontakt und man hat uns gesagt, dass man die Wartezeiten in Absprache hin und wieder verkürzen kann.

Puuuhhhh...jetzt ists spät. Macht nichts, hier bei euch findet man Kraft um die ganze Nacht durchzutippen
:-)

Sobald es Neuigkeiten gibt, melde ich mich wieder. Schlaft alle gut....;)

Grüße Max
Rocabel

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von Rocabel »

Lieber Max,

Ich habe letztes Jahr im September meinen Sohn zur Welt gebracht, und hatte daraufhin eine sehr schwere Psychose und eine sehr tramatisierende Zeit in der Psychiatrie, inkl suizidversuchen und anschließenden isozellen Zwangsmaßnahmen, kam irgendwann auf die halboffene und schließlich auf eine Muki Station. Insgesamt war ich sechs Monate stationär. Nach weiteren drei Monaten zuhause bin ich nun endlich fähig, zwei bis drei Tage die Woche allein auf meinen Sohn aufzupassen wenn mein Mann arbeiten ist. Ich habe schon vor dem Wochenbett Psychosen gehabt und in der letzten nun hat mein Mann auch alles gegeben und letztlich so gut, dass mein Sohn alles ohne erkennbare Beeinträchtigungen überstanden hat. Aber es war eine sehr sehr harte Zeit für alle Beteiligten. Jedenfalls kannst du mich gerne anschreiben, ich kann dir aus eigener Erfahrung viel aus der Sicht der Erkrankten Mutter erzählen, aber auch von den Schwierigkeiten meines Mannes berichten und dir vor allem Mut machen: nach nun über zehn Monaten bin ich trotz sehr schwerer Psychose wieder fast die alte! Melde dich gern wenn du magst. Liebe Grüsse
engelchen2012

Re: Meine Frau benötigt dringend Hilfe!!!

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo max,

Inzwischen ist ja etwas zeit vergangen... was hat sich bei euch getan? Wie geht es deiner frau? Magst bissl berichten?

Lg
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