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Löwenmutter

meine geschichte

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo ihr lieben,

nun habe ich endlich Zeit gefunden mich vorzustellen. Ich freue mich auf den Austausch mit anderen Betroffenen und hoffe auf Trost und Zuversicht.
Ich war mein ganzes leben lang ein fröhlicher Mensch, mit meinem Gefühlsleben im Reinen. 2013 bin ich voller Stolz und Glück zum ersten mal Mutter geworden, 2015 zum 2. Mal und ebenso glücklich. Meine Zwerge sind beide in Traumgeburten zuhause in der Badewanne auf die Welt gekommen. 2017 bin ich schwanger mit meinem 3. Wunschkind geworden. Die ganze Schwangerschaft über habe ich mich af die Geburt gefreut, hatte eine tolle Hebamme. Mein Mann und ich hattten auch endlich das Studium fertig und für ca. 3 Monate nach Geburt war der Umzug ins "Häuschen" geplant. Ich war voller Vorfreude und so glücklich und dann kam alles anders...
9 Tage vor ET wurde mir morgens schlecht, ich bekam Bauchschmerzen, Fieber, Wehen, Durchfall und mir ging es elendig. Meine Hebamme hat nach einigen Stunden gesagt, dass sie die Geburt ans Krankenhaus weitergeben muss. Dort habe ich noch 36 Stunden gelitten bis endlich eine Sepsis festgestellt wurde. Aus der geplanten Hausgeburt wurde so ein Notkaiserschnitt mit Intensivstation, 15 Stündiger Trennung und 4 Tage Säuglingsstation. Nach der Geburt hat sich bei mit kein Glück eingestellt. Erst habe ich nur geweint weil ich mein Kind nicht geboren habe, weil mein schöner Bauch so schlecklich aussah und weil ich einfach nur zuhause sein wollte. Nach 5 Tagen waren wir zuhause, dort habe ich weiter geweint, konnte aber endlich mit meinem Baby nackig kuscheln und gemeinsam in die Badewanne steigen. Mein Mann war so lieb und verständnisvoll. Hat mich umsorgt, mir Mut zum Trauern gegeben, auch im Krankenhaus war er jede Minute beim Baby, hat sich freigenommen und die Großen bei guten Freunden untergebracht. Immer wiederhabe ich meinem Baby gesagt " du bist ein underbares Baby und irgendwann, ist uns das ganz egal". Irgendwann blieben die Tränen weg und eine nie gekannte Leere und Unruhe trat ein. Nach 10 Tagen konnte ich nichts mehr essen, kaum noch aufstehen. Ich wollte meinen beiden Großen eine Geschichte vorlesen und habe es kaum geschafft. Meine Gemüsegarten hat mich nicht mehr interessiert und alles war mir egal. Meine Hebamme hat mir von Wochenbettdepressionen erzählt, ich hatte vorher noch nie davon gehört. Sie hat mir auch einen Flyer von Schatten und Licht gegeben. Ich habe mich dort sehr wiedererkannt und so gut es ging informiert. Mit der Hilfe meiner Hebamme, meinem Mann und meinen Freunden die ich alle Informiert habe ging es mit Schritt für Schritt etwas besser. Nicht gut, aber ich konnte wieder am leben teilhaben, wenn auch etwas freudlos. Nach 9 Wochen kam der Umzug und damit der totale Rückfall. Im neuen Haus, weg von der Stadt in der ich einmal glücklich war, ohne Freunde und ohne geregelten Tagesablauf ...ich war sehr depressiv und habe, hauptsächlich aus Angst vor der Krankheit, mehrere Panikatacken bekommen. Nach 9 Tagen im Haus bin ich zu einem Algemeinmediziner gegangen der mir Laif 900 verschrieben hat. Am nächsten Tag war ich mit meinem Mann der sich sofort frei genommen hat weil es mir so schlecht ging bei Profamilia. Die haben mir empfohlen nach Herten zu gehen. Dort wartet man ca. 8 Wochen auf die Aufnahme. So lange konnte ich nicht warten weil ich dachte wahnsinnig zu werden, vor Depression, Unruhe und Angst. Also haben wir den Notarzt gerufen. Am gleichen Tag habe ich einen Platz in einer Psychiatrie bekommen, mit Baby. Da wir uns trotz allem eine gute Stillbeziehung aufgebaut hatten war es mir so wichtig mit Baby aufgenommen zu werden. In der Klinik habe ich erstmal grauenvolle Tage durchgestanden. Ich hatte das Gefühl mein leben keine 2 Tage mehr ertragen zu können. Habe wie ein Häufchen Elend zitternd auf dem Bett gesessen, die Schwestern haben mir gut zugeredet und ich habe nachts ständig mein Baby zum Stillen geweckt. Das Stillen hat mich irgendwie etwas beruhigen können. In diesen Tagen habe ich mich manchmal gefragt wer hier Mutter ist und wer bemuttert wird. Ich habe das Laif in der Klinik abgesetzt und erst 5 dann 10mg escitalopem bekommen. Nach 3 Wochen war ich wieder so weit "hergestellt" dass ich nach hause konnte. Die Unruhe war erträglich, ich konnte wieder ausrechend essen, die Depressionen nicht mehr ganz so heftig. Ich habe jeden Tag in ein Diagramm eingetragen wie es mir geht um besser beurteilen zu können ob es ingesamt aufwärts geht. Jetzt bin ich seit 4 Wochen wieder zuhause. Es geht mir besser, aber nicht gut. Meinen Altag mit 3 Kindern schaffe ich gut, wir lesen, spielen gehen Spazieren und treffen Freunde. Ich hann wieder lächeln aber nicht lachen. Aber ich bin oft unruhig, morgens nach dem Aufwachen ist mir immer noch etwas schlecht. Ich habe keine Zukunftspläne und bin oft freudlos. Mein Belohnungssystem funktioniert nicht wie sonst. Ich freu mich also nicht über getane Arbeit oder über ein leckeres Essen oder über einen schönen Ausflug. Ich bringe eher die Tage so hinter mich. Das leben ist nicht unerträglich aber grade sehr mühsam und nicht richtig schön. Ich wünsche mir so sehr mein anstrengendes aber psychisch stabilies leben zurück mit alles Gefühlen die dazu gehören. Damit meine ich nicht nur die schönen, auch Wut kann ich im Moment gar nicht spüren.
Jetzt habe ich sehr viel geschrieben und hoffe dass jemand meinen langen Text liest. Ich frage mich, wie und wann ich wieder gesund werden kann. In 4 Monaten beginnt meine psychotherapie, das ist noch sehr lange und auch der nächste Termin bei der Psychiaterin ist erst ende September....
Ganz liebe Grüße und allen denen es gerade auch nicht gut geht wünsche ich gute Besserung und viel Kraft und Mut für jeden neuen Tag.
kapi

Re: meine geschichte

Beitrag von kapi »

Hallo Löwenmutter!
Schön das du hier her gefunden hast! Deine Zeilen haben mich sehr berührt! Und du bist nicht alleine damit!
Es wird seine Zeit brauchen aber irgendwann wird alles wieder gut!!
Positiv ist, dass deine Hebamme gleich wusste was mit dir los ist und du erstmal so schnell Hilfe bekommen hast und das du so einen lieben Mann an deiner Seite hast.
Alles andere brauch einfach seine Zeit. Ich kämpfe jetzt schon eine ganze Weile und glaub mir es wird besser!
Ich drücke dich mal!
Kapi
Christina

Re: meine geschichte

Beitrag von Christina »

Hallo Löwenmutter,
deine Zeilen haben mich auch sehr bewegt. Sie zeigen wie man plötzlich aus einem glücklichen Leben in die Hölle geschickt wird. Du reflektierst so gut, wie es dir gerade geht und eigentlich gehen sollte. Und das ist meiner Meinung nach sehr positiv für deine Genesung. Du weißt und hast nicht vergessen wie es sich eigentlich anfühlt sollte, Du zu sein. Es ist leider ein längerer Weg, bist du wieder die Alte bist, aber du wirst es sein! Du wirst wieder Du sein, vielleicht sogar noch besser. Hol dir jede Hilfe die du kriegen kannst, vielleicht auch ne Haushaltshilfe. Gibt es bei euch vielleicht Tagesklinik-Angebote für Mutter-Kind? Ich hab den Spruch gehasst, aber es stimmt leider: gib dir die Zeit, tu alles was geht für DICH, verwöhn dich, fühl dich richtig krank, denn das bist du.

Ich fühl mich jetzt, 10 Monate nach der Geburt meiner Tochter, wieder richtig gesund. Fühl mich wie ICH, bin gestärkt, weil ich noch besser weiß wer ich bin, was mir guttut und was ich brauche um mich wohl zu fühlen. Und bin egoistischer, dass auch einzufordern. Ich freu mich, mich selbst wieder zu haben!!!!

Eine Löwenmutter schafft das!!!!
Nelli
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Re: meine geschichte

Beitrag von Nelli »

Liebe Löwenmutter,

Du hast schon einen großen Schritt getan: Du bist in der Lage, Deinen Alltag zu bewältigen. Das ist eine Riesensache!
Was fehlt, ist die Lebensfreude. Es dauert, bis diese sich wieder einstellt, aber es wird soweit kommen!
Ganz toll auch, dass Du Dein Baby mit in die Psychiatrie genommen hast und Dir das Stillen guttut.
Du leistest gerade (und vor der Depression auch schon) sehr viel, das darfst Du nicht unterschätzen!
Im Grunde ist eine Depression unter anderem eine tiefe Erschöpfung. Dazu das Geburtstrauma, der Umzug...
Es ist unglaublich, dass man so lange auf einen Therapieplatz warten muß. Bist Du weiterhin in guter psychiatrischer
Behandlung? Verträgst Du das Medikament gut?
Du bist schon auf dem richtigen Weg, auch wenn es sich für Dich nicht so anfühlt.
Versuche, Dir so viel Entlastung wie möglich zu verschaffen.
Wie geht es Deinem Baby? Kannst Du Bindung zu ihm aufnehmen?

Liebe Grüße, Nelli
Löwenmutter

Re: meine geschichte

Beitrag von Löwenmutter »

Hallo ihr lieben,

danke für eure Antworten. Es tut gut, positives zu lesen.

Zu euren Farage und Tipps:
Es gibt bei uns eine Tagesklinik aber ich glaube das ist für mich nicht der richtige Weg. Ich möcht im neuen zuhause "ankommen" und meine Familie gibt mir Sicherheit und Zuversicht. DieTagesstruktur zuhause ist mir sehr wichtig. Wenn ich Entlastung brauche kann ich auch immer meine Eltern anrufen. Die helfen mir gerne mit den Kindern und Tagsüber hab ich während die großen im Kiga sind Zeit für mein Baby und Zeit für mich. Auh zum Schlafen wenn ich das denn möchte.

Die Bindung zu meinem Baby ist zum Glück sehr gut. Mir ist völlig klar, dass mein Baby weder etwas für die schreckliche Geburt noch für die PPD kann. Mein Baby hat mich, so komisch das auch klingt, durch diese schlimme Zeit begleitet. Wenn ich dachte es geht nicht mehr habe ich das Babylachen gesehen und wusste, dass das Leben wohl eigentlich schön ist und ich es nur gerade wohl nicht merken kann. Es ist ja auch mein 3. Kind, ich weiß ja wie es sich anfühlt wenn man nach der Geburt von der Mutterliebe überwältigt wird. Ich habe mir immer gesagt, dass ich genau das Gefühl auch für dieses Baby habe. Mein Kopf wusste das die ganze Zeit und fühlen konnte ich es dann eben nur in den Momenten in denen es mir besser geht. Da ich ja zumindest in den Abendstunden oft völlig Symptomfrei bin könnte ich sie dann regelmäßig vor liebe auffressen.

Bei einer Psychiaterin bin ich weiter in Behandlung. Habe da aber nur sehr selten einen Termin, ca. alle 2 Monate. Das ist schade denn ich frage mich ob 10mg escitalopram nicht vielleicht zu wenig sind. Ich habe immer wieder so auf und abs. Die Tendenz ist zwar aufsteigend aber ich bin immer so enttäuscht wenn es wieder ein paar Tage schlechter ist. Mein Medikament vertrage ich sehr gut, habe keine einzige Nebenwirkung bemerkt.

Noch eine Frage. Würdet ihr für den Herbst einen kleinen Urlaub planen oder ist das mit PPD nicht so gut? Mich machen im Moment immer alle Sachen so unruhig. Wenn ich besuch bekomme oder jemanden besuchen gehe denke ich immer so viel darüber nach. Schrecklich...ich bin wie meine Oma, die macht sich seit sie über 85 ist auch um alles Sorgen. Aber ich will ja auch zurück ins normale leben, da gehört ja auch mal ein Urlaub dazu..Alltagssachen wie einkaufen, fahrt zur Kita oder Spaziergang sind für mich zum Glück kein Problem. Auch nicht wenn ich alleine mit allen drei Kindern bin.

Jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben...
Löwenmutter

Re: meine geschichte

Beitrag von Löwenmutter »

Liebe Miriam,
Ich habe jetzt gerade nicht mehr von dir gelesen als deinen kleinen Post. Es geht alles in kleinen Schritten aber es geht weiter und es wird besser. Fühl dich gedrückt. Und lies meinen post in positives. Den werde ich jetzt schreiben. Ich bin nämlich gestern wieder Mama geworden! Alles gute Dir, du schaffst das. Alle werden gesund.
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