Ich glaube an meiner Ehe nicht mehr!

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

Moderator: Moderatoren

Milla

Beitrag von Milla »

Liebe Momo!
momo hat geschrieben:Liebe Milla,

ich habe es nicht geschafft, jetzt alles zu lesen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass jetzt kein guter Zeitpunkt für Euch ist, Euch zu trennen.
er war vorher ein bescheidener,lieber,zarter,toleranter Ehemann.
Weißt Du, ich glaube auch, wie Du ja schreibst, dass Dein Mann ebenfalls depressiv ist. Und jetzt seid Ihr beide in der verzwickten Lage, dass Ihr Euch gegenseitig helfen müsstet, dazu aber die Kraft nicht habt. Eine Verletzung provoziert die nächste und bestimmt sagt Ihr beide Sachen, die Ihr nicht wirklich so meint? Wie tief Eure Probleme sitzen, kann bestimmt keine aus dem Netz beurteilen. Aber ich glaube, dass Ihr selbst das erst beurteilen könnt, wenn es Euch wieder besser geht.
Ja,momo,du hast sicher Recht.Mein Mann war die letzten Wochen sicher depressiv und zwar nicht nur wegen der Arbeit (er hat einen wahnsinnigen Stress), sondern auch wegen dieser Sterilisation,die er psychich bisher nicht verkraftet hatte.Er sagte mir kürzlich,er hätte keine Lust seit der OP und befürchtet,nie wieder welche zu empfinden!Das hat mir ehrlich gesagt Angst eingeflösst.Ich glaube,er war mir böse,daß ich ihn zu dieser OP überredet hatte und dachte unbewußt,ich hätte ihn damit sozusagen kastriert!Aber heute Morgen hat er gesehen,daß dies nur eine Angst sei,der Wirklichkeit überhaupt nicht enstpricht,Gott sei Dank!
momo hat geschrieben:Oh Mann, bei uns gibt es auch diese absurden Streits. Und ich habe zu meinem Mann auch schon schreckliche Sachen gesagt und ihn wegen der kleinsten Kleinigkeiten kritisiert, wenn es mir gerade schlecht ging. Man ist so in die eigenen Probleme verstrickt, dass man gar nicht mehr bereit ist, auch noch über die des anderen nachzudenken. Mein Mann hatte massive berufliche Probleme und ich habe ihm nichtmal zugehört, wenn er davon erzählen wollte. Stattdessen konnte ich nir genug Aufmerksamkeit für mich und meine Probleme bekommen und er konnte mir nichts recht machen.
Bei uns war es leider anders,darum fand ich seine Reaktion daneben.Ich habe ihn zwar in der schlimmsten Zeit meiner PPD (Juli 2005-Februar 2006) oft angeschrien und ungerecht behandelt,kritisiert,unter Druck gesetzt,aber diese Fehler hatte ich die letzten Monate ganz bewußt vermieden,ihn also mit Respekt behandelt.Dazu habe ich für seine Probleme in der Arbeit seit mehreren Monate immer ein offenes Ohr gehabt,habe immer geduldig zugehört,ihn getröstet,usw.Dagegen hat er mich immer unterbrochen,als ich angefangen habe, mich bei ihm auszujammern, hat gesagt,es kann dieses Gejammer nicht mehr hören!
momo hat geschrieben:Uns hat geholfen, mal die Zeit zu finden, richtig zu reden. Und zwar bin ich auf ihn zugegangen und habe ihn einfach mal gefragt, wie er die letzte Zeit so erlebt hat. In meinen Tiefs habe ich ihn eben zum Teil auch schwer verletzt, weil wir lange nicht wussten, dass ich depressiv bin und er vieles auf sich bezogen hat. Als ich es dann wusste, war ihm ganz lange nicht klar, was alles zu den Symptomen einer Depression gehört. Seit er das ein bisschen weiß (würde mir wünschen, dass er sich besser informiert, er weiß nur, was ich ihm erzählt habe), geht es viel besser. Außerdem hat mir das Gespräch die Augen geöffnet, was er alles mit mir mitgemacht hat und das hat auch geholfen.
Ja, genau das Problem ist es bei uns.Sobald ich anfange,über unsere Pb mit ihm reden zu wollen,sofort bricht er das Gespräch ab.Ich glaube,es liegt daran,daß er glaubt,ich wolle ihm wieder Vorwürfe machen.Ich denke deswegen,die Ehetherapie wäre der einzige Ort,wo wir offen über unsere Mißverständnisse reden können.Hoffentlich kommt er mit!

Und das ist bei uns offensichtlich auch so:er bezieht auch viel auf sich und verstand oft nicht,daß ich mich so oder so verhalten,weil ich depressiv bin,sondern glaubt,ich sage oder tut dies oder das um ihn zu ärgern,behandle ihn respektlos (z.B. wenn ich am PC bin,mich gerade auf eine Nachricht konzentiere und er meint,ich würde ihn ignorieren,wenn ich auf seine Rufe nicht reagiere).Viel von unseren Problemen sind Kommunikationsprobleme, die auf Mißverständnisse beruhen.
Mein Vater hat übrigens die gleichen Denkmuster:er dachte,ich machte alles, um ihn zu ärgern und glaubte,meine Mutter würde ihn betrügen.Das waren also paranoide Denkmuster.
momo hat geschrieben:Wir haben immer noch das Problem, dass mein Mann seine Launen an mir auslässt. Meine Thera ist der Meinung, dass ich das zu sehr auf mich beziehe und ich bin der Meinung, dass er nicht das Recht hat, so mit mir umzugehen, nur weil er nicht in der Lage ist, mir sein eigentliches Problem mitzuteilen. Irgendwo dazwischen wird wohl die Lösung liegen ...
Ja, genau so ist es auch bei uns.*seufz*
momo hat geschrieben:In Deinen Beschreibungen erkenne ich einige der Muster wieder, die auch bei uns ablaufen. Ich glaube, dass man aufgrund der Muster, die man aus der Kindheit gespeichert hat, Dinge negativer bewertet, als sie sind. Dann reagiert man über. Wenn das dann unglücklicherweise beim Partner ein Muster "auslöst", ist die Eskalation perfekt. Irgendwer hatte hier im Forum geschrieben, dass ihre Thera gesagt hat, dass sich da solche Verhaltnesmuster einschleifen und es jeweils gar nicht mehr um den anderen geht (finde den Thread leider nicht mehr). Das klang für mich sehr einleuchtend und ich glaube, Verhaltenstherapie ist genau dafür da, solche Muster zu durchbrechen.
Ja, daran glaube ich auch sehr.Ich meine,mein Mann hat Angst,daß ich versuche,ihn zu dominieren,so wie seine Mutter es mit ihm gemacht hat,als er ein Kind war.Und ich habe Angst, daß er mich wie mein Vater behandelt.
momo hat geschrieben:Klar, dafür müsste auch Dein Mann zu einer Therapie bereit sein. Hast Du denn schonmal Gelegenheit gehabt, in Ruhe mit ihm zu sprechen? Nicht zwischen Tür und Angel, oder womöglich auf dem Höhepunkt eines Streits, sondern mal richtig? Können die Kinder mal bei der Oma übernachten, so dass Ihr Zeit dafür habt?
Ich glaube,ich werde ihn dazu überreden können.
momo hat geschrieben:Weißt Du, Milla, uns geht es ganz ähnlich wie Euch: Florian (2,5 Jahre alt) schläft maximal 11 Stunden innerhalb von 24. Dazu verschiebt sich das langsam und allmählich in Richtung später, wenn man nicht gegensteuert - im schlimmsten Fall ist er mal erst um 23:30 Uhr eingeschlafen. Da bleibt einfach keine Zeit für uns zu zweit. Es ist ein einziges Hetzen, das Nötigste getan zu kriegen, man geht einfach nur noch auf dem Zahnfleisch, oder? Ich bin schon am überlegen, wie ich Florian einen anstrengenderen Tag verschaffen könnte. Der einzige Zeitraum, wo er mal halbwegs viel geschlafen hat, war mit einem Jahr direkt nach der Eingewöhnung bei der Tagesmutter, da war alles neu, er war der jüngste, für kurze Zeit war er mal ausgelastet ... Meine Schwägerin gab mir den Tipp, ihn mittags nur 30 min. schlafen zu lassen, aber bei der Tagesmutter geht das leider nicht, weil alle Kinder im Spielzimmer schlafen - 1,5 Stunden. Aber vielleicht hilft das bei Euch?
Ich sehe zur Zeit als einzige Lösung,daß ich meine Tochter früher wecke.Nachmittags lasse ich sie sowieso maximal 3/4-1 Stunde schlafen,sonst bleibt sie tatsächlich bis 23 Uhr wach.Ich habe meinen Mann darum gebeten,wenn er wieder arbeitet,mich um 7 Uhr zu wecken.Bisher schlafen wir mit den Kindern meist bis 7.30-8.00Uhr.Wenn ich sie regelmäßig um 7 Uhr wecke,hoffe ich,daß sie eine Stunde früher am Abend müde wird,also spätestens um 21 Uhr ins Bett gehen wird.


Kann die Tagesmutter deinen Sohn nicht in einem anderen Zimmer schlafen lassen und ihn nach einer Stunde wecken (30 Minuten wäre vielleicht zu kurz) und ihn dann z.B. in der Küche beschäftigen?
Unsere Tochter geht zur Zeit zwischen 21 und 22 UHr ins Bett,das geht noch.Aber 23 Uhr ist defintiv zu spät,denn spätestens um 22 Uhr bin ich selber müde.
momo hat geschrieben:Übrigens habe ich mal gelesen, dass eine Sterilisation bei Männern Depressionen auslösen kann. Das bringt halt auch das Hormonsystem durcheinander ...
Das haben wir nicht gewußt.Mein Mann wollte sich vor der OP nicht über die NB informieren,er wollte das schnell hinter sich bringen!Aber,ich denke,wenn wie wieder unbeschwerten,schönen Sex miteinander haben und erleben kann,daß er nicht lustlos und impotent ist,wie von ihm kürzloich befürchtet,wird sich alles regeln.

Ganz liebe Grüße

Milla
momo

Beitrag von momo »

Liebe Milla,

es freut mich sehr, dass es Dir jetzt so viel besser geht! Letztlich ist es doch immer wieder die blöde Depression, die alles so schwierig macht und so aussichtslos scheinen lässt, gell? Aber das wollte ich auch ein bisschen mit meinem letzten Beitrag sagen, ist vielleicht nicht so rübergekommen: wenn Dein Mann jetzt depressiv ist, dann zeigt er eben all diese Verhaltensweisen, über die Du schon weg bist, oder auch ein bisschen andere. Gereiztheit und ungerechte Vorwürfe sind Symptome der Depression und er meint hoffentlich damit genausowenig Dich als Person, wie Du damals ihn als Person meintest.

Wenn Ihr das mit der Therapie hinkriegt, wäre das bestimmt eine tolle Chance.

Jetzt genießt erstmal die gute Stimmung! Heute ist doch Freitag und Deine Schwiegermutter hat die Kids, oder? :wink::wink:

Liebe Grüße
Momo
Milla

Beitrag von Milla »

Vielen Dank,liebe Momo! :D

Ja, was letztendlich zuerst da war,der Streit oder die Depression (auf beiden Seiten),das ist wie die Geschichte der Henne und des Ei! :wink:

Ich denke,er war an diesem Abend eindeutig depressiv,hat mir deswegen diesen Vorwurf gemacht und ich wurde dadurch depressiv oder habe gekränkt darauf reagiert,weil ich gerade anfing,depressiv zu werden!???

Heute Morgen war wieder ein schönes Erlebnis:wir haben ca. 10 cm Schnee und die Kinder haben den Schnee mit ihren neuen Schaufeln (Weihnachtsgeschenke) weggeräumt,das war sehr schön!Anschließend waren die Beiden so fix und fertig,daß sie sich auf dem Podest gelegt haben und ihre Flasche Apfelschorle gemeinsam (auf dem Rücken liegend) getrunken haben.Das war ein lustiges Bild,mein Mann hat gleich ein Photo gemacht! :D

Ja, heute Nachmittag geht meine Tochter zu Oma und ich kann 2-3 Stunden allein geniessen.Wahrscheinlich gehe ich wieder schwimmen,denn ich leide seit 2 Tagen unter einer ziemlich unangenehmen innere Unruhe (NB von Cipralex?Oder PMS-Symptom?Oder Überfunktionssymptom?Keine Ahnung...)

Schönes WE! :D

LGMilla
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Milla,

bitte verstehe mich jetzt nicht falsch, ich freue mich auch sehr darüber, dass es dir jetzt wieder besser geht, aber was mir auffällt ist, dass es bei dir immer von 100 auf 0 und umgekehrt geht (dieses Thema hatten wir hier schon einmal, oder?). Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es bei dir keine Grautöne gibt, sondern nur schwarz und weiß. Einmal schreibst du von Trennung, absoluter Verzweiflung, fühlst dich respektlos behandelt und einen Tag später ist alles wieder gut ... (und das "nur", weil du dein AD erhöht hast?)

Wie gesagt verstehe mich nicht falsch, natürlich ist es schön, wenn man sich dann besser fühlt, aber ich glaube es wäre sehr sinnvoll, wenn du zu deiner AD-Einnahme auch noch eine Therapie für DICH machen würdest. Ich weiß, du wurdest von deiner letzten Therapeutin bitter enttäuscht, aber es gibt auch sehr gute Ärzte, die dir helfen können, dich auch langfristig wieder richtig gut zu fühlen und eben an den genannten Verhaltensmustern etwas zu ändern. Das kann MEINER Ansicht nach ein AD alleine nicht leisten. Denn man sollte/muss sich verändern, um mit Krisensituationen letzendlich besser umgehen zu können. Und das KANN eine Therapie leisten.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch und hoffe, dass deine gute Stimmung anhält und ihr für eure Beziehung eine Lösung findet.

Im Übrigen finde ich es immer sehr beeindruckend, wie ausführlich du auf jedes posting antwortest.

Also bitte sei mir nicht böse für meine persönliche Einschätzung bzw. offenen Worte.

Ganz lieb
Julia
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Milla,
ich darf oder "muss" mich Julia anschliessen, so ganz habe ich den Ausgang auch nicht verstanden. Du schriebst von Selbstmord oder Trennung, klangst wirklich verzweifelt, hast sogar einen NA gebraucht, um Dich zu beruhigen (alles nur Feststellungen, keine Kritik!) und am nächsten Morgen kannst Du wieder kuscheln :shock: ? Mit dem Mann, wegen dem Du so einen verzweifelten thread geschrieben hast? Klar kann es sein, dass man sich wieder versöhnt etc und das ist ja auch toll, aber dafür klang deine Geschichte schon zu dramatisch, kurz vor dem Aus. Selbst wenn dein Mann an dem einen Abend "depressiv" war (das ist ja aber keine Sache von nur einem Moment, den man dann entschuldigen könnte, nach dem Motto: ich war betrunken und deswegen bös), klingt es nun so, als ob Du ihn arg in Schutz nimmst und einfach wieder zur Tagesordnung übergehst ... bis zur nächsten Katastrophe.
Ich gönne es Dir natürlich, dass jetzt alles wieder gut ist, aber ich traue dem Frieden ehrlich gesagt nicht. Denn da scheint ja was zu sein, was in Abständen immer wiederkehrt: die Frage, ob Deine Ehe noch intakt ist, der Anruf beim Notarzt und dann wieder die Entwarnung.
Ich möchte Dich nicht kritisieren, sondern Dich nur, wie Julia auch, ganz sachte darauf hinweisen, dass Du herausfinden solltest, was wirklich hinter all dem steht. Und das kriegst Du nicht raus, wenn Du jetzt mal eben dein AD erhöhst.
So, genug gepredigt, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, aber das Forum ist da für einen offenen und ehrlichen Austausch.
Komm gut ins Neue Jahr!
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Marika
power user
Beiträge: 10519
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Liebe Milla!

Auch ich fände es ganz wichtig - wie Julia und Carlotta schreiben - DAHINTER zu gucken, was diese extremen Abstürze und ebenso extrem schnellen Hochs steckt. Am besten in einer Therapie... auch wenn es euch jetzt wieder gut geht!

Klar gibt es Krisen, Streit und auch mal Tränen und dann wieder eine Versöhnung - das gibts wohl bei allen Mädels und deren Partnern. Bei dir liebe Milla, ist es aber schon sehr extrem - dieser Wechsel zwischen "Scheidung, nicht mehr leben wollen..." und "kuscheln, schönen Momenten und guter Stimmung". Da solltet ihr unbedingt tiefer gehen - ich glaube, das täte auch beiden sehr gut.

Ich bin natürlich froh, dass es euch wieder besser geht, aber versuch echt mal dahinter zu gucken!

Weiterhin alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
meiki

Beitrag von meiki »

Liebe Milla!

Puh, da bin ich jetzt aber erleichtert, daß es dir wieder besser geht!

Ich schrieb ja schon, daß mich deine Geschichte sehr an mich und meine Ehe erinnert, und deswegen ist mir das alles auch sehr zu Herzen gegangen.
Trotzdem möchte ich noch was los werden: Schau, wie die anderen Mädels z.T. bereits geschrieben haben, nach, was wirklich schief läuft. Bei dir und deinem Mann, bei eurer Ehe. Meine Erfahrung hat gezeigt, daß es sehr trügerisch ist, nach solch einer Krise (mit Scheidungsgedanken, Trennung, Selbstmord) wieder zur Tagesordnung (Kuscheln, Lust aufeinander haben) überzugehen. Man verpasst dadurch die Möglichkeit, zu lernen und zu verbessern. Ich weiß, daß man nur froh ist, daß alles wieder gut ist und man möchte die schlimme Zeit nur vergessen, weil es ja weh tut. Aber genau in diesem Schmerz liegt die Chance und auch die Kraft, eine Wendung herbeizuführen, mit der du und ihr beide besser leben könnt. (Klingt jetzt sehr salbungsvoll, aber ich kanns nicht anders ausdrücken).

Alles Liebe
meikik
Milla

Beitrag von Milla »

Julia73 hat geschrieben:Liebe Milla,

bitte verstehe mich jetzt nicht falsch, ich freue mich auch sehr darüber, dass es dir jetzt wieder besser geht, aber was mir auffällt ist, dass es bei dir immer von 100 auf 0 und umgekehrt geht (dieses Thema hatten wir hier schon einmal, oder?). Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es bei dir keine Grautöne gibt, sondern nur schwarz und weiß. Einmal schreibst du von Trennung, absoluter Verzweiflung, fühlst dich respektlos behandelt und einen Tag später ist alles wieder gut ... (und das "nur", weil du dein AD erhöht hast?)

Wie gesagt verstehe mich nicht falsch, natürlich ist es schön, wenn man sich dann besser fühlt, aber ich glaube es wäre sehr sinnvoll, wenn du zu deiner AD-Einnahme auch noch eine Therapie für DICH machen würdest. Ich weiß, du wurdest von deiner letzten Therapeutin bitter enttäuscht, aber es gibt auch sehr gute Ärzte, die dir helfen können, dich auch langfristig wieder richtig gut zu fühlen und eben an den genannten Verhaltensmustern etwas zu ändern. Das kann MEINER Ansicht nach ein AD alleine nicht leisten. Denn man sollte/muss sich verändern, um mit Krisensituationen letzendlich besser umgehen zu können. Und das KANN eine Therapie leisten.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch und hoffe, dass deine gute Stimmung anhält und ihr für eure Beziehung eine Lösung findet.

Im Übrigen finde ich es immer sehr beeindruckend, wie ausführlich du auf jedes posting antwortest.

Also bitte sei mir nicht böse für meine persönliche Einschätzung bzw. offenen Worte.

Ganz lieb
Julia
Liebe Julia!

Ja, diese Stimmungsschwankungen sind sehr , sehr stark.Ich leide ja nicht an unipolarer Depression,sondern an einer bipolaren Störung (was man früher manisch-depressive Störung nannte):also ein Wechseln von depressiven Tiefs und "normalen" oder "hypomanischen" Phasen (Hypomanisch bedeutet leicht manisch,also eine leicht erhöhte Stimmung).

Zum Glück leide ich an einer Ultra Rapid Cycling Störung,d.h. meine Tiefs dauern meist nur 1-2 Tage (oder manchmal nur ein paar Stunden) und meine normalen oder hypomanischen Phasen mehrere Wochen(unter Cipralex geht es leider eher Richtung hypomanisch-Es ist aber bekannt,daß SSRIs manische Phasen auslösen können-deshalb hat mir mein Psychiater neben Cipralex auch Lamotrigin verschrieben,ein Stimmungsstabilisierer,der die Rezidive der depressiven Tiefs verhindern soll-Ich habe dieses Medis aber noch nicht eingenommen,da ich zuerst herausfinden wollte,ob ich Cipralex gut vertrage).

Seit ich Cipralex nehme,sind nicht nur diese Gereizheit und die daraus resultierenden Wutanfälle verschwunden, sondern die Dauer zwischen den depressiven Tiefs hat sich verlängert (unter Johanniskraut hatte ich einen Tief jede 2.Woche-mit Cipralex hatte ich 5 Wochen lange keinen Tief).

Eine Verhaltenstherapie würde ich seit Monaten sehr gerne anfangen,bloß der Überweisungschein dafür wurde mir vom Psychiater das letzte Mal verweigert.Ich versuche es aber nochmals .Ich habe einen Termin am 2.Januar!

Weil das war genau mein Hauptvorwurf an meine Ex-Therapeutin (keine Verhaltenstherapie,sondern tiefenpsychologisch fundiert):sie gab mir nie Tipps für diese Momente,wo meine Stimmung in einen Tief umkippte.Ich fühlte mich jedesmal meiner Laune vollkommen hilfslos ausgeliefert,was meist der Streit mit meinem Mann noch verstärkte und mich noch mehr in den Tief rutschen ließ.

Vielen Dank für deine Meinung.Warum soll ich dir deswegen böse sein? :wink:

Ich würde dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr! :D

LGMilla
Milla

Beitrag von Milla »

Carlotta hat geschrieben:Hi Milla,
ich darf oder "muss" mich Julia anschliessen, so ganz habe ich den Ausgang auch nicht verstanden. Du schriebst von Selbstmord oder Trennung, klangst wirklich verzweifelt, hast sogar einen NA gebraucht, um Dich zu beruhigen (alles nur Feststellungen, keine Kritik!) und am nächsten Morgen kannst Du wieder kuscheln :shock: ? Mit dem Mann, wegen dem Du so einen verzweifelten thread geschrieben hast? Klar kann es sein, dass man sich wieder versöhnt etc und das ist ja auch toll, aber dafür klang deine Geschichte schon zu dramatisch, kurz vor dem Aus. Selbst wenn dein Mann an dem einen Abend "depressiv" war (das ist ja aber keine Sache von nur einem Moment, den man dann entschuldigen könnte, nach dem Motto: ich war betrunken und deswegen bös), klingt es nun so, als ob Du ihn arg in Schutz nimmst und einfach wieder zur Tagesordnung übergehst ... bis zur nächsten Katastrophe.
Ich gönne es Dir natürlich, dass jetzt alles wieder gut ist, aber ich traue dem Frieden ehrlich gesagt nicht. Denn da scheint ja was zu sein, was in Abständen immer wiederkehrt: die Frage, ob Deine Ehe noch intakt ist, der Anruf beim Notarzt und dann wieder die Entwarnung.
Ich möchte Dich nicht kritisieren, sondern Dich nur, wie Julia auch, ganz sachte darauf hinweisen, dass Du herausfinden solltest, was wirklich hinter all dem steht. Und das kriegst Du nicht raus, wenn Du jetzt mal eben dein AD erhöhst.
So, genug gepredigt, ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, aber das Forum ist da für einen offenen und ehrlichen Austausch.
Komm gut ins Neue Jahr!
Hi Carlotta!

Ja, ich weiß, die plötzliche Kehrtwende klingt unglaublich...aber es war tatsächlich so,daß ich mich nach den zusätzlichen Tropfen innerhalb einer Stunde viel besser fühlte und den Streit fast "vergessen" hatte und mit meinem Mann wieder scherzen und lachen konnte! :D

Die Situation war ja sehr dramatisch,nicht wegen meiner eigenen Wahrnehmung,die durch die schwere Depression verzehrt war (man sieht also schwarzer als es ist), sondern weil mein Mann tatsächlich ernsthaft von Trennung gesprochen hatte und ich dadurch vollkommen verzweifelt war.Wir dachten im Moment wirklich,daß unsere Ehe vor dem Aus stand.

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, haben wir miteinander gesprochen und herausgefunden,warum es zu dieser Eskalation gekommen war (=schwere Mißverständnisse).

Ich will ihn also nicht im Schutz nehmen und die Augen vor unseren Problemen schliessen,sondern im Gegenteil herausfinden,warum wir solche Kommunikationspb haben (u.a. durch Eheberatung), um solche Streite in Zukunft vermeiden zu können und unsere Ehe zu retten.Ich bin fest davon überzeugt,daß wir es schaffen werden,auch wenn wir noch ein paar Krisen bis dahin erleben werden.Denn wir lieben uns sehr und wir möchten beiden,daß unsere Kinder in einer intakten (nicht nur äußerlich) Familie leben dürfen.

Dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr! :D

LGMilla
Milla

Beitrag von Milla »

meiki hat geschrieben:Liebe Milla!

Puh, da bin ich jetzt aber erleichtert, daß es dir wieder besser geht!

Ich schrieb ja schon, daß mich deine Geschichte sehr an mich und meine Ehe erinnert, und deswegen ist mir das alles auch sehr zu Herzen gegangen.
Trotzdem möchte ich noch was los werden: Schau, wie die anderen Mädels z.T. bereits geschrieben haben, nach, was wirklich schief läuft. Bei dir und deinem Mann, bei eurer Ehe. Meine Erfahrung hat gezeigt, daß es sehr trügerisch ist, nach solch einer Krise (mit Scheidungsgedanken, Trennung, Selbstmord) wieder zur Tagesordnung (Kuscheln, Lust aufeinander haben) überzugehen. Man verpasst dadurch die Möglichkeit, zu lernen und zu verbessern. Ich weiß, daß man nur froh ist, daß alles wieder gut ist und man möchte die schlimme Zeit nur vergessen, weil es ja weh tut. Aber genau in diesem Schmerz liegt die Chance und auch die Kraft, eine Wendung herbeizuführen, mit der du und ihr beide besser leben könnt. (Klingt jetzt sehr salbungsvoll, aber ich kanns nicht anders ausdrücken).

Alles Liebe
meikik
Liebe Meiki!

Du hast es ganz genau und sehr gut auf den Punkt gebracht:es tut sehr gut, wieder ein normales Verhältnis zueinander zu haben,aber ich möchte trotzdem nicht die Chance verpassen,aus dieser Krise zu lernen und ein neues ,hamonisches Miteinander zu schaffen.Ich hoffe,ich kann ihn deswegen zu einer Ehetherapie überzeugen und sie kann uns helfen,dieses Ziel zu erreichen!

Rutsch gut in das neue Jahr! :D

LGMilla
fufufella

Beitrag von fufufella »

milla, sorry meine naive frage, doch da ich aus der schweiz bin, verstehe ich eben absolut nicht, wie einem eine therapie verunmöglicht werden kann????

wie geht das denn bei euch?

bei uns ist es so, dass ich mir einen psych suche, und da einfach hingehe, dazu muss ich NIEMANDEN fragen oder so. danach schicke ich die rechnung der kk und die bezahlen davon 90% und fertig.
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Milla,

ich schließe mich meinen staunenden Vorschreiberinnen an und wünsche Dir, dass Du die Krise mit Deinem Mann mit Hilfe der Paartherapie bewältigst. Ich möchte Dir noch etwas dazu schreiben.
Es kommt mir so vor, als würdest Du, weil Du den Konflikt mit Deinem Mann nicht aushältst und auch vor den Folgen einer möglichen Trennung zurückschreckst, dann doch lieber Dich ins Alles-Wieder-Gut hineinflüchten, so ein bißchen wie ein Kind, das sich vor etwas ganz Furchtbarem erschrickt und sich nur noch wünscht, dass alles wieder gut sein soll. Ich fürchte, dass Du Dir da etwas vormachst, mit dem Alles-Wieder-Gut, also dass Du Dich selbst in die Tasche lügst - denn das paßt überhaupt nicht zusammen - gestern Selbstmord, und heute Alles-Wieder-Gut und Kuscheln, und das Ganze ohne jeden Zwischenschritt.
Ich habe mir auch mindestens drei Jahre etwas vorgemacht - ich weiß, dass es sehr schwer ist, sich das Scheitern einer Partnerschaft mit Kindern einzugestehen - der Weg ist nicht einfach. Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, Deinen Weg zu gehen, und dass Du nicht aus Angst vor der Trennung bei einem Mann bleibst, der Dir nicht guttut.
Alles Gute und viel Glück Ava
Milla

Beitrag von Milla »

fufufella hat geschrieben:milla, sorry meine naive frage, doch da ich aus der schweiz bin, verstehe ich eben absolut nicht, wie einem eine therapie verunmöglicht werden kann????

wie geht das denn bei euch?

bei uns ist es so, dass ich mir einen psych suche, und da einfach hingehe, dazu muss ich NIEMANDEN fragen oder so. danach schicke ich die rechnung der kk und die bezahlen davon 90% und fertig.
Hallo fufufella!

Leider braucht man dafür in Deutschland den Überweisungschein eines Arztes!Gibt er ihn nicht ,dann muß man die Sitzungen selber bezahlen (60€ für 50 Minuten).

In Frankreich ist ähnlich wie bei euch:ich gehe zum Psy,bezahle ihn selber,schicke die Rechnung an die KK und kriegt 60% des Betrages zurück.

LGMilla
Milla

Beitrag von Milla »

Ava hat geschrieben:Hallo Milla,

ich schließe mich meinen staunenden Vorschreiberinnen an und wünsche Dir, dass Du die Krise mit Deinem Mann mit Hilfe der Paartherapie bewältigst. Ich möchte Dir noch etwas dazu schreiben.
Es kommt mir so vor, als würdest Du, weil Du den Konflikt mit Deinem Mann nicht aushältst und auch vor den Folgen einer möglichen Trennung zurückschreckst, dann doch lieber Dich ins Alles-Wieder-Gut hineinflüchten, so ein bißchen wie ein Kind, das sich vor etwas ganz Furchtbarem erschrickt und sich nur noch wünscht, dass alles wieder gut sein soll. Ich fürchte, dass Du Dir da etwas vormachst, mit dem Alles-Wieder-Gut, also dass Du Dich selbst in die Tasche lügst - denn das paßt überhaupt nicht zusammen - gestern Selbstmord, und heute Alles-Wieder-Gut und Kuscheln, und das Ganze ohne jeden Zwischenschritt.
Ich habe mir auch mindestens drei Jahre etwas vorgemacht - ich weiß, dass es sehr schwer ist, sich das Scheitern einer Partnerschaft mit Kindern einzugestehen - der Weg ist nicht einfach. Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, Deinen Weg zu gehen, und dass Du nicht aus Angst vor der Trennung bei einem Mann bleibst, der Dir nicht guttut.
Alles Gute und viel Glück Ava
Liebe Ava!

Ich verstehe euere staunenden Reaktionen und euere Angst,daß ich unsere Eheprobleme verdränge,um eine schmerzhafte und stressige Trennung zu vermeiden.

Aber vielleicht habt ihr durch meine Beschreibungen meines Mannes eine verzerrte Wahrnehmung der Wirklichkeit,weil ich eben diese Zeilen in einem depressiven Zustand geschrieben habe und selber eine verzerrte Wahrnehmung der Absichten meines Mannes hatte.Versteht ihr, was ich meine?Leider schreibe ich hier sehr selten von meinen glücklichen Erlebnissen!

Hier liest ihr MEINE Wahrheit über meine Ehe und meinen Mann,sie ist aber in Wirklichkeit gar nicht so schlimm,wie ich sie in diesen schlimmen Momente beschreibe.Und ich empfinde meist diese Ehe als schlimm,weil ich eben depressiv bin.

Wobei ich auch unsere tatsächlichen Pb nicht schönreden will.Aber ich mir deren bewußt und bin sehr guter Zuversicht,daß wir sie bewältigen können,eben weil ich mir hoffe,daß wir die zugrundliegenden Mißverständnisse wahrnehmen und beseitigen können.

Ich weiß, daß meine Ehe,vor Allem seit der Geburt der Kinder , alles Andere als perfekt ist.Ich will mir selber nicht vorlügen,indem ich mich die Augen schliesse und versuche,eine vorgetäuschte Harmonie vorzuspielen.

Aber ich denke,daß diese schwere Krise zu Einem an meinem eigenen schwer depressiven Zustand liegt und zum Anderen an Mißverständnissen in der Kommunikation liegen,die aufgeklärt werden können und deswegen beseitigt werden können.Mein Mann glaubt(e) z.B., daß ich versuche,ihn zu dominieren,was sein ablehnendes Verhalten mir gegenüber erklärt.Und ich dachte,er liebt mich nicht mehr,verachtet mich,aufgrunde eben dieses ablehnendes (ja defensives im Grunde) Verhalten von ihm.

Diese Mißverständnisse haben mit unserer wahren Liebe zueinander nichts zu tun.Es wäre furchtbar und dramatisch,wenn wir uns aufgrunde dieser Mißverständnisse trennen würden (also in dem Irrglaube,der Andere hasst mich), obwohl wir uns lieben.Genau das möchte ich durch aufklärende Gespräche und einer Ehetherapie verhindern.

So,ich hoffe,ich habe mich klar genug ausgedrückt.Jetzt entschuldigt mich,wenn ich mich zum Thema nicht mehr äußern möchte,denn ich möchte mich nicht mehr endlos für mein Verhalten rechtfertigen.Und für dessen Folgen muß ich mich selber verantworten!

Guter Rutsch euch allen ins neue Jahr und nochmals vielen Dank für euere tollen (und kritische) Unterstützung! :D

LGMilla

PS Ein anderer Grund für diese schwere Ehekrise ist auch der gewaltige Stress,dem wir seit der Geburt ausgeliefert sind:ein schwieriger Hausbau,2 Schreibabys,meine schwere PPD,ein unerträglicher beruflicher Stress für meinen Mann ohne richtigen Erholhungsphasen zu Hause (nachts steht er immer noch auf,damit unser Sohn wieder einschlafen kann),keine Zeit für sich allein,für die Ehe,fast kein Sex,dieser ganze Stress ist reines Gift für die Beziehung.Meine Hoffung jetzt liegt auch darim,daß es hier alles leichter wird,wenn die Kinder größer werden.Und es wird tatsächlich immer leichter! :D
Jenny

Beitrag von Jenny »

Milla, ich verstehe diese "Kehrtwende" gut.

Auch ohne PPD kann es vorkommen, dass ein Streit eskaliert und man das Gefühl hat, es geht nicht mehr, SOWAS muss man sich nicht bieten lassen
Ich habe ja neulich geschrieben, dass wir auch vor kurzem böse Krach hatten. Es sind sehr böse Sachen gesagt worden, von BEIDEN!
Irgendwann kam auch das Thema Scheidung.
Da sagte mein mann:"Wenn du mich LIEBEN würdest, würdest du jetzt sagen 'Komm, lass uns die Schxxxe vergessen, ich liebe dich!'"
Ich war schon total erschöpft vom Streit, eigentlich waren das genau die Worte, die ich dachte, aber zu stolz war, sie zu sagen.
Na, und dann sagte ich sie eben...
Ja, und er nahm nich in den Arm, war am Weinen und sagte:"Ich dich doch auch! Mensch, das muss doch hinzukriegen sein, wenn man sich liebt, dass man net gleich auseinanderennt! Hab dich doch net geheiratet, weil ich will, dass wir uns kaputt machen!"
Wir haben noh lange geredet in dieser nacht. Wir sind durchaus vernünftige leute, aber uns geht manchmal das temperament durch. Wir müssen noch viel an uns arbeiten. Auch für uns ist es nicht einfach, sowenig Zeit für uns als Paar zu haben.
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