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lotte

Beitrag von lotte »

Genau, Freiräume schaffen. Nicht das ganze Leben nach dem Knirps richten. Wo kämen wir denn da hin? Kann dann keine Frau mehr in Ruhe duschen oder aufs Klo? ;) Oder nur, wenn der Mann zu Hause ist?

Und nicht an dem Gedanken kleben bleiben, dass man besser nie Mutter geworden wäre. Kann man doch sowieso nicht mehr rückgängig machen, so was verbraucht einfach unnötig Energie.

Die Kids merken das, wenn man wegen jedem Pups sofort rennt. Sicher gibt es da Unterschiede zwischen Baby und Kleinkind. Wichtig ist, das man authentisch bleibt (dann kann die Wut gar nicht so leicht kommen) und eben auch seine eigenen Bedürfnisse anmeldet. Alles andere ist Augenwischerei und macht die ganze Sache verkrampft.

LG
Lotte
Samudra

Beitrag von Samudra »

Hallo Mici,

an das UKE mit dieser speziellen Gruppe hatte ich mich im August 2010 gewandt. Dort sollte ich in eine Studie gesteckt werden (ich weiß jetzt nicht mehr den Titel), mußte alles schriftlich offenlegen und mich damit einverstanden erklären, daß alles, also der Umgang mit Mutter und Kind während der Therapie gefilmt wird. Dieses Filmmaterial sollte dann 20 Jahre lang verwendet werden dürfen als Lehrmaterial für Ärzte und Therapeuten. Weil ich das Gefühl hatte, als Versuchkaninchen behandelt zu werden und auch auf gar keinen Fall wollte, daß das alles noch gefilmt wird, habe ich dort nicht teilgenommen.

Falls es sich aber um eine mittlerweile andere Gruppe handelt, in der solche Praktiken nicht vorkommen, sondern man therapiert wird statt in einer Versuchsreihe zu landen, wäre ich Dir über Informationen sehr dankbar.

Entschuldige meine Vorbehalte gegen das UKE, aber die haben mich damals dort in eine Mühle gesteckt, durch die es mir noch viel schlechter ging als ohnehin schon (s.h. meine Vorstellung, da hab ich das kurz beschrieben).

Liebe Grüße
Samudra
Maus

Beitrag von Maus »

Guten Morgen,

da bin ich wieder. Ich merke dass es mir gut tut hier zu lesen und zu schreiben.

Ubure, Du hast ja recht :oops: Aber dadurch dass er so ein Schreikind war, haben mein Mann und ich ALLES getan damit er NICHT mehr schreit. Dieses Schreien hat uns sowas von unter Stress gesetzt (Ich habe in seinen ersten 6 Lebensmonaten 15 Kilo Gewicht verloren weil ich ein Stress-Nicht-Esser bin). Und das ist leider bis heute so geblieben, ich weiss dass wir da dringend was ändern müssen. Dass er das MITTLERWEILE vermutlich bewusst einsetzt.... Genau wie Du schreibst: ich fühle mich als sein Sklave, aber ich habe halt auch permanent wegen meinem Zustand und meinem Verhalten ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber und denke, ich bin doch selbst schuld dass er so ist wie er jetzt ist.

Jemand hat geschrieben "er ist nicht satt" und ich weiss nicht wie ich ihn satt bekommen soll ...

So viele Baustellen :roll:

MICI, Deinen ersten Absatz kann ich so nicht für mich akzeptieren. Bereits ab 1958 hat John Bowlby mit seinen Beobachtungen zur Bindungstherie einen neuen Ansatz in der Betrachtung des Verhaltens von Säuglingen und Kleinkindern gelegt. Das wurde bis heute weitergeführt von z.B. Professor Brisch vom Haunerschen Kinderspital in München oder von Dr. Posth, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut der auch im Forum Rund-ums-Baby schreibt. Fazit ist dass Säuglinge und Kleinkinder kognitiv überhaupt nicht zu Manipulation in der Lage sind. Das setzt eine gewisse Reife und Hirnleistung voraus die frühestens im Alter ab ca. 3 Jahren gegeben ist. Solange empfinden die Kinder - je jünger, umso mehr - reine ursprüngliche Angst und Panik wenn ihre Bedürfniss nicht sofort und zuverlässig beantwortet werden.

Richtig ist aber natürlich, dass das dann im richtigen Alter in entsprechende soziale Bahnen gelenkt werden muss. Und DA liegt bei uns vermutlich der Hase im Pfeffer.

Wobei ich mir halt immer wieder Vorwürfe mache wieviel von seinem jetzigen Verhalten durch MEIN Verhalten ihm gegenüber im ersten wichtigen Bindungsjahr verursacht wurde. Ich sehe ja wie er jetzt mit dem Kindergartenstart in Regression verfallen ist. Und ich weiss grad nicht wie ich ihm helfen kann da wieder raus zu kommen denn ich kann einfach nicht mehr auf dieses "Babyverhalten" eingehen und je mehr er klammert desto mehr will ich mich zurückziehen und habe gar keine Lust mehr mich mit ihm zu beschäftigen.

Zu Erziehungsberatungsstelle: wir waren mit ihm im Kinderzentrum in München und ich habe da immer noch Kontakt, ich kann gottseidank dort kurzfristig anrufen und bekomme auch telefonische Hilfe bei akuten Problemen. Aber so richtig sind wir dadurch jetzt auch noch nicht weitergekommen. Als er noch kleiner war, habe ich einige gute Tipps bekommen was ich in meinem Verhalten ihm gegenüber ändern muss. Aber jetzt mit dieser Kindergartengeschichte und Regression wissen di e auch nicht so richtig weiter.

Samudra, ja, unsere Geschichte ähnelt sich wirklich sehr stark; ich erkenne mich in Deinen Worten wieder. Keine gute Bindung, kein Zugang, keine Intuition für das Kind. Auch ich hatte mir wohl keine Gedanken über das Leben mit Kind gemacht. Das Thema Krankheiten habe ich z.B. völlig ausgeklammert und seine Krankheiten erwischen mich immer noch kalt, z.B. kann ich überhaupt nicht mit Erbrechen umgehen. Ich bete dass der Kelch Magen-Darm-Virus so lange wie möglich an uns vorübergeht. Anstatt eine liebevolle und tröstende Mutter zu sein werde ich immer wütender und aggressiver und raste irgendwann aus. Anfangs kann ich noch trösten aber je länger es dauert desto unmöglicher wird es. Ich denke dieses ambivalente Verhalten ist es womit ein Kind nicht klar kommt.

Wenn ich mal durch völlige Erschöpfung länger schlafe und mit ihm aufwache und keine Zeit für mich habe morgens ist der Tag für mich schon gelaufen.

Auch ich fühle mich eingesperrt und ausgegrenzt vom richtigen Leben und beneide andere Menschen um ihr freies Leben und dann sitze ich wieder da und heule grundlos. Mir ist klar dass dieses Versinken in Selbstmitleid alles nur noch schlimmer macht, aber ich habe den Aus-Knopf noch nicht gefunden.

Zur Zeit kann ich mich wieder kaum mit ihm beschäftigen. Ich rede mir selbst ein dass ich die Tage für ihn so langweilig mache damit er sich vielleicht im Januar endlich mal auf den Kindergarten freut und gerne hingeht weil dort mehr geboten wird als hier. Aber in Wirklichkeit will ich bloss meine Ruhe haben und das macht mir wieder ein schlechtes Gewissen. Er kann doch nichts dafür, er ist das Kind und ich die vernünftige Erwachsene, die wissen sollte was er braucht. Dann überschütte ich ihn vor lauter schlechtem Gewissen wieder mit Aufmerksamkeit und Liebe, nur um kurze Zeit später wieder genervt zu sein und ihn wegzuschieben. Klar dass ein Kind mit so einem Verhalten nicht klarkommt. Hü und Hott. Mein Kopf weiss das ja alles, dass das nicht geht. Ich komme mir manchmal vor wie ein Dampfkessel. Der Druck wächst und wächst und ich fresse zunächst alles in mich rein, um dann irgendwann – wegen einem nichtigen Anlass - zu explodieren.

Ich konnte schon immer schlecht meine Grenzen aufzeigen bzw. frage mich manchmal ob ich selbst weiss, wo die sind. Ich bin ein Ja-Sager, der sich hinterher ärgert, nicht nein sagen zu können. Ich war die typische Gefall- und Leistungstochter.

Ja, ich sehe schon, mein einziger Weg wird zunächst sein, nächstes Jahr wieder einen Therapieversuch zu starten. Ich hoffe sehr dass ich den/die richtige Therapeut/in finde. Es ist so mühsam, so viele Frösche küssen zu müssen. Anfangs, als ich sehr verzweifelt war und es auch ewig dauerte bis man mal einen Termin bekam, dachte ich oft, man muss erst von der Brücke gesprungen sein bevor man Hilfe bekommt….

So, für heute genug gejammert, danke fürs „Zuhören“ – und nein, ich verstehe nichts falsch bzw. bin nicht sauer wegen irgendwelcher Aussagen, ich weiss dass das geschriebene Wort oft nicht so rüberkommt wie das gesprochene wenn die entsprechende Mimik und Gestik dabei sind.

Jetzt wünsche ich erstmal allen ein schönes Weihnachtsfest,
liebe Grüsse
Die graue Maus
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