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Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 19:56
von Athena
Und wie ist das mit dieser extremen Angst das ich später wirklich so garkeine Zeit mehr für mich habe. Ich bin total fertig deswegen und wegen dem Gedanken. Liegt das oder hab ich ausgerechnet DESWEGEN die Depression, weil mein altes Leben nun weg ist, indem ich tun und lassen hab können was ich wollte?

Ich schätzte mich nie so ein, jetzt merke ich wie sehr mich das fertig macht, das ich eben genau das nicht mehr tun kann. Es lässt sich nicht abschütteln. Katastrophe wirklich. Bin nur am heulen deswegen. Hab dann mit meiner Mutter telefoiert, die aber in der Hinsicht kein Hafen war, denn sie sagte mir klar, ja, das ist jetzt so und das wusstest du aber auch vorher. Nun ist mein abendliches Hoch für heute auch weg :(

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:14
von engelchen2012
diese angst hatte ich auch. aber erstens wirst du wieder mehr zeit für dich haben, wenn dein kind ein wenig größer ist. du kannst es leichter mal zu deiner mama oder so geben und etwas für dich tun. und du kannst auch jetzt schon mit deinem partner vereinbaren, dass z.b. ein abend in der woche dir gehört, wo du entweder mit freundinnen was machst oder zum sport gehst o.ä.; ich hab z.b. erst mal mit yoga angefangen, das tat mir sehr sehr gut und ich mache es jetzt noch gerne. an einem zweiten abend gehe ich inzwischen sogar noch zu zumba. oder du ziehst dich einfach zurück, liest ein gutes buch, buchst eine massage... du kannst zum beispiel auch mal ganz alleine shoppen gehen etc.; sowas konnte ich dann aber wirklich erst machen, als die tabletten gewirkt haben. vorher fand ich es sehr, sehr schwer, überhaupt rauszugehen. vorallem unter leute!
aber je älter dein kind ist, umso weniger abhängig ist es von dir und es ist für andere personen auch leichter, mal für 2 stunden oder so aufzupassen.

ob alleine das der auslöser für die depression ist - ich glaube nicht. aber wahrscheinlich spielt es schon eine rolle, welche vorstellung man vom leben mit kind hat und wie man diese umstellung (die einfach anders ist als man es sich vorgestellt hat) annehmen kann. für mich kann ich auch sagen, dass ich niemals dachte, dass mir so etwas passieren könnte. vorallem kam das ganze bei mir auch erst, als meine tochter schon fast 8 monate alt war (oder ich hab's vorher einfach nicht gemerkt).

ich hatte z.b. auch überhaupt kein problem damit, jeden sonntag wieder aufs neue in die klinik zu fahren und meine tochter manchmal die ganze woche über nicht zu sehen. das würde ich jetzt nicht mehr aushalten, weil sie mir so sehr fehlen würde! du siehst, wir alle hier können dir versichern, dass es auch wieder anders wird, du musst dir nur zeit geben!!

deine mama meint es sicher auch nicht böse, aber wer noch nie eine depression hatte, kann dieses gefühl kaum nachvollziehen. nimm es ihr nicht übel und lass dich nicht zu sehr runterziehen!!

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:24
von Athena
Ich kanns ihr auch nicht übel nehmen, sie hat ja im Grunde recht. Und sie ist auch stets für mich da.

Ich hoffe auf ein baldiges Wunder, weils mich schon extrem zusetzt so langsam diese ständigen Gedanken und dieses Auswegslose Gefühl.

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:37
von Andrea
Hallo Athena,

auch die extreme Angst, dass du nie mehr Zeit für dich haben wirst, wird sich legen, weil es nicht so ist. Du bleibst nicht an dem Punkt / dem Zustand von heute stehen. Engelchen2012 hat absolut recht, du brauchst ganz viel Geduld ! So eine Krankheit braucht Zeit.
Ich hatte immer den Gedanken, ich kann nie wieder Pfannkuchen backen. Pfannkuchen sind nicht mal meine Leibspeise, aber es hat mir ganz arg zu schaffen gemacht nie mehr Pfannkuchen backen zu können. Was soll ich sagen - es gibt bei uns nach wie vor Pfannkuchen !!! Und die ersten Pfannkuchen nach der Krankheit waren die allerbesten :-)

Dass es dir abends gut/besser geht, liegt nicht nur daran, dass die Kleine im Bett ist. Dass die Stimmung abends besser ist, ist ein typisches Merkmal der Depression. Du hast für mich auch sonst Anzeichen, dass du eben kein hoffnungsloser Fall bist. Du erkennst z.b., dass die Gedanken die du hast, falsch sind.
Ich habe übrigens auch im Internet nach einer Krippe in unserer Stadt gesucht, bei der ich den Kleinen so jung wie möglich und zeitlich so lange wie möglich hingeben kann. Ich hatte auch eine gefunden, wäre aber nicht in der Lage gewesen, dort hinzugehen. Du bist also mit diesem Hirngespinst nicht allein.

Dein Gedanke, deine Ängste aufzuschreiben ist eine super Idee. Ich habe das auch gemacht und zu meiner Psychiaterin mitgenommen. Ich hatte das Glück, mit meiner Psychiaterin per Email kommunizieren zu können. Ich konnte ihr damit, wenns grad wieder schlimm war gleich schreiben und bekam relativ schnell antwort. Abgesehen davon waren bei den Terminen entweder mein Vater oder mein Mann mit dabei, weil ich manche Fragen selbst nicht beantworten konnte. Ich wusste ja manchmal nicht mehr genau, welche Gedanken Realität und welche "Phantasie" waren. Ich konnte mich selber gar nicht mehr einschätzen.
Ganz wichtig wäre aber auch, deine guten Momente / Gefühle aufzuschreiben - quasi in einem Positiv-Tagebuch. Du erinnerst dich in schlechten Phasen nicht an die guten, aber wenn du es wieder durchliest, weißt du es war da ! Mein Ritual jeden Abend war : To-Do-Liste des heutigen Tag checken was erledigt ist, neue To-Do-Liste für den nächsten Tag machen und Positiv-Tagebuch schreiben und lesen.

Übrigens sind wir alle auch keine Über-Mamas, die den ganzen Tag grinsend durch die Gegend rennen und ihre Kinder "verhätscheln". Auch ich bin manchmal echt froh, wenn der Kleine im Bett ist... So schön es ist, wenn der Kleine den ganzen Tag plappert - die Ruhe am Abend ist auch wunderschön. Auch habe ich immer wieder schlechte Tage an denen ich denke, mir wächst alles über den Kopf. Auch ich bin manchmal richtig wütend auf den Kleinen wenn er nicht hört. Auch ich habe manchmal miese Tage. Und manchmal hadere ich sogar immer noch damit, heute ein anderes Leben zu führen als vor dem Kleinen. Aber würde ich vor der Wahl stehen - ich würde niemals in mein altes Leben zurück gehen.
Ich möchte dir damit sagen, dein Ziel braucht gar nicht sein, perfekt zu sein. Auch negative Gedanken sind normal. Das musst du nur wieder lernen einzuordnen.

Ich denke auch, dass deine Mama vielleicht einfach auch überfordert ist mit der Situation. Ich glaube für sie ist es auch nicht einfach Ihre Tochter so zu sehen. Nimm dir ihre Worte daher nicht zu sehr zu Herzen.

Ich kanns so nachvollziehen, dass du auf ein baldiges Wunder hoffst. Und auch ich wünsche dir das. Aber gib dir Zeit !!! Erst als ich wirklich akzeptiert habe - es dauert, solange es dauert - fing ich an zu verarbeiten.

Viele Grüße
Andrea

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:43
von Athena
Die Gespräche sind weil ein Therapieplatz ja so lange braucht, bei mir. Ich wünschte mein Mann könnte sich freinehmen an dem kommenden Mittwoch, aber das klappt nicht. :(
Das ist die Psychologin von der Caritas.

Zu akzeptieren ist so schwer, zumal ich mich ja so nicht kenne, und nie so unterwegs war. Es muss nicht nur für mich furchtbar wirken wenn ich den ganzen Tag teilnahmslos rumsitze.
Aber eure Beiträge geben mir oft Mut.

Das mit dem positiv hab ich mir auch gedacht, weil ich in positiven Momenten eben genau das Gegenteilige denke. Mit, hey "Wenn die kleine um 20 Uhr im Bett ist, was spricht dagegen bis 22 Uhr oder länger am PC zu sitzen. Morgens raus musst du sowieso. Zumindest hoffe ich, bis dahin wann mein Kind 1. durchschläft und 2. einfach mit mir reden kann, bin ich wieder ICH.

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:48
von Andrea
Hallo Athena,

ich habe soeben deinen Wohnort gesehen.
Meine Psychiaterin ist in Germering. Das ist von dir aus etwa so weit entfernt wie von mir aus (Landshut). Die Praxis ist in der Fachärzte-Liste von Schatten-und-Licht verzeichnet.
Ausserdem gibt es ja in Wasserburg eine Klinik mit Mutter-Kind-Einrichtung. Hast Du dort vielleicht schon mal nach einem Termin gefragt ? Dort sollten ja Fachleute für dieses Gebiet sein. Ich meine jetzt nicht gleich als stationärer Aufenthalt sondern zum normalen Gespräch / Behandlung.
Ich habe damals dort angefragt und hätte sogar einen Mutter-Kind-Platz bekommen.

Ich hatte nie einen Gedanken an eine Depression verschwendet. Das tauchte überhaupt nicht auf in meinen Vorstellungen. Der Kleine war ein absolutes Wunschkind und ich habe auch viele Kinder in der Familie um mich rum miterlebt, sodass ich schon wusste was auf mich zukommt. Wahrscheinlich deshalb hat mich die Krankheit so mit voller Wucht getroffen, weil es eben absolut aus heiterem Himmel kam.

Viele Grüße
Andrea

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 21:57
von Athena
Das Problem ist das ich weder Auto noch Führerschein habe.

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 13:10:2013 22:10
von Andrea
Ich war während der Depression nicht in der Lage selbst Auto zu fahren. Da mussten immer mein Mann, meine Eltern oder sonstjemand fahren.
Auch danach mit den Medikamenten sollte man vorsichtig sein mit dem Auto fahren.
Ich will dir damit Mut machen, auch ohne Auto und Führerschein findest du einen Ausweg aus der heutigen Situation. Aber sei offen für Neues / Alternativen. Blocke es nicht ab, weil du denkst das geht sowieso nicht.

Viele Grüße
Andrea

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 14:10:2013 7:13
von engelchen2012
guten morgen!

ich kann andrea nur zustimmen - du musst nicht perfekt sein!! ich wollte auch immer alles ganz toll machen: ein sauberes, aufgeräumtes haus, am besten den garten komplett alleine machen, meinem mann abends was warmes zu essen zu machen und natürlich den ganzen tag über die liebevolle, perfekte mama ohne schlechte laune sein. DAS GEHT NICHT!!! seit ich mich dazu durchgerungen habe, dass gerade der haushalt nicht perfekt sein muss, geht es mir besser. ich lass arbeiten einfach liegen, wenn ich merke, dass es mir zuviel wird (wobei ich trotzdem noch manchmal in das alte muster zurückfalle, aber wir sind halt mal menschen und keine maschinen!) und kümmere mich lieber um die kleine. sie hat mehr davon, wenn chaos herrscht und ich aber zeit für sie habe als anders herum. aber dafür musst du einfach erst mal stabil werden!

ich hab anfangs auch ein tagebuch geführt. allerdings immer dann, wenn es mir richtig mies ging. es hat mir gut getan, einfach alle gedanken rauszulassen, die ich meinem mann z.b. nicht erzählen wollte. aber ich hab meine einträge danach nie gelesen. dann hab ich hier auch den tipp mit dem glücks-tagebuch bekommen und hab mir jeden tag aufgeschrieben, was gut war. das dann in schlechten phasen wieder zu lesen, hat mir einfach mut gemacht. ein versuch ist es auf jeden fall wert!!

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 14:10:2013 19:02
von Athena
Ich will auch das diese Gedanken weg sind, was vor allem die Zeit später betrifft.

KIndergartenzeit z.b.
Ich seh das Chaosszenario schon vor mir. Ich muss täglich früh raus, als morgenmuffel sowieso schon igitt, dann vorbringen, ich geh Mittags arbeiten hab Kinder um mich rum, hol sie direkt nach der arbeit ab, koche dann etwas, spiel noch mit ihr oder reden über den KiGa Tag, dann essen und dann Bett.

Und erst dann kann ich an den PC oder Film gucken. Wieso kann ich nicht im hier und jetzt bleiben?
Warum erfreue ich mich nicht endlich daran Mama zu sein, ihr alles richtige mitzugeben. Kanns einerseits kaum erwarten bis sie was kann, andererseits diese panik davor, weil dann meine eigenzeiten komplett weg sind.

Ich verstehs einfach nicht. In so richtig finsteren gedanken, wie seit 3 Tagen, denk ich dann immer wieder, besser ich geb sie ab, aber das wäre wohl auch total falsch.

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 14:10:2013 21:44
von lotte
Hey Du,

mit "wollen" oder auf ein Wunder hoffen, ist es leider nicht getan ;)
Eine Therapie, evtl. mit einem AD und viel Arbeit an sich selbst bringen Erfolge.

Ich weiss, es ist schwierig, aber versuch doch mal, Deine Katastrophen-Denke in eine andere Richtung zu steuern. Es bringt Dir absolut nix, jetzt an die Kiga-Zeit zu denken, das weisst Du sicher auch ;) Wer sagt Dir denn, dass das alles Chaos ist? Du wirst mehr Zeit für Dich haben, auch, wenn Du Dir das im Moment nicht vorstellen kannst. Ihr wachst da gemeinsam rein, und wenn die Kids größer sind, ergeben sich auch wieder mehr Freiräume für Dich.

Dein Baby ist noch winzig und alles ist neu.

Gib Dir Zeit, und versuche, ein bisschen mehr in der Gegenwart zu bleiben ;)

LG
Lotte

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 15:10:2013 7:58
von Marika
Du fragst nach dem "Warum"... Die Antwort: weil in deinem Gehirn im Moment so einiges durcheinander geraten ist unter den Botenstoffen - ließ dir doch nochmal mal durch was ich dir geschrieben habe:

Du mußt dir vorstellen, das bei psych. Erkrankungen - auch bei einer PPD - die Botenstoffe im Gehirn (z.B. Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Adrenalin usw...) durcheinander gekommen sind, meist handelt es sich um ein "zu wenig". Die Botenstoffe sind aber sehr wichtig, um alle Reize von außen richtig an die diversen Gehirnareale zu leiten. Sind also nun zuwenig von diesen "Postboten" (wie ich sie immer liebevoll nenne ) da, kommt die "Post" entweder fehlerhaft (in das falsche Gehirnareal) verspätet, oder sogar "gar nicht" an. So ensteht dieses Gedankliche bzw. Emotionale Durcheinander im Kopf, dass man als Ängste, depressive Gedanken, Zwänge usw.... spürt. Das Medikament sorgt davor, dass diese Botenstoffe an Ort und Stelle bleiben, somit erhöht sich wieder deren Zahl, was bedeutet dass alles was von außen kommt besser und richtig weiter geleitet wird. In weitere Folge werden die Gedanken stark gemildert und bestensfalls gestoppt. Wobei hier wirklich wie schon erwähnt ganz wichtig ist, eine begleitende Therapie zu machen! Es ist nachgwiesen, dass Medikament UND Therapie die besten Erfolge erzielen.

Dass die Situation die selbe bleibt - z.B. " das Kind ist da " - ist klar. Nur der Gedanken "jetzt werde ich nie mehr Zeit für mich haben" - enspringt einem falschen Weiterleiten dieser Situation, da dieser "Reiz" z.B. fälschlicherweise im Gehirnarel "Angst" gelandet ist und so einen "Angstgedanken" logischwerweise nach sich zieht. Stimmen die Botenstoffe und leiten diesen "Reiz" richtig weiter - also z.B. ins das Areal das für "Glück" zuständig ist, kommt ein ganz anderer Gedanke zustande - z.B: Wie süße die Kleine, aber heute möchte ich mal was für mich machen, da muss der Papa, Oma usw. auf sie schauen". Da das Medikament einige Wochen braucht um den richtigen Medikamentenspiegel auf zu bauen, ist es auch logisch, dass gerade Angangs noch "Fehler" bei dieser Übertrangung passieren. Verstehst du dieses Zusammenspiel der Botenstoffe jetzt etwas besser?

Genau DARUM hast du all diese Gedanken, DARUM kannst du nicht im Hier und jetzt bleiben, DARUM "kapiert" dein Gehirn nicht... usw.... Was du erlebst ist NICHT die Realität, sondern eine ganz fieße Krankheit mit Namen PPD. Du kannst diese Erkranung nicht mit der Logik oder "positivem Denken" alleine in die Knie zwingen. Und "Wunder" treten auch nicht einfach so ein, dafür muss man was tun. Du hast bald einen neuen Termin - ich meine, dass dir ein anderes AD besser helfen kann, aus dieser Endlosspirale an Gedanken raus zu kommen. Und Therapie - das ist ebenfalls ganz wichtig.

Halte dir vor Augen, WAS die Auslöser deine Gedanken sind - das Ungleichgewicht der Botenstoffe in deinem Gehirn - aber da kann man dir helfen!

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 16:10:2013 21:05
von Athena
Heute hat meine Tochter einen Meilenstein erreicht. Sie lächelt jetzt bewusst zurück.

Und trotzdem geht es mir schlecht zwischen einer ganz kurzen Hochphase. Der Auslöser war diesmal als wir zum Taufgespräch sind. Ich sah eben andere Kinder, ist ja auch meine Arbeitsstelle und dachte wieder sofort an die Zukunft und was ich ihr alles lernen und fürs leben beibringen muss. Gott, ich bin so heillos überfordert denk ich mir dann und sitze da und heule weil ich das Gefühl habe ich schaffe das alles nicht.

Interessant fand ich die Aussage gestern der Psychologin von der Caritas, die meinte, das dass Kind wohl nicht der Auslöser sei. Verstand ich nicht ganz, weil sich ja alles um das Kind & die Zukunft dreht.
Sie sagte auch wenn das Kind nicht da wäre - wär ich in eine depression gefallen.
Das bezweifel ich. Sie meint eher das ich eine Person bin die ganz furchtbar schlecht mit Veränderungen klar komme, und damit trifft sie voll ins Schwarze. Nur das die Veränderung hier nicht zeitweise ist, sondern mindestens so lange bis das Kind ihr eigenes Leben hat. Auf eigenen Beinen steht.

Manchmal hab ich das Gefühl ich verliere echt den Verstand.

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 17:10:2013 8:21
von Marika
Lass dich mal drücken!

Eine Depression kommt meist auf eine veränderte Situation, an die man sich "anpassen" sollte. Das können Verlust eines geliebten Menschen sein, Verlust vom Job, Pension, Liebeskummer - aber eben auch: ein neuer Mensch tritt in dein Leben - sprich ein Kind. Denn hier kommt ganz viel Verantwortung auf dich zu und eine um 360 Grad gedrehte Lebensituation bzw. Tagesablauf. Dazu der enorme Hormonsturz nach der Geburt - die Schwangerschaftshormone werden mit der Planzenta abgestossen, dieser Umstand kann die Botenstoffe im Gehirn ganz schön beeinflussen.

Die Aussage der Betreuerein von der Caritas ist reine Spekulation und finde ich daher unpassend und unrichtig. Du hast alle Anzeichen einer PPD - einer depressiven Episode nach der Geburt eines Kindes. Wärst du nicht schwanger gewesen und hättest kein Kind bekommen, hätte schon mal die enorme Achterbahnfahrt der Hormone nicht stattgefunden und deine Lebenssituation wäre unverändert geblieben. Warum also hättest du auch ohne Schwangerschaft krank werden sollen? Diese Theorie ist für mich daher falsch. Aber: Das Kind hat ja keine Schuld - es sind viel mehr die ganzen Umstände und eben auch die körperlichen Veränderungen, die du nicht so einfach wegstecken kannst. Man kann auch nicht sagen, dass du "generell" mit veränderten Lebenssituationen nicht klar kommst, auch das ist wieder reine Spekulation. Denn Fakt ist: Du bist nach Geburt deines Kindes krank geworden - Auslöser sind sowohl köperliche Vorgänge (Hormone - auf die du KEINEN Einfluss hast!) und psychsoziale Veränderungen die die Geburt eines Kindes für JEDES PAAR darstellt.

Das Gefühl "verrückt" zu werden kenne ich nur zu gut und ganz viele hier auch. Das ist dann, wenn der Leidensdruck ganz enorm hoch wird! Es ist dringend an der Zeit, dass man schaut, ob ein anderes AD besser passt - ich meine: Ja! Und dringend nötig scheint mir auch, eine gute psychotherapeutische Begleitung, denn die Dame von der Caratis scheint mir nicht so vom Fach zu sein und richtet mit ihren "Theorien" eigentlich mehr Schaden als Nutzen an, finde ich.

Es ist ganz wichtig, dass du jetzt erstmal mit einem gut auf dich zugeschnittenen Medikament STABILER wirst. Dann kannst du ihn fachkundig begleitenden Gesprächen im Rahmen einer Therapie weitere Forstschritte machen. Dein Termin ist am 22.10. - hälst du bis dahin noch durch? Wenn nein: Es gibt in jedem Spital eine psychiatrische Notfallambulanz, die dich nehmen müssen!

Re: Ein paar Fragen, wg. AD & den Gedanken

Verfasst: 17:10:2013 11:43
von Andrea
Hallo Athena,

ich glaube schon, dass die Veranlagung eine Depression zu bekommen in uns steckt. Von daher hat meine Therapeutin damals auch zu mir gesagt, ich hätte genauso in einigen Jahren eine Depression bekommen können, wenn oder weil ich z.B. kein Kind bekommen hätte.
In unserem Fall hängt die Krankheit zwar mit unseren Kindern zusammen, aber die Krankheit haben wir Mamas. Nicht die Kinder - und die sind auch nicht Schuld daran. Aber das ist wichtig zu erkennen - du alleine bist krank. Ich dachte auch immer, ich muss ganz viel mit dem Kleinen machen und mich dazu zwingen, dann wird es besser. Nein - du musst an dir selbst arbeiten und gesund werden und dann kannst Du mit der Kleinen wieder richtig umgehen. Dann kommen die Gefühle und die Liebe zurück und die Ängste gehen weg.

Auch ich kenne das Gefühl Verrückt zu werden. Aber mach dir keine Sorgen. Du hast nur das Gefühl, es ist nicht tatsächlich, das kannst du noch unterscheiden. Und das ist ganz wichtig - mach dir das auch immer wieder bewusst. Es sind nur Gedanken, die falsch sind.
Ich hatte ganz schlimmes Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, dachte ich werde bewusstlos etc. Bis mich eines Tages meine Mama im Krankenhaus durchchecken lies und herauskam - mein Herz schlägt ganz normal und körperlich ist alles in Ordnung. Da wurde mir bewusst, dass ich mir das ganze nur eingebildet habe und dass es einfach Angst war, die mir diese Sympthome hervorgerufen hat.

Leider vergeht die Krankheit nicht von alleine und es ist harte Arbeit um aus dem tiefen Loch herauszusteigen. Aber auch du schaffst das ! Jeden Tag einen kleinen Schritt.

Viele Grüße
Andrea