Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Michelle
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Michelle »

Hallo, ja das habe ich. Aber er ist denke ich damit jetzt gerade zusätzlich überfordert. Kann ich aber auch verstehen in der aktuellen Situation ..

Ich war heute Morgen bei meiner Psychiaterin , die hat spontan einen Termin frei gehabt durch eine absage.
Es war ein tolles Gespräch mit ihr und sie sagt sie würde an der Dosis des sertralins nichts tun. Einfach weil man ja weiß, woher diese Schwankung aktuell kommt und es zuzuordnen ist. Was sie mir verschieben hat als Bedarf ist Promethazin. Das kann ich gut nehmen. Ich habe heute Nacht auch schon viel besser geschlafen ..

Ich hoffe es wird bald wieder :(((
Merle89
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Merle89 »

Ach klasse schön das sie gleich einen Termin frei hatte! Das klingt nach einer guten Ärztin, die sich alles gewissenhaft anhört und nicht sofort nur Medikamente als Lösung sieht :)
Ich drück dir die Daumen das es diesmal zwar ein heftiges aber dafür nur ein kurzes Tief ist!
VG Merle
Margarita_1989!
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Margarita_1989! »

Es wird bestimmt alles gut! Diese Angst, dass alles von vorn beginnt, kann ich gut nachvollziehen, nachdem man diese hundelende Zeit durchgemacht hat, aber du hast es schon mal geschafft und auch jetzt wird es wieder vorbei gehen. Ich drücke dich!
Michelle
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Michelle »

Gute Morgen ☀️
Also nachts schlafe ich total gut. Aber kaum wache ich auf geht das Gedanken Karussell los.

Dann kommt die Angst dass es nie mehr aufhört..
Warum denkt mein Gehirn bloß so ..
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Marika
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Marika »

Weil dein Gehirn bzw. dein System immer noch im Alarm Modus ist. Mit ein, zwei guten Nächten und Schlaf ist es noch nicht getan. Du musst da aktiv jetzt Entlastung reinbringen. Das System wurde ja auch nicht über Nacht so belastet, sondern über längere Zeit. Genau so braucht es jetzt Zeit um wieder runter zu fahren. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Michelle
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Michelle »

Guten Abend ihr Lieben,

Ich habe heute tatsächlich etwas Promethazin genommen und diese schweren Gedanken sind weniger. Anspannung natürlich immer noch extrem. Aber so ist es doch etwas entspannter ..

Könnt ihr mir Mut zusprechen dass diese Symptome wirklich wieder verschwinden ? Ich denke immer: diesmal ist mein Kopf bestimmt so kaput, dass es nicht mehr wieder gut wird :(((
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Marika
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Marika »

Ich glaube auf jeden Fall, dass du wieder ganz ohne Symptome sein wirst. Aber ich denke auch, dass du dafür an deiner Lifestyle Balance arbeiten musst. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Nic
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Nic »

Liebe Michelle, wenn ich Deinen Beitrag lese, werde ich schon unruhig. Du hast einfach viel zu viel Stress zur Zeit. Warum müsst ihr unbedingt im neuen Heim Weihnachten feiern? Das würde doch nächstes Jahr auch noch reichen.
Es hört wieder auf. Versuch Deinen Stress zu reduzieren. Alles Liebe
Michelle
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Michelle »

Guten Morgen,

Auch diese Nacht habe ich prima geschlafen. Und ich muss zugeben, dass es mir eeeetwas besser geht. Wenn auch nur etwas, aber das Promethazin gestern war eine gute Entscheidung , da es mein Nervensystem beruhigt hat und ich abends somit ruhiger war. Ich möchte das ungern so laut aussprechen, weil es jede Sekunde schwanken kann und bestimmt auch wird . Wäre ja auch zu schön .. Aber ich versuche das positiv zu sehen , dass es nicht mehr so schlimm ist wie vor 4 Tagen.

Diese emotionale Taubheit macht mir mitunter am meisten zu schaffen. Und diese Abspaltung/ depersonalisation ; das Gefühl, man weiß nicht mehr wer man ist oder nur Zuschauer des Ganzen zu sein. Dabei war das schon mal um eiiiiniges schlimmer .


Ich hoffe es wird immer besser, ich bin zwecks des Hausumbaus sehr zurück getreten und sehe das jetzt alles viel entspannter. Es muss nicht alles sofort fertig sein und auch an Weihnachten bringen unsere Eltern essen mit .

Liebe Grüße ihr Lieben
alibo79
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von alibo79 »

Marika hat geschrieben: 25:11:2025 9:10 Liebe Michelle!

Der Körper reagiert auf das, was man ihm gibt, oder nicht gibt. So sehe ich das. Verlangst du ständig Hochleistung von ihm ohne Pausen, wird er eines Tages die Notbremse ziehen und dir zeigen: so nicht! Das ist jetzt der Fall. Warum bist du da böse auf ihn? Er reagiert auf Überforderung, jeder Körper würde das früher oder später tun, es ist eine biologische Überlebensstrategie des Menschen. Du hast dich maßlos überfordert und er reagiert jetzt... du solltest ihm eigentlich dankbar sein. Denn wenn man so durchs Leben rennt mit so vielen Stresssituationen kann es nur so enden wie es jetzt ist. Und alleine bist damit überhaupt nicht, Burnout und Co sind an der Tagesordnung in unserer Gesellschaft, die Einnahme von Medikamenten sehr weit verbreitet, nur die wenigsten reden darüber. Und das ist wahrscheinlich der Fehler: immer schön weiter machen und bis zur völligen Erschöpfung weiter strampeln im Hamster Rad. Da muss es nicht verwundern, wenn der Körper die Bremse zieht.

Liebes, ich kann dich gut verstehen, aber du musst erkennen: es geht um ein Ändern des Lifestyles, man muss lernen nicht nur zu nehmen und Hochleistung vom Körper zu verlangen, sondern ihm was zurück zu geben. Nämlich Pausen, Erholung, Zeit sich zu regenerieren, Entspannung, Entschleunigung. Sonst wird es immer wieder kippen. Das ist auch eine Grundvoraussetzung um weiter zu reduzieren. Mir hat dabei Yoga geholfen. Nicht nur die Übungen, sondern auch das was die Trainerin über das Leben so erzählt hat. Da ging es auch um das, was ich gerade geschrieben habe.

Du darfst mir glauben, dass es mir sehr ähnlich ging wie dir und ich auch lernen musste, meinem Körper zu GEBEN, auf ihn zu hören, die Zeichen dass es zuviel wird frühzeitig zu erkennen, nein zu sagen, meine Bedürfnisse zu sehen und sie einzufordern. Das ist nicht einfach man rutscht immer mal wieder in alte Verhaltensmuster.

Ein erster Schritt könnte sein, dass du dir jeden Tag mindestens 1x 15 min nur für dich nimmst. Setz dich hin, trink einen Kaffee - ohne Handy, nur du und der Kaffee und schau in die Wolken... lass die Gedanken ziehen... Es klingt einfach, aber ist es am Anfang gar nicht. Es kann sein, dass man extrem unruhig wird und es kaum aushält nichts zu tun. Aber das ist genau die Übung. Oder Atemübungen sind auch sehr hilfreich, Yoga usw. Ich kann dir das alles wirklich nur sehr ans Herz legen. Und: geh liebvoll mit deinem Körper um, er hat nichts falsches getan, du warst es, die ihn überfordert hat. Denn nur ein gesunder und entspannter Körper ist auch bereit für eine Reduktion des ADs.❤️
Hallo in die Runde
Ich nehme noch mal diese Nachricht von Marika, da sie so viel gut beschreibt und auch eine gute Erinnerung ist immer gut für sich zu sorgen. Ich falle auch immer mal wieder in diese verhaltensmuster und mute mir mehr zu als für meinen Körper gut ist. Mein Kopf möchte dann und hat auch in dem Moment viel Freude daran aktiv zu sein sich normal zu fühlen und dann Dinge in Angriff zu nehmen, die im Nachhinein dann doch ein wenig zu viel waren. Ich versuche seit vielen Jahren tatsächlich diese Balance immer besser zu lernen. Es ist aber manchmal einfach wahnsinnig schwierig. Gerade als Mutter und wenn man dann auch noch berufstätig ist.
Ich sehe das ein bisschen als Vergleich mit meiner jahrelangen Essstörung mit der ich gelebt habe. Auch da habe ich so viele Jahre gegen meinen Körper angekämpft und immer wieder Extreme Dinge zugemutet, nur um einem ideal zu entsprechen, was in meinem Kopf war. Jetzt wo ich die Essstörung sehr gut überwunden habe merke ich und sehe ich was ich mir früher alles zugemutet habe und kann es eigentlich gar nicht mehr verstehen wie ich meinen Körper so schlecht behandeln konnte. Mit der Depression ist es ja ähnlich. Sie zeigt einen immer wieder. Wo Grenzen sind wo der Körper gepflegt werden muss und die Seele natürlich auch. Und man muss nur hinhören. Und natürlich ist es auch bei mir, so dass es mir manchmal nicht passt, wenn mein Körper mir Grenzen setzt und ich dann sauer bin und denke , ich möchte aber dieses und jenes erledigen. und da heißt es dann wieder hinzuhören. Und versuchen die Balance zu finden.
Manchmal ist das einfach echt schwer. Marika erzähl mal bei dir. Hat das bei dir lange gedauert diese Balance zu finden und bestimmt ist es auch heute doch noch so, dass du manchmal es nicht immer gut hinbekommst?
Was bei mir mit rein spielt ist glaube ich wiederum mein Perfektionismus und meine sehr starke reflektierung meiner Gefühle und Gedanken. Dass ich selbst beim Balance halten versuche immer alles richtig zu machen um keine negativen Gefühle fühlen zu müssen. Ich glaube ich darf auch in diesem Punkt nachsichtiger werden und mir zugestehen nicht immer alles perfekt machen zu können und auch negative Gefühle zu akzeptieren, was mir noch sehr schwer fällt.

Michelle, das wird bei dir wieder gut werden, das promethazin unterstützt dich um zur Ruhe zu kommen und du merkst ja selbst schon eine kleine Verbesserung.
Nimm dich aktuell aus deiner Verantwortung beim Haus ein wenig zurück und dann sieht es nächste Woche schon wieder besser aus, da bin ich mir sicher.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Marika »

Hallo miteinander!

Sehr gerne teile ich mit euch meine Erfahrungen. Eines gleich vorweg liebe Alibo: ich tappe nach wie vor auch noch ab und an in diese Falle der Überforderung, aber es wird immer seltener und ich merke es immer früher. Somit ist die Antwort auf die Frage, wie lange es bei mir gedauert hat, auch schon klar: ich bin immer noch auf dem Weg... und werde es wohl immer ein Stück weit bleiben :wink:

Bis ich erstmals begriffen habe, dass ich an dieser Balance arbeiten muss, hat es aber 3 Jahre gedauert. Das weiß ich noch sehr genau, davor hat man mir das zwar in der Therapie nahegelegt, aber ernst genommen habe ich es nicht. Erst danach kam das mehr und mehr ins rollen, auch durch viele verschiedene Gespräche unter Frauen allgemein. Da hat es mir dann gedämmert, dass wir Frauen da generell oft benachteiligt sind und ich im speziellen noch mehr auf mich achten muss wegen meiner Hochsensibilität. Genau wie du sagst Alibo ist es mir speziell in den Jahren als mein Sohn noch klein war und ich wieder Teilzeit gearbeitet habe, schwer gefallen da einen Ausgleich zu finden. Mein Glück ist mein Mann - genau wie deiner Alibo, haut den so gut wie nichts aus den Socken. :wink: Und er kennt mich unglaublich gut, womit er oft schon vor mir erkannt hat, wenn etwas zu viel war oder wurde. Ich selber habe oft bewusst nicht hingeschaut, weil es mich auch so sehr genervt hat, dass ich nicht so belastbar wie andere bin. Ich wollte so sein wie die anderen und dann mit der Brechstange durch... das Ergebnis war nie gut. In all den Jahren - und nicht zuletzt auch durch den Austausch hier - ist mir klar geworden: ich muss auf mich achten, tue ich es nicht sagt mir auch niemand danke, schon gar nicht mein System. So wurde innerhalb der vergangenen Jahre mein Gespür für mich selber - was geht und was nicht - immer besser. Auch weil ich mich getraut habe "nein" zu sagen... meinem Mann, meinem Umfeld. Und ich habe gelernt die Überraschung oder das Erstaunen auszuhalten. Ich habe mich getraut "Ich zu sein" - ganz ehrlich und authentisch. Und erstaunlicher Weise wurde das sehr gut aufgenommen. Viel, viel besser als ich immer gedacht habe. Sehr geholfen hat mir dabei wirklich mein Mann, das muss ich ehrlich sagen.

Ich glaube auch, wenn man noch kleinere Kinder hat, ist es einfach viel schwieriger. Seit Noah aus der Schule raus war, fing es wirklich an extrem leichter zu werden. Dazu habe ich das große Glück in der Firma meines Mannes zu arbeiten - ganz ohne Druck - ich kann es mir selber einteilen. Die 13 Jahre im Handel davor mit kleinem Kind waren extrem anstrengend, aber ich wollte es unbedingt so. Ich wollte meinen eigenen Job haben. Auch so ein "ich muss mir was beweisen" Ding... Ich habe also über all die Jahre hinweg immer mehr zu mir gefunden und mich getraut, mich meinem Umfeld so zu zeigen wie ich bin: sensibel, introvertiert, begrenzt belastbar... aber dafür auch empathisch, hilfsbereit, liebevoll. So jedenfalls beschreibt mich mein Mann... :wink:

Gerade letztes Jahr an Weihnachten hatte ich es mir wieder mal beweisen wollen: 4 Tage volles Haus, ständig Gäste, Kochen von Früh bis Abends, meine Mama hat bei uns geschlafen da der Papa da vor kurzem gestorben war. Ich habe alles alleine gemacht, mir von niemandem helfen lassen... Geschlafen fast nicht, denn es musste ja perfekt sein. Das Ergebnis: am 3. Tag am Mittag - Schwindel, Übelkeit, Atemnot. Da habe ich erst gemerkt, was ich da wieder mal von mir wollte. So bescheuert, ich wollte wieder mal allen etwas beweisen. :roll: Heuer passiert uns das nicht mehr: Wir fahren 9 Tage über Weihnachten und Silvester in den Urlaub - in ein Wellness Hotel. 4 Tage mit meiner Mama, unserem Sohn und dessen Freundin, dann 5 Tage nur noch mein Mann und ich. Ich freue mich extrem, einfach nichts tun und fallen lassen. War die Idee meines Mannes... dafür liebe ich ihn. 8) Wir gönnen uns mehrmals im Jahr kleine Auszeiten zu zweit, jetzt haben wir die Zeit, da unser Sohn aus dem Haus ist. Also das älter werden hat tatsächlich auch Vorteile. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von alibo79 »

Liebe Marika
Danke für deine Nachricht. Du bist immer ein großes Vorbild für mich und ich möchte da auch gerne hinkommen dass ich sagen kann wie bei dir ich habe eine sehr gute Balance gefunden. Es beruhigt mich ungemein, dass auch du immer wieder mal ins Straucheln kommst und trotz jahrelangem übung , zwischendurch mal einen Bremser abbekommst. Vielleicht muss das auch so sein, damit wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie wichtig Wir sind, wie wichtig unsere Gesundheit ist.
Ich glaube, dass die Konstellationen bei uns sehr ähnlich sind. Mit unseren Männern, die die ruhenden Pole sind und uns Erden und wir selbst als sehr sensible Menschen ganz schnell den Boden unter den füßen verlieren, wenn wir zu vielen reizen ausgesetzt sind. Mir ging es da auch ähnlich wie dir und es geht mir auch immer noch so dass es mir schwer fällt Mir einzugestehen, dass ich nicht mehr so belastbar bin, wie früher bzw. Vielleicht auch nie super belastbar war, obwohl ich eigentlich schon sagen kann, dass ich früher extrem viel Stress ausgesetzt war. Aber wahrscheinlich konnte ich es da immer wieder kompensieren bzw. Ich habe es ignoriert wie du und dann kam irgendwann der große Knall.
Wenn ich mich nicht so belastbar fühle und mich dann schnell mit anderen auch vergleiche, dann kommt bei mir gerne mal dieses Gefühl der minderwertigkeit , der wertlosigkeit durch, obwohl das ja gar nicht so ist. Aber trotzdem habe ich diese Gefühle und dadurch mache ich unter Umständen dann doch wieder mehr als für mich Eigentlich gut wäre.
Meine Kinder sind auf dem Wege zum Erwachsenen werden. Mit 11 und 13 Jahren brauchen sie aber doch noch Unterstützung von mir als Mutter und gerade unsere jüngere Tochter braucht viel Hilfe in der Schule und tut sich da manchmal sehr sehr schwer. Das zerrt natürlich an den Kräften und wenn man dann auch noch berufstätig ist, lastet da eine große bürde auf meine Schultern. Ich merke aber schon durch die selbstständigkeit der Kinder, dass ich wieder mehr freiräume bekomme. Nicht unbedingt mehr freie Zeit, da die Schule und das privatleben der Kinder natürlich Zeit fordert. Aber ich bin unabhängiger und muss nicht mehr vorher regeln, wenn ich arbeiten bin, wo die Kinder dann bleiben, weil sie einfach auch inzwischen alleine zu Hause bleiben können oder sich mit Freunden verabreden. Ich kann mir vorstellen, dass es in ein paar Jahren noch mal einen deutlichen Ruck gibt und ich weniger Verantwortung für die Kinder übernehmen muss Als jetzt und das dann auch ein großes durchatmen kommt Wenn die schulzeit abgeschlossen ist und wie bei deinem Sohn die Kinder ihren eigenen Weg dann gehen.
Ich finde es aber sehr ehrlich von dir. Wie du es beschreibst, dass du auch erst lernen musstest deinen jetzigen Zustand zu akzeptieren. Und dem auch Raum zu geben. Zustand, hört sich doof an. Denn weil ist ja kein Zustand, sondern man ist ja ein Mensch. Und wir haben alle unsere würde und müssen uns nicht für unsere eigenen Eigenschaften schämen.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
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Marika
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Marika »

Liebe Alibo!

Genau diese Gefühle: Minderwertigkeit und Wertlosigkeit waren es auch bei mir, die von Kindheit her so in mir waren. Das Gefühl "anders" zu sein wie die anderen und eben daher "minderwertig und wertlos" ... Seit ich denken kann, ist das in mir verankert. Wobei ich das nicht von meinen Eltern vermittelt bekommen habe, sondern vom äußeren Umfeld. Ich hatte nur wenig Selbstvertrauen.

Wir reflektieren uns stark, das ist eine unglaubliche Stärke. Ich mache das auch, somit hinterfragen wir uns, streben nach "Besser werden" was vielleicht zu unserem Perfektionismus führt. Und dann beginnen wir wie wild uns in besagtem Hamster Rad abzustrampeln, um ein Ideal zu erreichen, das es gar nicht gibt, wir aber glauben erreichen zu müssen um "Minderwertigkeit und Wertlosigkeit" auszugleichen.

Ich glaube wir sind hier alle zwar Betroffene, aber auch Vorbild füreinander, jede einzelne von uns. Weil jede ihren individuellen Weg geht. Du bist für mich ein Vorbild, weil du soviel medizinisches Wissen hast und das so toll rüber bringst. 🥰

Ich kann dich gut verstehen, deine Kinder sind in einem Alter, wo zwar vieles schon leichter ist, aber es dann doch wieder andere Herausforderungen gibt. Mein Sohn hatte in dem Alter mit massiver Schul Angst zu kämpfen, das war eine ganz schwere Phase für uns alle. Aber ich kann dir bestätigen: es wird ganz sicher mit den Jahren immer mehr Erleichterungen geben.

Und ja, ich glaube wirklich unsere Konstellation mit unseren Männern ist sehr ähnlich... die Felsen in der Brandung...😅 hab ich mir schon oft beim Lesen gedacht! 😍
Liebe Grüße von
Marika

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Michelle
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Michelle »

Hallo ihr lieben,

Da muss ich euch zu 100% zustimmen, wir alle haben so so viel gemeinsam. Das Streben nach "perfekt „ sein oder alles machen, was ja sehr gar nicht möglich ist .
Das stresst das System auch ungemein. Und dann gelingt es denke ich einem leichter, über seine Grenzen zu gehen…

Dennoch bin ich unglaublich froh hier immer reinschreiben zu können. Auch wenn ich anfangs dachte, es ist nach ein paar Monaten getan und ich bin so wie früher mit null Wehwehchen. Quasi nie wieder mit Themen zu tun haben. Habe mich also selbst belogen sozusagen 😀. Das musste ich mir auch erst mal bewusst machen.

Mir ging es gestern Abend viel besser ! Heute Morgen wieder leichte Unruhe und vermehrt Stress Symptome . Jetzt habe ich wieder etwas Promethazin genommen und werde heute etwas auf der Baustelle unterstützen . Meint ihr es ist ok da Promethazin als Stütze zu nehmen ? In zwei Wochen ist Umzug, da wird’s denke ich auch nicht gerade erholsam für meinen Körper.. Aber dafür hätte ich es dann..

Was meint ihr ? Liebe Grüße
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Re: Angst, dass es wieder von vorn beginnt …

Beitrag von Marika »

Es ist aus meiner Sicht eine Gratwanderung. Man muss halt meiner Meinung nach aufpassen, das Promethazin nicht zu verwenden, um zu funktionieren. Langfristig muss das Ziel eine gute Balance sein, auch in Stresszeiten wie jetzt.

Wenn du heute unterstützt, sollten dazwischen Pausen sein danach am Abend Entspannung. Denn du merkst anhand deiner Symptome, dass die Ursache noch da ist, das Prometazin aber im Moment das ganze etwas abfedert. Denk bitte daran: die Lösung muss in deinem Leben passieren, Promethazin alleine wird es nicht richten können. ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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