Suizid wegen schwerer Wochenbettpsychose

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Annina

Beitrag von Annina »

Hallo zusammen,

Ich habe eine SM (86) die Parkinson hat und meistens im Bett liegt und bedient werden will.
Wir haben noch einen Onkel (84) der auch P. hat aber im Heim ist und auch von hinten und vorne bedient wird.
Wenn ich dann all die anderen alten Leutchen in diesem Pflegeheim sehe, wie sie um den Tisch sitzen und einer wilder und verwirrter als der andere schaut, dann könnte ich die Krise bekommen.
Unsere Doris soll von diesem komischen Gott auserwählt worden sein, um ihre Familie zu verlassen, wo sie doch soooo gebraucht wird. .... oder wie sehen denn das die Gläubigen.
Lotesse

Beitrag von Lotesse »

Hallo Annina,

mein Beileid. Dein Verlust ist immer noch sehr schmerzlich und geht Dir nahe. Es tut mir sehr leid.

Eigentlich wollte ich mich raushalten. Ich bin keine Theologin, aber gläubig. Ich kann Dir auch keine guten Antworten geben auf Deine Glaubenskriese, aber vielleicht solltest Du mal mit einem Seelsorger reden.

Wenn Du keinen kennst, dann rufst Du am besten bei der Telefonseelsorge an (0800/1110111 oder 0800/1110222), die können Dir auf jeden Fall weiterhelfen.

Wenn Du von diesem "komischen Gott" sprichst, dann kann es sein, dass Du durchaus Gefühle verletzt, nicht nur meine. Dieser komische Gott hat mir in schweren Zeiten geholfen, er ist mir zur Seite gestanden, wenn es schlimm war, und ich konnte aus meinem Glauben Kraft schöpfen. Und ich kenne einige, die durch ihren Glauben schlimme Zeiten überstanden haben.

Es ist verständlich, dass Du Schuldige suchst für Deinen schrecklichen Verlust, aber hier klagst Du den falschen an.

Alles Gute,
Lotesse
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo ihr Lieben

@Lotesse: Ich verstehe was du meinst, auch, wenn ich nicht mehr besonders gläubig bin bzw. gerade wieder anfange, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Hm, wie versuch ich das jetzt in Worte zu fassen?
Ich glaube, dass eines der Hauptprobleme ist, dass in der Kirche (nicht in jeder und auch abhängig vom Pfarrer) so oft vom "allmächtigen" Gott gesprochen wird, der damals ja auch kranke Menschen heilen konnte usw. Also stellen sich viele Menschen vor, dass er alles Elend verhindern konnte und kann.
Ich halte es für falsch, was einem da erzählt wird. Aber das ist meine Meinung.
Ich finde, jeder verzweifelte Mensch sollte die Möglichkeit haben, mit Gott zu hadern, mit dem Schicksal oder mit sonstwas.
Und das du gläubig bist und durch deinen Glauben so viel positives geschöpft hast, das freut mich sehr. Aber es gibt halt auch Menschen, die noch nicht soweit sind.

Lg
scara
Annina

Beitrag von Annina »

Hallo Lotessa,

Ich bin ja selber katholisch und war früher sehr in meinem Glauben verwurzelt aber bei diesem Unglück, da fängt man zu zweifeln an

" Religion ist Opium fürs Volk",

sagte mal ein jetzt unbeliebter Mann.

Ich bin jetzt 59 Jahre alt und habe schon einiges beobachtet und ziehe meine Rückschlüsse daraus.
Anna2010

Beitrag von Anna2010 »

So tragisch dies alles ist, so kann man sich aber sagen, dass es auch kein guter Gott wäre, würde er immer in den freien Willen eines Menschen eingreifen, denn dann wären wir bloß Marionetten dieses Gottes...sind wir aber nicht...zum Glück!!!

Natürlich ist es aber, zu hadern und auch anzuklagen, hab ich auch schon gemacht...

Ich denke es mir so, dass Gott theoretisch zwar die Möglichkeit gehabt hätte, die Frau zu schützen, irgendwie, aber er lässt dieser Welt ihren Lauf, und dazu gehört auch, dass tagtäglich sauviele Menschen vor Hunger sterben...und sich kaum einer drum kümmert....

Denn es ist unsere Aufgabe und Chance, die Sache Leben zu meistern, ich denke, wer will, auch mit Gottes Hilfe,
aber das bedeutet wohl nicht, dass er einem Entscheidungen abnimmt, oder er einem eigene Entscheidungen streitig macht...

Wir haben den freien Willen, zu leben, zu helfen , das Beste draus zu machen....
aber jeder kann auch sagen, ich kann nicht mehr....

Was mich also mehr betroffen macht, das sind die Ärzte der Klinik, die die Frau nicht aufnahmen, weil Feiertage waren???

Die Menschen müssen sich umeinander kümmern, und gerade solch eine Klinik muss hellhörig sein und aufnehmen, dieser Frau hätte es das Leben gerettet!!!

So kann man es auch sehen, und dass der Gott, so es ihn gibt, auch trauert um das junge Leben....
Lotesse

Beitrag von Lotesse »

Hallo zusammen,

natürlich zweifelt man in einer solchen Situation. Das ist doch ganz klar und verständlich. Ich bekomme als Pfarrfrau (mein Mann ist Pfarrer) einige schlimme Schicksale mit, bei denen ich mich auch frage, wo da wohl der tiefere Sinn steckt.

Aber es hilft nicht, Gott verantwortlich zu machen für Fehler, die eindeutig von Menschen begangen wurden. Die Ärzte in der Klinik, die Deine Nichte einfach nach Hause geschickt haben, die tragen einiges an Mitschuld.

Gott hat den Menschen ein Gehirn gegeben, damit sie für sich selbst denken und auch handeln können. Wir sind für uns selbst verantwortlich, unsere Entscheidungen werden respektiert. Naturkatastrophen passieren. Leider trifft sowas immer die Ärmsten der Armen, weil in Risikogebieten sonst keiner wohnen will.

Warum lässt Gott solche Dinge zu? Wie Anna schon schrieb, weil wir sonst Marionetten wären, und das will doch nun echt keiner.

Liebe Grüße,
Lotesse
Annina

Beitrag von Annina »

Hallo zusammen,

natürlich haben die Christen .... aber auch jede andere Religion immer eine Antwort parat, für jegliches Problem.
Von Marionetten will ich auf keinen Fall sprechen, sondern es ist immer die Natur, die so stark ist, dass ein Gott immer nur als Notlage herhalten muß, um die Mehrheit der Menschen im Gleichgewicht zu halten.
Ganz am Anfang der Menschheit, sahen die Menschen nur die Vielgötter um sich einiges zu erklären. So erfanden die Menschen einen Feuergott und einen Donnergott, einen Gott der Unterwelt und auch einen Gott des Wassers, sogar einen Gott der Jagd und weiß noch was.

Ich habe mal mit einer Muslima diskutiert, weil ich dachte, dass wir alle doch den gleichen Gott haben aber sie bestand darauf, dass ihr Gott er Wahre Gott sei .................. :?
Annina

Beitrag von Annina »

Nochmal hallo,

wenn meine Nichte eine komplizierte und unsympatische Person gewesen wäre, dann würde es mir viel leichter fallen, all dieses Unglück aus meinem Kopf zu verbannen

Aber meine Nichte war kein gewöhnlicher Mensch.

Es drückt mir das Herz ab, wenn ich an sie denke. Sie war so eine Liebe, so eine Nette, so eine Zugwandte, so eine Herzliche. Sie der Liebling unser Aller, ein Goldschatz, ein Herzblatt, so ein Augenstern, eine zum Drücken und Liebhaben ......., Sie war zu allem zu gebrauchen, sie war so gescheit, sie konnte Alles. Sie hat gemahlt, sie hat Sketsche bei Familenfeiern organisiert, sie hatte lauter gute Ideen. Wir haben gestaunt, wie sie alles mit links machte.
Sie wollte das dritte Kind auf alle Fälle hat sogar noch von einem vierten gesprochen. Sie hatte Kinder so gerne. Ich wollte sie in diesen Gedanken bremsen, doch sie hat es weggewischt.
Wir sind alle schon, .... bildlich gesprochen, um sie herumgestanden und haben uns bei den Händen gefaßt, damit sie uns nicht entwischt, denn sie war deutlich manisch.
Aber alles hat nicht gepasst. Die wichtigen Menschen waren alle in Urlaub. Wir hätten einen kompetenten Arzt gebraucht, der zu ihr ins Haus fährt aber Sie hatte nicht mal einen Hausarzt, weil sie so gesund war, ...... glaubte sie und glaubte wir vorher noch alle.
Weil sie eine private KV hatte, ging sie immer gleich zum Facharzt.
Ein HA hätte es gemerkt.
Dass die Telfonseelsorge auch noch in Frage käme, daran haben wir gar nicht mehr gedacht.
Tamani

Beitrag von Tamani »

Hallo Annina!

Was Euch passiert ist, tut mir unendlich leid. Das ist wirklich unsagbar traurig. Ich habe 2 Freundinnen durch Suizid verloren, eine davon hat sich wegen einer erneuten PPD nach dem 2. Kind das Leben genommen und ich habe davon erfahren, als ich hochschwanger war. Sie war wie Deine Nichte ein herzensguter und lebenslustiger Mensch, der überall, wo er hinkam, Freude verbreitete. Deshalb hatte ich schon in der Schwangerschaft wegen früherer Depressionen eine riesige Angst davor, daß ich auch eine PPD bekommen könnte, aber schließlich kam es ja dann ganz anders als gedacht...

Mein Glaube hat mich durch die schweren Zeiten meines Lebens hindurchgetragen und ich bin überzeugt davon, daß ich ohne Gott nicht mehr leben würde.
Ich wünsche Dir, daß Du Deinen Glauben wiederfindest und daraus Trost schöpfen kannst. Gott liebt uns und ist über das Elend in der Welt sicherlich noch viel trauriger, als wir uns vorstellen können.

Liebe Grüße,
Tamani
vergissmeinnicht

Beitrag von vergissmeinnicht »

Hallo Annina!

verzeih wenn die Frage indiskret ist aber mich würde mal interessieren wie es dem hinterbliebenen Mann heute geht.
Wie geht es den 2 hinterbliebenen Kindern?
Haben sie den Verlust einigermassen verarbeitetß
Vermutlich blöde Frage wenn man seine Mutter verliert und das auch noch so früh...
Der Mann musste alles neu organisieren, verlor auf einen Schlag Frau und Baby...ich würde vermutlich Amoklaufen...
Nehmen Mann und Kinder Therapie, haben sie hilfe?

Ganz liebe Grüße
cansey

Beitrag von cansey »

Hallo Zusammen und hallo Annina,

dass was ihr erleben musstet. tut mir wirklich sehr Leid. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich war einfach nur geschockt...
Auf jeden Fall möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen und wünsche euch allen viel Kraft.

Also ich muss das jetzt unbedingt loswerden, ich bin so schockiert darüber, was im Leben alles passiert. Das eigentlich die Schönste Sache der Welt einen Menschen zu schlimmen Taten bringt und einem das Gefühl gibt, das ganze Leben sei vorbei. Das ist für mich immer noch unbegreiflich... Wäre ich selbst nicht betroffen, dann würde ich über diese Krankheiten gar nichts wissen. Es ist sooooo unbekannt in der Gesellschaft und wahrscheinlich auch ein Tabuthema...
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Annina....


...ich bin zutiefst erschüttert über dein Schicksal.

So richtig mag ich mich gar nicht darauf einlassen....zu quälend sind solche Gedanken.

Wie furchtbar , dass sie auch das Kind mitnahm....

Es ist so grausam und ungerecht , dass deiner Nichte nicht geholfen wurde.

ich wünsche dir unendlich viel Kraft....
Annina

Beitrag von Annina »

Hallo zusammen,

wenn ich zurückdenke oder wenn wir von ihren Äußerungen, die sie noch vor dem Tode machte, rede dann kann ich sagen, es waren drei Sätze, die uns stutzig hätten machen sollen.
Sie sagte zu mir am Telefon einmal ,
dass sie nicht soooooo leben möchte ..................
Zu meinem Bruder sagte sie,
dass sie jetzt bald nicht mehr kann ...................
Auch fiel der Satz mal, dass sie den Bub nicht mehr liebt ...............

Aber wir haben nicht reagiert, weil wir sowas nicht für möglich hielten.

Weil ich mal eine homöopathische Ausbildung bei einer klassischen Heilpraktikerin machte, erinnerte ich mich nach der Tat, dass sie immer von Herzsymptomen sprach .........
Ob sie dies der HP sagte, weiß ich nicht, ........... denn ausgerechnet sie, die HP erklärte uns mal, dass bei Depression mit Herzsymptomen sehr das homöopathische Mittel Aurum metallicum angebracht sei.
Ich hätte die Globulis in meinem Fundus gehabt.
Die HP war auch in Urlaub und deswegen schrieb ich ihr einen Brief mit der Todesanzeige. Aufgrund dessen rief mich dann diese nach der Anreise zurück und ich sagte frei heraus, dass die Nichte dieses bestimmte Mittel gebraucht hätte.
Jetzt redet sie nicht mehr mit mir, weil sie selber erkannt hat, dass es gestimmt hätte. Ich darf nicht schlauer sein als sie ...................
Sie hat ihr am Anfang nur Calcium carbonicum C30 gegeben, weil dies ihr Konstitutionsmittel war und dann bekam sie nach einigen Wochen auch noch Natrium chloratum C 200. Es erfolgte davon keine Reaktion.
Der Aurum-Mensch macht still und leise Pläne für seinen Selbstmord.
So ein sensibler Mensch quält sich wegen der kleinsten Reibereien. Er quält sich mit nichtigen Dingen, die ein normaler Mensch nicht einmal zur Kenntnis nimmt. (Sie konnte die Unordnung wegen der herumliegenden Spielsachen nicht mehr ertragen, es wuchs sogar zum Problem aus).
Das ganze führt zu einer Traurigkeit und Entmutigung, zu einem Abscheu vor dem Leben und dauernden Selbstmordgedanken Diese Gedanken setzten sich nach und nach in seinem Gehirn fest und werden zur fixen Idee. Es sind nicht die pysischen Schmerzen, die zum Suizid führen, sondern es sind vielmehr die Befürchtungen, die selbsterfundenen Sorgen, die Hoffnungslosigkeit, die allein sie in den Zustand treiben,
indem sie Schluß machen will. Die Befürchtungen wegen der Zukunft -----weil sie immer dachte, was wird wenn ich das und dies und jenes nimmer machen kann.
Normalerweise denkt man bei einer Wochenbettdepression eher an Veratrum album .................. aber in diesem Fall war es anders, schon mal diese manische Phase ................

Aber es wird eh nicht mehr gut !
Harmonie2010

Beitrag von Harmonie2010 »

Liebste Annina,

dein verlust ist wirklich unbeschreiblich. mit herzlichem beileid kann man niemals die richtigen worte finden um auf das was du erlebt hast zu antworten. deine familie hat wohl das schlimmste erleben müssen, was menschen mitmachen können...
auch ich hatte nach der geburt meines sohnes vor ziemlich genau einem jahr eine wochenbettpsychose...
mittlerweile geht es mir glücklicherweise wieder so einigermassen, gut wäre übertrieben, aber es wird doch immer besser.
die psychose begann bei mir bereits im 2. drittel der schwangerschaft.
ich muss dir sagen, ich bin selbst ärztin, mein mann ist arzt und meine eltern sind beide hausärzte,...
gemerkt hat keiner von uns etwas und das über 7 monate! es bahnte sich während der schwangerschaft langsam an und ich hab mir öfter gedacht, dass mit mir wohl irgendetwas nicht zu stimmen scheint, konnte es aber vor meiner familie sehr gut verbergen... dazu muss man sagen, dass die richtig starke psychose allerdings auch erst begann, als mein sohn bereits einen monat alt war... während der schwangerschaft litt ich schon an starken zwangsgedanken, die ich selbst aber trotz medizinischer ausbildung nicht als solche interpretierte...
als ich anfang februar 2010, einen monat nach der geburt meines kindes, begann psychotisch zu werden und immerzu zu weinen, haben meine eltern mit denen ich täglich telefonierte und auch mein mann noch nichts davon gemerkt und dachten, das wäre alles die umstellung auf die neue situation... ich bin jeden tag mit dem kinderwagen durch die stadt gerannt, weil ich dachte ich werde verfolgt und jemand will mir das kind entführen, habe beim stillen alle jalousien zugezogen, weil ich vermutet habe, dass in einer nachbarwohnung den ganzen tag jemand am fenster steht und mich beobachtet, dachte mein kind ist nicht mein kind sondern irgendein ausserirdisches wesen, etc... diese gedanken waren aber alle in meinem kopf und ich habe es geschafft, abends wenn mein mann heimkam nicht darüber zu sprechen und sie zu verbergen, genauso am telefon mit meinen eltern und geschwistern...
habe immer nur geweint... irgendwann habe ich aber meiner mama am telefon davon erzählt dass ich glaube verfolgt zu werden... sie hat dann postwendend meinen vater geschickt der mich abholte und einen tag später wurde ich dann in die psychiatrie gebracht, wo mir gesagt wurde, dass ich eine schwere wochenbettpsychose wohl schon seit längerem habe und dringend stationär bleiben muss, ohne meinen sohn...
da ich das nicht wollte, habe ich starke tabletten bekommen und wurde zu hause rund um die uhr von meinen eltern betreut, danke gott dafür!!!
erst kürzlich habe ich den entlassungsbrief der psychiatrie gefunden und dort gelesen dass ich eine entlassung gegen ärztlichen rat unterschrieben habe, weil die gefahr des "erweiterten suizids" bestünde... bin erschrocken!
es folgte eine ambulante therapie, medikamente und eine zeit mit massiven zwangsgedanken und einer reaktiven depression in der ich mir oft gedacht habe, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich nicht mehr da wäre...

zum einen schreibe ich dir das, weil ich dir damit sagen möchte, dass meine ganze familie inclusive mir aus ärzten, v.a. hausärzten besteht und die ppd bzw. ppp ein zwar verbreitetes krankheitsbild ist, aber gerade auch hausärzte wenig erfahrung damit haben...
ebenfalls war ich bereits vor meiner einweisung in einer anderen psychiatrischen klinik in der meine ppp nicht erkannt wurde und ich wieder heim geschickt wurde... es war bei mir zumindest so, dass ich zwischenzeitlich wieder "klare" momente hatte, in denen ich sogar selbst glaubte gesund zu sein und dann wieder einfach nur heftige zwangsgedanken, die selbst für fachleute manchmal nur schwer von einer psychose zu unterscheiden sind, dann wieder einen realitätsverlust, der aber oft nur für kurze zeit anhielt und dann war ich augenscheinlich wieder "normal"... ich will damit die ärzte deiner nichte auf keinen fall in schutz nehmen, aber leider ist es eben auch für ärzte, die ja auch menschen sind schwer, sich in die gedanken eines patienten hineinzuversetzen... vor allem auch dann wenn der patient manisch ist... schon im studium wurde uns eingeschärft, einen psychiatrischen patienten immer direkt nach der suizidalität zu fragen,... ob man dann jedoch eine ehrliche antwort erwarten kann weiß man nicht immer...
ich habe selbst einen wichtigen menschen durch suizid verloren und vorher hätte es keiner ahnen können.
natürlich ist es aber trotzdem fahrlässig, einen patienten nicht dazubehalten nur weil weihnachtsbesetzung ist, das ist ganz klar!
meine schwester kam vor kurzem mit einer schweren manischen psychose in die psychiatrie... meine eltern hätten auch da nichts gemerkt,... und ich danke wiederum gott dafür, dass mein blick durch meine eigene damalige psychose so geschärft war, dass ich darauf drängte, sie einweisen zu lassen... es war ein segen, denn auch sie war suizidgefährdet,... sie bekam medikamente und nun ist sie zum glück wieder auf dem weg der besserung.
aber wir hatten beide wahnsinniges glück, einfach glück...
wir wurden rechtzeitig behandelt, doch leider ist das nicht bei jedem so!
deine reaktion auf das schlimme schicksal deiner nichte und ihres kindes ist verständlich... du machst dir vorwürfe, suchst einen schuldigen, in dem fall gott und spielst "was wäre wenn"- situationen durch (der hausarzt hätte es erkannt)- ich bezweifle dass er das hätte!
2008 starb ein mensch, der mir sehr wichtig war... ich habe wie du, was auch verständlich ist, mit gott gehadert...
nicht so direkt, dass ich gesagt habe "warum lässt er das zu?" sondern, ich habe mich automatisch zurückgezogen und zu beten aufgehört, obwohl ich vorher immer gebetet habe...
mittlerweile ist mir aber klar geworden, dass ich vor 2008 auch nur gebetet habe, weil ich nun mal katholisch bin und man da halt zu gott betet. den sinn dahinter habe ich nie hinterfragt...

ich war sehr, sehr krank, habe unzählige tabletten durchprobiert, bin zu einer geistheilerin gegangen und wurde immer verzweifelter, nichts hat geholfen.
dann habe ich wieder zu beten angefangen,... was soll ich sagen, ich habe antwort von gott bekommen... es sind einige wunder in meinem leben passiert, die ich nicht für möglich gehalten hätte. nein, ich bin nicht mehr psychotisch, aber gott hat tatsächlich mit mir gesprochen.
seitdem glaube ich nicht mehr nur dass es gott gibt, ich weiß es!
und es war und ist auch immernoch nicht so dass schwuppdiwupp alle meine zwangsgedanken, das morgentief, etc... weg gegangen sind. aber ich weiß, dass ich es gott zu verdanken habe, dass es mir nun wieder deutlich besser geht!
und ich habe mich doch unzählige male gefragt warum gott es zulässt dass so schreckliche dinge passieren... auch wenn es gerade für menschen wie dich wie eine zurechtgezimmerte these klingt dass gott uns nicht zu marionetten gemacht, sondern mit einem freien willen ausgestattet hat, ich sehe es genau so. und auch wenn es gott gibt, denke ich, dass ebenfalls der zufall eine sehr große rolle in unserem leben spielt und die freiheit sich selbst zu entscheiden sowohl segen als auch fluch sein kann...
ich möchte dir damit nur zeigen, dass der gott mit dem du im moment so haderst, anderen menschen, wie lotesse oder mir, geholfen hat...
doch es war ein langer prozess und ich hatte wohl glück, dass ich die möglichkeit hatte, mich aktiv an gott zu wenden und zuvor einige glückliche fügungen (oder aber gott) mich in behandlung gebracht haben, bevor es evtl. auch für mich zu spät sein hätte können.

es ist alles so furchtbar für euch alle, aber du musst vor allem auch aufhören über alle gespräche nachzudenken die du vor der tragödie mit deiner nichte geführt hast... ich weiß, man versucht sich an alle situationen zurückzuerinnern und was wohl gewesen wäre wenn man anders reagiert hätte, aber du machst dich selbst damit kaputt...

ich wünsche dir viel kraft Vero
Harmonie2010

Beitrag von Harmonie2010 »

Hallo Annina,

habe grade erst deinen letzten Beitrag gelesen und möchte dazu noch was schreiben...
Du glaubst doch nicht wirklich, dass homöopathische globuli einem menschen mit wochenbettpsychose helfen können? mal ehrlich, sowas kann unterstützend wirken aber doch nicht als allheilmittel... tut mir echt leid, ich gebe zu, dass ich keine besonders hohe meinung von heilpraktikern habe,... bei irgendwelchen harmlosen befindlichkeiten können sie meiner meinung nach gerne versuchen, betreffenden menschen mit ein paar globuli oder bachblüten zu unterstützen... gefährlich wird es allerdings wenn die lieben, wie es bei schweren somatischen aber auch psychischen problemen der fall ist, beginnen, ihre kompetenzen zu überschreiten...
ein heilpraktiker hat eine staatliche überprüfung seines wissens abgelegt, die nur die bestätigung bringen soll, dass durch sein handeln kein mensch zu schaden kommt, nicht die zulassung schwere leiden zu behandeln...
ich finde auch du überschätzt ganz deutlich die kompetenz dieser heilpraktikerin und sofern sie selbst nicht ihre kompetenzen überschritten hat, kann man ihr schon von daher keine vorwürfe machen...
bitte sei mir nicht böse, ich will dir ganz sicher nicht zu nahe treten, aber glaubst du wirklich dass globuli einen suizid verhindern können?

lg
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