Wer tröstet Euch?

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

Moderator: Moderatoren

mici

Beitrag von mici »

Leuchti, ich glaub, was Du festgestellt hast, ist eine enorme Diskrepanz zwischen der Fürsorge, die Dir zuteil wurde als Du schwanger warst und gerade entbunden hattest und all den lausigen Jahren, die dem vorausgegangen waren, in denen sich niemand so richtig nach Dir umgedreht hat, Dich nicht mit einem fragenden Blick in den Augen angeschaut hat, um herauszulesen, wie es Dir wohl WIRKLICH geht, sondern in denen Du immer die Starke warst, die zuhören konnte, souverän im Leben stand und für andere da sein konnte. Diese Diskrepanz macht einen schaudern, man spürt plötzlich enormes Selbstmitleid und das zurecht!!!
Durch die Fürsorge während der SS und im Wochenbett ist Dir klar geworden, dass Du in dieser Hinsicht zu kurz gekommen bist in den letzten Jahren. Und das Du in dieser Hinsicht auch weiterhin zu kurz kommen wirst, wenn sich nicht etwas Entscheidendes ändert, was auch noch von Dir initiiert werden muss. Das kann einen erstmal nur erstarren lassen, weil man doch gar nicht weiß, wie und was man machen muss, damit man zu der berechtigten Fürsorge kommt, nach der man sich so sehnt und die einem auch zusteht!!!
Es haben Dir alle in diesem Thread versichert, dass es ihnen sehr änlich geht (mich eingeschlossen). Und das ist ja auch nicht verwunderlich, denn wir treffen ja auch ständig auf Menschen, die uns die Ohren volheulen, weil es ihnen schlecht geht, die uns brauchen (z.B. als Trauzeugin 8), Patentante...., weil wir doch so gut zuhören können, oder was weiß ich nicht alles....). Warum sollten wir uns so gravierend von den anderen unterscheiden? Wir sind eben genauso bedürftig, wie die anderen, nur haben wir noch keine Möglichkeit für uns entdeckt, diese Bedürftigkeit auch zu befriedigen. Woran kann das liegen? Einerseits sicherlich daran, dass, wie Omi schrieb, wir uns anderen gegenüber nicht so mitteilen mögen, es fällt uns schwer, so eine Vertrauensbasis herzustellen, auf der wir uns gut fühlen und von uns reden mögen, so dass es uns erleichtert. Andererseits aber auch daran, und das war für mich der entscheidene Punkt, dass uns die anderen Menschen nicht so helfen können, wie wir ihnen.
Um ehrlich zu sein, fühle ich mich von mir selbst noch am besten verstanden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich von anderen oftmals nicht in der Dimension und mit der Tragweite verstanden werde, wie es notwendig wäre, damit ich ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Trost und Geborgenheit entwickeln kann. Klar, ich gebe anderen die Chance dazu, ich teile mich mit, rede über meine Ängste, meine Schwächen etc. Ich spreche von früher, usw. aber auf der anderern Seite kommt mir nicht dieses Verständnis entgegen, was ich bräuchte.
So traurig es ist, aber denken können, fühlen können, MITfühlen können, wie wir es hier im Forum alle praktizieren, kann auch einsam machen... leider.
Ich empfehle folgendes Buch: Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger. Kein Kitsch, sondern ein moderner Klassiker. Danach sind keine Fragen offen - :(

Eure S.

PS.: Leuchti, ich bin u. a. auch deshalb die vier Jahre vier mal in der Woche zur Ananlyse gerannt, weil ich das Gefühl so herrlich fand, da erwartet zu werden, weil ich die Vorstellung toll fand, dass sich jemand so intensiv mit mir beschäftigt etc. Das ist normal, wenn es für diese Gefühle bisher nur viele "Leerstellen" im Leben gab. Du kannst das wieder aufholen - mit der Zeit vergeht das Bedürfnis, obwohl es sich bei mir auch gerade wieder in den Vordergrund drängt (weshalb ich auch prompt bei Therapeuten vorstellig wurde :wink:)
Was die kleine Mick in dem o. g. Buch lernt, ist, dass sie selbst es sein muss, die sich sich selbst gegenüber fürsorglich ist. Eine Alternative gibt es nicht. Nicht für Mick, jedenfalls.
Ylaina

Beitrag von Ylaina »

Und, ich muss dazu sagen, es ist schon so. Ich merke es ja gerade am eigenen Leib. Schwangere haben es gut, nicht alle, beileibe nicht, aber um mich wurde sich während der Schwangerschaft reizend gekümmert.
Von Freunden, meinem Mann, von Fremden und Arbeitskollegen, von Bekannten, von der Familie und der Schwiegerfamilie.

Aber man ist auch besonders bedüftig, nicht? Ich hatte alles, was man haben kann, was normal und 'ungefährlich' ist. Aber ich hab gelitten. :wink: An Übelkeit, Infektionen, Kreuzschmerzen und Sodbrennen ohne Ende.

Zu lesen es hört auf macht mich wachsam.
Es gibt nicht nochmal so einen Zustand. Deshalb wird das Ummichkümmern auch einmalig bleiben.
Aber es zeigte mir wieviel Fürsorge in meinem Umfeld zu finden ist. Da ist überall soviel Liebe -wenn ich so dick auftragen darf :wink: - warum sollte das einfach verschwinden? Es scheint echt mehr als genug für alle und mich zu sein.

Also, ich nehme mir vor dieses Potential möglichst auch im Normalzustand 'anzapfen' zu lernen.

Aber ich hab's echt genossen jetzt 9 Monate und genieße es noch..die letzten Tage... (hat sich nix getan, wie ihr hört :wink: :wink: ) Ist echt schön.

Das wollt ich noch kurz anmerken. Nacht ihr Mamas. :wink:
mici

Beitrag von mici »

Ach Verena, das liest sich schön! Wär auch gerade gerne wieder schwanger.... Weiß genau, was Leuchti meint.
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