Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

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Marika
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Marika »

Hallo,

wenn du so Angst vor Tavor hast - dieses Medikament ist kein Muss! Es wäre eigentlich als Erleichterung gedacht, um die Zeit bis Sertralin positiv wirkt, zu überbrücken und um evtl. anfängliche Nebenwirkungen von Sertralin ab zu fangen. Aber zwingend braucht man Tavor nicht für eine positive Krankheitsentwicklung. Du kannst genau so einfach mit Sertralin beginnen und wenn du merkst, es ist schwierig am Angang, immer noch Tavor dazu nehmen. Besprich dich hierzu einfach noch mal mit deinem behandelnden Arzt, um seine Einschätzung zu hören. Tavor wird ab ca. 3 Monaten Dauergabe kritisch.

Wenn du die Möglichkeit hast wäre es sicher gut, dass du zu Einnahmebeginn jemanden um dich hast. Einfach dass du dich sicher fühlst.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo Marika,

tut mir leid, wenn ich nochmal nachfrage, ich muss es nur verstehen... Tavor ist ein Beruhigungsmittel ( will den Beipackzettel nicht lesen). Durch die Einnahme mit Sertralin werden eventuelle Nebenwirkungen "gemildert". Also z. B. Verschlimmerung der Ängste, innere Unruhe, Suizidgedanken (davor hab ich Angst).

Ist das so richtig?
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Marika
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Marika »

Hallo Sandra,

sorry für die verspätete Antwort, war gerade ein paar Tage auf Wellness.

Ja, genau so ist es - so soll Tavor wirken.
Liebe Grüße von
Marika

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MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo Marika,

vielen Dank!

Oh schön, Wellness! Hattest du ein paar schöne Tage?
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Marika
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ja es war sehr, sehr schön. Konnte einfach mal nix tun und Abends stundenlang mit meinem Mann an der Bar quatschen... Das kommt einfach im Alltag viel zu kurz.

Und du? Hast du schon mit den Medis begonnen? 😘
Liebe Grüße von
Marika

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MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo Marika,

das ist toll! Du hast recht, dafür bleibt im Alltag wirklich wenig Zeit und ab und an muss man sich sowas gönnen.

Nein, morgen ist Tag X. Ich hab wahnsinnig Schiss, dreh fast durch. Aber es geht nicht ohne. Die gemeinen Ängste suchen mich nun auch nachts in meinen Träumen heim. Heute Nacht war furchtbar. Hatte den ganzen Tag Panik.

Ich hab so Angst, dass es nie wieder gut wird. Möchte doch nur wieder mein Leben haben und es genießen können und glücklich sein!!
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Marika
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Marika »

Liebe Sandra,

ich kann dich sehr, sehr gut verstehen. Auch bei mir war es dann so, dass mich die Angst und die Zwangsgedanken bis in die Träume verfolgt haben. Es war entsetzlich.

Die Angst vor den Medis ist auch verständlich, man hört so manches. Aber glaub mir eines: schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden. Das Tavor kann dich sehr gut vor anfänglichen NW des Sertralin schützen. Und es kann dir auch wirklich ab dem ersten Tag der Einnahme eine deutliche Erleichterung bringen. Das ist ein erster Schritt aus dieser Negativspirale heraus zu kommen. Du musst dir vorstellen, dass dein Nervensystem jetzt ständig völlig überreizt ist, du stehst die ganze Zeit unter einem Cortisol Dauerfeuer (Cortisol ist ein Stresshormon). Es ist jetzt zuerst mal das Wichtigste, dass du von diesem enormen Stresslevel runter kommst. Da kann Tavor schon mal viel bewirken. Und später wird Sertralin durch das "Gerade Rücken" der Botenstoffe im Gehirn diesen gesunden Zustand nach und nach helfen, wieder her zu stellen.

Du schaffst das und ich verspreche dir, dass es dir in absehbarer Zeit schon besser gehen wird. Wir alle haben anfangs geglaubt, es wird nie mehr gut, aber das wird es!!!!
Liebe Grüße von
Marika

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Sarah

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Sarah »

Hallo Sandra,ich habe mich so lange nicht gemeldet aber immer wieder gelesen wie es dir geht.

Hast du mit den Medis angefange?
Wie geht es dir denn? Hoffe so sehr ,dass sie dir helfen

Ich stille jetzt nicht mehr und könnte mit den Medis anfangen aber mir geht es seid 2 Wochen wieder viel besser. Ich habe zwar auch schlechte Tage aber die guten werden besser. Meine Therapeutin sagt vielleicht schaffe ich es ohne.
Ich habe viele Ratschläge angenommen, die mir nicht leicht gefallen sind.
Icj habe offen mit meinen Eltern, Schwiegereltern über mein Problem gesprochen und mir viel Entlastung geholt.
Meine Wäsche wurde gemacht, Abends war immer jemand da bis mein mann kam. Ich habe mittags geschlafen und meine Nächte sind jetzt auch besser.
Das hat mir viel Kraft gegeben. Es ist mir nicht leicht gefallen aber es war wirklich nötig nach mir zu schauen.
Aber mir ist auch klar,dass diese Hilfe wahrscheinlich nicht jeder hat.
Jetzt habe ich viel mehr Kraft.

Liebe Sandra ich hoffe so, dass du auch einen weg findest wieder mehr Kraft zu bekommen.

Liebe Grüße
Sarah
MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo Sarah,

schön von dir zu lesen! Hab die letzten Tage öfters an dich gedacht und es freut mich sehr, dass es dir so viel besser geht.

Ich habe vor etwas mehr als einer Woche mit den Medis angefangen, nachdem ich ein, zwei ganz schlimme Tage hatte. Hatte mich ja dagegen gewehrt, aber letztendlich war es so für mich selber nicht mehr erträglich. Ob und wieweit mir die Medis helfen kann ich noch gar nicht sagen. Das wird man in einigen Wochen sehen.

Es ist toll, dass du so viel Unterstützung und Hilfe bekommst und auch annehmen kannst. Das macht unheimlich viel aus und ich freue mich wirklich sehr für dich!
Sarah

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Sarah »

Hallo Sandra,

hast du Nebenwirkungen ?
Ich trau dem allen noch nicht ganz bei mir und habe schon auch sorge,dass es mir wieder schlecht geht aber dann bin ich jetzt auch bereit Medis zu nehmen.

Ich habe die Tage gemerkt wie schön es ist, wenn man mehr Kraft hat und die kinder genießen kann.
Also wenn ich doch wieder einen Rückfall habe werde ich es auch mit Medis versuchen.

Drücke dir alle Daumen, dass es bald besser wird.

Lg
Sarah
MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo,

ja, ich habe Nebenwirkungen. Ganz ohne geht glaube ich nicht. Habe zusätzlich auch ein Beruhigungsmittel verschrieben bekommen, aber das habe ich bisher erst 2 mal genommen.

Genieße die Zeit, wenn es dir jetzt gut geht und denk nicht so viel über einen Rückfall oder eine Verschlimmerung nach. Das tut dem Ganzen nicht gut, denke ich. Immer versuchen, optimistisch zu bleiben.
MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo,

heute ist für mich ein etwas jammeriger Tag. Hatte heute Vormittag Therapie und wir haben über Weihnachten etc geredet. So im Laufe der Therapiestunde hab ich dann einfach losgeheult. Die ganze Wut, der Schmerz, die Verzweiflung - das macht mich einfach fertig.

Mich beschäftigt das schon seit einigen Tagen... Diese hässlichen Panikattacken, diese Sch* Angst! Warum hab ich das? Warum muss ich ständig solche Gedanken haben und kann nicht einfach unbeschwert weiter leben? Wie soll es bloß alles weiter gehen? Mich zieht das so runter und es kann einfach niemand sagen, wie lange es dauert bis es wieder richtig gut wird. Es ist so hart! Und es nervt mich so! Und das was meine Therapeutin gesagt hat, ist auch nicht soooo aufbauend... Ich muss üben, üben, üben und ich steh erst am Anfang der Therapie. Es braucht Zeit und viel Geduld und Mitarbeit. Für die Akzeptanz sei es noch zu früh. Ich muss mir Strategien erarbeiten und zurechtlegen, um die nächsten Panikwellen zu reiten. Es ist einfach so anstrengend, so ermüdend.

Ich soll jetzt aufschreiben, wann die Angstgedanken da sind, in welcher Situation, welche Ängste und was ich gemacht hab, um mich abzulenken. Da bin ich ja mehr mit schreiben beschäftigt als mit allem anderen...

Momentan kann ich fast nicht dran glauben, dass ich das alles irgendwann wieder im Griff hab... Momentan hab ich auch so Kopfschmerzen, von total verspannt, knutsch extrem mit meinen Zähnen und hab ziemlich schmerzhafte, verhärtete Wadenmuskeln. Noch dazu dieses ätzende Derealisationsgefühl - Bravo!

Aber es ist nicht alles blöd. Unser Babyprinz macht wahnsinnig viele Fortschritte. Wird langsam richtig mobil und kann allein sitzen. Er "singt", entdeckt seine Stimme und vergöttert seine große Schwester. Mir geht das Herz auf, wenn ich die beiden zusammen seh und dann weiß ich auch wieder, warum es sich lohnt, zu kämpfen.
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Marika
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Marika »

Hallo Sandra,

ich traue mich zu schreiben, dass wir alle hier deine Gefühle sehr gut kennen. Wie oft habe ich geheult vor Wut, dann wieder vor Angst, Panik... Diese Hoffnungslosigkeit die einen an manchen Tagen überkommt, ist wirklich schrecklich und sehr schwer aus zu halten. Aber: Sie ist "nur" ein Symptom der Erkrankung und diese wird weichen, Schritt für Schritt.

Ja - Geduld haben, Üben und nochmals Üben - das sind Dinge die man in solchen Phasen so gar nicht hören mag. Man will einfach nur, dass wieder alles "normal" ist. Das verstehen wir alle hier nur zu gut, denn wir alle sind durch diese Phase gegangen. Und? Wir sind durch gekommen und schlussendlich wie die Phönix aus der Asche gestiegen. Das ist nicht übertrieben. Wenn du von den Frauen ließt, die wieder gesund sind, wirst du diesen Satz oder so einen ähnlichen immer wieder lesen. Denn diese Krankheit hat einen ganz wichtigen Grund: Sie will uns zu einem besseren Umgang mit UNS SELBST leiten. Wir leben oft jahrelang weit über unsere Belastbarkeit und merken es gar nicht. Wir nehmen ständig von unserem Körper und unserer Seele, aber diese auch zu pflegen - das vergessen wir meistens bzw. blenden wir aus, weil "keine Zeit". Irgendwann ist dann Schluss und der Körper bzw. die Seele schreien auf.

Versuche an jedem Tag - auch an schlechten - dich zu fragen: "Was kann ich heute tun, damit es mir ein bisschen besser geht?" Denn die Frage "warum ich, warum habe ich das?" ist zwar verständlich, bringt dich aber keinen Meter weiter. Verschiebe deinen Blick nach VORNE, was kannst du tun - weg vom Blick nach hinten (warum ich, warum habe ich das?). Die Frage nach den Auslösern wirst du mit der Zeit erarbeiten in deiner Therapie, Schritt für Schritt.

Was also könntest du noch tun? Alternative Medizin? TCM? Kinesiologie? Für mich waren Bachblüten tolle Begleiter in der schwersten Zeit, andere wieder machen tolle Erfahrungen mit der Homöopathie. Oder Yoga, Autogenes Training - das alles wären tolle Möglichkeiten weiter an sich zu arbeiten und sich gutes zu tun!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Graureiherin
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Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

ich kann Dich selbstverständlich auch gut verstehen, genau wie alle hier im Forum. Diejenigen Mädels die akut drinne stecken und auch diejenigen, die die Krise gemeistert haben. Diese Zeit vergisst man nicht.

ich weiß noch wie ich am Anfang der Therapie dachte: "mein Leben wird nie mehr, ...der ganze gesamte Mist wird nie mehr besser werden, ...immer nur Therapie,... bringt doch alles nichts und wieder nichts... Ich habe es dann teils so gemacht, dass ich mir bewusst eine bestimmte Zeit (z. B. eine halbe Stunde) genommen habe um mich selbst zu beweinen und zu klagen. Dann habe ich mich wieder aufgerafft und geschaut was kann ich tun, um die Situation besser auszuhalten und langsam zu verändern.

Die Zeit wird vergehen und kombiniert mit dem kontinuierlichen Weiterarbeiten in der Thera. wird die schlimme Zeit vorüber gehen. Zusätzlich Augen aufhalten für andere Dinge, die Dir noch helfen könnten. Viele Tipps gibt es hier im Forum ja dazu.

Kraft und Geduld (auch wenn man es nicht mehr hören kann) wünscht

die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
MiHe1417

Re: Wie soll ich diese Zeit nur überstehen?

Beitrag von MiHe1417 »

Hallo ihr beiden,

danke für's Mut zusprechen. Momentan ist das drumrum einfach auch wieder viel. Der Stress wird jetzt grade nicht besser, aber ich arbeite dran.

Zeit im Reitstall bzw mit Pferden hat mir schon immer geholfen und gut getan. Das muss ich auch wieder in meine Woche einbauen. Und ansonsten hab ich mich für einen Kurs zur Progressiven Muskelentspannung angemeldet. Der fängt Mitte des Monats an. Da komm ich dann auch nochmal unter Leute.

Der Tip mit der halben Stunde, in der man sich selbst beweint ist echt gut. Hat mir meine Thera auch für meine hypochondrischen Anfälle gegeben. Hat da bisher auch gut funktioniert.
Wie war das während eurer schlimmen Zeit bei euch? Hattet ihr auch permanent Angstgedanken im Kopf? Bei mir ist es leider schon noch so momentan. Manchmal gelingt es, dass mein Hirn sich voll und ganz auf die wichtigen, schönen Dinge konzentriert, aber es ist noch selten. Aber die Momente sind so toll!

Ihr habt schon recht. Ich darf nicht in Selbstmitleid versinken, sondern muss mir in den Hintern treten. Von nix kommt schließlich nix! Und so schnell geb ich nicht auf.
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