Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

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Kikke

Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von Kikke »

Guten Morgen,

Ich hatte gestern in der Krabbelgruppe wieder so eine Situation. Eine Mutter ließ den Satz los: ich kann so Mütter überhaupt nicht verstehen, die ihr Kind nicht wollen oder ihm etwas antun.

Ich reagiere bei sowas immer mit sehr schwarzem Humor und habe gesagt: Sei froh, ich habe meinen Sohn fast aus dem Fenster geworfen.

Danach kam es zu einem sehr guten Gespräche in der Gruppe zum Thema Wochenbettdepression. Nur diese Mutter hat geschwiegen. Dann tut mir meine direkte, vlt aggressiv wirkende Art manchmal leid.

Wie macht ihr es ? Wie geht ihr mit Unverständnis um?

Liebe Grüße und einen guten Start ins Wochenende
Kikke
Kikke

Re: Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von Kikke »

Ich muss noch dazu sagen, dass ich von Anfang an in der von meiner Krankheit erzählt haben. Entweder hat sie es nicht mitbekommen oder fast ein Jahr lang auf Durchzug gesellt.
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Marika
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Re: Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von Marika »

Hallo du,

Kompliment - deine Offenheit finde ich toll und mutig! Auch ich bin immer sehr offen damit umgeganten, weil ich gemerkt habe, wie sehr mir das beim Gesund werden hilft. Und da war ich dann eigensinnig - da müssen die anderen einfach durch... :wink:

Eigentlich ist es normal, dass es immer wieder Menschen geben wird, die mit unserer Besonderheit nichts anfangen können - sie haben es nicht selber erlebt. Auch ich konnte früher mit "psych. Erkrankungen" null und nix anfangen, war sogar der Meinung man müsse sich nur zusammen reißen... Du wirst sicher verstehen, dass ich das heute "etwas" anders sehe... :wink: :wink: :wink:

Du hast mit deiner Offenheit für eine tolle Gelegenheit gesogrt, um ein wichtiges Thema in der Runde anzusprechen. Das ist mega, das ist wirklich das Optimale ... und das hast DU geschafft. Sieh nicht die eine Mama, sieh die anderen vielen, die du durch deine Geschichte erreicht hast und mit ins Boot geholt hast, um dieser Erkrankung wieder ein Stück mehr Raum und Akzeptanz zu geben. Genau das sehe ich auch heute noch als meine "Mission" - die Leute Aufklären, damit der Leidensweg der Frauen die erkranken, so kurz wie möglich ist.

Und: vielleicht hat diese eine Frau auch geschwiegen, weil ihr der Satz plötzlich peinlich war und sie erkannt hat, dass es etwas mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als sie in ihrem kleinen "Universum" bisher angenommen hatte...
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Kikke

Re: Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von Kikke »

Heute äußerste diese Mama in der Krabbelgruppe übrigens, dass es ihr mehr als einen Monat nach der Geburt sehr schlecht ging und sie immer geweint hat. Das wären ja nur die Heultage gewesen. Interessant, oder?

Wenn man genau hinsieht, ist es nie alles wunderbar mit Herzwolken und Glitzer ...
November17
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Re: Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von November17 »

Liebe Kikke,

im Clubmagazin von Rossmann "Babywelt" ist ein toller Bericht drin.

Inhaltlich geht es darum, dass viele Mütter die Geburt und Zeit danach nicht super toll finden, wie man es von dem gesellschaftlichen Bild gewohnt ist.

Und ein Bericht einer Hebamme ist drin, der m.E. sehr gut geschrieben ist.

"Du bist nicht allein. Tatsächlich geht es vielen Müttern so, dass es immer wieder oder manchmal sogar überwiegend anstrengende Zeiten im Leben mit Kindern gibt."

"Wenn du die Gefühle von Enttäuschung, Wut oder Trauer aus deiner Mutterrolle kennst, ist das völlig in Ordnung. Es ist menschlich."

Der Bericht startet sogar mit dem Wortlaut:

Liebe erschöpfte Mutter,

Solche Artikel sollte es öfters geben, um dieses Idealbild der Mutter endlich aus den Köpfen verbannen zu können.
sternschnuppe_

Re: Wenn die Krankheit auf Unverständnis trifft...

Beitrag von sternschnuppe_ »

Wir haben allgemein das Problem mit dieser "Alles ist super" Gesellschaft. Das ist ein Problem, was alle Bereiche des Lebens betrifft. Daran muss sich was ändern. Auch der Umgang mit "unangenehmen" Gefühlen. Interessant ist, dass man als Kind diese viel authentischer lebt.

Mir fällt es auch stark auf, wie überfordert die Menschen mit dem Thema Trauer sind. Ich schätze aber das ist auch eher ein Problem unserer 'westlichen' Gesellschaft.

Schön, dass du diesen Artikel bei Rossmann gefunden hast, liebe November. Das stärkt sicherlich viele Frauen hier :-)
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