Zwangsgedanken u Selbstzweifel

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Jo**

Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Jo** »

Hallo ihr da draussen,

Seit 8 wochen bin ich stolze Mama u seitdem beschäftigt u belastet mich gleichermaßen das Thema PPD. Gleich nach Geburt hatte ich mit Angst und Panikattacken zu kämpfen, diese habe ich dann nur mit hochdosiertem Progesteron in den Griff bekommen. 2 Tage ging es mir ganz gut dann gingen die Zwangsgedanken erstmalige los, diese haben mich wahnsinnig gemacht! So schlimme Gedanken in Bezug auf sein Kind zu haben ist wirklich das Schlimmste was einer neumama passieren kann! Ich nehme jetzt seit drei Wochen Citalopram 30 mg und Mirtazapin 15 mg abends und darunter geht es mir bis dato schon besser. Allerdings habe ich jetzt das Problem dass sich die Zwangsgedanken immer wieder neue boshafte Methoden einfallen lassen um mich mürbe zu machen. Gestern z.b. hat mein kleines abends heftig geschrien entweder weil sie zu müde war oder Bauchschmerzen hatte, da bin ich mit ihr zum Wickeltisch und habe ihr den Bauch eingerieben, danach war ich so verunsichert durch die ganze Situation dass ich mich heute immer mit dem Gedanken plage ob ich nicht irgendetwas gemacht habe!? Habe ich wirklich nichts gemacht dass sie zum Schreien gebracht hat, habe ich die Situation irgendwie ausgenutzt beim Wickeln, bin ich wirklich eine gute Mutter oder vielleicht schlummert doch in mir etwas widerwärtiges u ich habe die Situation ausgenutzt u hab es jetzt nur verdrängt.... Kennt ihr dieses Gefühl euch selber nicht mehr über den Weg trauen zu können, weil man ja “abartig sein muss wenn man solche Gedanken hat!“ ?? So etwas kann ein “normaler“ Mensch ja nicht denken, zumindest wenn man sich das so anhört und selbst darüber nachdenkt! Ich weiß dass wir alle normal sind, aber das Selbstvertrauen schrumpft schon enorm.

hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen?
Nessi90
Beiträge: 74
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Nessi90 »

Hey!
Als ich deinen Beitrag gelesen habe musste ich einfach antworten! Ich kann dich so gut verstehen da ich das leider auch kenne.
Und auch dass man sich selbst nicht mehr über den weg traut.
Wenn du magst können wir uns gerne austauschen
Ganz liebe grüße
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Marika
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Marika »

Hallo Jo,

als ich deine Geschiche gelesen habe, dachte ich du schreibst von mir... Alles, wirklich alles - sogar die Medikation - habe ich so erlebt wie du. Die Angst, die Panik, die ZG, die Selbstzweifel, das sinkende Selbstvertrauen... Du bist weder "böse" noch schlummert in dir "irgendetwas" und schon gar nicht hast du was gemacht "was du verdrängst"... :wink: :wink: :wink: , aber ich weiß schon, genau diese Gedanken kreisen dann im Kopf.

Dass du bereits Medis nimmst, ist schon mal eine erste gute Grundlage. Wichtig wäre jetzt auch noch, eine Therapie. Da lernst du nämlich, wie du mit dem Zwang der hinter diesen ganz normalen Gedanken steckt, umgehen musst. Dieses Üben ist genau so wichtig wie deine Medis. Und hier sollte eine Fachperson dich leiten.

Hast du in Richtung Therapie schon mal geschaut?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jo**

Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Jo** »

Vielen Dank für die aufbauenden Worte. Ja, seit 2 Wochen mache ich eine Verhaltenstherapie, die sicherlich notwendig ist. Ja das gemeine an den Zwangsgedanken ist wirklich, sobald du meinst “ha jetzt könnt ihr mich mal und jetzt weiß ich eh schon alles,“ kommt das nächste und der Gedanke “vielleicht habe ich ja schon etwas getan“ oder “vielleicht war das zu viel des Guten“ macht mich noch viel fertiger! Das ist jetzt leider bei mir der Fall, und ich versuche mir die ganze Zeit klarzumachen dass das was ich tue notwendig ist und keinesfalls ein Übergriff an meiner Tochter.
Ich bin froh, wenn das irgendwann vorbei ist,
Vg
November17
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von November17 »

Hallo Jo,

das kenne ich auch beim Wickeln.

Ich habe einen Sohn und wenn ich merke, dass er unten etwas wund oder gerötet ist, dann kämpfe ich mit mir selber ob ich das Glied nun anfasse zum säubern oder nicht. Auch beim Baden ist es ähnlich.

Einerseits will man nicht und dann denkt man, man will ihn ja auch nicht wund lassen und richtig säubern. Und dann macht man ihn sauber etc und zweifelt wieder an sich selber, als hätte man eine Grenze überschritten oder eine Art Selbstkontrolle verloren.

VG
November
Kuni
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Registriert: 15:10:2018 7:45

Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Kuni »

Hallo zusammen,
ja das mit dem Selbstzweifel und sich nicht mehr über dem Weg trauen kenne ich nur zu gut. Obwohl meine PPD schon gut 6 Jahre her ist, ich mich in einer VT und auch so viel mit der Thematik ZG beschäftigt habe, nagt der Zweifel in Krisenzeiten doch auch sehr an mir. In meinen gesunden Zeiten mit der richtigen Dosis AD geht es mir gut, ich habe einen gesunden Abstand. Vertraue mir wieder.
Zur Zeit bin ich auch sehr verunsichert. Ich hatte mein AD im Sommer reduziert und die Ängste kamen wieder. Jetzt passt die Dosis wieder und die Panik bleibt aus, der Alltag läuft wieder recht gut. ABER der Zweifel und die Unsicherheit begleiten mich noch jeden Tag. Bei mir ist die große Angst, die in eine Psychose zu fallen ( in der Verwandschaft hatte jemand eine solche Erkrankung und das hat bei mir als Kind anscheinend eine extreme Angst davor hervorgerufen), wie es wahrscheinlich vielen mit ZG geht. Ich bin jemand der sich gerne informiert und bescheid weiß. Das Problem ist nur, dass im Internet auch viel Schlechtes steht, was meinen Zweifel nur noch mehr nährt. Manchmal liegen ich nachts im Bett, kann nicht schlafen und das Grübeln geht los..( Stand nicht im `Netz dass sich Psychosen mit Schlafproblemen ankündigen?). Dann liegt man im Bett alles ist leise, man hört was Rauschen oder andere Geräusche (wahrscheinlich die Heizung, Lärm von der Strasse o.ä.) und man denkt "Oh Gott, sind die Geräusche wirklich da oder bilde ich mir die nur ein", oder man sich an manchen Tagen schlecht konzentrieren kann, wenn man einen anstrengenden Tag hinter sich hatte ("Jetzt gehts los mit den Konzentrationsstörungen, wie im Netz stand".... so schaukelt man sich immer mehr in den Zweifel und die Unsicherheit hoch bis man denkt gleich ist es wirklich so weit. Man traut sich selbst und seinen Sinneswahrnehmungen nicht mehr über den Weg. Obwohl man weiß, dass das eigentlich Quatsch ist.Ich suche einfach immer eine 100% Kontrolle und Sicherheit(und auch das ist Quatsch, ich weiß :-) )
Und würde sich jemand der in eine Psychose hineinsteuert überhaupt kritisch und angsterfüllt mit dem Thema beschäftigen (wahrscheinlich nicht).
Mein Mann tut mir manchmal ganz schön leid, wenn er sich meine Zweifel und Unsicherheiten ständig anhören muss. Der sagt dann immer: "Du kennst dass doch schon, dass geht wieder vorbei. Letztes mal hast du mir genau das gleiche erzählt, die gleichen Ängste und Themen..!" Aber der Zwang ist leider sehr einfallsreich und findet immer wieder ein Thema.
An manchen Tagen bin ich recht entspannt, an anderen angespannt und doch leicht verzweifelt...
VG
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Marika
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Marika »

Liebe Kuni,

du hast recht, jemand der eine Psychose entwickelt oder hat, hinterfragt sich NICHT, sondern ist überzeugt, gesund zu sein. Das hat mein Psychiater immer gesagt: Solange Sie Angst haben eine Psychose zu haben, haben Sie eben genau keine. Mir hat das geholfen.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Kuni
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Kuni »

Danke für die netten Worte. Es ist unglaublich wie sehr sich die Angst aufschaukeln kann und man alles in Frage stellt. Sich selbst nicht mehr traut. Ich hoffe so dass es wieder besser wird.
Kuni
Beiträge: 25
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Kuni »

Vorallem wo es doch schon recht guteTage gab, an denen ich guten Abstand zu meinen Ängsten hatte. Zur Zeit hab ich das Gefühl, die Angst hängt mir im Nacken (obwohl mein AD diese nicht übermächtig werden lässt). Ist das normal, dass die Ängste trotz guter Wirkung des Med. mal stärker und mal schwächer sind. Ich kann gar nicht mehr sagen wie dass beim letztenmal vor einigen Jahren war. Wahrscheinlich ähnlich, man verdrängt das ja möglichst schnell wiede.
Jo**

Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Jo** »

Das hört sich jetzt vielleicht total doof an, aber inwieweit darf ich denn mein Mädchen berühren? Ich bin mittlerweile schon so verunsichert dass ich sie nur mit dem Waschlappen wasche, Eincremen würde ich sie wahrscheinlich nur mit Wattepad und etwas Puder tupfe ich mit dem Wattestäbchen auf.
Ich habe sie gestern am venushügel berührt mache mir jetzt deshalb auch schon Vorwürfe!

Das macht mich so mürbe, obwohl ich die letzten Tage wirklich eine Verbesserung gespürt habe geht es mir heute deshalb furchtbar schlecht! Ich rede mir doch tatsächlich ein sie damit schon misshandelt oder vergewaltigt zu haben, ich zwinge mich richtig das zu denken, obwohl ich heute früh noch genau von dem Gegenteil überzeugt war
Jo**

Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Jo** »

Vielleicht kann mir jemand Mut zusprechen, oder hat eine ähnliche Erfahrung gemacht, vielleicht kennt auch eine von euch, meine Therapeutin nennt es Absicherungsverhalten, sich immer wieder im Internet oder durch bestimmte Tätigkeiten zu bestätigen, dass in der Vergangenheit nichts war, und sich durch das noch mehr in die Sch...e reitet!

Das mit der Medikation frage ich mich auch, ich bin seit zwei Tagen bei 35 mg Citalopram, gestern ging es mir prächtig heute wieder schlechter. Sollte das nicht eigentlich besser werden? Bzw dass man sagt man wird stabil?
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Marika
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Marika »

Das auf und ab ist leider normal, auch mit AD. Das dauert und du brauchst viel Geduld.

So wie du deine Mädchen berührst und uns fragst, ist es eindeutig der Zwang, Vermeidungsverhalten und Absicherung. Du könntest nie tun, was du so fürchtest, es tatsächlich nur der Zwang.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jo**

Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Jo** »

Danke für deine Antwort, das beruhigt mich! Meine Ärztin die mir die Medikation verschrieben hat hält sich das ja bedeckt, redet so gut wie gar nicht darüber, meinte mit 40 mg müsste die Sache damit erledigt sein! Eine Verhaltenstherapie mache ich bei einer anderen Ärztin die wiederum mischt sich bei der Medikation nicht ein, deshalb frage ich so.

Es vergeht kein Tag an dem ich mir keinen Kopf mache, aber zumindest gehe ich mit der Medikation nicht mehr durch die Decke, zumindest bisher!
Ich bin froh dass ich dieses Forum gefunden habe! Liebe Grüße
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Marika
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Re: Zwangsgedanken u Selbstzweifel

Beitrag von Marika »

Hey du...

Du schaffst das. Aber stell dich darauf ein, dass es auch mit passender AD Dosis einige Zeit noch Tiefs geben wird, aber sie werden erträglicher. Das AD kann viel, aber nicht alles. Den Rest macht die Therapie und da geht es leider auch nicht von heute auf morgen. Du hast einen Weg vor dir, der Geduld erfordert, aber du wirst ihn meistern.

Es ist normal, dass sich da beide Fachleute an ihr Fachgebiet halten. Aber beide zusammen sind ein super Team.🤗
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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