Alleine sein macht mich fertig

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Sarah

Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Sarah »

Hallo,

ich bin noch „neu“ hier. Hatte mich schon einmal kurz vorgestellt. Ich heiße Sarah und hatte 2016 eine ppd mit ZG. Nun bin ich leider rückfällig geworden.

Heute ist kein so guter Tag. Meine Tochter wurde heute Nachmittag von meinen Schwiegereltern abgeholt, damit ich von zu Hause arbeiten kann und auch etwas Zeit für mich habe. Sie bringen Sie morgen zurück. Das machen wir ab und an mal so. Eigentlich war es immer super, weil ich dann die Zeit auch wirklich genießen konnte.
Heute aber kann ich das gar nicht. Vielleicht weil ich so alleine bin, ich meine auch mit all meinen Gedanken. Ich komme aus dem grübeln gar nicht mehr raus. Über all das. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, sie weg gegeben zu haben und frage mich zeitgleich, ob sie ohne mich besser dran wäre. Also ein völliges Gesanken Wirr Warr. Dazu kommt dann die Angst langsam verrückt zu werden.
Kennt das jemand von euch?
Kikke

Re: Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Kikke »

Hallo Sarah,

Und ob ich das kenne. Es tut mir leid, dass du wieder mittendrin bist.
Das schwierigste ist, der Gedankenstopp. Du erkennst ja, dass deine Gedanken durcheinander sind. Jetzt musst du versuchen, sie anzuhalten. Das klingt wahnsinnig schwer. Aber es geht. Ich konnte immer sehr gut mit dem Umdenken von Gedanken arbeiten. Dazu musst du aber deinen individuellen Gedanken auf den Grund gehen und neue Gedanken finden.
Was mir auch geholfen hat, ist da Schon, zum Beispiel ein Tagebuch. Da gibt es auch verschiedene Techniken, die Mal beispielsweise in einer Schematherapie lernt.

Hast du Hilfe?

Und das Wichtigste zum Schluss: du weißt, dass es vorbei geht. Und das wird es auch dieses Mal!

Alles Liebe
Sarah

Re: Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Sarah »

Hallo Kikke,

Danke für Deine lieben Worte. Die Methode mit dem Gedankenstop hat meine Therapeutin nicht mit mir geübt. Dazu werde ich mich mal belesen.
Du meinst Hilfe im therapeutischen Sinne? Naja aktuell nicht, da ich die Therapie ja erfolgreich beendet hatte. Montag bin ich bei meiner Psychiaterin. Sie wird bestimmt mit mir nochmal über Medikamente sprechen. Mein Inneres sträubt sich leider sehr dagegen. Habe einen Heiden Respekt davor.
Privat habe ich nur am Wochenende Hilfe, wenn mein Mann da ist. Und natürlich vormittags, wenn meine Tochter in der Kita ist und ich arbeiten gehe.

Viele Grüße
Sarah
Kikke

Re: Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Kikke »

Ich kann es total gut verstehen, dass du dich gegen Medikamente sträubst. Das ging mir nicht anders. Aber sie helfen dir. Sie schwächen die Tiefphasen ab. Vlt überlegst du nochmal, ob eine Kombi aus Medikamenten und Therapiefortsetzung eine Lösung für dich wäre.

Alles Liebe und viel Erfolg am Montag bei dem Gespräch.
Sanna
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Re: Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Sanna »

Ja, die lieben Gedanken. Die können uns manchmal schon verrückt machen, oder? :wink:

Ich hatte auch einen furchtbaren Grübelzwang. Ich habe einfach in Dauerschleife gegrübelt.Tagein, tagaus. Abgesehen davon, dass es einen kein Stück weiter bringt, ist es auch furchtbar anstrengend.

Der Gedankenstopp ist ein hilfreiches Mittel. Da du alleine bist, kannst du auch prima laut "Stopp!" sagen. Sag den Gedanken, wo es lang geht. DU bist der Chef. Gut ist auch die 5-4-3-2-1 Übung. Konzentriere dich auf 5 Dinge, die du siehst, hörst und fühlst. Z.B. ich sitze auf dem Sofa, was sehe ich? Den Baum vor dem Fenster, die Blumen auf dem Tisch, usw.

Wenn du durch bist und die Gedanke wiederkehren, machst du das nochmal. 4 Dinge, die du siehst, hörst und fühlst....

Eigentlich ist es eine Achtsamkeitsübung. Mir hat das immer sehr geholfen.

Liebe Grüße, Sanan
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Sarah

Re: Alleine sein macht mich fertig

Beitrag von Sarah »

Hallo Sanna,

Vielen Dank für deine Nachricht und die hilfreichen Tipps. Ich bin da echt so dankbar für alles.. Ich hatte damals (2016) nur ZGs gegen meine Tochter. Aktuell entwickel ich auch welche gegen mich selbst. Ich vermute zumindest, dass es welche sind. Und darüber grübel ist dann die ganze Zeit. Das klingt, wenn ich es so aufschreibe total verwirrt.

Ich glaube ich habe es sogar soweit analysieren können, dass ich weiß woher sie resultieren.
Damals hatte ich einfach die blanke Angst, dass ihr etwas passiert. Plötzlicher Kindstod etc..

Jetzt wo sie älter ist, ist diese Angst, dass ihr etwas passieren könnte noch da, aber es ist auch eine neue dazu gekommen, nämlich, dass mir etwas passiert und sie ohne Mutter auswachsen muss. Für mich eine der schlimmsten Dinge, die ich mir ausmalen kann.

Und trotzdem frage ich mich dann die ganze Zeit, ob ich das vielleicht doch möchte.
Bis ich das Gefühl hab verrückt zu werden.

Versteht das jemand? :cry:
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