17 Monate und kein Ende

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Viviane

Beitrag von Viviane »

Liebe Ulrike,

mir ist nur wichtig was meine Familie über mich denkt, die anderen sind mir egal. Aber allein das, da hast du vollkommen recht, reichte aus mich unter immensen Leistungsdruck zu setzen. Jetzt, wo ich ihnen etwas mehr erzählt habe, bin ich wider Erwarten auf Mitgefühl, ich sage extra nicht "Verständnis" gestossen. Das war schon eine kleine Erleichterung!

Meine Oma hat auch immer gesagt "Früher sechs Wochen Ruhezeit und heute?" Aber ich bin fest davon überzeugt, daß diese Ruhezeit mich erst recht wahnsinnig gemacht hätte. Meine Schuldgefühle hätten mich aufgefressen.

Ich wollte immer alles besser machen als meine Mutter mit mir, vielleicht habe ich mich von Anfang an selbst viel zu viel unter Druck gesetzt..

Seit gestern ist der Kleine bei meiner Schwiegermutter, morgen holen wir ihn wieder ab. Ich habe zwar ein schlechtes Gewissen, aber der Tag heute tut mir sowas von gut, das hätte ich vor zwei Tagen noch keinem geglaubt, wenn ers mir erzählt hätte... Wie sehr habe ich es vermisst, mal mit meinem Mann allein zu sein. Keine Diskussionen wegen Elias, Ruhe, Harmonie.. Vielleicht sollte ich kein schlechtes Gewissen haben und mir sagen, daß jede Mutter so empfindet, aber die negativen Gedanken schleichen sich immer wieder in meinen Kopf, sobal ich wieder zum nachdenken komme..

Ich bin gespannt wie es mir morgen geht, wenn Elias wieder da ist.

Alles Liebe,
Viviane
Viviane

Beitrag von Viviane »

Hallo Anke,

danke für deine mail! Das familiäre Umfeld nicht auszuschließen habe ich erst jetzt geschafft, aber es war wichtig, sehr wichtig, es endlich zu tun!

Bei meinem Mann ist das Problem, daß er letztes Jahr im Sommer selbst eine Depression bekam (wegen Jobverlust) und nach einem Selbstmordversuch in der Psychatrie war. Ich habe Angst, daß ich ihn zu sehr belaste, und es ihm wieder schlechter geht.. Jetzt denken alle die das lesen bestimmt "was für eine bekoppte Familie!", was solls, ich kanns nicht ändern, so ist die Realität, es gibt keine Bilderbuchfamilie..

Schreib mal wieder,
Viviane
Ulrike

Beitrag von Ulrike »

Hallo Viviane

Weißt du, wenn alle endlich ehrlich wären, sich trauen würden über ihre Gefühle zu sprechen, würden wir alle feststellen, das jede, Betonung auf jede...Familie ihre Probleme hat, die sie meistern muss. Es sind Aufgaben die uns in unserer Entwicklung weiter bringen, auch wenn es, wenn man drin steckt oft ganz schlimm ist, und man das Gefühl hat es gibt keinen Ausweg mehr....hinterher erkennt man, das es einen Sinn hatte.

Arbeitslosigkeit ist gerad in der heutigen Zeit sehr schlimm....ich fühlte mich nach der Elternzeit auch echt sch.... Keiner wollte mich...sobald zur Sprache kam, das ich zwei Kinder hab, wars geloffen...
Heute weiß ich, das ich dadurch den Schritt geschafft habe, etwas neues zu wagen, und im Nachhinein bin ich sehr froh darüber.

"Jetzt denken alle die das lesen bestimmt - was für eine bekoppte Familie! -" * lächel *...siehst du, das ist genau das was ich meine, jeder passt auf den anderen auf, was könnte der denken und sagen...und dabei vergessen wir hinzuhören was wir selber wirklich denken und fühlen und wundern uns dann wenn wir irgendwann leer sind. Wir sind da um unser Leben mit den uns gestellten Aufgaben zu meistern und sollten endlich aus dieser Illusion herauskommen, das nur die eigene Familie Probleme hat. Leider haben wir schon sehr früh gelernt, das man sowas nach außenhin nicht zeigen darf/soll...und merken nicht, wie wir uns immer tiefer in diesen Trugschluß manövrieren, wenn ich nicht darüber rede, hab ich keine Probleme.
Fangen wir einfach an, und wir werden sehen, es werden immer mehr dazu kommen, wir sind nicht alleine....und unsere "Aufgaben" haben wir ganz sicher nicht bekommen mit dem Hinweis, - seh wie du alleine zurecht kommst - .....es sollen keine Abhängigkeiten entstehen, der Weg heißt "Hilfe zur Selbsthilfe"...und das Recht haben wir alle, UNS HILFE ZU HOLEN *augenzwinker*

siehst du, du bist schon das beste Beispiel, raus mit dem Zeug was Druck macht...du schaffst das....find ich echt super

liebe Grüße Ulrike
hoffnung

Beitrag von hoffnung »

Hallo Viviane,

ich spreche allen Frauen, die mit dieser Krankheit umgehen muessen den größten Respekt aus, denn ihr seit es die trotzdem eure Kinder umsorgt, liebt und für sie da sind. Die Kleinen merken es das man sie liebt. Ihr gebt trotzdem Liebe für eure Kleine, ihr kämpft jeden Tag dafür das es euch besser geht. Aber ganz sicher ist es, dass du dir keine Vorwürfe machen musst, denn dein Sohn ist glücklich das du als Mama da bist. ( Ihr seit keine schlechten Mütter ) Und versuche auch für dich Freiräume zu schaffen , damit du wieder Kraft tanken kannst. Versuche das zu tun, was du als richtig empfindest. Kämpfe weiter; auch wir meine Familie kämpft jeden Tag damit wir weiter am Leben teilnehmen können. Und geniesse die guten Tagen und hole sie dir immer wieder in deine Erinnerung

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft !
Sas

Hallo Viviane

Beitrag von Sas »

Liebe Viviane, bei mir ist alles so ähnlich wie bei Dir. Auch ich habe meine kleine Maus für ein Wochenende zur Verwandtschaft gegeben. Mein Mann ist auch arbeitslos. Wenn Ihr bekloppt seid, dann sind wir ober-bekloppt (GRINS).
Genieße die Zeit ohne Dein Kind und mach' sowas ruhig öfter. Mir tut diese Zeit gut. Ich gehe so z.B. heute zu einer Freundin zu deren Geburtstag.
Liebe Grüße, Saskia
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