Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

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Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Guten Morgen,

ich bin mir sehr unsicher, ob ich noch einmal eine Erhöhung vom Sertralin wagen soll, oder nicht. Meine Psychiaterin hat es ja mir überlassen. Mir ging es im Oktober durch einer Erhöhung von 50 mg auf 75 mg massiv schlechter, aber ich habe es ja auch nur 6 Tage durchgezogen.

Der Grund warum ich es überlege ist, weil ich einfach nicht stabil werde. Ich hatte in einem anderen Beitrag geschrieben, dass ich jetzt 4 Tage alleine mit meiner Tochter war. Ich habe es zwar irgendwie geschafft, hänge jetzt aber wo mein Mann wieder da ist, wieder völlig im Tief. Mit schlimmen Morgentief, nur Traurigkeit und weinen etc. Ich bin es einfach so unendlich leid in dieser Depression festzuhängen und ich hab bald keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen. Nächste Woche steht auch mein Berufseinstieg wieder an, mein Mann ist wieder für ein paar Tage gleichzeitig weg und ich weiß beim besten Willen nicht, wie das alles klappen soll!!!! Ich möchte gerne arbeiten, aber ich glaube nicht, dass ich belastbar genug bin.

Nunja, eigentlich ging es mir ja um die Erhöhung… Ich weiß, dass ihr die Entscheidung nicht für mich treffen könnt. Und trotzdem wollte ich hier einmal schreiben.

Liebe Grüße!
10/2024: PPD/PTBS
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Marika
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Mhhhh, ja keine einfache Entscheidung. Mein Psychiater hat in solchen Situationen (und die gab es ja einige Male bei mir) eine Dosis Erhöhung empfohlen. 50 mg Sertralin sind eine eher geringe Dosis.

Du hast ein extrem anstrengendes Wochenende hinter dir und vor dir liegt der selbe Marathon plus wieder arbeiten. Ist das nicht doch ein bisschen viel aufeinmal? Wie machst du das denn mir der Kleinen, hast du Hilfe wenn dein Mann weg ist?

Da kommt sehr viel aufeinmal jetzt auf dich zu... kann man das ganze irgendwie entschärfen, verschieben usw....? Eigentlich bräuchtest du jetzt Erholung...
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Hallo Marika,

doch es ist zu viel, aber mein Mann war jetzt so viele Monate ausgebremst bei der Arbeit, es gibt nicht wirklich einen Weg vorbei… Ich habe meinen Arbeitsbeginn schon drei mal verschoben, ich kann das nicht noch einmal bringen ohne die Wahrheit zu erzählen und das möchte ich nicht… der Plan ist es, es zu versuchen und wenn es nicht klappt, schreibt meine Psychiaterin mich krank. Eine Freundin wird mich nächste Woche unterstützen, ganz alleine bin ich also nicht …

Ich finde die Entscheidung auch sehr schwierig. Ja, 50 mg sind wenig, aber ich nehme ja auch noch Mirtazapin dazu. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass eine höhere Dosis Sertralin mir langfristig mehr Stabilität bringt. Es ist eigentlich alles wieder „gut“, nur die Stimmung halt nicht. Zwang, Angst etc. ist Mega viel besser, mein Leistungsvermögen auch. Warum die Stimmung nicht hinterher kommt, weiß ich nicht. Einerseits denke ich, ich kann ja eine Erhöhung für 2-3 Wochen probieren und dann ein Fazit ziehen. Anderseits habe ich Angst, dass alles wieder durcheinander gebracht wird, wenn es nicht klappt.
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Marika
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Wenigstens bist du nicht alleine.... ich drück dir die Daumen, dass alles gut geht.

Ich persönlich würde wahrscheinlich erhöhen, aber das ist keine Empfehlung, du kennst dich selber am besten.

Dass vieles besser ist, ist toll. Aber ein bisschen fehlt halt noch, das ist normal. Das ganze hängt ja nicht nur von den Tabletten ab, sondern vom Lifestyle allgemein. Und da sind grad im Moment viele Belastungen, da ist das mit der Stimmung eigentlich logisch. Es muss langfristig gesehen auch immer eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung gefunden werden. Und das ist ein Prozess, der weder einfach noch schnell geht.
Liebe Grüße von
Marika

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Mayte
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Mayte »

Hallo!
Ich möchte hier gerne noch einmal Marika unterstützen: die Tabletten alleine reichen nicht. Ja, 50mg Sertralin sind unterste Grenze, da ginge noch was. Aber wichtiger scheint mir das Mindset und zwar nicht nur von dir sondern von euch als Elternpaar: Du bist nicht „böse“, weil dir das passiert ist und musst es jetzt alleine ausbügeln, sondern ihr als Elternpaar habt gemeinsam ein Problem. Es gäbe ja noch sehr viele Möglichkeiten, beispielsweise könnte dein Mann auf der Arbeit aufgrund von Krankheit anmelden, dass er für eine gewisse Zeit noch kürzer treten muss, weil er sein Kind versorgen muss. Oder ihr überlegt gemeinsam nochmal, welche Unterstützungen ihr in den Alltag einziehen könnt. Oder oder. Auch bei dem berühmten Herzinfarkt, der hier häufig mal analog zur PPD heranzitiert wird, wäre ja nicht Idee, dass diese Person jetzt mal gleichzeitig wieder arbeiten geht und das Kind alleine versorgt. Du bist eben noch nicht stabil und immer wieder Überforderung trägt dazu nicht bei. Das ist aber nicht deine Schuld oder dein Versagen. Du kannst dazu beitragen, zu sagen, was gerade geht und was Zuviel ist. Ich möchte dich da sehr ermutigen, „die Wahrheit“ zu sagen und gut für dich einzustehen. Ich muss aber auch sagen, ich sehe es ganz klar so, dass da als erstes die Partner*innen gefragt sind. Ich weiß das ist bei vielen Paaren anders gelagert. Aber ich kenne auch Fälle in denen das einfach gesundheitlich sehr geholfen hat, wenn dann die zweiten Elternteile zb nochmal elternzeit genommen haben oder in Teilzeit gegangen sind, damit die Mutter aus diesem massiven Druck rauskommen konnten, und sich auf das eigentliche Problem konzentrieren konnten, das ja anstrengend genug ist.
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Marika
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Mayte, wie immer auf den Punkt gebracht. Tausend Daumen hoch...👍👍👍
Liebe Grüße von
Marika

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Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr beiden,

ihr habt recht … ich hab Schuldgefühle, dass mein Partner so viel einstecken musste und versuche das jetzt irgendwie auszubügeln.. eure Antworten rütteln mich da gerade etwas wach. Mein Mann hat auch schon gesagt, dass er das ganze absagen kann, aber ich würde es ihm so sehr gönnen, weil ich weiß, dass er auch Freude daran hat, sein normales Leben wieder leben zu können. Aber ich bin noch nicht so weit, dass stimmt. Ich weiß nicht, wie es wäre, dass ganze jetzt so kurzfristig abzusagen. Aber ich werde noch einmal mit ihm reden. Ich weiß jetzt schon, dass ich mir anhören darf, dass er ja schon vorher gesagt hat, dass er es absagen kann und ich darauf bestanden habe, dass er es nicht tut… aber es stimmt ja auch, ich habe nicht geschafft, da ehrlich mit mir selbst zu sein.
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Marika
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Ich finde es sehr gut, dass du ehrlich nochmal mit ihm redest. Und ich glaube, dass da was Gutes dabei rauskommt! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Mayte
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Mayte »

Das klingt doch sehr gut.
Vielleicht merkst du dann auch dass es dir Kraft gibt, wenn du mehr in Übereinstimmung mit dir lebst. Mit Kind muss auch ohne Krankheit alles nochmal neu verhandelt werden, denn es ist eine massive Lebensveränderung. Und du kannst deinen Partner ja sagen, dass er recht hatte und warum es für dich so schwer ist, das anzunehmen und dann überlegt ihr wie ihr es zusammen besser machen könnt. Ich wünsche dir und euch gutes Gelingen!
Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Vielen Dank, Mayte.

Ich habe mit meinem Mann gesprochen und er sagt die Reise ab. Er versteht wie zermürbend diese Krankheit für mich ist und meinen ganzen Frust darüber, dass das ganze nun schon fast 8 Monate anhält. Ich merke einfach, dass ich unbedingt selbständig sein möchte und nicht auf ihn angewiesen sein möchte. Es macht mich völlig fertig von jemanden abhängig zu sein und es kommen auch so Gedanken, wenn ihm was passieren würde, müsste ich auch alles selber schaffen. Nach einem traumatischen Ereignis von dem ich schon berichtet hatte, fällt es mir wahnsinnig schwer, auf andere angewiesen zu sein. Ich musste mich ich unabhängig fühlen, um mich gut zu fühlen. Jetzt mit einem Kind und krank, bin ich aber halt einfach auf Hilfe angewiesen. Es fällt mir schwer, aber ich muss mich wohl an den Gedanken gewöhnen.
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Mayte »

Wie mutig du warst! Und wie toll auch von deinem Mann!
Ja, Trauma lässt uns „Lösungen“ suchen wie - alles alleine schaffen. Aber das geht immer nur bis zu dem Punkt wo du selbst vulnerabel wirst. Und das ist dann auch keine Schwäche sondern zeigt nur: das können wir gar nicht. Sicherheit mehr in Beziehung als Autonomie zu finden, dafür kann Therapie sehr hilfreich sein.
(Ich kenne persönlich drei Single Moms by Choice- und alle kultivieren und pflegen bestätig ihr Netzwerk… )
Alles Gute wenn du es jetzt mit dem arbeiten probierst!
Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Danke, Mayte.

Auch wenn wir eine gute Lösung gefunden haben, hänge ich seit Montag Mittag Mega tief im Tief. Meine Tochter und ich haben das letzte Wochenende zwar gut gemeistert, aber es war wohl zu viel Stress für mich. Ich bin einfach so leid von dieser Erkrankung. Es fällt mir schwer, nicht wieder alles schwarz zu sehen. Ich hab das Gefühl ich kämpfe und kämpfefür Genesung und am Ende werde ich doch wieder umgehauen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich noch Kraft für diesen Kampf habe. Bei mir ist (wie meistens) einfach diese Antriebslosigkeit, Traurigkeit und diese grässliche Schwere wieder mal so präsent. Manchmal frage ich mich auch, ob die Erhöhung von Mirtazapin zu dieser Schwere beiträgt. Ich gehe heute noch einmal zu meiner Psychiaterin (bzw. einer Kollegin in ihrer Praxis, da zwei Wochen Urlaub) und bespreche noch einmal die Erhöhung vom Sertralin. Ich merke, nur in der zweiten Zyklushälfte erhöhen, möchte ich eher nicht, da ich ja durchweg gerade tief bin. Darum möchte ich das noch einmal besprechen.
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Sarash
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Bei der Vertretung wurde mir wieder komplett selbst überlassen, ob ich auf 75 mg oder sogar 100 mg gehen möchte, oder nicht.. sie meinte, man findest es eh nur durch ausprobieren raus, was hilft und was nicht. Außerdem meinte sie auch, dass erstverschlimmerung der depressiven Symptomatik nicht gewöhnlich ist, sondern eher nur Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit etc. Ich bin also immernoch nicht schlauer. Vom Gefühl warte ich glaub ich aber ersteinmal einbisschen ab.
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Marika
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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Marika »

Oh Mann... 10 Ärzte, 10 verschiedene Meinungen. Im Prinzip stimmt es: versucht man es nicht, weiß man es nicht. Mein Psychiater hat mir damals klar gesagt, dass eine Erhöhung eine vorübergehende Verschlimmerung der Depression bzw. der ZG mit sich bringen kann, aber nicht muss - neben evtl. Übelkeit usw...

Tja, leider bist du jetzt nach meinem Post auch nicht schlauer, sondern hast noch eine 11 Meinung...🙈 Weißt du schon was du tun wirst?
Liebe Grüße von
Marika

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Re: Sertralin erneute Einnahme - Erstverschlimmerung?

Beitrag von Sarash »

Ja, ich weiß .. die Kollegin war halt auch ganz anders drauf. Ich finde es einfach total schwierig, wenn mir die Entscheidung überlassen wird.. aber meine Psychiaterin meinte, ich solle mich bei ihr melden, falls was ist, während sie im Urlaub ist …

Ich habe gerade noch mit meiner psychiatrischen Pflegekraft telefoniert (ich bin ich gut aufgestellt, mit einem tollen Netzwerk an Hilfe, merke ich während ich es jetzt schreibe!) Sie meinte, ich soll noch 1-2 Tage warten und gucken, ob sich das Tief wieder fängt. Wenn nicht, ab freitag oder Samstag erhöhen, so das eventuelle Verschlimmerungen erst nächste Woche durchkommen würde, wo sie wieder im dienst ist und mich in der Zeit unterstützen kann. Sie sagte natürlich, dass sie mir keine Anweisungen bzgl der Medikamente geben kann, weil sie keine Ärztin ist, aber da wir ja das „Go“ der Ärztin haben, würde sie es so machen. Ich denke, so werde ich es auch machen. Die psychiatrische Pflegekraft meinte auch, dass die Erhöhung mich sehr wahrscheinlich langfristig stabiler machen würde, sie ist jetzt nur etwas besorgt, dass ich in der Anfangszeit suicidale Impulse dadurch kriegen würde, weil gerade die Traurigkeit noch so groß ist. Sie kennt mich ja auch mittlerweile ganz gut, deshalb werde ich ihrem Rat folgen.
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