Lange in der Krippe

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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

ich hatte auch schon ein schlechtes Gewissen, wenn mein Sohn länger im Kindi war, als andere Kinder z.B. zum Mitagessen.

Ganz ehrlich? Seid ich mein AD wieder nehme, ist dieses schlechte Gewissen wieder weg. Anscheinend habe ich - durch wieder mehr verfügbares Serotonin in meinem Kopf - wieder die "Verdrahtung", zu dem gesunden Wissen und Zustand, das eigentlich immer da ist, nur in Zeiten wo zu wenig Botenstoff verhanden ist, nicht wirklich anzuzapfen ist. :?:

Bitte das jetzt nicht auf dich ummünzen, das ist nur meine Geschichte und mein Erleben des Ganzen. Aber da du es nochmal konkret wissen wolltest, habe ich auch ehrlich geantwort.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Liebe Leuchti,

im schönen Alpenland mahlen die Mühlen bekanntlich noch ein bisschen langsamer als bei euch und so ist es in manchen Bundesländern fast gar nicht möglich, einen Betreuungsplatz für ein Kind unter 3 zu finden. Das hat aber leider auch zur Folge, dass das in den Köpfen der Leute ist, ein Kleinkind gehört zur Mutter und nicht in die Krippe. D.h. ich kenne das Gefühl sehr gut, meinem Kind etwas anzutun, weil sie "jetzt schon" dahin geht. Ich nehme es wahr, identifiziere es und versuche, meinen Frieden damit zu machen.
Wir Mütter machen uns das Leben oft Gegenseitig so schwer im Kampf darum, das einzig wahre Rezept zu finden, wie man Kinder, Mann und Job unter einen Hut bringt, ohne immer mal wieder einen Posten zu vernachlässigen. ES GEHT EINFACH NICHT, keine Chance auf den kategorischen Imperativ in diesem Fall.
Konkret: ja, ich glaube, das ist ein Gefühl, mit dem du leben musst. Natürlich kannst du versuchen, deine Arbeitszeiten ihm anzupassen, wenn es da eine chance gibt. Aber insgesamt denk ich, schraub deine Ansprüche runter (sag grad ich :-) ) Wir wollen alle das Beste für unser Kind und hoffen, es nicht total zu verkorksen. Ein netter Spruch dazu: Man muss die Kinder gar nicht erziehen, die machen uns sowieso alles nach. Was möchtest du für deinen Sohn? Wie soll er, wenn er selbst Vater ist, der Berufstätigkeit seiner Frau bzw. dann vllt. schon seiner Eigenen gegenüber stehen?
Das überlege ich mir jetzt oft, dass ich eben gern möchte, dass es für meine Kinder normal ist, einen Job und Familie zu haben. Nicht dass es EINFACH geht, aber dass es geht.
Ich versuche mit dem schlechten Gewissen umzugehen wie mit den ZG. Ich sage, ha, da bist du wieder, du Hund, was willst du schon wieder? Dann hör ich mir an, was es mir zu sagen hat und versuche nach und nach, die Argumente zu entkräften.
Und ich verstehe, dass du Angst hast vor dem, was sich mit deiner Mutter inszenieren könnte. Aber ich denke, amoebe hat das nicht böse gemeint, sie ist nur sehr pragmatisch und dieser Weg liegt nicht jedem. Andererseits bringt sie viele Dinge auf den Punkt.

Mal eine andere Frage: warum wird es denn nie den Vätern angelastet, wenn die Kleinen lang/früh/was auch immer im Kiga sind? Wenn ich mir das überlege, wirds mir leichter, weil ich dann weiß, dass wir uns in einer Umbruchsphase befinden, was das betrifft. Wie die ersten Feministinnen, die uns den Weg geebnet haben. Meine Töchter und dein Sohn, die werden solche Probleme dann wohl auch noch, aber wenigstens gemeinsam wälzen.
Soll heißen, dein Problem liegt nicht nur in deiner Kindheit und deiner Persönlichkeitsstruktur begraben, sondern es ist ein gesamtgesellschaftliches - diesen Part können wir nur sehr zögerlich beeinflussen, und deshlab meine ich, dass das schlechte Gewissen bleiben wird.

Lg E
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen,

ja, das ist sicher der Kern des Ganzen: Man muß es "einfach" annehmen, daß es den perfekte, für alle tollen richtigen Weg nicht gibt.

An die Idee, was ist, wenn mein Kleiner selbst mal Vater ist, habe ich noch nie gedacht. Das finde ich echt hilfreich und interessant. Klar will ich, daß seine Familie es dann auch so machen kann, wie sie es wollen. Also natürlich auch mit einer arbeitenden Mutter und einem arbeitenden Vater, wenn die das möchten. Deswegen soll mein SOhn auch sehen, daß es in unserer Familie natürlich ist, daß beide arbeiten und wir alle das Beste darus machen müssen.

Ich weiß sehr wohl, daß Amoebe solche Dinge nicht böse meint und schätze ihre pragmatische Art sehr. Ich kann mit solchen direkten Antworten gut umgehen. Ich fand es aber schade, daß keinerlei Erfahrungen bezüglich des KiGas kamen. Amoebe, Du bist zweifache Mutter von anscheinend auch sehr wilden Jungs, ich hätte mich über ein paar Zeilen dazu mehr gefreut, als über einen solchen Tip, doch einfach mal zu fragen. Das kam mir natürlich schon selbst in den Sinn.

Außerdem war die Frage, ob es Dir Amoebe nicht gut geht, sehr ernst gemeint. Ich vermisse den Witz und die Spritzigkeit in Deinen Beiträgen in letzter Zeit, deswegen kam mir dieser Gedanke.

Also, Danke für Eure Antworten und grüße von Leuchtkäfer
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Leuchtkäfer,

es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst wieder melde, aber mir fehlt momentan einfach die Zeit zu vielem (nicht nur dem Forum). Ich kann deine Frage, ob es mir gut geht, tatsächlich und gerne bestätigen, geistig, aber nicht unbedingt gesundheitlich, aber natürlich auch, dass mein Humor oder Witz zur Zeit irgendwie fremdgeht und ich verzweifelt versuche ihn zurückzugewinnen. Deshalb bemerkst du zu Recht meine pragmatische, direkte Seite. Du magst es als genervt interpretieren, was ich eigentlich wirklich nicht bin, aber daheim sicher mehr geschlaucht und gestresst als früher. Es scheint sich in meinen Worten widerzuspiegeln. Ich bemühe mich um Besserung.

Entschuldige, dass meine Antwort an dich so humorlos und auch kurz ausgefallen ist und ich habe mich tatsächlich selbst etwas erschreckt, als ich sie gerade nochmals las. Verzeih mir. Sie hätte gewiss ausführlicher ausfallen können und auch ich hätte meine Erfahrungen mit dem „erstes Kind im Kiga“ oder „letztes Kind im Kiga“ einbringen können, denn die habe ich tatsächlich, zur Zeit sogar recht ausgeprägt (7 Uhr und der Erste ist unser Zweiter).

Allerdings habe ich dennoch aus deinen Beiträgen eine Antwort auf meine Frage erhalten. Ich habe eigentlich gar nicht „weiter“ gedacht, dass man nicht Angst vor der Mutter hat, sondern von den Antworten, die man nach einem Gespräch vielleicht erhält. Ich wage aber zb dennoch zu bezweifeln, dass nur weil man ein Ganztagskind selbst früher mal war, deshalb diese großen Sorgen und/oder Ängste um sein Kind hat. Es mag einen Zusammenhang geben, natürlich, aber gewiss ist er nicht bei jedem so ausgeprägt, wie vielleicht bei Müttern, die unter einer PPD oder Depressionen leiden/litten. Damit hängt meiner bescheidenen Ansicht nach vieles zusammen und nicht „nur“ mit dem inneren Kind. Die Kombination von beidem macht es so oft mühsam, während sich eben andere Eltern überhaupt keine Gedanken um so etwas machen. Wir tun es doch. Manchmal mehr als wirklich nötig. Und selbst ich schließe mich da mit ein. Es ist nicht mehr so ausgeprägt wie früher, aber Gedanken kommen immer wieder auf. Aber nicht mehr das Kopfkarussell.

Weißt du, Leuchtkäfer, du hast selbst geschrieben, dass du nicht genau weißt, ob du alles, was deine Mutter dir mitteilt, korrekt interpretierst. Sehe ich doch richtig, oder? Natürlich hat man immer Ängste ins Detail in einem Gespräch zu gehen, besonders wenn es um heikle Themen geht, aber wenn man es nicht tut, tritt man auf der Stelle und man wird vielleicht nie erfahren, wie und was was wie gemeint war. Das bedaure ich sehr. Nur weil ich eine schlechte, unnötige, belastende Antwort bereits im Vorfeld erwarte, gehe ich aber dennoch einem Gespräch nicht aus dem Weg. Ich tue das nicht, wohlgemerkt. Und gerade weil ich u.a. zu einer Ü30 Party gehen kann, grins, weil ich wilde Kinder habe (darüber müssen wir übrigens noch „verhandeln“, weil ich wilde Kinder, die das tun was ich sage sehr mag), eine Familie eben, lebe ich mein Leben, unser Leben nach bestem Wissen und Gewissen und endlich wieder mit viel Spaß und Freude. Mein Mann ist mein erster Ansprechpartner, niemand sonst.

So wie du weißt, was für dein Kind richtig ist – und ich bin mir sicher, dass du genau weißt, was du willst -, so lässt du dich durch nichts und niemanden eigentlich kleinkriegen. Genauso schätze ich dich durch deine Antworten ein. Du hast für alles eine passende Antwort, meistens eine sehr weise noch dazu. Alles ist sehr durchdacht, wohl überlegt, ich würde gar sagen, verdammt normal. Aber du wendest es auf deine Umgebung an. Manchmal hapert es aber an der Anwendung an sich selbst. Grins. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich durch meinen ungeschickten Aufruf eigentlich gesagt haben.

Und wenn wir bei Offenheit und Ehrlichkeit gerade angekommen sind, so bin ich es mal weiterhin: bitte missverstehe mich deshalb nicht wieder, Leuchti, ich bin ganz und gar nicht genervt, aber ich kann nicht verhehlen, dass ich gemerkt habe, dass mein Leben auf Erden viel zu kurz ist, um mir um vieles Gedanken zu machen. Selbst annährend wichtiges ist oft dennoch unwichtig. Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, aber mein Kopfkarussell ist dadurch erheblich entspannter geworden.

Ganz liebe Grüße von
der AmoebeMS


P.S. Du hast es geschrieben: den perfekten Weg gibt´s nicht, aber schon einen, mit dem man gut leben kann. Aber meinereiner ist nicht deinereiner. Und umgekehrt auch nicht und im Übrigen ist jeder Mensch ein Individuum. Gell? :lol:
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Mist, habe gerade viel geschrieben. Ist alles weg. Habe jetzt keine Zeit, alles zu wiederholen.

Bald mehr,
Leuchtkäfer
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen und besonders hallo an AMoebe,

ja, so wie Du das schreibst, habe ich Deine Situation im Moment eingeschätzt. Es ist ja völlig o.k., daß Du gerade wenig Zeit für alles hast, das habe ich nur irgendwie gemerkt. Schön, daß Du nicht genervt bist, das freut mich, hätte mir nämlich Leid getan.

Ich war j am Wochenende bei meiner Mutter und ein paar Dinge konnte ich tatsächlich mit ihr bereden. Es hat mir aber mal wieder gezeigt, daß sie ihre eigene PPD nach meiner Geburt noch so gar nicht verarbeitet hat und ich habe im Moment nicht die Kraft, ihr dabei zu helfen. Das muß sie schon selber irgendwie wollen.

KLar, Amoebe, ich finde es leichter "kluge Ratschläge" zu geben, asl sie selber auf mich anzuwenden. Da hast DU genau den Kern getroffen. Ich tue mein bestes, das zu ändern.
Ich versuche, mir jetzt immer zu sagen, daß ich es als Kind immer sehr genossen habe, die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Betreuers zu haben und daß mein Sohn es deswegen bestimmt auch schönfindet, mit nur einem anderen Kind, oder sogar allein mit all den Auto s im KiGa zu spielen. Dann kommt sogar noch Mama und hat auch Zeit für ihn, das ist doch ganz schön.
Es wirkt noch nicht so ganz gegen mein schlectes Gewissen, aber ich übe weiter.

So, dann noch einen schönen Abend von Leuchtkäfer
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Ich werde mich dazu wieder melden, meine Liebe. Wenn Zeit,... . :wink:

Aber: wenn dein Bub so nette Aufmerksamkeit im Kiga findet und gerne mit Autos spielt und überhaupt ein goldiger Kerl ist, was ich überhaupt nicht bezweifle, dann fühlt sich der kleine Mann offenbar pudelwohl in seiner Umgebung! Oder? Ich wünschte, es würde in jedem Kiga ohne Probleme ablaufen.

Du machst dir höchstens Gedanken, weil er einer der letzten im Kiga ist und Mami damit ein Problem hat, aber er hat sich dennoch super macht? Seltsam, findest du nicht?! Hihi. Sei net bös, aber eigentlich ist alles genauso gut wie es ist! Mami hat vielleicht ein kleines Problem, aber Kiddi noch lange nicht. Wir dürfen nicht all unsere Probleme gleich auf unsere Kinder übertragen. Im Gegenteil, wir versuchen doch alles es ihnen leichter zu machen. Im Übrigen und hier kommt mal wieder mein Humor ist Spiel, dein Bub wird keine PPD haben, es sei denn er hat ein großes Problem mit seinem Geschlecht;-))

Was deine Mum angeht, erzwinge nix, lass ihr Zeit, aber tue dies "diplomatisch". Hihi. Trickse sie aus.

Wünsche dir nichts herbei, was du vielleicht wirklich hören willst und was stimmt. Manchmal hilft dein Hintergrundwissen schon allein, aber ich freue mich, dass du nicht auf der Stelle trittst und dich mit den vielleicht nicht-wollenden-zu-hörenden-Worten auseinander setzt. Selbst "schockierendes" bringt einen manchmal weiter. Entschuldige, aber seit meine Großmutter vor Jahren verstorben ist, frage ich mich das oft, denn ich habe sie etliche Fragen nie beantworten hören können und selbst wenn es sich um ein Rezept um Klöße mit Hähnchen und Sauerkraut handelt. Ich vergesse das nie.

Bleibt etwas unausgesprochen oder nicht geklärt, berührt es nicht nur meinen Gaumen, wenn du verstehst, was ich meine.

LG AmoebeMS
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Amoebe,

ja, da ist was dran. Man weiß eben vorher nie, ob man eine Antwort in einem Gespräch nun hören will, oder nicht. Dann hört man Sachen, die einem dann wertvoll werden (wie das Rezept), ohne daß mandas erwartet hat. Wir werden sehen...

Hallo an alle,

heute früh hatte ich ein Gespräch mit den Kindergärtnerinnen (machen die sechs Wochen nach EIngewöhnung, um zu sehen, wie es läuft). Sie sagten, ihnen fällt auf, daß mein Sohn sehr vertrauenseelig allen ERwachsenen gegenüber ist. Er läßt sich problemlos in den Spätdienst zu anderen Kollegen geben, begrüßt andere Eltern freundlich und setzt sich bei denen auf den Schoß. Er würde gar nicht fremdeln. Sie fanden das etwas ungewöhnlich.

Oh man, jetzt denke ich natürlich, ich habe ihn zu oft weggegeben u.s.w.
Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, daß er weiß, wo er hingehört. Er freut sich, wenn ich ihn hole, sagt "haussseee", weil er mit nach Hause möchte und fragt viel nach seinem Papa. Wenn ich ihn z.B. bei meiner Mutter oder dem Babysitter lasse und Tschüß sage, dann sagt er ganz weinerlich "Mama, Mama" und fragt wohl auch zwischendurch nach uns, läßt aich aber ablenken.

Mein Gefühl sagt mir, wir haben das toll hinbekommen, daß er trotz meiner Krankheit ein fröhliches, offenes Kerlchen ist und vertrauensvoll andere Bindungen, als zu seinen Eltern knüpfen kann. Aber die Überreste dieser blöden PPD mit ihrer ganzen Unsicherheit lassen mich hier schon wieder heulend vor dem Computer sitzen, weil ich denke, ich kümmere mich nicht genug.

Ich brauche von Euch keine Bestätigung, daß alles o.k. so ist mit meinem Sohn, in guten Momenten werde ich das sehen können. Ich möchte von Euch aber gerne wissen, wie Euch wieder gelungen ist, auf Euer Gefühl bezüglich Eurer Kinder zu vertrauen, das fehlt mir noch.

Grüße von Leuchtkäfer
mici

Beitrag von mici »

Ich glaube, ganz wesentlich ist, dass man sich in so "unsicheren" Phasen versucht, möglichst NICHT den Ratschlägen der anderen auszusetzen! Warum hat D. das Gespräch nicht wahrgenommen? Klar, weil er arbeiten musste, trotzdem, vielleicht wäre das für die nächste Zeit sinnvoll, dass D sich anhört, was bei F "nicht stimmt", oder im Verdacht steht, nicht zu stimmen :wink: "Halt Dich fern von fiesen Leuten", hat mir meine Hebamme immer wieder gesagt und auch, wenn die Erzieherinnen keine "fiesen Leute" sind und es nur "gut" meinen, so wie ja alle eigentlich, die einem (ungefragt) Ratschläge bezüglich der Kinder erteilen, die Erzieherinnen werden immer etwas "finden", was sie "ungewöhnlich" finden, weil es nicht in ein Schema passt. Und diese Merkmale, die sie da hervorheben, die können niemals 100% mit Deinem Gefühl für Dein Kind übereinstimmen, weil es eben nur objektiv messbare Merkmale sind, die "im Prinzip" auf jedes Kind zutreffen. Aber eben nur im Prinzip, der eine fremdelt mehr, der andere wenige, L ist da auch total aufgeschlossen, hat nie richtig gefremdelt! Aber wenn mir jemand während meiner Zweifelphase auch noch gesagt hätte, es sei nicht gut, dass das Kind so wenig fremdelt, dann hätte mich das auch ins Grübeln gestürzt. Doch nicht, weil ich den Worten der anderen mehr Bedeutung beigemessen hab, als meinen Gefühlen, sondern weil durch die Worte meine grundsätzlichen Zweifel wieder neuen Aufwind bekommen haben. Ganz unabhängig davon, WAS die anderen mir gesagt haben. Die einzige Lösung sehe ich darin, dass Du versuchst, Dich fernzuhalten von gut gemeinten Ratschlägen, damit Dein Gefühl für F nicht jedesmal neu zur Disposition steht! Eine ganz einfache, schlichte Maßnahme, aber lass D. in Zukunft solche Gespräche führen. Das geht auch abends am Telefon, wenn Du beim Sport bist oder bei ner Freundin. Denn Deine Situation momentan ist doch die, dass Du eigentlich ALLES, was andere sagen, negativ bezogen auf Deinen Umgang mit F wertest. Das hat aber weniger damit zu tun, WAS Dir die Leute sagen, sondern dass Du Deinen Gefühlen eben nicht traust. Deswegen erspar Dir, wenn Du kannst, solche Herausforderungen, wie Erziehungsgespräche, das kannst Du später noch oft genug machen!
Mir hat die Erzieherin neulich gesagt, L sei so gut im Turnen und Klettern. Einen Tag später hat sie mir einen Steckbrief für L mitgegeben, auf dem ich ausfüllen sollte, wie die Geburt war, damit man evtl. Haltungsschäden etc. früh erkennt etc. Nachdem ich "Saugglocke" angekreuzt hatte, kam sie auf mich zu und meinte, man würde L anmerken, dass sie mit der Saugglocke geholt worden wäre, weil sie immer - keine Ahnung - nach links neigt, oder den linken Fuß falsch aufsetzt oder was weiß ich! Die finden immer was! Und ich blöde Kuh hab gleich bei der Ergo angerufen.... :roll: :twisted:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

kann mir vorstellen, dass dich das verunsichert. Mir gings ähnlich - aber andersrum - mein Sohn war sehr schüchtern und DAS wurde wiederrum als eher "ungewöhnlich" eingestuft. Zwar nicht vom Kindergarten aber anderen Erwachsenen um mich rum. Manchmal kommt mir vor, egal wie ein Kind ist, in unserer Zeit MUSS immer und überall eine "Auffälligkeit" gefunden werden. Es gibt nunmal solche und solche Kinder, bei uns im Kindergarten gibts auch die Kinder die auf jeden gleich zugehen und "zu vertrauensseelig" sind. Und die schüchternen, die gar nirgends hin wollen. Da hat hat nicht jede Mama eine PPD - Kinder bekommen einfach auch viel schon mit denen Genen von Geburt an mit, dann ihr Umfeld - und so "entstehen" wunderbare verschiedene Kinder und Menschen.

Wie schafft man es nun, zu sagen - so wie mein Kind ist, passt das wunderbar, und wie traut man sich auch mal anderen zu widersprechen? Ich kann dir nur sagen, dass mit der Zunahme meines Selbstvertrauens auch meinem Sohn dieses Selbstvertrauen ZUGETRAUT habe. Und so entwickelte sich dieses tiefe Gefühl - so WIE WIR BEIDE SIND IST ES WUNDERBAR. Mein Sohn ist eher klein, völlig o.k., er ist eher introvertiert - völlig in Ordnung, darf so sein. Ich lasse mir nicht mehr von all diesen überzogenen "Studien" einreden, wie das "Durchschnittskind" zu sein hat, du kennst meine Meinung dazu. Ich stehe zu meiner Meinung, stehe dazu wie man Sohn ist, was er machen will und was nicht - auch wenn andere es anders machen. Das gibt mir dieses Bauchgefühl, dass ich sehr gut weiß, was für mein Kind gut ist.

Und ganz viel in der Entwicklung kommt ja noch: Die schüchternen (mein Sohn) lernen dass sie ruhig auch aus sich raus dürfen und die vertrauensseeligen lernen, dass es manchmal gut ist, misstrauisch zu sein und sich zurück zu ziehen. Das ist die Aufgabe von uns Eltern und den Pädagogen - es ist unsere Aufgabe ihnen liebevoll diesen Weg in die Welt zu zeigen. Und nicht, bereits in frühester Kindheit "Mängel und Auffälligkeiten" zu diagnostizieren, die in Wirklichkeit keine sind, sondern sich in Lernprozessen relativieren. Für mich es es soooo normal, dass es schüchterne und aufgeschlossene Kinder gibt - beide ergänzen sich und lernen von einander und von UNS!!! Da schon gleich wieder von "auffällig" zu sprechen ist einfach total überzogen und leider ein Spiegel dieser Zeit - den Zwang alles zu vereinheitlichen wo möglichst alle gleich sein sollen unter dem Deckmantel "für alle die gleichen Voraussetzungen".... :evil: Aber ich schweife ab, sorry - aber ich werde bei dem Thema echt raaaaaasend vor Zorn!!!! :evil:

Weiß nicht, ob du mit meiner Antwort was anfangen kann. Aber ausschlaggebend war für mich MEIN EIGENES SELBSTVERTRAUEN!!! Und ich denke, wenn ich so lese was du schreibst, dass du da auf dem Weg hin bist!

Liebe Grüße von
Zuletzt geändert von Marika am 24:09:2010 10:40, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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mici

Beitrag von mici »

Übrigens, noch kurz zu der Sache mit Deiner Mutter: Ich für mich habe den Eindruck, dass sich meine Wahrnehmung dessen, was früher war zwischen meiner Mutter und mir, doch sehr gravierend von dem unterscheidet, wie meine Mutter unser Verhältnis erlebt hat. Und in der Therapie bin ich inzwischen so weit, dass ich weiß, dass es NICHT um eine Aussöhnung zwischen ihr und mir gehen kann, sondern dass ich lernen muss zu akzeptieren, dass ICH bestimmte Dinge zwischen uns nun mal als belastend wahrgenommen hab, ganz unabhängig davon, ob meine Mutter heute auch findet, dass das belastende Erfahrungen (mit ihr) gewesen sein müssen. Darum geht es überhaupt nicht, sondern ich denke es geht darum, dass man sich selbst gegenüber den Mut und die Kraft haben muss, sich einzugestehen, dass durch die eigene Mutter teilweise gravierende seelische Verletzungen entstanden sind bei einem selbst. Ich denke, dass jedes (verfrühte) Gespräch darüber dem Versuch untersteht, dass sich die Mutter möglichst von einer entschuldigenden oder veständnisvollen Seite zeigen könnte, doch dies ist gerade nicht zu erwarten, weil sich die Wahrnehmungen und Erinnerungen an früher eben so unterscheiden! Man muss schon sehr, sehr stabil sein, um sich der eigenen Mutter erneut auszusetzen und über "wunde Punkte" zu sprechen, die u.U. erneut missachtet, übergangen oder einfach nicht wahrgenommen werden! Wenn man sich mit sich selbst versöhnt hat, kann man auch auf die eigene Mutter wieder zugehen, aber vorher kann ich das nicht empfehlen, im Gegenteil, vorher rate ich ab!!!

Gruß, MICI
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Leuchtkäfer,

ich denke, dass Marika Recht hat, wenn sie sagt, dass je mehr Selbstvertrauen man selber nach einer solchen Erkrankung wieder entwickelt, sich auch das eigene – ich will mal sagen - Urteilsvermögen bezüglich der Kinder wieder einstellt bzw. man resoluter anderen gegenüber auftritt oder auch seine Meinung direkt bzw. nach (ich nenne es immer) Überschlafen darlegt. Im Grunde weiß man, was richtig ist bzw. was man möchte, aber man hält seine Ansicht dennoch hinter dem Berg. Oder: man wird seitens zb des Kindergartens auf etwas hingewiesen, was überhaupt nichts schlimmes zu bedeuten hat, aber im Kopf hinterlässt es dennoch einen faden Nachgeschmack. Vielleicht auch extremer durch die PPD?

Micis Kommentar bezüglich der Ergo, oh Mann, ich habe gelacht, denn ich habe es genauso oder ähnlich gemacht und mein Kind nach kurzem Gespräch direkt (ich könnte ja etwas versäumen) bei der Logo angemeldet. Die Wut über mich selbst, spüre ich noch heute, weil dies einfach unnötig war und innerlich habe ich das auch geahnt.

Es ist immer nicht einfach mit Anderen über sein Kind zu reden. Es hat aber auch nichts damit zu tun, dass du dein Kind erst nachmittags vom Kindergarten abholst. Es kommt tatsächlich darauf an, dass zb die Erzieherinnen etwas berichten, was man direkt als „Negativ“ bewertet. Ich habe etwas falsch gemacht, ich habe etwas versäumt, ich habe dies und jenes nicht getan, ich habe einen Fehler gemacht. Oh Gott. Das ist aber nicht immer der Fall, denn oft ist es einfach nur ein Hinweis für die Eltern, wie sich ein Kind während ihrer Abwesenheit verhält. Mehr ist es doch eigentlich nicht. Um es drastischer zu formulieren: ich denke nicht, dass man an dich herangetreten ist und sagte. „Also hören Sie mal, Frau Leuchtkäfer, Ihr Bub ist ja echt niedlich, aber er fremdelt nicht und das halten wir für stark Besorgniserregend, weil er ja mit 2 Jahren schon wissen müsste, dass man fremden Erwachsenen gegenüber aufpassen sollte und ihnen in die Eier tritt, damit sie verduften“.

Natürlich gibt es überall Extreme, aber viele schaffen wir uns leider auch selbst, nämlich durch falsche Interpretationen. Weil ein Kind dieses oder jenes nicht kann, noch nicht kann, zu offen ist, zu verschlossen ist, etc., bewerten wir dies direkt als Angriff gegenüber uns selbst. Ist nicht genau DAS das eigentliche Problem? Unsere eigene Bewertung? Wir beziehen schnell vieles auf uns. Wir freuen uns über Lob, aber Hinweise bewerten wir als Kritik.

Ich in den letzten Wochen: mein Kind kann nicht schwimmen. Mist. Ich habe etwas versäumt und andere können etwas, was er nicht kann. ABER: das ist kein Weltuntergang.

Ich empfinde es dennoch als sehr wichtig, dass man sich darüber informiert, wie sein Kind sich zb im Kiga verhält oder auch in der Schule. Ich möchte das zumindest immer wissen, bestenfalls soagr noch VOR meinen Mann. Lach. Ob er sich schlägt, zornig ist, aggressiv, etc., in dieser Richtung möchte ich nichts versäumen, denn das entspricht nicht meinen Erziehungsmethoden. Ob er aber etwas gut kann, besonders gut, oder auch eher nicht, ob er ein Einzelgänger ist, ein Besserwisser, jaaaa, auch das möchte ich wissen. Ich bewerte das aber anders als ihr.

Ihr habt es doch gesagt: man findet immer etwas an einem Kind! Es muss aber nie etwas schlimmes sein. Ist es auch eigentlich nie, denn die „bösen Buben“ haben meistens nicht die fürsorgliche Familie im Hintergrund, wie sie sich hier in diesem Forum herumtummelt. Ich glaube Marika hat dies mal geschrieben: eine Mutter, die an PPD erkrankt ist, ist im Grunde genommen die fürsorglichste Person, die sich ein Kind nur vorstellen bzw. wünschen kann.

Leuchti, ich kann dir keine wirklichen Ratschläge geben, wie du mehr Vertrauen in dein Urteilsvermögen erhälst oder deine Ansicht schneller an den Mann bzw. die Frau bringst. Ich sage zwar durchaus direkt meine Meinung, aber diese muss nicht unbedingt durchdacht sein. Ich denke auch manchmal, dass das nicht unbedingt dein Problem ist. Dich wirft hier und da nur noch die Erkrankung mal aus der Bahn. Eine Meinung hast du immer. Eine sehr genaue sogar.

LG AmoebeMS
Mamba

Beitrag von Mamba »

Hallo zusammen -

Also ich kann nur dazu sagen, dass ich meine beiden Kinder 6 und 2 Jahre, schon in der Krippe habe, seitdem sie 5 Monate sind und das auch 3 Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr. Ein schlechtes Gewissen hatte ich selten, ich H
habe zwar manchmal auch angerufen, wenn es dann doch mal kam, um zu fragen ob alles ok sei, wenn sie beim Abschied geweint haben, aber dann war immer alles gut.

Schlussendlich machen sie dort doch viel mehr Kindgerechte Sachen, als zuhause zwischen Waschmachine und Staubsauger rumzuspringen.

Allerdings ist der Spagat zwischen Job und Arbeit nicht immer einfach u d oft denke ich das eine oder andere kommt zu kurz. Für unsere Familie passt es aber so.

Ich hoffe, dass hilft dir ein wenig...

Liebe Grüße von der Svhweizer Rabenmutter ;-€

Gruß,
M.
Mamba

Beitrag von Mamba »

Hallo zusammen -

Also ich kann nur dazu sagen, dass ich meine beiden Kinder 6 und 2 Jahre, schon in der Krippe habe, seitdem sie 5 Monate sind und das auch 3 Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr. Ein schlechtes Gewissen hatte ich selten, ich H
habe zwar manchmal auch angerufen, wenn es dann doch mal kam, um zu fragen ob alles ok sei, wenn sie beim Abschied geweint haben, aber dann war immer alles gut.

Schlussendlich machen sie dort doch viel mehr Kindgerechte Sachen, als zuhause zwischen Waschmachine und Staubsauger rumzuspringen.

Allerdings ist der Spagat zwischen Job und Arbeit nicht immer einfach u d oft denke ich das eine oder andere kommt zu kurz. Für unsere Familie passt es aber so.

Ich hoffe, dass hilft dir ein wenig...

Liebe Grüße von der Svhweizer Rabenmutter ;-€

Gruß,
M.
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