ich hatte irgendwie noch nicht den Mut und die Kraft, aufzuschreiben, warum ich ebenfalls so unter meinem schlechten Gewissen leide.
Ich bin mit meiner Tochter allein und gehe arbeiten, das heißt, sie ist den ganzen Tag im Kindergarten und wir sehen uns halt recht wenig. Manchmal, wenn sie aus dem Kiga und ich von der Arbeit komme, ist sie so müde und quengelig und ich so genervt... Letzte Woche war ein St.-Martinszug, da bin ich mit ihr mitgegangen, weil er vom Kindergarten organisiert wurde. Weil ich ihr eine Freude machen wollte, habe ich ihren Papa auch gefragt, ob er mitgeht. Das Ganze ist in einem totalen Desaster geendet, meine Tochter ist die ganze Zeit davon gerannt, ich musste ihr hinterher rennen (was mich jedes Mal total auf die Palme gehen lässt, da werde ich fuchsteufelswild...), dann hat sie mir und ihrem Papa gesagt, wir sollten sie in Ruhe lassen. Zuhause habe ich sie richtig angeschrieen und sie hat sehr geweint. Naja, wir waren alle irgendwie überfordert, ich habe es gut gemeint, aber es war wohl alles falsch, was ich mir gedacht habe. Ihr Papa und ich leben in Scheidung. Sie merkt halt wohl, dass wir kein Paar mehr sind, vielleicht macht sie das so fertig und hat sie verwirrt.
Ja, ich denke dann eben auch, ich bin eine sehr schlechte Mutter, weil ich sie angeschrieen habe, und das denken bestimmt auch alle, die mich mit ihr sehen. Sie trotzt in letzter Zeit unheimlich, das macht es ganz besonders schwer für uns beide.
Meine Vorstellungen, andere beobachteten mich und redeten hinter meinem Rücken und halten mich für eine denkbar schlechte Mutter, halte ich mittlerweile nach allem was ich hier und anderswo gelesen habe für einen Zwang. Ich habe solche Vorstellungen öfter, und erstmalig ist mir bei der Lektüre hier der Gedanke gekommen, es könne sich wirklich um eine Angststörung oder einen Zwang bei mir handeln. Mir verschafft das eine gewisse Erleichterung, da ich jetzt dem der Depression auch einordnen kann, was ich als nächstes angehen werde.
Ich habe vor ein paar Monaten nämlich meine Therapie abgebrochen, weil der Therapeut mir entweder nur mit halb geschlossenen Augen völlig desinteressiert meine Depression betreffend zugehört hat, oder er versuchte das Thema auf Sex zu lenken, was ich mir echt verbeten habe. Dann sagte er, ich solle mir doch nichts vormachen.
Mein Problem ist jetzt konkret, einen geeigneten Therapeuten (wohl eher keinen Mann mehr!) zu suchen. Außerdem bin ich dringend erholungsbedürftig, da ich eben alles alleine schmeißen muss und man sich auf meinen Noch-Mann nur sehr bedingt verlassen kann.
Mir geht es halt nicht gut mit den Gedanken, dass ich meinem Kind durch meine Ängste und Vorstellungen zu sehr schaden könnte.
Gruß