Leg nicht soviel Gewicht auf das "was mit dir passiert". Dann geht es dir noch schlechter, wenn du darüber traurig bist, dass du eben nicht mehr gern raus gehst. Das ist jetzt eben so. Und es wird sich auch wieder verändern.
Ich glaube das Zauberwort ist Akzeptanz. Und Vertrauen darauf, dass es wieder besser wird. Bitte glaub uns, dass diese Erkrankung wieder verschwindet. Es braucht nur Zeit und Unmengen von Geduld. Die hat man nicht, wenn es einem beschissen geht. Ich weiß das. Aber das Gras wächst nicht schneller, nur weil du daran ziehst. (Ich habe diesen Spruch gehasst, aber heute sehe ich das ganz anders

.)
Schau mal, ich bin seit zwei Jahren dabei. Mir geht es viel, viel besser als am Anfang. Es ist ehrlich gesagt, kein Vergleich mehr. Ich habe noch Tiefs, aber auch die sind deutlich abgeflaut. Auch an schlechten Tagen gehe ich raus, in die Stadt, versorge meine Kinder und den Haushalt. Das alles geht. Und das hätte ich mir nie träumen lassen, als es mir so ging wie dir jetzt. Aber es hat halt diese Zeit gebraucht. Und es wird nochmal ein bisschen dauern, da bin ich mir sicher, aber es macht mir keine Angst mehr. Da wirst du auch hinkommen, ganz sicher.
So, und jetzt gebe ich dir noch ein paar praktische Tipps. Vieles hat ubure ja auch schon geschrieben.
Vielleicht hilft es dir, einen festen Tagesplan zu machen. Den füllst du mit Dingen, die erledigt werden müssen und angenehmen Dingen. Wenn es dir dann nicht so gut geht, kannst du dich daran entlang hangeln. Das sieht so aus, dass du dir für jeden Tag der Woche einen Stundenplan machst. Also um 8.00 Uhr aufstehen, um 8.30 Uhr frühstücken, um 10.00 Uhr in die Stadt, usw...
Plan aber bitte auch Ruhephasen mit ein. Das kann ja auch sein, dass du in Ruhe einen Kaffee trinkst oder einen Tee. Vielleicht blätterst du auch gemütlich in einer Zeitung oder machst ein kleines Nickerchen. Was immer dir GUT TUT!
Außerdem habe ich eine Liste mit Dingen, die ich machen kann, wenn ich mal keinen Plan habe. Schwimmen gehen, am Mittwoch zu Tchibo (Jede Woche eine neue Welt!!), Kinderflohmarkt am Dienstag, offener Müttertreff am Donnerstag, Marktbesuch, usw...du musst schauen, was da für dich und in deiner Umgebung angeboten wird und was dir zusagt. Ich gehe auch oft und gerne mit Freundinnen frühstücken. Das muss aber natürlich für dich nicht das richtige sein.
Versuch außerdem nicht einen größeren Zeitraum zu überblicken. Das hat ubure ja auch schon geschrieben. HEUTE. Nicht weiter. Vielleicht noch, wenn du Termine mit dem Baby hast beim Kinderarzt oder so. Wenn es mir sehr schlecht ging, habe ich meinen Tag in 5-Minuten-Abschnitte eingeteilt. Fünf Minuten schaffe ich. Und was kann ich dann in diesen fünf Minuten tun, damit es mir besser geht? Da helfen auch viele Übungen. Die 5-4-3-2-1 Übung z.B. Du suchst dir 5 Dinge, die du sehen, hören oder fühlen kannst. Dann vier Dinge, dann drei, dann zwei, dann eins. Und wenn es dann immer noch schlimm ist, fängst du von vorne an. Keine Ahnung, wie oft ich diese Übung gemacht habe. Hunderte von Malen. Und mit jedem mal ging es etwas leichter.
Ich hoffe, für dich ist etwas dabei.
LG, Sanna