Hallo Inez,
Du, dieser Bühler (oder ist es eine Frau)... beim besten Willen, ich kenn den / die nicht, würde mich aber total interessieren. Hab es hier im Katalog der Universität recherchiert, aber keinen Eintrag gefunden, leider.
Was ich inzwischen verstanden zu haben glaube, ist, dass Du das Wort "armselig" nicht in einem despektierlichen Sinne gemeint hast. Also Du wolltest eben mit der Verwendung des Wortes keineswegs betonen, dass Du nichts von Deinen Gesprächspartner hältst, nur, weil sie den Text gut fanden, richtig? Dennoch scheinen einige das so empfunden zu haben, also dass Du eben nichts von ihnen als Menschen oder Charaktere hältst, weil sie dem Text etwas abgewinnen konnten. Es ist schon komisch, wie das manchmal zustande kommen kann, obwohl man das doch gar nicht bewirken wollte.
Ich glaube, wir haben tatsächlich einen Kern des Kommunikationsproblems zu fassen.
Inez schrieb:
Wenn mir dann aber Leute sagen, dass man sich anhand dieses Textes Dinge ins Bewusstsein rufen kann, dass er PPD-Betroffenen helfen kann dann muss ich ehrlich nach wie vor sagen: wer sich mit so etwas identifizieren kann, sollte dringend einen Kurs in Selbstachtung buchen.
Du kritisierst den Text zwar vordergründig auf der reinen Sachebene und lieferst meines Erachtens auch gute Gründe dafür (denn eine Meinung von etwas ist immer so stichhaltig, wie die Gründe, die sie stützen), aber dennoch ist Deine Botschaft nicht rein sachlich gemeint, sondern Du verbindest einen Appell damit! "Tut was, hinterfragt Euren Geschmack, verschwendet Eure Zeit nicht, indem ihr Euch mit solchen Texten "zulullt", sondern schwimmt Euch aus der PPD-Suppe frei!"
Oder auch:
Wenn Ihr jetzt einwendet, dass die Frauen immer noch benachteiligt sind in vielen Bereichen, dann sage ich ganz klar: das liegt an Euch selbst und wird sich nciht ändern, indem Ihr Euch an solchen Texten hochzieht oder ständig "frau" schreibt.
Es wird sich ändern, wenn Ihr, das, das oder das tut, aber nicht, indem Ihr solche Texte lest und Euch damit gut fühlt.
Birdee dagegen schrieb:
Manchmal tut es einfach gut ,sich solche Dinge in´s Bewußtsein zu rufen
Und diesen Gegensatz gilt es, denke ich, aufzulösen. Denn während die einen solche Texte des reinen Zeitvertreibs wegen lesen, sich evtl. gut unterhalten fühlen, ihn an eine Freundin weiterleiten, sich damit gut fühlen und ihn dann wieder vergessen und sich anderen Dingen zuwenden, verbindest Du mit dem Gutfinden des Textes eine Passivität des Gemüts, ein Nicht-Weiterkommen im Leben, Stillstand und eitel Sonnenschein.
Inez schrieb:
ich habe nicht gesagt, ich finde Euch armselig, sondern dass ich es armselig finde, wenn man sich anhand solcher Texte etc. irgendetwas ins Bewusstsein rufen muss, damit man sich als Frau gewürdigt fühlt.
In den zitierten Beiträgen von Dir steckt m. E. über die reine Sachbotschaft hinaus auch der Appell an die anderen drin, etwas anders zu machen, als bisher, um (endlich) vorwärts zu kommen im Leben und im Kampf gegen die PPD oder erdrückenden Frauenbildern.
ich hab einfach nur eine andere Meinung zu dem Ding und wahrscheinlich sind hier einige Leute einfach immer persönlich beleidigt, wenn man anderer Ansicht ist.
Es ist richtig, dass Du "eine andere Meinung" zu dem Text hast, aber eben "nicht einfach nur". Sondern über die andere Meinung hinaus formulierst Du - mal indirekt, mal direkt - auch die Aufforderung, etwas anders zu machen. Und damit signalisierst Du schließlich, dass Du die anderen zwar nicht armselig, aber doch als defizitär erlebst. Das wiederum übersteigt schließlich sowohl die Sach,- als auch die Appellebene, sondern betrifft die Beziehungs- und die Selbstoffenbahrungsebene Deiner Botschaft.
Ich fasse zusammen (ich weiß, klingt etwas albern)
Habt Ihr das alle wirklich nötig? Diese Selbstbeweihräucherung? Falls ja, dann finde ich das extrem schade und etwas armselig, um ganz ehrlich zu sein.
1. Sachebene einer Botschaft, oder worüber ich informiere: "Ich finde es extrem schade und armselig, diese Form der Selbstbeweihräucherung nötig zu haben." (wertfrei)
2. Selbstoffenbahrungsebene einer Botschaft (oder was ich von mir selbst kundgebe): "Ich habe es nicht nötig, mich mit solchen Texten selbst zu beweihräuchern."
3. Appellebene einer Nachricht (oder wozu ich den anderen veranlassen will): "Konzentriert Euch auf das Wesentliche, schärft den Blick für den Gesamtzusammenhang, verschwendet Eure Zeit nicht mit so Pippifax."
4. Beziehungsebene einer Nachricht (oder was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen): "Ihr habt ja einen komischen Geschmack. In dieser Hinsicht unterscheiden uns Welten!"
Aber es liegt eben auch am Empfänger, auf welchem "Ohr" er Botschaften hört. Insofern hat jeder die "Wahl", ob ihn ein schlichter Aussagesatz wütend macht oder ihm z.B. etwas über den Sender verrät.