Psychosomatische Probleme nach Entbindung

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Britta1988

Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Hallo zusammen,
ich möchte gerne kurz meine Geschichte aufschreiben und hoffe dass ich ihr Gleichgesinnte finde, die vielleicht ähnliches durchgemacht haben und im Idealfall sogar noch ein paar Tipps für mich haben.
Ich bin 30 Jahre alt und habe im November mein zweites Kind, ein Mädchen, geboren. Mein Sohn wurde im Juli 2015 geboren. Vor der Geburt meiner Tochter hatte ich noch eine Fehlgeburt in der 13. SSW. Diese verlief nicht ganz unproblematisch. Musste 2x ausgeschabt werden und der HCG Wert war erst nach Monaten wieder gesunken. DIe Schwangerschaft mit meiner Tochter war für mich von Ängsten geprägt. Zu Beginn hatte ich große Angst das Kind wieder zu verlieren (da ich wieder Blutungen bekam), dann hatte ich einen Thromboseverdacht und musste früh liegen wegen Gebärmutterhalsverkürzung. Die Geburt meiner Tochter verlief dann leider auch eher dramatisch und für mich von Ängsten geprägt. Ich habe nach leichten Wehen in der Nacht zuhause innerhalb von 10 MInuten so starke Presswehen bekommen (nach einem Bad am morgen) dass wir den Rettungsdienst und Notarzt rufen mussten. Alle um mich herum waren in Hektik und Panik, es war keine Hebamme vor Ort. Zum Glück haben wir meinen Sohn noch zeitig weg geschafft, sodass er das Drama nicht miterleben mussten. Im Grunde war ich bereit für die Geburt, aber Sanitäter und Notarzt haben dann entschieden noch ins Krankenhaus zu fahren. So bin ich dann unter schlimmsten Presswehen noch 10 Minuten ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht worden. Dort im Kreißsaal angekommen war die Kleine innerhalb von 2 Minuten auf der Welt. Hinterher sagten alle ich könne ja froh sein, dass es so schnell ging, aber mich hat das mitgenommen, weil ich große Angst hatte und mir fehlte irgendwie der Prozess der Geburt. Es ging alles zu schnell und dann war die kleine Maus da und das Gefühl war einfach nicht so wie bei meinem Sohn.
Ich habe dann versucht einfach normal weiterzumachen aber schnell stellten sich körperliche Beschwerden bei mir ein in Form von Schwindel und unangenehmen Missempfindungen auf der linken Körperhälfte. Mit dem Schwindel hatte ich auch kurz vor Entbindung schon Probleme. Da wurde im Krankenhaus gesagt dass es von der Halswirbelsäule kommt und ich habe Massagen bekommen. Wirklich weg ging der Schwindel aber nicht. Seit der Geburt meiner Tochter habe ich nun ständig diesen Schwankschwindel. Am Anfang habe ich da keinen Zusammenhang zur Psyche gesehen. Mein Hausarzt hat mich zum Neurologen, HNO-Arzt und Schädel-CT geschickt. Alle Untersuchungen waren ohne Befund und da begann ich darüber nachzudenken, dass mein Körper vll etwas ausdrückt was anders nicht raus kann :| Der Neurologe hat mir vor Weihnnachten dann geraten mal einen Monat abzuwarten und die Symptome würden dann wohl ausschleichen, aber Ende Januar war es nach kurzzeitiger Besserung nun wieder deutlich schlechter. Auffällig ist, dass ich mich immer deutlich besser fühle wenn ich mal einen Tag alleine, ohne Kinder was mache. Deswegen fühle ich mich auch schuldig aber ich kann es nicht abstreiten. Das zweite Kind ist viel anstrengender als ich es erwartet habe und wirft uns total zurück. DIese körperlichen Beschwerden sind auch total belastend. Wenn man im Internet googelt was es alles sein könnte, stößt man ja auf die schlimmsten Dinge.
DIese Woche war ich nochmal bei meinem Hausarzt um zu besprechen was wir noch tun können. Er hat mir Krankengymnastik und OSteopathie verschrieben und eine Überweisung zum Augenarzt, da ich auf dem linken Auge auch ab und an kleine schwarze Punkte sehen. Am Montag werde ich noch eine Heilpraktikerin besuchen und hören welche Ideen sie hat. Mein Hausarzt ist der Ansicht dass es eine körperliche grundsätzliche Ursache der Probleme gibt (Verspannungen und blockaden) und dass diese durch meine angeschlagene Psyche manifestiert werden. Er war sehr nett und sagt ich muss den Dingen nun auch mal etwas Zeit zum Wirken geben und soll mich viel ausruhen, schlafen (klappt ja super mit zwei Kindern) und dann in drei Wochen nochmal kommen. Wenn es dann immer noch nicht besser ist, will er noch ein MRT machen und weitere Schritte wie ggf eine Psychotherapie besprechen. Er denkt allerdings nicht dass ich eine wirkliche tiefe Depression habe,sondern eher eine Verstimmung und unterdrückte Ängste.

Hat vll jemand anders auch körperliche Symptome durchlebt, die er nicht einordnen konnte? Ich freue mich auf eure Antworten.
Viele Grüße
Britta
Sabrina

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Sabrina »

Hallo Britta,

bei meiner ersten Depression hat es mit psychosomatischen Symptomen angefangen. Ich hatte einen Ärztemarathon hinter mir. Niemand konnte was finden.

Mir würde es genauso gehen bzgl. des Prozesses der Geburt. Ich denke schon, dass dieser Prozess sehr wichtig ist für die Frau. Gerade für die Psyche. Ich würde dir empfehlen gleich nach einer Psychotherapie zu suchen. Da gibt es leider sehr lange Wartelisten.

Wie ist es denn sonst so mit deiner Tochter? Hast du Freude mit ihr?

LG
Sabrina
Britta1988

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Hallo Sabrina, danke für deine Rückmeldung. Mit meiner Tochter hatte ich die ersten Wochen noch Schwierigkeiten aber mittlerweile habe ich schon Freude mit ihr, da sie mir viel zurück gibt. Die Gefühle sind da aber ich fühle mich manchmal schuldig weil ich selber nicht so positiv gelaunt bin wie sonst. Es gibt aber auch große Tagesschwankungen- richtig gute Tage und Tage mit einer inneren Unruhe sodass ich abends gar nicht schlafen kann. Ich warte noch meinen Termin morgen ab bei der Ärztin/Heilpraktikerin. Brauche ich für eine Psychotherapie eine Überweisung vom Hausarzt oder wie läuft das überhaupt?
Die Osteopathie Behandlung hat auch viel in mir ausgelöst. War danach völlig erschöpft aber auch befreiter irgendwie. LG
Diddi86

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Diddi86 »

Hallo Britta,

am Anfang meiner Depression hatte ich auch erst vermeintlich körperliche Beschwerden. Bei mir hat sich das im Hals ausgedrückt, ich hätte das Gefühl, als sei dort ein Fremdkörper drin oder etwas, das stetig wächst und mir die Luft abschnürtt. War deswegen auch bei meinem Hausarzt und einem HNO-Arzt, beide verschrieben Medikamente gegen einen gereizten Rachen aber nichts half. Dachte schon, dass ich verrückt bin, erzählte deshalb nichts mehr über das Gefühl aber begann permanent in mich "reinzuhören", ob es noch da ist, es schlimmer geworden ist usw. Das war echt schlimm.
Erst als ich zum ersten Mal Bei meiner Psychaterien war, bekam das Ding einen Namen: Globus.
Seit ca. 2 Monaten fängt es an besser und erträglicher zu werden, manchmal merke ich den ganzen Tag nichts.
Ich denke, das braucht einfach auch seine Zeit.
Die Psyche macht so viel mit einem, das erstaunt mich immer wieder, aber es wird auch wieder besser!

Viele Grüße Friederike
Britta1988

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Vielen Dank für deinen Beitrag. Ja ich bin auch erstaunt was der Körper so alles macht, um.auszudrücken dass eben nicht alles ok ist. Die Heilpraktikerin meint ich habe eine Angststörung ausgelöst durch ein traumatisches Erlebnis in meiner ersten Schwangerschaft. Da ist eine meiner besten Freundinnen mit 29 ganz überraschend an einer Hirnblutung gestorben. Ich war dabei als das Aneurysma geplatzt ist und habe sie noch ins nächste Krankenhaus gebracht. Zu dem Zeitpunkt war ich hochschwanger mit meinem Sohn. Habe das ganze nie verarbeitet und mich damals dann nur auf mein Kind konzentriert. Sie sagt dass das wohl der Auslöser für meine Ängste sind, die sich psychosomatisch zeigen. Ich mache bei ihr nun eine homöopathische Behandlung. Sie nimmt sich extrem viel Zeit und redet sehr lange mit einem. Das tut mir gut. Viele Grüße
November17
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Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von November17 »

Hallo zusammen,

weiß jemand warum sich traumatische/belastende Erlebnisse dann in Depressionen oder ZG zeigen?

Die Erlebnisse haben oft keinen Bezug zu den jetzigen Gedanken und Situationen, wenn ihr versteht.

Lg
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Marika
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Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Marika »

Hallo November,

man weiß ja, dass traumatische Erlebnisse sicht-und messbare Veränderungen in Gehirnarealen und dem Botenstoffwechsel hinerlassen können. Je nach dem wie wir als Mensch sind, kommen dann psychische oder psychosoamtische Symptome heraus. Beispiel: ich war schon als Kind latent zwanghaft, daher hat die PPD bei mir woh auch ZG als Hauptsymptom verursacht. Andere wieder reagieren rein Körperlich... ich glaube die Symptome manifestieren sich immer da, wo unsere "Schwachpunkte" sind...
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
November17
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Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von November17 »

Liebe Marika,

ich hatte definitiv belastende Situationen im Leben, die ich nie als Trauma ansah im Nachhinein aber schon als solches bezeichnet werden kann.

Da meine Gedanken auch vor der Geburt ab und zu auftraten und die Schwangerschaft/Geburt die Gedanken eigentlich nur verschlimmerten, wirft das natürlich große Zweifel im mir auf, denn wie erwähnt hatte die ursprüngliche Belastung eigentlich etwas zwischen meinem Mann und mir zu tun.

Und der Inhalt der Gedanken bezieht sich auf Sexualität und Kinder. Diesen Zusammenhang konnte ich nicht verstehen.

Vor allem weil ich damals immer viel und gerne mit Kindern unterwegs war und sehr umsorgt um sie. Und jetzt fühlt es sich gegenteilig an. Insbesondere wenn man die damalige Freude und das Glück nicht aufs eigene Kind projizieren kann wie es bei den anderen war.

Im Moment belastet mich ja auch die Mutterschaft, aber eher weil es so läuft wie es gerade läuft. Vom Kopf nicht richtig frei. Wie soll man es dann auch genießen. Wenn man alles hinterfragt und zwischendurch privat der alte Balast wieder kommt.
November17
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Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von November17 »

Britta1988 hat geschrieben: 04:02:2019 15:34 Vielen Dank für deinen Beitrag. Ja ich bin auch erstaunt was der Körper so alles macht, um.auszudrücken dass eben nicht alles ok ist. Die Heilpraktikerin meint ich habe eine Angststörung ausgelöst durch ein traumatisches Erlebnis in meiner ersten Schwangerschaft. Da ist eine meiner besten Freundinnen mit 29 ganz überraschend an einer Hirnblutung gestorben. Ich war dabei als das Aneurysma geplatzt ist und habe sie noch ins nächste Krankenhaus gebracht. Zu dem Zeitpunkt war ich hochschwanger mit meinem Sohn. Habe das ganze nie verarbeitet und mich damals dann nur auf mein Kind konzentriert. Sie sagt dass das wohl der Auslöser für meine Ängste sind, die sich psychosomatisch zeigen. Ich mache bei ihr nun eine homöopathische Behandlung. Sie nimmt sich extrem viel Zeit und redet sehr lange mit einem. Das tut mir gut. Viele Grüße
Hallo Britta,

ich sehe jetzt erst, dass mein Beitrag fehlte.
Es tut mir wirklich leid, was du mit deiner Freundin erlebt hast. Das muss schlimm gewesen sein. :(

Machst du nebenbei noch eine Therapie oder derzeit nur die Heilpraktikerin?

Wie geht deine Heilpraktikerin vor? Es gibt ja so viele verschiedene Methoden. Was so schade ist, dass die Kosten selber getragen werden müssen.
Britta1988

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Vielen Dank für deine netten Worte.
Ich mache erstmal nur die Behandlung bei der Heilpraktikerin und begleitend Osteopathie und Krankengymnastik. Ich hoffe es damit wieder in den Griff zu bekommen. Ansonsten werde ich mich um einen Therapieplatz bemühen. Mein Hausarzt ist auch in alles involviert.
Die Heilpraktikerin redet sehr viel mit mir und hat mir nun Kügelchen mitgegeben. Sie wollte mir allerdings erst beim nächsten Termin verraten, was genau sie mir gegeben hat.
Ja es ist wirklich blöd dass man das alles selbst zahlen muss. Die Osteopathie bekomme ich wenigstens bezuschusst von der AOK.
Liebe Grüße
November17
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Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von November17 »

Guten Morgen,

Kügelchen deuten auf Globulis, würde mich auch interessieren welche Inhaltsstoffe.

Das die AOK einen Zuschuss zahlt ist schon einmal super. Ich war anfangs auch bei einer Heilpraktikerin, jedoch versuchte sie bei mir Hypno-Therapie und das ging bei mir nicht wirklich. Die Sitzung war auch wirklich teuer für meine Verhältnisse, so dass es bei 4 Sitzungen im Monat schon in die Kasse ging.

Jetzt habe ich eine Therapeutin, die über die Krankenkasse übernommen wird.
Britta1988

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Heute hatte ich einen ganz schlimmen Tag mit starken Beschwerden. Ich habe nur geweint. Mein Hausarzt schickt mich nun nochmal zum MRT. Er sagt in erster Linie für mich zur Beruhigung, damit ich nicht immer so bekloppt mache dass ich irgendeine schreckliche organische Krankheit habe. Er macht auch noch ein neues großes Blutbild und hat die Schilddrüse nachgeschaut. Die war aber auch ok. Er denkt auch dass ich psychische Hilfe brauche. Das MRT warten wir nun noch ab und danach soll die Diagnostik eingestellt werden und wie fokussieren uns in Richtung psychische Hilfe. Meine Heilpraktikerin hat genau diesen Verlauf prophezeit (einige Tage gings mir besser und nun wieder deutlich schlechter).Sie hat mir wieder globuli gegen meine Ängste gegeben und wird mir später noch eine Dauernadel ins Ohr setzen..ich bin gerade so verzweifelt. Kann einfach irgendwie nicht glauben dass diese ganzen körperlichen Beschwerden nur von der Psyche kommen. Ich denke den ganzen Tag an nichts anderes und kann mir nicht vorstellen dass ich nochmal die Alte werde:-(
Sabrina

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Sabrina »

genau so ging es mir damals auch. Ich konnte nicht glauben, dass es von der Psyche her kommt. Aber so signalisiert dir dein Körper etwas bzw. reagiert auf die Veränderung in deinem Leben.
Wann hast du das MRT? Darauf muss man ja auch oft lange warten...
Mat1977

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Mat1977 »

Liebe Britta,

bei mir wars genau so, nur hat es sich bei mir ein den beinen und meiner stimme gespiegelt. Meine beine waren sehr weich, so dass ich teikweise due treppen runter nicht kam, lonnte höchstens 2 stück geschirr nacheinander waschen. Die stimme ohne kraft... Sonst super drauf, die gefühle für meinen sohn super, ich habe der diagnose ppd nicht geglaubt. ICH DEPRESSIV? NIEMALS Nach meiner theorie hatte ich ALS, MS und/oder Diabetes... In panik konnte ich meinen blutdruck auf 190/110 hoch schießen... Wurde sogar medikamentös gegen blutdruck behandelt.

Aber es war alles nur im kopf. Von daher, ja, das kann wohl psychosomatisch sein. Und sei froh, wenn es so ist, denn es ist besser behandelbar als alles oben aufgezähltes.

Kopf hoch, du hast eine gute ärztliche versorgung, verlasse dich auf sie. Und keine schuld gefühle gegenüber deinem kind, so lange du dir helfen lässt, machst du alles richtig
Britta1988

Re: Psychosomatische Probleme nach Entbindung

Beitrag von Britta1988 »

Ich hatte Glück und konnte gestern direkt ein mrt machen weil ein Termin abgesagt wurde. Habe auch direkt den Befund von einem Arzt mitgeteilt bekommen. Es ist alles in bester Ordnung im Gehirn. Aber fühle mich heute wieder schlecht und traurig. Ich könnte die ganze Zeit nur weinen. Ich weiß gerade nicht was ich tun soll.
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