Einschulung triggert bei MIR Ängste

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Graureiherin
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Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

meine Tochter wurde letzte Woche eingeschult und ICH konnte die Nacht davor nicht schlafen. Ich hatte Angst. Angst, dass sie das Gleiche erleben muss wie ich in der Schule. Zum besseren Verständnis: Ich war so unendlich schüchtern in der Schule, dass ich nicht nur eine Außenseiterin war, sondern nahezu übersehen wurde. Ein Nichts sozusagen, mit vielen demütigenden Situationen, Bis ich mich getraut habe im Unterricht Fragen zu stellen war ich schon erwachsen und habe die Fachhochschulreife gemacht. Heute kann ich es gut und habe diese Ängste weitgehend verloren, bzw. ich kann gut in neuen Gruppen meine Position finden. Dahin zu gelangen war aber viel, viel Arbeit.

Meine Tochter ist auch sehr zurückhaltend und ich habe Angst, dass es für sie ebenfalls schwer wird. Ich weiß vom Kopf her, dass sie eine ganz andere Ausgangsposition hat. Der Papa ist schon im Elternbeirat und wir sind immer für sie da, im Gegensatz zu meinen Eltern damals. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass die neue Schulsituation mir so viel Sorgen bereitet. Bisher waren die ersten drei Schultage nach ihren eigenen Aussagen gut, sie scheint sich auch einzubringen. Trotzdem beunruhigt mich jede "Kleinigkeit". Heute morgen hat meine Tochter wohl geweint, sie meinte weil der Papa ihr keinen Abschiedkuss gegeben hat. Sie saß dann eine Zeit bei der Lehrerin, dann war es wohl wieder gut.

Eigentlich müsste es doch so sein; dass ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung sicher sein müsste, dass alles gut wird und ich sie tatkräfig und sicher unterstützen kann, falls notwendig. Ich habe aber Angst und komme mir vor wie wenn ich selber eingeschult worden wäre. Ich hoffe ihr versteht was ich meine? Natürlich frage ich mich auch, ob der Zwangscharakter sich dahinter versteckt. Nicht mit den klassischen aggressiven ZGs wie ich sie hatte, sondern mit den Zweifeln, Unsicherheiten die der Zwang so gerne streut.

Marika, ich habe auch Deinen Beitrag mit großem Verständnis gelesen. Ich verstehe Dich sehr gut und bewundere euren Umgang. Ich will meiner Tochter jedoch noch gar nicht erzählen wie es bei mir war. Da es ja (außer in meinem Kopf) kein wirkliches Problem bei ihr gibt.

Zudem hatte ich zwei Unfälle in den letzten sechs Wochen und bin daher körperlich etwas beeinträchtigt (Bänderriss, Schultersehenentzündungen/risse...). Irgendwie der Wurm drin grad.

mit Grüßen an euch
die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
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langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
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Graureiherin
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

Nachtrag:

heute hat sich meine Tochter an Papas Bein festgeklammert und geweint, dass sie nicht in die Schule will. Und ich sitze nun zu Hause mit meinem Bänderriss, kann nicht gut weg und mich Ablenken und bin am Weinen. Ich hoffe, dass ihr ein paar stärkende Worte für mich findet.

die traurige Graureiherin
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Nelli
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Nelli »

Liebe Graureiherin,

da mein Kind ja erst 7 Monate alt ist, habe ich keine Erfahrung damit, kann Dir nur sagen,
dass die Einschulung meiner Tochter für mich vielleicht auch nicht einfach wäre.
Äußert denn Deine Tochter, weshalb sie nicht hin möchte? Hat sie sich zuvor auf die Schule gefreut,
sind Kindergartenfreunde mit auf die Schule gewechselt?
Es wäre natürlich gut, wenn Dein Mann sie bestärken könnte, da es Dir verständlicherweise momentan
nicht so gut gelingen kann.
Eins kann ich sagen: mein kleiner Cousin hat die ersten WOCHEN nach Schulbeginn jeden Tag stundenlang
auf seinem Zimmer geheult, war untröstlich. Und eines Tages: war alles in Ordnung.
Er hat wohl auf diese Weise für sich den Übergang verarbeitet, er ist auch sehr sensibel.
Vielleicht fallen Deinem Töchterchen, so wie mir, generell Übergänge schwer.
Das heißt aber nicht, dass sie es nicht bewältigen wird, aus eigener Kraft und mit eurer Hilfe.
Wichtig wäre halt, ihr ein positives Bild von Schule zu vermitteln.
Du scheinst ja mit dem sozialen Aspekt zu hadern (kenne ich), aber Schule bedeutet ja den Eintritt in die Welt der Wissensaneignung,
was etwas ganz Tolles ist - auch wenn man es manchmal erst im Nachhinein zu schätzen weiß.
(Hätte mir mal ein Lehrer deutlich gemacht, dass die Mathematik eine wesentliche Rolle in der Kunst spielt,
oder demonstriert, dass Latein eine quicklebendige Sprache, ähnlich dem Italienischen war - ich denke, es wäre mir mit diesen
Fächern besser ergangen)
Ich schätze Dich so ein, dass Du ihr diesen Aspekt gut vermitteln könntest.
Tut mir leid, dass ich Dir nicht mehr dazu sagen kann.

LG, Nelli
Astrid

Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Astrid »

Hallo Du,

mir ging es bei der Einschulung meines "Großen" genauso. Mir hat schon immer alles "neue" irgendwie Angst gemacht. Leider. Meine Kinder sind Gott sei Dank aus anderem Holz geschnitz und gehen positiv und neugierig an neue Dinge heran. Ich war auch sehr schüchtern und zurückhaltend bis zur Oberstufe, dass heisst so ca. 17 Jahren. Mein Sohn ist gar nicht schüchtern :shock: . Eher im Gegenteil... . Ja so kann es gehen. Er war, als er klein war sehr sehr anhänglich und ist jetzt sehr selbstbewusst. Meine Tochter ist im letzten Jahr eingeschult worden und hatte viele Freundinnen in ihrer Klasse. Aber in diesem JAhr haben auch viele "Erstis" in den ersten Wochen nach den Ferien geweint. Die Umstellung vom Kiga zur Schule, das lange Sitzen und ruhig sein, die große Schule/ Klasse... . Alles ist anders und neu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bis zu den Herbstferien sich meist alle fangen. Dann haben sie den Alltag intus und sich umgewöhnt. Mache deiner Tochter Mut. Freue dich mit ihr über die neuen Dinge (Buchstaben, Zahlen), die sie lernt. Sei stolz auf ihre Weiterentwicklung. Sag ihr, dass du dich freust, wenn sie dir bald etwas vorlesen kann. Hat sie ein Freundebuch, in das ihre neuen Klassenkameraden reinschreiben können? Hat sie einen kleinen Talismann, den sie mitnehmen kann (kleiner Schutzengel) für im Tornister etc.? Mach dir nicht so viele Gedanken. Sag ihr, bei dir zu hause ist es eh langweilig, weil du ja krank bist, und dich nicht gut bewegen kannst. Sie soll Freunde nach Hause einladen, oder sich verabreden. Auch alte Kindergartenfreunde sind prima, auch wenn sie nicht mit in die eigene Klasse gehen.
Und Du sei umarmt!! Ich glaube, du weisst, dass du dir viel zu viele Gedanken machst. Versuche nicht immer um das Thema zu kreisen. Verabrede diich auch. Lade dir Freundinnen zum Frühstück ein. Wenn du ganz verwzweifelt bist, kannst du auch Schränke ausputzen, oder Klamotten aussortieren :wink: brrrr... . Hab Vertrauen in deine tolle Tochter, und in dich.

Alles Liebe von Astrid
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Marika
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo an dich Vögelchen,

du ich weiß aus meinem Bekanntenkreis, dass den meisten Mamas ganz ähnlich geht wie dir gerade und die haben keine PPD hinter sich. Ich möchte damit sagen, dass es ganz, ganz normal ist, wenn Mamas (manchmal auch Papas - aber die geben es nicht so zu :wink: ) nervös sind, wenn ein neuer Schritt für ihr Kind ansteht. Denn es IST ein enormer Schritt, den deine Kleine da jetzt machen muss. Und es geht ganz vielen Kindern anfangs so, dass sie weinen, auch das ist ein ganzes Stück weit völlig normal und hat nichts mit einer evlt. Vorbelastung zu tun.

Dass deine eigene Erfahrung jetzt natürlich mit einfließt finde ich auch völlig normal. Auch Gesunde wünschen sich für ihre Kinder, dass ihnen die ein oder andere eigene Erfahrung erspart bleibt. Denn ich glaube jeder von uns kann aus dieser Zeit auch Unangenehmes erzählen. Dass das wieder hoch kommt, wenn das eigene Kind diesen Schritt geht, finde ich total normal und das darf auch sein. Ich bin mir sicher, dass deine Kleine sich bald eingwöhnen wird - gib ihr Zeit und gib DIR Zeit. Das alles darf sein, diese Gefühle, diese Gedanken an früher... Lass das alles zu. Schiebe deinen Fokus auf jeden einzelnen Tag, wenn deine Tochter z.B. heimkommt und wieder einen Tag geschafft hat. Das ist Grund zur Freude. Vielleicht mögt ihr über den Tag sprechen, vielleicht mag sie dir zeigen, was sie schon gemacht hat. Schaut gemeinsam, was schön war an diesem Tag, was ihr Spaß gemacht habt. So lenkst du auch IHREN Fokus auf das Schöne an der Schule. Das wird werden, ganz bestimmt.

P.S. Mein Sohn hatte letzte Woche wieder arg zu kämpfen. So arg, dass wir jetzt zu einer Psychologin gehen. Aber diese Woche läuft es schon vieeeel besser, er hat es jeden Tag geschafft seine Angst zu überwinden. Die Lehrer helfen tatkräftig mit und holen ihn schon bei der Türe ab. Es ist der Zeitraum vom Aufstehen bis er in der Schule angekommen ist, die ihm ein Bein stellt. Ganz klar spielen hier die Hormone kräftig mit, aber auch der Loslösprozess vom Kind zum Jugendlichen, den er sich nicht zutraut, meint die Psychologin. Er hatte erst eine Stunde und ist begeistert von ihr. Und ich auch. :D Er hat schon jetzt eine andere Sichtweise auf die Angst durch diese erste Stunde. Was ich auch gemerkt habe: Bei mir lässt er sich am meisten "gehen", daher hilft mein Mann auch jetzt tatkräftig mit. Zum Glück habe ich auch 2 liebe Frauen in meinem Bekanntenkreis, die Pädagogen sind und helfen uns auch sehr. Es ist wunderbar zu sehen, wie er nach jedem Tag "Angst - überwinden" an sich selber wächst.

Bei solchen Schritten im Leben, geht es auch immer um ein Stück weit "Abnabeln" vom Elternhaus, meist sehr stark von der Mama. Das kann große Angst machen. Bei uns ist z.B. nicht die Schule der Kern des Problems, sondern genau dieses "sich ein riesen Stück von der Mama" lösen.

Ich wünsche dir eine gute und schnelle Besserung. Versuch trotzdem Dinge für DICH zu machen, damit du etwas abgelenkt vom Grübeln bist. Das hat mir in der letzten Zeit sehr, sehr geholfen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Graureiherin
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr LIeben,
vielen lieben Dank an euch drei, dass ihr euch die Mühe gemacht habt so ausführlich zu antworten. Ich liebe dieses Forum - immer noch. Auch wenn ich nur noch sporadisch schreibe. Ich will auch nun mal eure Fragen beantworten.

Liebe Nelli:
Äußert denn Deine Tochter, weshalb sie nicht hin möchte? : sie kann es nicht immer sagen. Sie sagt, "Mama ich will lieber bei Dir bleiben", und weinte bitterlich vorhin. Warum sie nicht zum Hort möchte (15.30 bis ca. 16.30 Uhr) kann sie sagen. Da ist niemand den sie kennt. Das stimmt auch. Ich bin dazu geneigt, sie aus dem Hort rauszunehmen. Für die Zeit ab 15.30 Uhr gäbe es andere Lösungen. Mein Mann sieht das allerdings anders.

Hat
sie sich zuvor auf die Schule gefreut:
Gefreut hat sie sich, konnte sich glaub aber nicht vorstellen was sie erwartet. Auf fremde Kinder ist sie noch nie alleine zugegegangen. Sie hat immer einen festen Freund dafür benötigt. Übergänge fallen ihr definitiv schwer. Mir auch.

sind Kindergartenfreunde mit auf die Schule gewechselt; ein Mädel hat mit ihr gewechselt. Diese ist überhaupt nicht ängstlich und macht alles mit und sie ist keine enge Kindergartenfreundin gewesen. Spielen aber miteinander.
POSITIV: Mascha spielt jetzt schon in den Pausen mit ihren neuen Klassenkameraden!!! Das finde ich schon eine enorme Leistung, ich hätte eher erwartet, dass sie in der Pause alleine steht.

Wichtig wäre halt, ihr ein positives Bild von Schule zu vermitteln: Das machen wir. Ich war zwar in der Schule nicht integriert, habe sie aber andererseits trotzdem genossen. Einfach weil ich dort nicht bei meinen Eltern war und meine Ruhe hatte. Gegen später war ich auch kein "Nichts" mehr. Ich hatte dann einen gewissen "Mitleidsfaktor" weil man wusste, dass bei uns zu Hause "was nicht stimmt". Und ich finde Wissensvermittlung was ganz, ganz tolles. Wir schauen abends z. B. Logo (die Kindernachrichten) und es ist ganz klar, dass es viele KInder gibt, die nicht zur Schule gehen können. Bildung und Schule ist was besonderes.

Liebe Astrid:
Und Du sei umarmt!! Ich glaube, du weisst, dass du dir viel zu viele Gedanken machst. Versuche nicht immer um das Thema zu kreisen. Verabrede dich auch. Lade dir Freundinnen zum Frühstück ein. Wenn du ganz verwzweifelt bist, kannst du auch Schränke ausputzen, oder Klamotten aussortieren :wink: brrrr... . Hab Vertrauen in deine tolle Tochter, und in dich.
Danke für Deine virtuelle Umarmung. Ablenkung hilft mir tatsächlich. Ich muss mich allerdings dazu zwingen. Ein wenig wie in der Akutphase. Man geht raus, auch wenn es keinen Spass macht. Schreiben hilft mir immer, reden hilft mir, nachher fahre ich mit einer Freundin einen Schrank abholen. Hauptsache raus. Ich sortiere manchmal meine Unterlagen (statt putzen). Auch Brrrrr. aber hilft mir. Dein Idee mit dem Talisman ist sehr gut. ich habe ihr heute zwei Kuscheltiere mitgegeben. Zumal sie gestern aufgehört hat zu weinen, als die Lehrerin mit einer Handpuppe kam. Die Lehrerin war selber verblüfft.
NEGATIV: die Lehrerin ist nicht soo toll. Steif, wirkt nicht so emphatisch: Sicher gut, dass Kinder Schulsachen lernen, Spass und Freude... Hmmm, die finden eher wann anders statt... Das finde ich zusätzlich belastend und verunsichernd.

Liebe Marika, Ich habe mich schon seit einiger Zeit gefragt wie es Deinem Sohn mittlerweile ergeht. Ihr macht das super. Dein Sohn scheint aber auch ein Toller zu sein. Danke Dir dafür, dass Du mich wieder erinnerst den Fokus auf das Schöne zu lenken. Und es stimmt. Jeder Tag ist ein Gewinn. Bei uns sind es glaub auch bestimmte Zeiten. Beim Betreten des Schulhofes bis ins Klassenzimmer. Dann wieder der Weg zum Hort. Das ist auch wichtig zu sehen. Nicht der ganze Tag ist schlecht. Es ist ein Auf und Ab. und tatsächlich eine ENORME Leistung. Und ich darf meine Gefühle nicht pathologisch überbewerten, es ist NORMAL. Du hast recht.

Ächz. Nun versuche ich mich abzulenken. Mit einer Seifenoper, ich werde schon nicht komplett "verblöden" dabei :wink:

eure angestrengte Graureiherin/Vögelchen

Immerhin nehme ich grad ab, weil mir das alles den Appetit verdirbt. Bald habe ich meine Traumfigur :wink:
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Marika »

Hallo Vögelchen,

wie gehts euch mittlerweile?
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Marika,

danke der Nachfrage. es geht ziemlich grauenhaft. Gerades sitze ich da und weine mir die Augen aus dem Kopf. Gestern hat Mascha schon vor der Schule geweint, dann zwei Stunden in der Schule, zwischendrin wars wohl auch immer mal schwierig. Heute wieder vor der Schule weinen mit den Worten ich vermisse die Bauecke und die Malecke und den Schlafraum im Kindi. Ich hätte nicht gedacht, dass ich innerlich so sehr mitleiden werde. Ich schlafe schlechter, mir ist unwohl und ich esse wenig. Ab Donnerstag darf ich wieder arbeiten, zum Glück. Das lenkt mich ab.

Beim Abholen ist sie meist gut gelaunt und sagt, dass ihr die Schule gefällt. Mein Partner meint zu diesem Widerspruch: das sie es dann in Ihrer Wahrnehmung nicht so schlimm empfindet. Die Lehrerin meint: noch Abwarten und Zeit lassen.

Am liebsten würde ich einen Hebel umlegen, die Zeit vorspulen... einfach per Knopfdruck eine Situation herstellen und PLOPP alles ist gut. In zwei Wochen habe ich einen Termin bei meiner Heilpraktikerin für Psychotherapie. Das ganze muss meine eigene KIndheit triggern. Mein Vater meinte am Sonntag, dass ich die ersten drei Schuljahre immer wieder krank war und das sei wohl auch mit psychisch gewesen... und meine Eltern waren nicht in der Lage das abzufangen.
und ich bemitleide mich selber "warum muss alles immer schwer sein bei mir... etc..." blöd und unnötig wie ein Kropf ich weiß!!!

die traurige Graureiherin
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

wenn bloß meine VT nicht in Rente gegangen wäre. Die hätte mich bestimmt wieder runtergeholt mit ihrer kühlen, bedachten Art. "Selbstmitleid ist die Überbewertung einer misslichen Situation", hat sie mal gesagt...
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Marika »

Liebes Vögelchen,

sei ganz lieb umarmt. Ich kann dich soooooo gut verstehen, machen wir doch zur gleichen Zeit fas das Selbe durch. Ich habe auch schlecht geschlafen, stand ständig unter Strom weil ich in einer Art "Erwartungshaltung" war und das noch vor dem Noah aufgewacht ist.

Ich finde 2 Dinge völlig normal:

1. Dein Mitleiden - ich glaube jeder Mensch mit einem Herzen im Leib leidet selber wie ein Hund, wenn es dem eigenen Kind nicht gut geht.
2. Umstellungen sind nie leicht und der Schritt vom Kindergarten zur Schule ist ein riesen großer Schritt für aber noch sehr kleine Kinder. Da gibt es sehr oft Tränen, Angste usw.... Mein Sohn war da auch so: die ersten 2 Wochen in der Volkschule waren auch schrecklich. Die Lehrerin musste ihn sogar einmal in die Klasse tragen. Heute lachen wir darüber... :lol:

Ich finde das darf alles sein - deine Tränen und die deiner Kleinen. Und ihr seid bei weitem nicht die Einzigen, immer wieder höre ich aus meinem Bekanntenkreis genau das Selbe. Gerade von einer Bekannten auch: Ihre Tochter wurde auch gerade eingeschult - jeden Morgen Tränen und "ich will nicht". Aber sei dir sicher, das wird werden. Dafür spricht ganz klar, dass deine Tochter beim Abholen gut aufgelegt ist und ihr die Schule gefällt. Es geht also eigentlich nur um diese morgendliche Hürde, sich von den Eltern zu trennen und dann in Schule zu gehen. Danach wird es besser, war bei Noah auch so und auch jetzt in unserer schwiergen Phase wieder.

Dass du einen Termin hast, ist sehr gut. Es hat mich sehr entlastet, als ich zum beim Erstgespräch bei der Psychologin einfach alles raus lassen konnte. Ich hätte nicht gedacht, dass das MIR soviel bringt, eigentlich war das ganze ja für Noah gedacht. Aber man sieht hier genau, wie das ganze zusammenhängt. Kein Wunder: wir haben unsere Kinder 9 Monate in uns getragen, waren durch die Nabelschnur verbunden - so eine Verbindung kann nichts auf der Welt toppen.

Lass deine Gefühle zu und die deiner Tochter, sie haben ihre Berechtigung. Lass aber auch den Blick auf alles andere zu - eben auch auf die gute Verfassung wenn deine Süße abgeholt wird. Wenn das keine guten Neuigkeiten sind.... :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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Astrid

Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Astrid »

Hallo Ihr Beiden,

die erste Zeit ist schwer. Bei uns war es damals der Kiga, wo es ohne weinen nicht ging....
Mitleiden ist verständlich, aber nicht hilfreich. Mitgefühl, d.h. Mitfühlen lähmt dich nicht im Handeln. Das Mitleiden schon. Daher, würde ich sagen, hast du richtig erkannt, dass das Problem eher in deiner Vergangenheit liegt. Deine Tochter wird es machen. Die Reaktion am Ende des Schultages zeigt es ganz deutlich. Versuche nicht mit zu leiden. Du kannst ihr sagen, dass du es nachfühen kannst wie es ihr geht, und dass du das auch erlebt hast. Und das es vorbei geht. Das man neue Freunde findet, dass sie den Kiga in den Ferien besuchen darf, dass sie ihrer Erzieherin und den "Kleinen" erzählen darf, was sie schon alles gelernt hat, und das du stolz auf sie bist, wie gut sie das macht. Gib dir und ihr Zeit. Gib ihr Sicherheit und versuche ruhig zu bleiben. Halte durch.

Eine dicke Umarmung von Astrid
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Re: Einschulung triggert bei MIR Ängste

Beitrag von Graureiherin »

Ihr Lieben,

danke für eure wohlbedachten Antworten.

Ich denke auch, dass wenn unsere Kinder leiden, wir automatisiert mitleiden. Wie wenn man die Situation selbst erleben muss. Vermutlich ist es wirklich die "Verbindung über die Nabelschnur"... für mich fühlt es sich gerade ähnlich an, wie wenn ich schlimmen Liebeskummer hätte.

und trotzdem hast Du recht Astrid. Mitleiden lähmt! Das darf kein länger andauernder Zustand sein, sonst werde ich krank. Für mich ist es zunächst sehr gut, dass ich ab heute wieder arbeiten konnte (mit Schiene am Bein eben). Arbeiten lenkt mich ab und rückt meine Wahrnehmung und Gedanken wieder in geradere Bahnen. Ich kann dann arbeitsbedingt nicht andauernd an die Schule und meine Tochter denken. Das tut mir gut, entspannt mich etwas.

Ich denke wirklich, dass es wichtig ist meine eigenen Schulerfahrungen nicht mit der jetzigen Situation meiner Tochter zu vermischen. Ich hoffe, dass mir das Gespräch in zwei Wochen hilft. Auch in der Hinsicht, weshalb ich jetzt so stark psychosomatisch reagiere. Vielleicht habe ich mich mit mir selber noch nicht ausgesöhnt, so wie ich eben als Kind damals war? Vielleicht muss man seine Vergangenheit liebevoll akzeptieren, nicht nur mit dem Verstand (das war so, weil das und das so war) sondern mit dem Herz (das war so und ich liebe auch das frühere Kind das ich gewesen bin)? Hmmm?

Meine Tochter hat am Dienstag eine Stunde bei der Schulsozialarbeit verbracht, weil sie sich im Unterricht gar nicht beruhigen konnte... es ist noch sehr steinig... gestern ging es besser, heute wieder schlechter. Am Wochenende treffen wir uns mit einem neuen Schulkamerad und dessen Eltern. Kontakte außerhalb der Schule zu stärken wirkt sich sicher positiv aus. Zumal die Eltern extrem sympathisch sind und der Sohn auch.
Die Zeit wird zeigen, was sich alles entwickelt.

Mit liebevollem Dank an euch!

die Graureiherin/Vögelchen
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