Hallo zusammen,
ich weiß nicht ob noch jemand mit liest, aber ich dachte ich schreibe nach einem Monat mal unter meinen ersten Beitrag. Manchmal hilft es auch einfach niederzuschreiben und später nachzulesen.
Ich wollte mal etwas berichten, was seitdem passiert ist.
Das Mirtazapin hatte gut geholfen anfangs zum einschlafen sehr stark sogar und die erste Woche auch beim Appetit. Das hatte sich dann wieder verringert mit dem Appetit und jetzt gerade merke ich, dass es auch gar nicht mehr so stark müde macht wenn ich es nehme.
Aber das ist okay, denn ich bin vom Alltag alleine schon müde

auch wenn ich mich (dummerweise) zurzeit etwas im Handy verliere und dadurch später einschlafe. Aber das ist etwas was ich in der Hand habe, nicht wie bei der Schlafstörung durch die Nervosität.
Also das Mirtazapin nehme ich jetzt seit genau einem Monat. Das Venlafaxin folgte in niedrigster Dosis 1 1/2 Wochen darauf, als ich einen ersten Termin per Ermächtigungssprechstunde bei einer Psychiaterin hatte. Dieses hatte anfangs ein paar kleine NW, aber lange nicht so schlimm wie ich's mir ausgemalt hatte und eine kleine Erstverschlimmerung, beides zusammen hielt ca. 1 1/2 Wochen an. Dann hatte ich die ersten Momente, wo ich mich ganz kurz normaler gefühlt habe und nicht mehr wie in Trance durch die Depression und Ängste. Diese Dauererschöpfung durch die körperliche Anstrengung der Ängste, ließ auch ganz langsam nach. Wirklich nur ganz langsam und es ging auch mal wieder zurück in die Panik, vorallem wenn ich mich mit dem kleinen alleine ins Auto getraut habe, um zB meine Oma zu besuchen. Das war letzte Woche Montag, habe es seitdem nicht noch einmal mit ihm versucht. Werde es eventuell morgen versuchen, mit ihm alleine zu einer befreundeten Zwillingsmama zu fahren. Ihre zwei wurden zwei Tage nach meinem Sohn geboren

Mal schauen, ob ich es packe.
Letzte Woche hatte ich auch einen Moment, wo ich dachte, ich platze vor Liebe. Hab für den kleinen gesungen und auf einmal hat er so toll gelächelt, so anders als sonst, schon fast als wäre er berührt. Da ist irgendwas in mir passiert. Es war nur der Moment, aber den kann mir/uns jetzt keiner mehr nehmen!
Seit letzte Woche Mittwoch gab es dann endlich auch eine Überraschende Wendung was Therapie angeht.
Ich hatte die Woche zuvor noch einmal nachgehakt, ob ich nicht doch in die Stationsäquivalente Behandlung kommen könnte (hatten mir vorher gesagt, die Warteliste wäre sehr lang). Aber ich war einfach verzweifelt und dachte, auch wenn die Medikamente leicht helfen, kann das nicht alles sein. Ich muss Hilfe bekommen. Und siehe da - nachhaken, sich in Erinnerung rufen, bewirkt manchmal Wunder.
Der zuständige Pfleger rief mich Mittwoch gleich zurück und sagte mir "wir könnten sie spontan ab diesen Freitag mit reinnehmen"... Da hab ich natürlich nicht nein gesagt. So bin ich also jetzt seit Freitag in Therapie. Jeden Tag kommt mindestens ein Pfleger vorbei, Freitags ist Visite mit der Ärztin und Dienstags Psychologin. Freitag hatte ich mit der Ärztin vielleicht auch zufällig schon einen kleinen Hinweis darauf, was zu einem Teil meiner Ängste führen könnte.
Denn als sie das aussprach, weinte ich das erste mal wieder. Ich war selbst erschrocken. Nachdem ich seit ein paar Wochen eher monoton bin und überhaupt nicht weinen kann. Auch die Liebe zu allen fühlt sich noch wie gedeckelt an. Ganz selten blitzt ein bisschen was durch, aber die wahren Gefühle fehlen noch.
Seit Samstag wurde auch meine Dosis Venlafaxin erhöht. Und auch da hatte ich wieder leichte NW (Schwindel, Gähnen, eine Art Übelkeit, Bauchweh), aber eigentlich nur die ersten zwei Tage so richtig.
Heute merke ich es schon kaum noch. Vielleicht habe ich ja ganz sehr Glück und habe gleich das erste was versucht wurde vertragen

knapp 3 Wochen nehme ich es jetzt. Ich weiß ja aus den Beiträgen hier, dass es braucht, bis es richtig wirkt. Allerdings fühle ich mich jetzt schon gefasster und lachen kann ich auch zwischendurch.
Ich bin gespannt was da noch möglich ist, vorallem in Zusammenhang mit der Therapie.
Mein Partner arbeitet zurzeit Teilzeit, um mich zu unterstützen und wir beantragen noch mit dem Sozialdienst der Klinik die Haushaltshilfe, die meine Mutter machen möchte. Damit sie einfach etwas unterstützen kann, dass ich mich ganz auf die Therapie konzentrieren kann und auch meine Partner und ich mal zusammen entlastet werden. Denn uns zwei gibt es ja eigentlich auch noch.
Ich hoffe so sehr, dass ich auf einem guten Weg bin. Mich begleitet täglich die Angst, dass ich nur in einer positiven Blase bin, die jeden Moment platzen könnte und alles wieder ganz schrecklich wird. Denn ich hatte auch keine starken Zwangsgedanken mehr, dass ich umkommen könnte bzw das hier alles nicht überlebe. Vor denen hatte ich ja mit am meisten Angst.
Selbst wenn es noch schlechte Tage geben wird, hoffe ich, dass es im gesamten bergauf geht und ich hoffe vorallem auch, dass es dann länger anhält. Sodass ich viel mit meinem Kind erleben kann, ihm die Welt zeigen kann.
Vielleicht liest es ja auch irgendwann jemand, dem es Mut macht sich Hilfe zu suchen und Hilfe anzunehmen. Denn das ist mir auch SEHR schwer gefallen. Mich zu öffnen war und ist immernoch ein Akt für mich. Aber wenn ich dran denke, wie es mir vor einem Monat ging, ist das schon ein Unterschied zu jetzt.
Danke fürs lesen und einen schönen sonnigen Tag!

Jessie