Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

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Finchen92

Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Finchen92 »

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mich hier mal Vorstellen.
Ich heiße Josefine und habe vor 5 Wochen eine Wundervolle Tochter zur Welt gebracht.
Meine Tochter war ein Wunschkind und ich freute mich sehr auf sie.
Die Schwangerschaft habe ich nicht genießen können da ich erst mit starker Übelkeit, dann mit Migräne und ab ca. der 30 SSW mit schrecklichen Zwangsgedanken (ich würde den Verstand verlieren) zu kämpfen hatte.
Die Geburt wurde dann zwei Tage vor dem Termin eingeleitet da meine Maus zu klein war. Alles ging ziemlich schnell und ich hatte ein enormes Glücksgefühl als ich meine Tochter zum ersten Mal im Arm hatte.
Zuhause ging es dann am 3ten Tag los das ich nichts essen wollte und ständig von Ängsten gequält wurde (ich hätte eine schlimme Krankheit und müsse meine Tochter bald allein auf der Welt lassen).
Dann hatte ich ständige Zwangsgedanken das ich meiner Tochter etwas antun könnte. Diese Gedanken haben mich so verängstigt das ich schon bald darauf wieder dachte das ich definitiv psychotisch werde.
Nun plagt mich diese Angst seit 4 Wochen und ich kann meine Tochter überhaupt nicht genießen. Habe solche Schuldgefühle das es mir so schlecht geht und das alles meine Gefühle zu ihr überdeckt. Ich weiß im innersten das ich sie über alles liebe und trotzdem habe ich die schreckliche Angst ihr etwas antun zu können. Ich werde noch wahnsinnig. manchmal geht es mir für ein paar Stunden am Tag besser um gleich darauf wieder in ein schwarzes Loch zu stürzen.
Wird es jemals wieder gut?
Vielleicht könnt ihr mir Mut machen oder Tipps geben.

P.S. War vor 4 Jahren wegen PTBS in der Psychatrie und bin seit dem auch wöchentlich bei meiner Therapeutin. Seit drei Jahren ohne Medikamente.
Therapeutin sagt es wäre eine normale Reaktion auf die Umstellung zum Mutter sein. Aber in den schlechten Momenten fühlt es sich an als würde es nie wieder gut werden.
Nelli
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Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Nelli »

Liebe Finchen,

ich kenne all das, was Du durchmachen mußt! Die Angst, seinem Kind etwas anzutun,
die Angst, psychotisch zu werden... fühltest Du Dich denn vor der Schwangerschaft stabil?
Es ist ganz klar, dass die SS und Geburt alte Belastungen wieder hochkommen lässt.
Hattest Du früher schon ZG? Bekommst Du Medikamente?
Du, das wird wieder gut! Du wirst weder verrückt, noch wirst Du jemals Deiner Tochter etwas
antun. Dein Hirn spielt Dir einen Streich. Es tut mir sehr leid, da es mir genauso ging.

Nelli
Finchen92

Re: Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Finchen92 »

Liebe Nelli,

vielen Dank für deine Lieben Worte.
Ja vor der Schwangerschaft fühlte ich mich stabil.
Medikamente brauchte ich auch seit drei Jahren nicht mehr. Umso enttäuschter von mir bin ich das es mir jetzt so schlecht geht. Dachte wirklich ich würde das gut meistern. Jetzt denke ich ständig das es egoistisch war ein Kind zu bekommen und das ich hätte wissen müssen das ich es nicht schaffe. Sowieso dreht sich grad alles darum wie unfähig ich bin. Es ist echt hart.
Was hat dir geholfen wieder Freude zu empfinden und das Mutter sein zu genießen?

Viele liebe Grüße
Finchen
Sycanda

Re: Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Sycanda »

Liebes Fienchen,
ich kenne all deine Gefühle sehr gut. Du bist nicht allein. Es wird auch wieder besser werden.
Damit es das kann, solltest du dir Hilfe suchen. Es ist nicht schlimm. Man muss nicht immer stark sein. Ich habe dann auch direkt nach der Geburt mit Medikamenten angefangen, es war einfach eine Stütze um wieder gesund zu werden. Parallel bin ich in die Therapie und Schritt für Schritt ging es mir besser und ich konnte dann auch endlich mein Kind genießen und vor allem mein Leben.
Hast du Hilfe zu Hause ? Es ist schon eine Umstellung mit Baby und am Anfang gibt es viele schlaflose Nächte und kaum Zeit für einen selber.
Fühl dich ganz arg gedrückt :wink:

Lg Sycanda
Nelli
power user
Beiträge: 291
Registriert: 20:06:2018 1:55

Re: Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Nelli »

Hallo Finchen,

Du darfst Dir auf keinen Fall Vorwürfe machen! Es war eine wunderbare und richtige Entscheidung,
ein Kind zu bekommen. Schau: Bei mir war es genauso - ich war jahrelang stabil, zuletzt, vor der SS
sogar ganz besonders. Und dann die schrecklichste Krise meines Lebens.
Wir können nichts dafür, und: Wir werden wieder gesund. Auch ich bin noch nicht über den Berg,
aber ich habe wieder Freude am Leben und vor allem an meinem Kind.
Das war mir die letzten Wochen der SS und die ersten Monate nach der Geburt unvorstellbar,
es war die absolute Hölle. Ich kann noch immer nicht fassen, dass es einem so schlecht gehen kann.
Ich nehme AD und mache wöchentlich Therapie, und, ganz wichtig:
Ich habe mir Unterstützung von einer Tagesmutter genommen. Außerdem helfen mein Mann und die
Großeltern. Damit schiebst Du Dein Kind nicht ab, sondern Du kümmerst Dich dadurch.
Kinder lieben den Kontakt zu anderen Bezugspersonen! Es ist ein, wie ich finde schädlicher, Anspruch
der Gesellschaft, dass eine Mutter allein für das Kind da sein soll. Als Mama bist Du die sichere Basis,
die Urvertrauen schenkt, und zu der das KInd immer wieder zurückkehrt. Meiner Tochter hat dieser
vielfältige KOntakt sehr gut getan, und ich hatte Zeit, mich zu erholen.
Klar, manchmal bin ich auch unglücklich darüber, wieder so viele ADs nehmen zu müssen, aber das ist es wert!
Es ist kein Versagen, sondern halt unsere spezielle körperliche Schwachstelle, wie sie jeder Mensch hat, der eine hier,
der andere da. Und sicherlich wirst Du die ADs dann auch wieder absetzen können, oder zumindest
weitestgehend. Selbst für gesunde Frauen ist eine Geburt ein wahnsinniger Einschnitt, es wird nur nicht
offen gesagt, bzw. viele verdrängen im Lauf der Jahre die schwierige erste Zeit.
Welche AD hast Du denn vordem genommen?

Nelli
Finchen92

Re: Vielleicht kann mir jmd. Mut machen

Beitrag von Finchen92 »

Ihr Lieben,

es tut gut zu wissen das man nicht alleine ist.
Ich habe noch diesen Monat ein kennenlern Gespräch bei einer Mutter-Kind Ambulanz. Das hält mich gerade etwas über Wasser.
Zuhause habe ich Unterstützung durch meinen Mann, aber der muss natürlich in der Woche arbeiten.
Als es mir vor vier Jahren so schlecht ging habe ich Cipralex und Lyrica genommen.
Habe Angst das es mir diesmal nicht hilft, denn damals ging es mir nicht halb so schlimm wie zur Zeit (oder habe ich es nur vergessen...)
Mir fällt es extrem schwer die kleine meinem Mann zu geben, dann holt mich sofort ein unglaublich schlechtes Gewissen ein. Denke auch die ganze Zeit ob das was ich für Sie tue genügt oder ob ich sie mehr fördern und fordern muss. Das macht den Druck natürlich enorm und das entlädt sich in extreme Unruhe und Panik.
Ein Teufelskreis.

Ganz viele liebe Grüße
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