wie haben sich eure Kinder entwickelt

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Elisabeth

wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Elisabeth »

HAllo, wie bereits in der Vorstellung geschrieben, habe ich bereits in der SS eine massive Angststörung entwickelt, mit suizidalen Gedanken, die bis ca. 1,5 Monate nach der Geburt massiv war- Schön langsam tauche ich auf und blicke auf den Scherbenhaufen, den die Krankheit hinterlassen hat. Die schönen Augenblicke mit meiner Tochter, die sie mir geraubt hat, die Schäden, die sie bei ihr angerichtet haben könnte, die Belastung der Partnerschaft etc. Der größte Kummer ist die Sorge um meine Tochter. Die Schuldgefühle ihr gegenüber und die Sorge, dass ich sie geschädigt habe, durch den Stress im Mutterleib, die Angst vor der Geburt und die ersten Monate nach der Geburt. Oft saß ich den ganzen Tag regungslos neben ihr oder habe nur geweint. Ich war leider sehr viel alleine mit ihr. Alles was sie tat, empfand ich als Störung etc.
Wenn ich andere Mütter mit ihren Kindern sehe, tut es mir so leid für sie, dass sie mich als Mama hat. Ich habe Angst dass sie eine Störung durch mich bekommen hat, dass sie entwicklungsverzögert, psychisch krank wird oder mich irgendwann hassen wird.
Wie hat sich euer Beziehung zu den Kindern nach euerer Erkrankung entwickelt? Wie haben sich eure Kinder entwickelt? Habt ihr das Gefühl, dass ihr sie geschädigt habt?
November17
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Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von November17 »

Hallo und herzlich willkommen,

mein Sohn entwickelt sich sehr gut und sogar zu gut bzw zu weit.

Er ist offen, seeeehr aktiv, fordernd.

Bindungstechnisch bin ich schon die erste Bezugsperson für ihn...kuscheln, trösten etc holt er sich bei mir ab.

Manchmal denke ich nur, dass er so fordernd ist, weil er aufgrund meiner Krankheit immer um jemanden herum ist. Sind wir dann mal alleine, kann ich nicht einmal in Ruhe auf Toilette. Er will immer bespaßt werden oder kuscheln etc.

Meine Sorge oder Angst die ich habe ist manchmal, ob er evtl auch Zwänge entwickeln wird. Schon jetzt ist er sehr weit und verknüpft viele Zusammenhänge.
Oder wenn er sich stößt, dann wiederholt er es vorsichtig noch einmal. Sprich er geht z.B. mit dem Kopf wieder an die Tischkante nur ganz langsam. Und klar, das beobachte ich natürlich und hinterfrage ich.

Alles in allem scheint er sich trotzdem prima zu entwickeln.
Kikke

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Kikke »

Liebe Elisabeth,

Ich habe deine Geschichte in der Vorstellungsrunde gelesen und antworte jetzt einfach Mal hier.

Ich finde es toll und mutig, wie offen du über deine Krankheit schreibst. Ich war sehr berührt von deiner Geschichte und drücke die ganz fest die Daumen, dass es weiter bergauf geht.

Ich kann deine Sorgen sehr nachfühlen. Ich kämpfe heute noch mit den Nachwirkungen. Wenn ich an die akute Pause denke, werde ich traurig und habe immer noch Schuldgefühle, dass ich meinen Sohn abgestillt habe.
Bei meiner Therapeutin habe ich auch geäußert, dass ich Angst habe, dass mein Sohn einen psychische Schaden von der ganzen Sache davonträgt.

Sie hat mir dann einiges über Bindungsentwicklung erzählt und am Ende den Satz hinzugefügt: das schaffen sie gar nicht, ihn zu zerstören.

Und heute beantwortet mein Sohn mein Fragen selbst: er hat eine tolle Bindung zu mir und meinem Mann, aber auch zu Omas und Opas. Er ist fröhlich, neugierig und auch sehr anstrengend. Also Alles ganz normal!

Die Zeit wird es dir zeigen.
Elisabeth

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Elisabeth »

Vielen Dank für Eure Rückmeldung. Ich hoffe so sehr, dass ich nicht alles kaputt gemacht habe und mein Kind trotzdem ein glücklicher Mensch werden kann.
Kikke

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Kikke »

Da bin ich mir sehr sicher. Du hast doch alles für dein Kind getan. du bist krank und hast dir helfen lassen. Und jetzt kämpft du jeden Tag für dein Kind und bist für es da. Das ist viel mehr, was sich manche Kinder erträumen können (das sehe ich im Beruf jeden Tag).
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Marika
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Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich möchte mich auch noch zu dem Thema melden.

Mein Sohn ist schon 14 und die ersten 2 Jahre waren stark geprägt von meiner PPD. Angst, Panik und Zwangsgedanken waren die "Gegner" denen ich mich vor allem in der Therapie stellen musste. Selbstzweifel keine gute Mutter zu sein, standen damals auf der Tagesordnung.

Und heute? Mein Sohn hat sich toll entwickelt, wir haben immer noch eine sehr, sehr innige Beziehung obwohl er ja schon in der Pubertät steckt. :wink: Er hat einige meiner Wesensanteile geerbt: eher vorsichtig, teilweise introvertiert aber dann auch wieder sehr offen, abwägend und auch leicht grüblerisch und zwanghaft. ABER: diese Anteile hat er mittlerweile in sehr gute und positive Bahnen lenken können und kann sie sehr gut zu seinem Vorteil nutzen. Und darauf bin ich sooo stolz. Wir als Eltern - ich im speziellen weil ich ja die meiste Zeit mit ihm verbracht habe - haben es geschafft ihm Selbstvertrauen, Selbstliebe und Lebensfreude zu vermitteln. Heute sehe ich sehr genau was ich bzw. wir alles richtig gemacht haben. Und nochmal: ich bin sehr, sehr stolz auf ihn, aber eben auch auf MICH!!!!

Wir PPD Mamas sehen uns immer im schlechtesten Licht. Das kommt aber eben meist von der Erkrankung, Außenstehende können das meist gar nicht nachvollziehen. Mich sahen alle immer als Vorzeige Mama, ich selber sah mich teilweise als Monster... Mitten in der Krankheitsphase haben wir leider dieses absolut falsche Selbtbild von uns, das nicht der Realität entspricht.

Glaub an dich, versuch zu sehen was alles tust. Du bist eine wunderbare Mama, nur sehen kannst du es noch nicht. Aber das kommt - versprochen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mel
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Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Mel »

Hallo Elisabeth,
dass du dir Sorgen um die Entwicklung deines Kindes macht, zeigt ja, wie wichtig dir dein Kind ist. Ich kenne genau diese Gedanken auch. Mein Sohn ist jetzt zwei und ich stecke mitten drin in der Krankheit. Als wir letztens bei unserer Kinderärztin waren und ich die PPD ansprach, war sie völlig erstaunt und sagte, sie habe mir das nie angemerkt und habe den Eindruck, mein Sohn und ich haben eine starke Bindung zu einander. Ich kann Marika beipflichten. Auch ich wirke immer ganz stark und fürsorglich, obwohl ich mich selber als Häufchen Elend fühle. Ist schon komisch :shock: Meistens merken unsere Kinder, wie sehr sie uns am Herzen liegen, auch wenn wir uns ganz unten fühlen. Ich wünsch dir alles, alles Gute!
Mel
PPD seit Juli 2017, seitdem Mirtazapin 15mg
(Mit Unterbrechung), dann 30mg Mirtazapin und Opipramol 75mg,
Seit Sept. 2019 Sertralin,
mittlerweile 200mg und 15mg Mirtazapin.
Opipramol ausgeschlichen
Elisabeth

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Elisabeth »

Schön eure Antworten zu lesen. Ich würde mir so wünschen, ich hätte von Anfang an richtig auf ihre Bedürfnisse reagieren können. Ich glaube sie hat oft geschrien weil sie hunger hatte und ich hab das gar nicht richtig kapiert. Irgendwie war meine ganze Energie darauf gebündelt zu überleben. Hab immer wieder "Flashbacks", die mir Angst machen. In denene sie weint und ich ihr nicht richtig helfe. Unsere KiÄ hat auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt, da ich ständig in Sorge bin. Sie hat aber nichts gemacht. Grundsätzlich bin ich aber etwas enttäuscht, dass das komplette Hilfesystem (Hebamme, Arzt, Psychologe, Familie) so verhalten reagiert haben. Ich war viel alleine mit meiner Tochter und es wäre besser gewesen, ich hätte mehr Hilfe gehabt. Ich hoffe sehr dass sich diese Wochen nicht in ihre Kinderseele gebrannt haben.
Kikke

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Kikke »

Ich bin mir da sehr sicher, dass es nicht passiert ist. Die Zeit wird es dir zeigen!

Es ist schade, dass viele scheinbar noch nicht richtig im Umgang mit Depressionen geschult sind. Gerade kinderärzte, Gynäkologen und Hebammen sollte da gut drauf achten und Anzeichen lesen können. Lieber einmal zu viel als zu wenig.
Elisabeth

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Elisabeth »

Ich finde es auch sehr schade, dass psych. Erkrankungen um die Geburt noch immer so totgeschwiegen werden. Man bzw Frau muss sich doch freuen. Bin jetzt fleissig am Flyer verteilen. Hoffentlich kann ich zumindest anderen Frauen helfen
Tina-Fr

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Tina-Fr »

Liebe Elisabeth,
Hallo ihr Lieben

Die Beiträge sind zwar schon etwas älter,aber ich wollte doch auch gerne noch eine Botschaft da lassen.Und eine Lanze für all uns kranke,aber dennoch SEHR GUTE Mütter brechen.
Meine Tochter wurde mit einem Herzfehler geboren. Geburt war im März 2017,erkannt wurde der Herzfehler im Dezember 2017... In der Zeit dazwischen bin ich umgekommen vor Sorge,sie wurde so oft blau und trank so unglaublich schlecht,schlief ständig nach nicht mal 2 Minuten ein.
Ich war so fertig davon,weil kein Arzt was fand (ihr werdet es nicht glauben,wir waren mehrfach stationär auf div. Kinderstationen).
Beim letzten Aufenthalt wurde mir dann gesagt,dass wir 2 Probleme hätten-eine gesunde Tochter und eine kranke Mutter. Ich war psychisch am Ende ja. Aber:Im Nachhinein hatte ich Recht-es stimmte was nicht.
Ich wusste mir aber nicht zu helfen,begann meine Ängste anzuzweifeln und bekam dadurch dann aber tatsächlich völlig übertriebene Ängste. Ich ging dann knapp 4 Monate mit meiner Tochter stationär in eine Psychiatrie.
Und selbst hier wurden viele Studien durchgeführt (v.a. an uns Patientinnen),die zum Ziel hatten zu zeigen,dass die Mutter-Kind- Interaktion gestört ist durch eine.psychische Erkrankung der Mutter. Ich bezweifle das nicht,das stimmt in Akutphasen bestimmt.
Aber man vergisst oder leugnet,dass auch.die Interaktion bei gesunden Müttern öfter mal misslingt. Und warum?Weil wir Menschen sind,wir erkennen nicht immer sofort,was der andere braucht. V.a. dann nicht,wenn die Situation neu ist und.das Gegenüber sich noch so "rudimentär" ausdrückt.
Solche Studien und auch Artikel und Kommentare von Ärzten,Psychologen und Hebammen führen dazu,dass man sich als psychisch kranke Mutter noch miserabler, noch inkompetenter fühlt.
Ich war in Akutphasen kurz davor,meine Tochter zur Adoption freizugeben. Zum Glück hat mein Mann das verhindert.
Meine Tochter ist heute 2,5 und ein unglaublich gut entwickeltes Mädchen. Ich war mit ihr auch nochmal,um es mir selbst zu zeigen und mich zu bestärken
,in einem sozialpädiatrischen Zentrum in einer Uniklinik.Mir wurde immer bescheinigt,dass keinerlei Bildungsstörung vorliegt und sie kognitiv wie motorische viel weiter ist,als sie sein müsste.
Und heute kann ich auch sehen,dass auch ich eine ( kleinen Anteil) daran habe,dass es ihr gut geht.
Mir hat mal die Kita-Erzieherin gesagt:ich wünschte,ich hätte so ne glückliche Kindheit wie Ihre Tochter gehabt...Ja, wenn die wüsste. Aber es zeigt-Zeit heilt die Wunden,bei uns Mamas, Aber auch bei unseren Kindern. Und: Wir machen dennoch oft so viel richtig,dass wir das auch wieder auffangen können.
Darauf müssen wir stolz sein und ich finde es so wichtig, dass man deshalb auch über die Erkrankung informiert, Aber auch Mut macht. Dann verschwindet vielleicht auch der Mythos der völlig unfähigen psychisch kranken Mutter. Und das würde eine Gesundung sicherlich wiederum fördern.

Mir ist wichtig zu sagen: natürlich denke ich nicht immer so gut von mir... es gibt durchaus auch heute noch Zweifel,ob ich wohl eine gute Mama bin. Aber mich ärgert im Nachhinein so sehr,dass gesellschaftlich nur glückliche,Top gestylte und hoch entspannte Mütter gute Mütter sind.
Denn: nahezu alle,die hier im Forum aktiv sind,stellen sich in Frage,hinterfragen, überlegen...auch das gehört zum Mamasein für mich dazu. Kindern nicht eine heile Welt vorzuspielen, sondern zu zeigen,dass man auch von ganz unten wieder rauskommt!
Kikke

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Kikke »

Ein toller Beitrag!

Ich finde du triffst es auf den Punkt, vorallem mit"dem Mythos der völlig unfähigen psychisch kranken Mutter". So ist es nämlich nicht. Man ist so besorgt um sein Kind, dass es einen krank macht. Und besorgt sein heißt, sein Kind zu lieben und sich zu kümmern, zu gut es geht.

So sehe ich es im Nachhinein: durch meine Krankheit bin ich mittlerweile zu sehr auf meinen Sohn fokussiert. Ich passe meinen Tagesablauf und Bedürfnisse völlig an ihn an.
Tina-Fr

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Tina-Fr »

Liebe Kikke

Kenn ich total. Man hat das Gefühl,was wieder gut machen zu müssen. So unglaublich schlimme Schuldgefühle.
Klar sind sie ein Symptom der Krankheit, aber aus meiner Sicht auch gesellschaftlich verstärkt.
Ich hatte kange Schwierigkeiten,mal nein zu sagen - wenn meine Tochter trotzig oder traurig war, weil was nicht ging,dachte ich:die Arme, musste doch eh schon so viel leiden wegen dir.
Aber heute sehe ich es meist anders.Kinder müssen auch Frustrationstoleranz entwickeln, auch nach so einer Zeit,darf und manchmal auch muss die Mama mal nein sagen.
Unsere Kinder lernen eben auch was besonderes ( jeder hätte es ihnen bestimmt gern trotzdem erspart): wie man kämpft und meist irgendwann auch gewinnt.
Elisabeth

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Elisabeth »

Liebe Tina, vielen Dank für deinen Beitrag. Erschreckend was ihr durchgemacht habt und dass deine Sorgen nicht ernst genommen wurden.
Ja die Schuldgefühle sind immens. Auch ich denke, ich muss irgendwie wieder gut machen, was ich meiner Tochter angetan habe und beziehe alles auf mich, auf Fehler, die ich gemacht habe. Was unseren Alltag oft schwieriger macht. Studien, die die gestörte Mutter Kind Interaktion beleuchten, kenn ich zu genüge. Habe viele davon gelesen. Wodurch sich freilich noch alles verstärkt. Und das ständige Gefühl, dass eine gute Mutter intuitiv das richtige tut, den Bedürfnissen des Babys gerecht wird und eine kranke Mutter eben nicht. Schade dass das Bild der Supermama, die ab dem ersten Tag tief verbunden ist mit ihrem Kind so massiv propagiert wird. Da ist kein Platz für Fehler.
Hollymint

Re: wie haben sich eure Kinder entwickelt

Beitrag von Hollymint »

Ich habe mich auch schon oft gefragt, wie die entwicklung vorangeht. ich hatte ja eine schwierige ss ab anfang 6 ssmonat ging es mir jedoch gut- heute. ich nahm nur in der ss sertralin ab geburt nichts mehr. meine tochter isr nun 5 jahre und sehr sensibel aberauch lebhaft und laut. was sie leider kaum kann, ist ohne mir oder meinen mann wo zu bleiben, da wir die engsten bezugspersonen sind- dazu muss ich sagen, wir haben kaum familiäre unterstützung und daher ist sie das leider nicht gewohnt. kg eingewöhnung war auch eher brutal und sie machtw eine ganz schlechte erfahrung im ersatzkindergarten während der urlaubszeit.
naja was mir auffällt ist viele ähnlichkeiten zu mir, auch ich konnte als kind schwer alleine bleiben hatte oft enorme ängste. bei mir kann ich mir das erziehungstechnisch gut erklären, bei ihr von unserer seite kaum, da ich sehr drauf achtete, da sicherheit zu bieten. ich glaube allmählich es ist bei ihr vieles vererbt. vor kurzem gab es eine doku, dass traumata bis in die 4 generation nachweislich vererbt werden können. was genau generationen zurück vorgefallen war, weiss ich nicht. - es sind halt auch die kriegsgenerationen.
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