Ich kann einfach nicht mehr…

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

https://www.zwaenge.de/betroffene_und_a ... fehlungen/

Ich habe damals vom "Der Kobold im Kopf" von Lee Baer sehr profitiert. Allerdings ist das Buch ca. 25 Jahre alt und meine PPD 20 Jahre her. Und natürlich gibt es neue Erkenntnisse. Trotzdem finde ich noch heute, dass das Buch sehr gut, leicht verständlich das Thema Zwangsgedanken erklärt, vorallem wie und warum sie entstehen. Dazu ein kleines Augenzwinkern das große Hoffnung macht, gesund zu werden. Denn ich nenne mich "gesund" weil ich mich genau so fühle. Zwar mit AD, aber das ist mir egal. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Christina_25
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo liebe Marika,

du hast mir jetzt wieder etwas Hoffnung gemacht, ich danke dir!
Vielleicht hast du recht, damit wie der Satz zu deuten ist..
Und mir wäre es ebenfalls toootal egal, wenn ich mein Lebenslang mein SD nehmen muss 🙏🏼 Hauptsache ich komme aua dieser Hölle raus!

Auf dieser Homepage habe ich mir auch die aktuelle Leitlinie durchgelesen, dass eben vor allem die SSRI ADs empfohlen werden und Venlafaxin nicht als erste Wahl verwendet werden sollte. Aber unsere Amelie hier schrieb ja auch, dass ihr das Venlafaxin damals gut geholfen hatte..
Auch ist da geschrieben, dass zB EKT bei ZG nicht empfohlen wird..

Kobold im Kopf habe ich gerade vor mir :) das werde ich auch heute lesen, Tyrannen im Kopf hatte ich schon gelesen.

Aktuell habe ich mich deutlich beruhigt! Ich glaube das liegt noch am Tavor von heute morgen! Aber egal wie ich bin gerade dankbar, dass ich mich etwas besser fühle!

Danke dass ich auf euch zählen kann! ❤️
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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Du kannst immer auf uns zählen, versprochen.

Wegen dem AD: es ist natürlich sehr unterschiedlich und individuell wie man auf die verschiedenen Präparate reagiert. Bei Zwängen ist der aktuelle Stand tatsächlich der, dass SSRI am besten anschlagen. Das kannst du sicher am Donnerstag ansprechen.

Und selbstverständlich darfst und sollst du Hoffnung haben. Mein Psychiater hat mir schon vor 20 Jahren gesagt: "Wir arbeiten auf eine Beschwerdefreiheit hin, mit weniger geben wir uns nicht zufrieden" ... und genau das ist möglich, es gibt genug Beispiele! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Amelie564
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Amelie564 »

Liebe Christina,

bei mir war es wie bei Marika. Ich hatte auch eine Erhaltungsdosis und wäre damit auch nicht „gesund“ im klassischen Sinn gewesen. Aber unter der Medikation hatte ich keine Zwangsgedanken mehr und sie waren damals wirklich auch sehr extrem und ich in Dauerangst.
Welches AD am besten anschlägt ist natürlich individuell. Ich drück dir die Daumen, dass es bald besser wird!
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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes, wie geht es dir? ❤️
Liebe Grüße von
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Christina_25
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr lieben,

ja stimmt, jeder reagiert auf ein AD anders.. ich muss unbedingt besprechen ob wir weiter am Venlafaxin halten oder doch nochmal unsteigen auf Venlafaxin.. aber dann denke ich mir dann fängt schon wieder alles von vorne an 😔 und Wochen bis es anfängt zu wirken..

Ich hätte mit dem Buch Kobold im Kopf nicht anfangen dürfen.. direkt zu Beginn beschreibt er groß der Leitungsdruck bei Patienten mit Zg sind und viele nicht nur einen sondern auch schon mehrere Suizidversuche deshalb hinter sich haben.. als ich das gelesen habe war wieder alles vorbei.. mein Kopf hat direkt angefangen das schlimmste daraus zu ziehen und sich eingeredet, dass also dadurch dass ich ZG mir das gleiche Schicksal bevorsteht. Ich bin heute morgen wieder mit kompletten Angstzuständen aufgewacht und musste eine Tavor nehmen 😔
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Marika
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Das Buch zu lesen war kein Fehler, es ist Konfrontation. Da wird bei ZG kein Weg dran vorbei führen. Mir ging es ähnlich damals mit dem Buch. Aber mein Psychiater hat mir geraten weiter zu lesen. Und ich wurde dabei x Mal getriggert. Ich habe mir schon gedacht, dass es dich ebenfalls triggert. Aber so hart das klingt, nur mit Konfrontation kommt man weiter, mit vermeiden nicht. Vor allem sind bei den erwähnten Betroffenen jene gemeint, die keinerlei Behandlung haben und still leiden. Das ist bei dir nicht der Fall. Du bist hier nicht gemeint.

So geht man ZG an: Konfrontation, Expos, usw.... ich musste z.b. dann auch die ZG extra herholen und zu Ende denken. Unglaublich grausam, aber sehr hilfreich.

Solltet ihr auf ein anderes AD wechseln, heißt das nicht, dass alles von vorne anfängt. Sarah ist dafür das beste Beispiel. Mit dem passenden AD kann recht zügig eine Erleichterung eintreten. Und ein Notfallmedikament hast du ja auch. Also von vorne beginnen wirst du sicher nicht.
Liebe Grüße von
Marika

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alibo79
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von alibo79 »

Hallo Christina,
ich kann dir zu zwangsgedanken nicht so ganz viel sagen, aber dein leidensdruck ist sehr groß und ich würde das beim nächsten arzttermin auf jeden Fall mit Nachdruck erwähnen. Bei mir war damals auch Lithium im Gespräch zusätzlich zu meinen Medikamenten, aber wir haben es nicht gemacht, da ich auch so langsam den Dreh bekommen habe. Ich weiß aber das eine Frau hier vor zwei Jahren ungefähr im Forum viel aktiv war , die neben schweren Depressionen auch heftige zwangsgedanken gegen sich selbst hatte. Sie hat nach viel probieren das passende Antidepressivum gefunden und vieles besser wurde. Nur die zwangsgedanken gegen sich selbst sind sehr hartnäckig blieben und die hat Lithium bekommen. Und damit waren diese Gedanken sehr schnell weg. Mir fällt gerade ein, dass es sogar zwei Frauen waren und bei der einen Frau waren tatsächlich innerhalb ein zwei Tagen die suizidgedanken durch Lithium verschwunden. Das war sehr schnell und für alle schwer zu verstehen, wie etwas so schnell wirken kann, aber es wäre auf jeden Fall eine Option, die du mit deinem Psychiater besprechen solltest.
Ansonsten schicke ich dir eine feste Umarmung und gib dich nicht auf. Schreib uns was dich bewegt. Wir versuchen dich so gut es geht aufzubauen und weiterhin Mut zu machen.
Herzliche grüße von mir!
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
alibo79
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von alibo79 »

Hallo Christina,
du hast heute ja deinen Termin beim Arzt, magst du berichten was ihr euch überlegt habt?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
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Christina_25
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo meine Lieben!

der Trigger vom Buch hat mich immer noch fest im Griff :( das geht mir nicht aus dem Kopf und hat mir noch mehr Angst gemacht.. als wäre das nun mein Schicksal..
Ich weiß, dass bei ZG die Konfrontation sehr wichtig ist und ohne die krasse Depression hätte ich das bestimmt besser weggesteckt. Aber ich habe das Gefühl, dass die Depression gerade viel größer ist inklusive Angstzustände als die ZG.. oder eher gesagt ich kann das eine mit dem anderen nicht mehr voneinander trennen…

Hattet ihr damals auch innerlich so starke Gefühle, die ihr kaum aushalten konntet und wo ihr eigentlich ständig nur losheulen könntet?

Also meine Psychiaterin ist wirklich nett aber mit klaren Worten. Sie meinte es tue ihr sehr leid, dass ich so leide aber dass sie „anders“ bin als andere die sie kenne, da ich mich noch pflege, normal esse, schlafen kann und mich irgendwie um meinen Sohn kümmern kann. Diese Ambivalenz versteht sie nicht so ganz.. wir haben jetzt Lithium dazu genommen und ihr Lieben, bitte drückt mir die Daumen, dass das der Gamechancer für mich sein wird 🙏🏼 nächste Woche habe ich einen Kontrolltermin.
Ich glaube sie hat noch nicht so viel Berührungspunkte mit uns Powerfrauen mit einer PPD, die unendlich leiden und doch funktionieren müssen ❤️ ich drücke euch!
Sarash
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sarash »

Hallo liebe Christina,

Ich hoffe so sehr, dass die das Lithium richtig gut helfen wird. Wenn man nicht deprimiert ist, ist ja auch alles andere viel leichter auszuhalten, finde ich.

Ich wollte nochmal was zu dieser Ambivalenz sagen. Also ich stationär war, wurde genau das gleiche bei mir bemerkt. Ich funktionierte noch zu gut um überhaupt depressiv zu sein und bekam ja noch nicht einmal ein Antidepressivum damals. Irgendwie ist man nur „richtig“ deprimiert wenn man nicht mehr schlafen, nicht mehr essen und nicht mehr duschen kann. Du bist nicht die einzige! <3

Liebe Grüße zurück!
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
alibo79
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Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von alibo79 »

Genauso war es bei mir. Mir wurde auch gesagt, dass ich nicht der klassische depressive Patient bin, da ich so viel noch machen konnte bzw. Machen musste. Die kleinen Kinder waren da und mussten versorgt werden. Mir blieb da keine große Wahl. Nur wenn es gar nicht mehr ging und ich mich überhaupt nicht mehr auf den Beinen halten konnte, musste ich mich hinlegen und Pause machen. Auch war es von meiner Arzt immer wieder abgecheckt worden ob ich irgendwas mit der Schilddrüse habe. Da mein Antrieb halt in deren Augen nicht so klar gestört war, wie bei anderen depressiven Patienten und ich weiß auch, dass er auch bei mir den Kopf schüttelte und sagte ihr Antrieb ist noch relativ gut da. Deswegen möchte ich ihnen kein anderes Antidepressivum geben, da ich Angst habe, dass sie sonst in so manische Phasen fallen. Denn auch als ich schwerstkrank war, habe ich versucht, weiterhin etwas Sport zu machen, laufen zu gehen, weil es mir gut Tat und zu meiner Routine gehörte. Doch wenn man mich in einem gesunden Zustand kennt, konnte man in meinen Augen deutlich sehen, dass mein Antrieb doch sehr stark gestört war. Auch in der Klinik wurde mir gesagt, dass ich trotze Depression immer noch so voller Ideen bin und so viele Dinge habe, die mich interessieren und so viel in meinem Leben ist, wofür ich mich begeistern kann und so viel freudige Punkte in meinem Leben habe. Nur war es damals auch so, dass ich das aber nicht gefühlt habe bzw. Ich wusste, dass mir solche Dinge Freude machen. Trotzdem war da eine grundtiefe Traurigkeit in mir. Ich glaube das machte bei mir dann auch die Genesung schwierig, weil man mich wirklich gut kennen musste oder mich in einem richtig gesunden Zustand kennen musste um zu sehen wie krank ich eigentlich war.
Ich hoffe, dass das Lithium dir einen Durchbruch verschafft und auf jeden Fall ist es s eine neue Option, auf die du Hoffnung setzen kannst!
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