Serotoninmangel

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Gestern war ich bei meinem Neurologen..er hat wieder gelacht, als ich ihm so alles erzählte...er findet es gut und unterstüzt mich bei meinen Versuchen...das ist schönnnnnnn...

Ich habe ihn wegen den Schwankungen gefragt, die einige von euch haben, die Medis nehmen..er antwortete mir..das sollte nicht sein, da solche Medikamente dafür sind..um solche Schwankungen zu bekämpfen er sagte auch noch, dass er nicht weiß, warum dass bei diesen Frauen so ist...Ich finde es auch merkwürdig...

Ich würde echt bei den Herstellern der Medis anrufen und fragen...die haben Studien geführt, sodass die Medikamente in D zugelassen werden..die kennen sich mit allen Symptomen aus...
Ich habe mich z.B. wegen "Utrogest" informiert und die Ärzte dort haben mich sehr gut beraten...es ist doch gut, wenn man mit den richtigen Leuten darüber spricht...
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen zusammen!

Wegen den Schwankungen Carlotta und Blanca - was haltet ihr davon:

Angenommen, die Depri wird von mehreren Faktoren ausgelöst - was ja meist der Fall ist - also zum einen ein Ungleichgewicht der Botenstoffe (Serotonin usw.) äußere Faktoren (Stress, Umstellung auf "Mama" Partnerprobleme usw.) und evlt. eine ehrbliche Komponente... dann kann das AD ja eigentlich nur EINEN Auslöser "beheben" - nämlich die Botenstoffe. Soweit - sogut, aber was ist mit den anderen beiden? Die ehrbliche kann leider keine Pille heilen und die äußeren Faktoren können nur WIR SELBER - etwa in einer Therapie - bewältigen.

Es haben ja auch gesunde Menschen gute und schlechte Tage und bei denen ist der Hirnstoffwechsel o.k. Jeder Mensch unterliegt Hormonschwankungen, evtl. reagieren wir darauf einfach sensibler und empfindlicher weil wir einfach angeschlagen sind - ähnlich vielleicht, wie wenn man Schmerzen an OP-Narben hat, die schon lange verheilt sind. Diese Stelle ist einfach "geschwächt" und daher anfälliger.

Ich denke, dass viele von uns hier eine ehrbliche Schwachstelle haben und das macht uns einfach viel verletzlicher und angreifbarer. Dann gibt es bei vielen sicher - ein in der Kindheit erlerntes - Verhaltensmuster, das wir übernommen haben. Das wieder loszuwerden dauert mind. so lange wie es dauerte, es zu "erlernen". Da kann uns kein AD helfen, dass müssen wir in einer Therapie und aktiv im Alltag immer wieder neu und weiter lernen und unser Gehirn neu programmieren. Das dauert und es kommt leider auch zu Rückschlägen. Wie wenn ein Kind laufen lernt.. es kann aufeinmal selber gehen, nach vielem üben. Aber trotzdem fällt es noch sehr oft und lange Zeit immer wieder hin, sogar wenn es erwachsen ist. Aber diese "Stürtze" werden immer weniger, doch wenn man nicht aufpasst....

So was sagt ihr zum Ergebniss meiner Erleuchtung von dieser Nacht? :wink: Werde morgen auch meinen Doc nachmal fragen, aber er hat mir schon mal gesagt, dass ich z.B. mein Nervenkostüm schützen muss vor Stress usw. - sonst bin ich einfach anfälliger für Depressive "Stürtze"!

Laßt mal hören, wie ihr das seht!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
steffi l.

Beitrag von steffi l. »

Also ich finde Deine Erleuchtugn wirklich gut! Und ich teil sie auch, so stelle ich mir das auch vor. In dem Moment wo von außen was kommt, sinkt das Serotnin wieder, egal ob man ein AD nimmt oder nicht.

Ich hatte z.B. vor kurzem eine ziemlich heftige Auseinandersetzung innerhalb der Familie. Das hat mich wirklich sehr belastet und ich hab deshalb sogar einen Tag nichts essen können (und das heisst bei mir was, wo ich doch immer einen gesegneten Appetit habe, dank AD). In der darauffolgenden Nacht hatte ich einen wirklich heftigen Alptraum, über Geister usw., wie das im Traum so ist, es kommt einem alles total real vor, war ganz schrecklich. Ich bin dann wach geworden, noch bevor ich meine Augen offen hatte hab ich gebetet, dass mein Mann noch neben mir liegt, so eine Panik hatte ich! Aber er war schon weg und ich hatte so eine Angst, dass ich eine PA vom feinsten hatte... :shock: Zum Glück hat sich das dann im Laufe des Tages gelegt (das ist das gute an Träumen, dass man sie schnell wieder vergisst), aber trotzdem ist was übrig geblieben, so eine Restangst... Und das alles nur, weil man durch den Stress bzw. Streit wieder ganz 'oben' mit dem Angstpegel ist.
Bei mir hängt viel mit dem Adrenalin zusammen, je öfter das nach oben schnellt, desto angstanfälliger bin ich wieder. :(

Vielleicht ist es bei Dir ähnlich, hattest Du in letzter zeit irgendwelche Belastungen, Streit oder so?

VLG,
Steffi
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo,
ja, da wird was dran sein, liebe Marika. Auch ich werde heute noch mal meinen Thera danach befragen (habe heute abend eine "Telefonkonferenz"). Ich merke ja auch ganz deutlich die Zusammenhänge: also Stress, dann kommen die blöden Gedanken, von wegen, ich bin doch krank, dann meine erbliche Variante durch meine Mutter (die mir gestern wieder was von ihrer eigenen Panik erzählt hat) und schon bin ich wieder "oben", und stecke immer weniger Sachen gut weg. Im Urlaub z.B., wo ich "nur die Kids" und keine Arbeit hatte, Frank abends auch nicht wegkonnte (wovor ich ja manchmal immer noch Angst habe), da ging es mir gut. Deine Erklärung würde auch dafür sprechen, warum Frauen, die nur AD nehmen (und es nicht hormonell, endogen etc bedingt ist), oft noch mehr als wir auf der Stelle treten, bzw. es nach Absetzen des AD dann vermehrt zu Tiefs kommen kann, weil halt die anderen Auslöser wie Stress, Ängste etc nicht richtig bearbeitet wurden. Tja, interessantes Thema, gell? Fest steht, dass wir es in der Hand haben, also unsere Gedanken schon in die eine oder andere Richtung "denken" können, aber das dauert eben, weil die Verhaltensmuster eben so eingebrannt sind. Ich tue mir zb schwer, Vertrauen mal eben so zu lernen, weil ich nie welches hatte. Aber ich kann und will mich jetzt nicht hinsetzen, auf meine Eltern schimpfen und leiden. Ich weiss, dass es solche und solche Tage gibt (auch bei den Nicht-Schissern), und das "learning by doing" wohl die größten Erfolge erzielt. Also, ich lasse kein Serotonin bestimmen, sondern mache meinen Thera-Weg weiter und versuche, das im Alltag umzusetzen, mal besser, mal schlechter. Puh, viel geworden. LG Carlotta
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi!

Und die Frauen im 2. Weltkrieg.??!! die jeden Tag ums Überleben kämpfen mussten? Hatten sie auch solche Gefühle? Die waren froh, wenn sie einfach zum essen hatten und ihre Kinder ernähren konnten..Bitter kalt war es auch...also sie waren alleine, hatten Hunger, ihnen war es kalt und ob sie überleben würden, war auch nicht sicher...Bomben fielen später als Deutschland bombardiert wurde...Angst hatten sie, aber Depressionen??bekamen sie Panikatacken, wie viele Frauen heutzutage???

Das frage ich mich seit langem..sind wir so empfindlich? nein ich denke nicht, eine Sache ist klar..wir sind krank...und deswegen können wir keinen Streß ab...alles ist für uns soviel...und vieles scheint uns in den traurigen Momenten, einfach sinnlos...
Jenny

Beitrag von Jenny »

Liebe Blanca, ich denke, du hast nicht ganz Unrecht. Man muss aber bedenken, dass es
1. in solchen Zeiten wie dem Weltkrieg Wichtigeres gab, als die eigene Befindlichkeit. Einem gings Schxxx, ja na und, man kämpfte halt und versuchte zu überleben. Und wenn die Nachbarin an der PPD einging und ihr Strampel gleich mit, dann war das eben Schicksal, da hat man sich nicht drum geschert auf der eigenen Jagd nach einem Stück Brot, einem Schluck Milch, ein paar Holzscheiten. PPD - den Begriff gabs doch gar net, da war man als Betroffene halt lebensuntüchtig.
2. auch wahrscheinlich ist, dass die existenzielle Bedrohung und Todesgefahr wiederum andere Neurotransmitter ausscüttet, die eine PPD gar nicht erst aufkommen lassen. Man kennt das ja, dass Menschen in akuter Notsituation quasi über sich selbst hinauswachsen, keinen Schmerz und keine Angst mehr kennen.
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hi Jenny!!!

GENAUUUUUUUUUUU, SO ist es....wenn es um überleben geht...dann verwandelt sich der Mensch in einen Tiger... :wink:

Liebe Grüße, Blanca
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