Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Hier können sich unsere Mitglieder vorstellen

Moderator: Moderatoren

wuestenmaus

Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und wollte euch meine Geschichte erzählen. Leider bin ich extrem verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Vielleicht kann mir jemand von euch einen Tipp geben, was ich noch versuchen kann.

Die Geburt meines Sohnes war Ende Januar (erstes Kind). Ca zwei Wochen später war ich zum ersten Mal beim Psychologen wegen einer Wochenbettdepression. Dieser verschrieb mir Escitalopram Tropfen zunächst in der Dosierung 5 Tropfen, die ich dann aber nach und nach auf 15 Tropfen gesteigert habe. Es trat keine nennenswerte Verbesserung ein. Die Symptome waren morgens immer am Schlimmsten, gegen Abend wurde es besser. Doch die Besserung trat Ende März nicht mehr auf. Ich hatte schlimme Gedanken gegen mich und meinen Sohn. Am 25.03. wurde ich vom Psychologen in eine Mutter-Kind-Einrichtung zur stationären Behandlung eingewiesen. Dort bekam ich morgens Escitalopram 20 mg und 4x tgl. Tavor 0.5 mg. Unter Tavor ging es mir besser, der Antrieb war allerdings immer noch nicht vorhanden. Das Absetzen von Tavor hat mich sehr mitgenommen incl. Übelkeit und Erbrechen, schlechte Stimmung, alle bekannten Entzugssymptome. Ich bekam dann Dipiperon und Promethazin zur Gegenregulation. Die schlechten Gedanken waren allerdings immer noch da. Dafür bekam ich abends Quetiapin ret. 50 mg. Mitte Mai wurde ich als symptomfrei entlassen mit Escitalopram 20 mg morgens und Quetiapin ret 50 mg abends.

Nach Entlassung blieb ich noch ca. 10 Tage stabil, dann folgte der erste Rückfall. Dieser dauerte auch wieder ca 10 Tage. So ging es fort. Mal gut mal schlecht, ich bekam vom Psychiater zusätzlich Mirtazapin 15 mg abends dazu, weil ich morgens gegen 5 Uhr aufwachte und schlechte Gedanken hatte. Anfangs schlug es auch an. Beim nächsten Rückfall erhöhte ich Quetiapin auf 100 mg, dann auf 150 mg, dann auf 300 mg. Mirtazapin auch auf 22,5 mg. Immer mit dem Ergebnis, dass es kurze Zeit gut war, dann wieder ein Rückfall kam. Für den Notfall hatte ich von der Psychiaterin Tavor 0.5 mg bekommen. Das habe ich an den Tagen benutzt an denen gar nichts mehr ging.

Meine Psychiaterin hat mich von Escitalopram 20 mg auf Milnacipran 25 mg umgestellt. Mittlerweile habe ich auf morgens und abends 50 mg erhöht. Das Ergebnis war eine gute Periode von 2 Wochen. Mirtazapin habe ich auf 15 mg abends reduziert. Heute hatte ich einen schlechten Tag. Mein Sohn hat uns die letzte Nacht sehr gefordert. Vielleicht liegt es daran. Oder die Depression kommt wieder zurück. Als nächste Option hätte ich noch Lithium. Oder MAO-Hemmer. Keins von beiden will ich unbedingt ausprobieren.

Was soll ich tun, damit ich nicht ständig in diesen Wechsel zwischen gut und schlecht komme? Hat jemand etwas ähnliches durchgemacht und einen Tipp für mich?
Kikke

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Kikke »

Hey,

Du hast schon einen langen Weg hinter dir. Ich finde es sehr mutig von dir, alles so offensiv anzugehen.

Dieser Wechsel zwischen gut in schlecht ist am Anfang normal. Irgendwann werden die guten Zeiten länger und stabiler.

Mit Medikamenten kenne ich mich nicht aus. Es klingt sehr anstrengend, so viele Sachen auszuprobieren. Und es klingt so, als ob das Optimale noch nicht gefunden wurde.

Ich habe zu Beginn 4mg Tabor täglich genommen. Es muss dir klar sein, dass es ein Ruhigsteller ist und abhängig macht. Auf Dauer ist es kein geeignetes Medikament.

Wie sieht es denn mit einer Therapie nach der Klinik aus? Um gesund zu werden und gerade auch die akute Phase zu überstehen, ist eine ambulante Gesprächs- oder Verhaltenstherapie sehr hilfreich.
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Hallo und vielen Dank für deine Antwort.

Ich war vor dem stationären Aufenthalt und auch danach in psychologischer Behandlung. Diese besteht aus Gesprächstherapie. Momentan werde ich noch als Akutfall behandelt.

Über Verhaltenstraining habe ich schon gelesen. Wen sollte ich da am Besten deswegen ansprechen? Psychiaterin oder Psychologin?
Hast du Erfahrung damit?

Ich nehm zur Zeit Tavor nur nach Bedarf, 0.5 mg höchstens jedoch 1 mg täglich. Von meinem Psychiater hab ich die Info, dass man das bedenkenlos auch über 6-7 Tage so nehmen kann, ohne Abhängigkeit. Ich kenne Tavor ja noch aus meinem Klinikaufenthalt. Hilft wirklich super, hat aber auch seine Schattenseiten. Also Vorsicht ist damit geboten. Wenn es nur nicht so super helfen würde.......

Hat noch jemand weiter Tipps oder Ratschläge?
Kikke

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Kikke »

Wegen der Verhaltenstherapie würde ich deine Therapeutin ansprechen.
Du bist gut betreut. Das ist schonmal super. Halte durch. Es wird besser!
Ja das Zeug hilft. Es löst nur leider nicht das Problem.
Elisabeth

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Elisabeth »

Hallo,
Su jast wirklich schon viel geschafft in den letzten Monaten, das war sicherlich nicht einfach. Du schreibst, dass du mit der aktuellen Medikatiin 2Wochen stabil warst, jedoch nun einen schlechten Tag hast. Deine Erklärung, dass dies evtl auch an der anstrengenden Nacht liegen könnte, hört sich für mich nachvollziehbar an. Ich kann verstehen dass bei dir schnell die Angst da ist, dass die med nicht wirkt. Das muss aber nicht so sein. Ein svhlechter Tag nach einer unruhigen Nacht, das ist normal. Unsere Kinder sind etwa gleich alt und ich kenne diese abstrengenden Nächte und die darauffolgenden Tage😣, an denen die Ängste und schlechten Gedanken sehr schlimm sind. Ausreichend Schlaf ist für uns sehr wichtig, klappt als Mama halt nicht immer. Ich würde an deiner Stelle gut beobachten, ob es sich nur um einen schlechten Tag oder eine Phase handelt. Du darfst auch mal einen schlechten Tag haben,.
Bzgl. Tavorbedarf würde ich an deiner Stelle mitschreiben wie oft und wann du ihn nimmst. Das kann dir bei der Selbstreflexion helfen.
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar.

Leider kann ich jetzt sagen, dass es nicht nur ein schlechter Tag war. Bis heute ist es immer noch schlecht. Also gehe ich davon aus, dass ich wieder eine schlechte Phase habe.

Ich dokumentiere meinen Stimmung und meinen Tavor-Bedarf in Kalender, so kann ich die guten und schlechten Phasen besser nachvollziehen.

Ich konnte bis jetzt noch keine Regelmäßigkeit erkennen.
Eine Theorie: Seit der Geburt habe ich noch keine Periode gehabt. Mein Frauenarzt hat meine Horme überprüft, sei alles in Ordnung. Er hat mir die Pille verschrieben, diese nehme ich jetzt seit zwei Monaten. Die Periode kommt in der Pillenpause. Das ist aber keine natürliche. Vielleicht liegt es an dem fehlenden weiblichen Zyklus.....
Wenn jemand eine Idee ob es sein kann oder hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, bitte schreiben.
Kikke

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Kikke »

Hey,

Ich wollte nach der Entbindung und der Depression keine Hormone mehr nehmen. Ich trage jetzt die Kupferspirale. Vlt ist das eine Alternative, wenn du dich mit der Pille unwohl fühlst.
Elisabeth

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Elisabeth »

Du bist wirklich sehr engagiert. Ich bin kein Arzt bzgl. Zusammenhang Zyklus und Depression kann ich dir nichts fundiertes sagen. Ich persönlich finde die Pille auch etwas schwierig, da sie sich sehr auf das Gemüt auswirken kann. Dass man nach der Geburt länger keine Periode hat kann normal sein meines Wissens. Ist bei mir auch so, liegt aber bei mir auch am Stillen.

Die Einstellung auf das passende AD kann mitunter länger dauern. Evtl. hast du auch noch nicht das optimale gefunden. Hat deine Psychiaterin gesagt, dass der nächste Schritt MAO oder Lithium ist oder glaubst du das? Da würde ich persönlich nochmal nachfragen. Es gibt ja doch viele unterschiedliche ADs.

Was ich als Betroffene auch noch sehr wichtig finde ist der Faktor Zeit. Ich bin ebenfalls im Januar19 erkrankt, die ersten 6Monate waren die Hölle. Ich finde es geht mir inzwischen deutlich besser, aber wirklich richtig stabil bin ich nicht. Die Ängste und Sorgen kommen immer wieder hoch, besonders nachts. Auch die Traurigkeit über die verlorene Zeit überrollt mich regelmässig und sogar immer wieder mal der Wunsch nie schwanger geworden zu sein. Die Alte bin ich noch lange nicht. Ich glaube aber daran, dass es mit der Zeit immer besser wird. Schöne Erinnerungen den Horror überlagern usw. Die Krankheit kam schnell und plötzlich, aber ich glaube sie geht nur langsam. Wir müssen uns leider Zeit geben.
Kikke

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Kikke »

Das hast du völlig Recht Elisabeth. Zeit ein großer Faktor und leider schwer zu ertragen.
Bei mir ist es zwei Jahre her. Ich bin auch oft traurig. Man muss lernen, Trauer von der Depression zu unterscheiden. Ihr habt ein gutes Recht, traurig über das Geschehene zu sein.
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Hi,
meine Psychiaterin hat gesagt MAO-Hemmer oder Lithium wäre der nächste Schritt. Da bin ich nicht von allein drauf gekommen. Ich werde sie aber auf jeden Fall nochmal darauf ansprechen. Vielleicht hat sie noch eine andere Lösung.

Wie lange sollte man so ein Antidepressivum eurer Meinung nach einnehmen, bevor man sagen kann es hilft oder es hilft nicht?
Hab da schon wiedersprüchliche Angaben bekommen.

Ja der Faktor Zeit spielt schon eine große Rolle. Ich bin nicht der geduldigste Mensch. Das macht mir sicher auch zu schaffen.

Hat jemand von euch schon mal was von Kolostrum Kapseln oder CBD-Öl in Zusammenhang mit Depression gehört oder selber ausprobiert? Oder kennt jemanden der das schon mal probiert hat?
Ich bin offen für alle Tipps, Schulmedizin, Homöopathie, Heilpraktiker.

Vielen Dank für eure Kommentare
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Elisabeth hat geschrieben: 14:09:2019 7:54 Du bist wirklich sehr engagiert. Ich bin kein Arzt bzgl. Zusammenhang Zyklus und Depression kann ich dir nichts fundiertes sagen. Ich persönlich finde die Pille auch etwas schwierig, da sie sich sehr auf das Gemüt auswirken kann. Dass man nach der Geburt länger keine Periode hat kann normal sein meines Wissens. Ist bei mir auch so, liegt aber bei mir auch am Stillen.

Die Einstellung auf das passende AD kann mitunter länger dauern. Evtl. hast du auch noch nicht das optimale gefunden. Hat deine Psychiaterin gesagt, dass der nächste Schritt MAO oder Lithium ist oder glaubst du das? Da würde ich persönlich nochmal nachfragen. Es gibt ja doch viele unterschiedliche ADs.

Was ich als Betroffene auch noch sehr wichtig finde ist der Faktor Zeit. Ich bin ebenfalls im Januar19 erkrankt, die ersten 6Monate waren die Hölle. Ich finde es geht mir inzwischen deutlich besser, aber wirklich richtig stabil bin ich nicht. Die Ängste und Sorgen kommen immer wieder hoch, besonders nachts. Auch die Traurigkeit über die verlorene Zeit überrollt mich regelmässig und sogar immer wieder mal der Wunsch nie schwanger geworden zu sein. Die Alte bin ich noch lange nicht. Ich glaube aber daran, dass es mit der Zeit immer besser wird. Schöne Erinnerungen den Horror überlagern usw. Die Krankheit kam schnell und plötzlich, aber ich glaube sie geht nur langsam. Wir müssen uns leider Zeit geben.
Nimmst du auch Medikamente ein und wenn ja welche? Ich weiß, jeder Mensch ist anders, aber vielleicht finde ich so einen neuen Ansatzpunkt, vielleicht auch einen, den meine Psychiaterin nicht auf dem Schirm hat.
Elisabeth

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Elisabeth »

wuestenmaus hat geschrieben: 14:09:2019 21:43
Elisabeth hat geschrieben: 14:09:2019 7:54 Du bist wirklich sehr engagiert. Ich bin kein Arzt bzgl. Zusammenhang Zyklus und Depression kann ich dir nichts fundiertes sagen. Ich persönlich finde die Pille auch etwas schwierig, da sie sich sehr auf das Gemüt auswirken kann. Dass man nach der Geburt länger keine Periode hat kann normal sein meines Wissens. Ist bei mir auch so, liegt aber bei mir auch am Stillen.

Die Einstellung auf das passende AD kann mitunter länger dauern. Evtl. hast du auch noch nicht das optimale gefunden. Hat deine Psychiaterin gesagt, dass der nächste Schritt MAO oder Lithium ist oder glaubst du das? Da würde ich persönlich nochmal nachfragen. Es gibt ja doch viele unterschiedliche ADs.

Was ich als Betroffene auch noch sehr wichtig finde ist der Faktor Zeit. Ich bin ebenfalls im Januar19 erkrankt, die ersten 6Monate waren die Hölle. Ich finde es geht mir inzwischen deutlich besser, aber wirklich richtig stabil bin ich nicht. Die Ängste und Sorgen kommen immer wieder hoch, besonders nachts. Auch die Traurigkeit über die verlorene Zeit überrollt mich regelmässig und sogar immer wieder mal der Wunsch nie schwanger geworden zu sein. Die Alte bin ich noch lange nicht. Ich glaube aber daran, dass es mit der Zeit immer besser wird. Schöne Erinnerungen den Horror überlagern usw. Die Krankheit kam schnell und plötzlich, aber ich glaube sie geht nur langsam. Wir müssen uns leider Zeit geben.
Nimmst du auch Medikamente ein und wenn ja welche? Ich weiß, jeder Mensch ist anders, aber vielleicht finde ich so einen neuen Ansatzpunkt, vielleicht auch einen, den meine Psychiaterin nicht auf dem Schirm hat.
Ich nehme Seroquel, da bei mir nicht die Depression im Vordergrund ist sondern der Wahn. Ich komm ganz gut aus, mit Seroquel. D.h. die Gedanken, sind nicht immer da und nicht mehr so stark und ich habe keine Suizidgedanken. Das ist für mich schon eine sehr grosse Verbesserung. Sorgenfrei und glücklich bin ich nicht. Aber ich hoffe irgendwann wieder.

Welches Medikament zu dir passt, hängt sicherlich auch von den Symptomen deiner Depression ab und leider ist es auch ein bisschen Versuch und Irrtum. Wie länge ein Ad braucht, um zu wirken, hängt vom Präparat ab, da ist deine Psychiaterin die Fachfrau. Hast du das Gefühl dass sie dich gut versteht?

Von CBD Öl hab ich schon gehört, Kolostrum Tab. kenn ich nur aus Ziegenmilch. Meinst du die? Ich nehme aktuell nichts zusätzlich zu Seroquel. Hab es kurz mit alternativen Methoden probiert, aber ich hatte bzw habe das Gefühl dass ich dafür (noch) zu krank bin.

Deine Ungeduld kann ich sehr gut verstehen. Auch ich würde sehr gerne sofort wieder sein wie vorher. Aber ich denke bei psych. Erkrankungen ist es nicht anders, als bei somatischen. Auch diese brauchen Zeit, um zu heilen. Diese Zeit müssen wir uns geben. Mir hilft das Lesen im Forum sehr, um mit der Situation besser klar zukommen. Schade, dass nur wenige Frauen nach der Erkrankung noch aktiv sind.
Du hast schon soviel geschafft, du schaffst es auch weiter!
Kikke

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von Kikke »

Zum Thema sorgenfrei und so sein wie vorher: mir hat der Gedanke geholfen, dass keine Mama so ist wie vorher. Man ist jetzt eben Mama. Sorgen, extreme Gefühle und massive Anstrengung gehören jetzt dazu.

Das Annehmen vom "anders sein als vorher" war sehr befreiend.
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Elisabeth hat geschrieben: 15:09:2019 12:45
wuestenmaus hat geschrieben: 14:09:2019 21:43
Elisabeth hat geschrieben: 14:09:2019 7:54 Du bist wirklich sehr engagiert. Ich bin kein Arzt bzgl. Zusammenhang Zyklus und Depression kann ich dir nichts fundiertes sagen. Ich persönlich finde die Pille auch etwas schwierig, da sie sich sehr auf das Gemüt auswirken kann. Dass man nach der Geburt länger keine Periode hat kann normal sein meines Wissens. Ist bei mir auch so, liegt aber bei mir auch am Stillen.

Die Einstellung auf das passende AD kann mitunter länger dauern. Evtl. hast du auch noch nicht das optimale gefunden. Hat deine Psychiaterin gesagt, dass der nächste Schritt MAO oder Lithium ist oder glaubst du das? Da würde ich persönlich nochmal nachfragen. Es gibt ja doch viele unterschiedliche ADs.

Was ich als Betroffene auch noch sehr wichtig finde ist der Faktor Zeit. Ich bin ebenfalls im Januar19 erkrankt, die ersten 6Monate waren die Hölle. Ich finde es geht mir inzwischen deutlich besser, aber wirklich richtig stabil bin ich nicht. Die Ängste und Sorgen kommen immer wieder hoch, besonders nachts. Auch die Traurigkeit über die verlorene Zeit überrollt mich regelmässig und sogar immer wieder mal der Wunsch nie schwanger geworden zu sein. Die Alte bin ich noch lange nicht. Ich glaube aber daran, dass es mit der Zeit immer besser wird. Schöne Erinnerungen den Horror überlagern usw. Die Krankheit kam schnell und plötzlich, aber ich glaube sie geht nur langsam. Wir müssen uns leider Zeit geben.
Nimmst du auch Medikamente ein und wenn ja welche? Ich weiß, jeder Mensch ist anders, aber vielleicht finde ich so einen neuen Ansatzpunkt, vielleicht auch einen, den meine Psychiaterin nicht auf dem Schirm hat.
Ich nehme Seroquel, da bei mir nicht die Depression im Vordergrund ist sondern der Wahn. Ich komm ganz gut aus, mit Seroquel. D.h. die Gedanken, sind nicht immer da und nicht mehr so stark und ich habe keine Suizidgedanken. Das ist für mich schon eine sehr grosse Verbesserung. Sorgenfrei und glücklich bin ich nicht. Aber ich hoffe irgendwann wieder.

Welches Medikament zu dir passt, hängt sicherlich auch von den Symptomen deiner Depression ab und leider ist es auch ein bisschen Versuch und Irrtum. Wie länge ein Ad braucht, um zu wirken, hängt vom Präparat ab, da ist deine Psychiaterin die Fachfrau. Hast du das Gefühl dass sie dich gut versteht?

Von CBD Öl hab ich schon gehört, Kolostrum Tab. kenn ich nur aus Ziegenmilch. Meinst du die? Ich nehme aktuell nichts zusätzlich zu Seroquel. Hab es kurz mit alternativen Methoden probiert, aber ich hatte bzw habe das Gefühl dass ich dafür (noch) zu krank bin.

Deine Ungeduld kann ich sehr gut verstehen. Auch ich würde sehr gerne sofort wieder sein wie vorher. Aber ich denke bei psych. Erkrankungen ist es nicht anders, als bei somatischen. Auch diese brauchen Zeit, um zu heilen. Diese Zeit müssen wir uns geben. Mir hilft das Lesen im Forum sehr, um mit der Situation besser klar zukommen. Schade, dass nur wenige Frauen nach der Erkrankung noch aktiv sind.
Du hast schon soviel geschafft, du schaffst es auch weiter!
Die Kolostrum Kapseln wurden mir von einer Heilpraktikerin empfohlen. Sollen wohl den Hormonhaushalt wieder in Einklang bringen. Da ich seit der Geburt noch keine natürliche Monatsblutung hatte, liegt bei Ihr die Vermutung nahe es liegt an meinen Hormonen. Obwohl der Frauenarzt bei der Hormonkontrolle nichts feststellen konnte.

CBD Öl wurde mir von Bekannten empfohlen. Leider bin ich mir da mit der Dosierung noch nicht schlüssig. Ich habe gelesen es geht wohl auch Wechselwirkungen mit anderen Antidepressiva ein. Eins davon ist wohl Mirtazapin, das nehme ich ja abends zur Zeit mit 30mg seit der letzten Verschlechterung ein. Es soll wohl den Abbau von Mirtazapin in der Leber hemmen, sodass dann länger und mehr Mirtzapin im Körper bleibt. Ich denke ich spreche das vorher mit meiner Psychiaterin ab. Ob ich da jetzt einen Tag früher oder später damit beginne ist doch egal.

Vielen Dank für deinen Zuspruch und die guten Wünsche. Die Tage sind einfach so unglaublich lang, wenn es mir schlecht geht. In guten Phasen kommen sie mir kurz vor, ich hab immer was zu tun, gehe gerne raus, freue mich auf Besuch oder mache Besuche, gehe zur Krabbelgruppe. In der schlechten Phase kostet mich alles was ich tun soll oder muss extrem große Überwindung, wie wenn eine große Last auf meinen Schultern liegt. Alles strengt mich extrem an und kostet viel Kraft.
wuestenmaus

Re: Ständiger Wechsel zwischen gut und schlecht

Beitrag von wuestenmaus »

Kikke hat geschrieben: 15:09:2019 12:59 Zum Thema sorgenfrei und so sein wie vorher: mir hat der Gedanke geholfen, dass keine Mama so ist wie vorher. Man ist jetzt eben Mama. Sorgen, extreme Gefühle und massive Anstrengung gehören jetzt dazu.

Das Annehmen vom "anders sein als vorher" war sehr befreiend.
Danke für den Tipp. Ja, es stimmt. Man ist nicht mehr dieselbe. Man ist jetzt Mama. Das habe ich auch verstanden und meinen Tag darauf abgestimmt. Wenn da nur nicht die schlechten Gefühle und die Antriebslosigkeit wären.
Wenn es mir gut geht, verkrafte ich alles. Da bin ich gefühlsmäsig auch in der Zeit angekommen. Wenn es mir schlecht geht, denke ich den ganzen Tag nach und stelle mir vor wie es wäre wenn ich kein Kind bekommen hätte. Ich sehe all die anderen Menschen und denke mir wie gut die es haben ohne Kind. Was die alles machen können so ganz ohne schlechte Gefühle.
Jeden Abend gehe ich mit der Hoffnung ins Bett, dass ich morgen Früh wieder ohne die schlechten Gefühle aufwache. So wie es von heute auf morgen schlecht wurde, so muss es doch auch von heute auf morgen besser werden. Diese Hoffnung habe ich jeden Abend.
Antworten