Schwierigkeiten, mich selber anzunehmen ...

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Hübschen "Hippie - Mädels"...

ist schon auffallend, dass wir alle diesen Stil - also alternativ, öko, hippie usw. - fröhnen. Außer dir Nico, glaub ich, oder?

@Schneehase: Leider kenne ich den erwähnten Autor nicht, werde aber gleich mal googeln, was ich zu ihm finde. Danke für den Tipp.
Meine Erziehung war überbehütet, Mama sehr nachgiebig, aber Papa eher streng und selber zwanghaft. Aber ich hatte immer das Gefühl geliebt zu werden.
Das Jahr als mein Mann und ich getrennt waren, war mein schlimmstes, aber hatte auch sein gutes. Ich war einerseits komplett neben der Spur - Party, Männer usw..., aber ich lernte da wirklich das alleine sein aus zu halten und ein bissl mehr auf eigenen Füßen zu stehen. Wirkleich eigenständig zu sein, hat mir aber erst die Therapie nach der PPD beigebracht. Ich finds bemerkenswert, dass wir eine ganz ähnliche Situation der Sicherheit und Geborgenheit haben ... vor dem TV und Pizza... :lol:

@Graureiherin: Bist du wieder krank? Du Arme - gute Besserung!!!! Jon Kabat-Zinn kenne ich übrigens auch, hab hier ein Buch in dem es um die Achtsamkeit geht, in dem er ein Vorwort geschrieben hat. Auch in der schon erwähnten Zeitschrift "Happinez", wird er öfter erwähnt. Ich glaube, wir haben eine ganz ähnliche politische Gesinnung.... :D Du hast sogar geben den Castortransport protestiert - RESPEKT!!!!!
Frage an dich: Wo schläft Mascha? Alleine?

Mir ging es übrigens als Kind auch so: viele von meinen Ängsten habe ich ganz alleine mit mir ausgemacht, meine Eltern waren da auch nicht hilfreich, weil sie es nicht verstanden. Damals wußte man auch noch viel weniger über die Kindliche Entwicklung und die Ängste von Kindern. Ich glaube schon, dass das bei mir ein Punkt ist, warum ich später zwanghaft wurde.

@Nico: ich hatte damals viele Dinge, die ich mir wünschte, sicher nicht alles, aber doch einiges. ich denke heute ist das sicher anders, die Zeit ist anders, die Menschen verändern sich, die Gesellschaft wird immer materialistischer, leider. Wobei es wird immer so sein, dass die "ältere Generation" genau das sagt: "Das hätte es bei uns nicht gegeben"... :lol: Das werden unsere Kinder auch mal sagen, wenn sie selber Eltern sind, das wiederholt sich glaube ich bis in alle Ewigkeit. Meine Kindheit würde ich so beschreiben: Viele schöne Momente, meine Eltern taten alles damit es mir gut geht, aber auch viele Ängste und Momente von Unsicherheiten. Dazu ein nicht ideales Rollenbild von Frau und Mann, dass meine Eltern lebten (der Mann - das Oberhaupt). Heute sehen sie das selber, das imponiert mir sehr.

Ich bin ja ein Einzelkind und war viel auf mich alleine gestellt - also halt mit spielen und so. Mama war da, aber vorlesen oder spielen oder viel unternehmen, war nicht. So krauterte ich alleine im Garten so rum...., das war aber für mich nicht unangenehm, mir fehlte so vom Gefühl her nichts. Später hatte ich auch immer nur 1 Freundin, war eher eine Einzelgängerin.

P.S: Die Sensation der Woche: Mein Sohn schläft seit 2 Tagen NICHT mehr in unseren Bett, sondern daneben auf seiner Matraze, wie dein Sohnemann, Nico. was sagt man dazu! :D Auslöser: Mein Mann jammerte vor 2 Tagen beim Mittagessen über seinen Nacken - das käme sicher davon, weil wir zu 3 so wenig Platz haben so langsam. Da kam mir die Idee - dank euch Nico - und ich schlug die Idee mit der Matraze vor. Und: Mein Sohn sagte das erste Mal - JA!!!! :D Und es klappt hervorragend, für alle. Sogar Sohnemann sagte heute: Ich schlafe besser, ich hab mehr Platz.... :lol: :lol: :lol: Es geschen also noch Wunder!!!!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo Ihr Lieben,

schön zu lesen, Marika, dass Dein Sohn jetzt wieder ein Stück weit in Richtung Selbständigkeit geht, in dem er alleine auf der Matratze schläft!
Aus welchen "einfachen" Begebenheiten sich so etwas manchmal ergibt.

Ich glaube auch, Graureiherin, dass diese alleine ausgemachten Ängste und damit nie zu Deiner/Unserer Zwangskrankheit beitragen haben.

Wir sind hier anscheinend ähnlich politisch, weltgesinnungsmäßig eingestellt, aber ich hätte nie diese Enerige gehabt, mich so aktiv zu engagieren wie Du, Graureiherin. Hut ab davor! Tatsächlich war und bin ich immer noch sehr schnell erschöpft, und das schon seit den Anfängen meiner Krankheit in der Jugend. Ich hoffe, dass ich durch die Arbeit an mir auch mehr Energie erhalte.

Nickolada: Ich glaube auch, dass viele unserer Eltern damals überfordert waren, zum einen, da man noch nicht so viel wußte über die Bedürfnisse und Nöte von Kindern, genau wie Marika schreibt. Zum anderen waren sie geprägt als Kriegs- oder Nachkriegskinder und von der sehr autoritären vor-68er-Zeit. Heutzutage wird dank dieser Zeit viel mehr auf die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder geachtet wird, obwohl die Kinder heutzutage wohl auf andere Weise vielfach oft überfordert werden.

Die Ausläufer der sogenannten "schwarzen Pädagogik" reichten ja bis in unsere Kinderzeit hinein, heute verhält es sich ja in manchen Familie ja eher proportional umgekehrt, was auch wiederum Eltern und Kinder teilweise überfordert (wie bei meinen Nichten), aber ich habe den Eindruck, dass da gerade ein Wandel stattfindet und sich mit der Zeit vielleicht auf ein gesundes Mass einpendelt. Es war natürlich immer so, dass die Alten auf die Jungen schimpften und umgekehrt, aber ich glaube schon einen grundsätzlichen Wandel zu beobachten.
Wie seht Ihr das?

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von schneehase am 16:05:2013 9:57, insgesamt 3-mal geändert.
Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hi Marika,

also alternativ und öko bin ich sicher auch. Und meine Einstellung dazu wird auch immer extremer. Aber wie bei allen Themen, steh ich auch da nicht wirklich 100% hinter mir und meinen Gedanken...........aber ich bin ja tapfer dabei, das zu lernen.

Aber Hippie ist so gar nicht meins..............

Cool, dass Dein Sohn auf der Matratze schläft. Wirst sehen, dann habt ihr jetzt alle viel mehr Platz.

Mein Sohn hat es ja eine Nacht in SEINEM Bett geschafft, den nächsten Abend hatte er gaaaaaaaaaaaaanz schlimm Heuschnupfen und mein Mann und ich BESTANDEN darauf, dass er bei uns schläft (da waren wir einfach beruhigter).

Aber so wie die Sache aussieht, hat er weiter vor in seinem Bett zu nächtigen............herrlich............
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Marika
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Beitrag von Marika »

:lol: na ja, ein richtiges Hippie Girl bin ich auch nicht... :lol: ein bissl angehaucht bestenfalls. Sonst aber auch wie ihr schreibt, sehr alternativ und öko. Nur so wirklich aktiv wie Graureiherin ist/war, war ich dann doch auch nicht. Dazu fehlt mir die Kraft und die Power, ganz ähnlich wie du schreibst, Schneehase!

Mensch Nico - 1 Nacht in seinem Bett - Hammer!!!! Hab ichs nicht gesagt!!! Unsere Jungs werden groß! 8)

Schneehase du hast das super geschrieben mit dem Wandel und dass sich da evlt. ein Mittelmaß einstellen kann, was den Umgang mit unseren Kindern betrifft. Viele sind tatsächlich überfordert, weil man das was man früher "zu wenig" tat, heute "zu viel" oft tut, glaube ich. Ich hoffe, dass ich diesen Mittelweg ansteuere.

Wißt ihr was moch noch interessieren würde: Was seid ihr für Sternzeichen?

Also ich bin ein sensibler Fisch.

Soll ich mal raten, was ich schätzen würde? Nur so aus Spaß?

Schneehase: auch Fisch
Graureiherin: Skorpion
Nickolakala: Krebs

Wahrscheinlich liege ich völlig daneben. Bin super gespannt!
Liebe Grüße von
Marika

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Nickolakala

hallo

Beitrag von Nickolakala »

JA Marika, sicher wird das heute mit den Kindern übertrieben! Wobei ich und mein Mann da noch einigermaßen "normal" ticken, wenn ich sehe was da um mich rum mit den Kids so abläuft..............

Ich bin Zwillinge !!!!
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Beitrag von Marika »

Da geb ich dir völlig recht.

Na siehst du - schon das erste Mal daneben mit dem Raten! :lol:
Liebe Grüße von
Marika

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schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo Marika, das war ganz knapp, bin haarscharf am Fisch vorbeigeschrabbt, und zum Anfang der Widderzeit geboren :wink:
Bin ja eigentlich so sanftmütig, aber ich habe ja auch diese Widderhörnchen (plötzlich Hufe scharren wie ein Widder, dann ZG: warum habe ich das denn jetzt gerade gedacht, gesagt? Wie konnte ich nur, ich hab den und den doch sooo lieb).
(war auch spaßhaft jetzt von mir, da das Zwänglertum wohl bei jedem Sternzeichen auftaucht, ich glaube auch nicht so richtig an Sternzeichen).

Wisst Ihr, was ich jetzt mache, wenn ich jetzt wieder zwanghaft auf solche völlig normale Gedanken reagiere?
Ich versuche ein bißchen spielerisch damit umzugehen und denke daran, dass ich mich in solchen Situationen verhalte wie John Cleese in Fawlty Towers: Er spielt dort ja einen Hotelbesitzer und in einer Folge haben sie deutsche Gäste. Er befiehlt seinen Angestellten, bloß nicht den Krieg vor den deutschen Gästen zu erwähnen. Er selber versucht auch krampfhaft, es nicht zu tun, steigert sich damit aber selber so herein,
dass er nachher im Stechschritt etc. genauso dies selber auf völlig übertriebene Weise tut.

Ich wünsche Euch jetzt schon ein schönes, langes Pfingstwochenende!

Liebe Grüße
Graureiherin

Beitrag von Graureiherin »

Ätsch, und ich bin Fisch!!!

zwar am 20.3. und damit sehen viele in mir schon einen Widderanteil, mein Aszendent weiß ich nicht (laut meiner mittlerweile demenzerkrankten Mutter müsste ich nachts um 3.00 Uhr geboren worden sein). Ihr könnt euch denken, dass ich mich als geoutete (emotionale) Rationalistin mit Sternzeichen auch nicht gut auskenne.

So mehr schreibe ich erst nachher....

die fischige Graureiherin

Jetzt google ich doch gleich mal was einen Skorpion ausmacht :lol: und wehe!!! wenn mir das nicht gefällt :lol: :lol: :lol: :lol:
schneehase

Beitrag von schneehase »

Graureiherin, Du hast doch morgen Dein Gespräch.
Dann heißt es also, die Daumen diesmal für Dich morgen ganz fest zu drücken!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey ihr Fische, Widder und Zwillinge... hat lang ich ja ziemlich daneben.... :lol:

Schneehase, ich finde es ganz toll, dass du mit dem Zwang spielerisch umgehst, ich mache das auch ganz bewußt. Mit viel Selbstironie, über mich selbst lachen und Humor ist es mir am besten Gelungen, die ZG einzudämmen. Das ging aber erst, als ich halbwegs stabil war. Deine Vorstellung von dem Film finde ich auch sehr lustig... ich stelle mir immer "Monk" vor, kennt ihr die Serie? Dieser liebenswürdige Neurotiker verkörpert für mich das, was wir sind: Total liebenswürdige und hochintelligente Menschen, mit einem kleinen "Dachschaden"... :lol:

@Graureiherin: Daumendrück für "das Gespräch"!!!!

Und allen ein tolles langes Wochenende!
Liebe Grüße von
Marika

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Graureiherin

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben!

danke für eure mentale Daumendrückunterstützung!

Ich war fast nicht aufgeregt vor dem Gespräch mit meiner Dienststellenleiterin, ich habe mir alle wichtigen Punkte notiert und siehe da, ich habe alles erreicht was ich mir vorgestellt habe. Ab 1.10. bin ich zu den gleichen Vertragsbedingungen wie vor der Geburt tätig!

Wie ich/wir das dann im Detail regeln sehen wir noch. Durch meine Notizen und die Gespräche mit Verdi war ich mir meiner Rechte und Bedürfnisse sicher und konnte diese auch "einfach" vortragen. Nun trinke ich symbolisch einen Kaffee, bzw in echt Thymiantee, da ich tatsächlich häufig erkältet bin. Hust, schnief, röchel.

Gratulation noch euch beiden Marika und Nico zu euren selbsständigen Bettschläfern! Der Sohn meiner Freundin hat in deren Bett geschlafen bis er 12 Jahre alt war. Jetzt ist er 16 und wir können froh sein, wenn er uns überhaupt noch mitteilt wo er hingeht.... ja, ja die lieben Kinder.

Nico hat in einem Beitrag vorher mal geschrieben, dass sie als Kind nie Ansprüche gestellt hat. Ohh, dachte ich dann, das ist bei mir genauso...bei einer Freundin (gleicher Jahrgang) ebenfalls. Das war mir so gar nicht bewußt. Es war wohl einfach normal, bei uns in der Familie, keine eigenen Ansprüche zu erheben oder zumindest seine Anspüche in Rücksicht auf die anderen Familienmitglieder anzupassen. Ich weiß bis heute häufig noch nicht, was denn momentan meine Ansprüche und Bedürfnisse sind. Vor allem spontan weiß ich es nicht Habe ich Zeit (wie bei dem Gespräch heute morgen) kann ich mir darüber bewußt werden.

Schneehäsin, ich finde Du bringst immer wieder neue, interessante Themen. Welcher Autor war das denn mit Zwängler sind "gehemmte Rebellen" ?

Ich wollte euch noch erzählen, dass ich mich ja mit der Biographie meiner Eltern viel auseinandergesetzt habe. Sie sind im 2.ten Weltkrieg Kinder gewesen - also sogenannte Kriegskinder. Meine Mutter ist schwersttraumatisiert, sie war zeitlebens nicht in der Lage zu anderen Personen Kontakt aufzunehmen, außer zu ihren Geschwistern. Mein Vater ist aufgrund der Kriegereignisse zwanghaft.
Ich bin also sozusagen ein sogenannter Kriegsenkel. Es ist ja bekannt, dass unaufgearbeitete, traumatische Erfahrungen weitergegeben werden in die nächste Generation z. B. in Form von Neurosen... also bin ich (unter anderem) auch das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges. Im September besuche ich ein dreitägiges Seminar zum Thema Kriengsenkel. Ich bin schon soooooo gespannt wie es wird. Für birgt meine Zwangserkrankung nicht "nur" eine Chance für mich selber, sondern ich sehe die Therapie und die fortschreitende "Heilung" auch als meinen ganz persönlichen Beitrag zum Frieden. Ich sehe mich somit als Teil der Geschichte und versuche festgefahrene, weitergegebene Verhaltensmuster zu brechen.

und John Cleese und Co. finde ich super, super gut. Ich habe sofort einen Ausschnitt von Fawlty Towers angeschaut. Herrlich! Humor ist immer super. Ich habe meinem Lebensgefährten im Dezember (und da ging es mir noch ganz, ganz schlimm) ein Jahresabo für ein Satiremagazin geschenkt, so habe ich auch was davon. Und ich habe mir immer ganz bewußt eine online Satireseite angeschaut und tatsächlich lachen können. Zu Beginn nicht sehr viel, aber dann immer mehr. Unser Zwang scheint Sinn für Humor zu haben. :lol:

euch ein wunderschönes, humorvolles, weitgehend zwangsgedankenfreies, erfolgreiches Pfingstwochenende...

eure Graureiherin
schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo an Euch,

erst einmal herzlichen Glückwunsch, liebe Graureiherin, zu Deinem gelungenen Dienstgespräch! Was für ein Typ ist Deine Dienstleiterin?

Du fragest nach dem Autor der "gehemmten Rebellen". Sein Name ist H. Lang.
Hans-Ruedi Ambühl, den ich sehr schätze, da ich finde, dass er ein sehr einfühlsamer Therapeut und Autor ist, hat einen Beitrag von ihm in einem Buch über Zwangsstörungen für Psychotherapeuten aufgenommen.

Ich freue mich, dass Dir unsere Themen gut gefallen, danke für das nette Feedback. Dito!

Ich finde es interessant, dass Du an einem Seminar über Kriegsenkel teilnehmen wirst. Wo wird so etwas angeboten? Ich habe mich kürzlich noch mit meinem Freund darüber unterhalten, wie sehr traumatisiert sicherlich viele Leute (ob Soldaten oder auch Daheimgebliebene) nach dem Krieg waren und ich mir vorstellen könnte, dass möglicherweise ein Großteil therapiebedürftig gewesen wären. Stattdessen wurde wohl zu dieser Zeit verdrängt und später konsumiert.
Ein interessanter Gedanke, dass Du Deine fortschreitende Heilung als persönlichen Beitrag zum Frieden siehst. Darüber muss ich mir einmal Gedanken machen.

Liebe Grüße
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben,

ich kann mich Schneehase voll und ganz anschließen: Herzlichen Glückwunsch liebe Graureiherin zu dem positiven Gespräch! :D

Ein sehr interessantes Seminar über die Kriegsenkel, wenn es sowas bei uns geben würde, würde ich das auch besuchen. Wenn man bedenkt, wie unsere Eltern aufgewachsen sind, welche Traumata sie erlitten haben, dann ist es eigentlich kein Wunder, dass viele davon im Leben nur schwer klar kamen.

Ein Beispiel: Mein Vater ist selber Zwängler gewesen, hat es nur nie wirklich gemerkt. Er hatte keine ZG, sondern Zwangshandlungen. Als er 14 Jahre alt war, starb seine geliebte Mama vor seinen Augen - übrig blieben er uns seine Geschwister bei einem tyrannischen Vater der keine Liebe geben konnte. Für mich völlig klar, warum mein Vater keine normale Persönlichkeit entwicklen konnte. Aber durch meine Therapie, hat auch er ein Stück weit "Heilung" erfahren dürfen. Daher finde ich es eben auch so gut, dass du Graureiherin an diesem Seminar teilnimmst - denn es kann tatäschlich durch die Generationen hindurch vieles zum Besseren gewendet werden - allein schon durch das Verstehen!

Freu mich wieder von euch zu hören! :D
Liebe Grüße von
Marika

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schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo an Euch,

ich freue mich auch, wieder von Dir wieder zu hören, Marika.

Es ist schön zu lesen, dass Dein Vater, der auch schon so früh so viel mitmachen mußte, auch von Deiner Therapie profitiert hat. Ich finde es auch toll, dass er sich darauf eingelassen hat, da ja so viele Menschen blockieren, wenn es um die Psyche geht.

Wie wohl bei meiner, die meiner Meinung nach viel verdrängt. Ich sehe es so, dass mein Opa auch kriegstraumatisiert war und sie schon zu früh zu viel wegstecken mußte, es aber nicht verarbeiten konnte, da nicht darüber geredet wurde. Wie ja bei den meisten.

Hast Du ganz offen über Deine Krankheit, Therapie etc. mit Deinen Eltern gesprochen?

Viele Grüße an Dich und die Graureiherin!
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Beitrag von Marika »

Hallöle,

ich hab schon sehr offen von meiner Therapie gesprochen, aber doch nicht 100 % alles, was ich in meinem Therapeuten anvertraut habe. Das tat ich meinen Eltern gegenüber nur Stückchen für Stückchen und vorsichtig, da es ja auch um sie ging. Die Botschaft kam aber trotzdem an.

Ja - die Kriegsgeneration: mein Opa (mütterlicher seits) war nach dem Krieg schwer depressiv. Er ist gegen Ende desartiert, meine Oma (seine Frau) von eigenen Verwandten bei der SS angeschwärzt worden, sie sei den Nazis nicht wohlgesonnen, weil sie sich weigerte den Hitlergruß in der Metzgerei zu gebrauchen. Mein Opa verabscheute die Nazis ebenfalls und es kam in seiner Familie zum Zerwürfniss, weil seine Brüder in der SS und SA recht "weit oben" waren. Sie lebten lange in Angst - das prägt natürlich, aber ich bin unendlich stolz auf meine "Oldie" dass sie sich trauten in dieser damaligen grauenhaften Zeit Widerstand zu leistern.
Meine Mama kam nach dem Krieg auf die Welt - sie hat ihren Vater als herzensguten aber sehr traurigen Mann erlebt.
Der ander Opa hat meinen Vater mit extremster Härte erzogen, obwohl er selber nicht ihm Krieg war, er hatte sich in den Bergen versteckt. Ein Spiegelbild dann später meine Eltern: Mama latent depressiv, Papa hart, streng, zwanghaft... Ergebnis ICH: zwanghaft und depressiv. :idea:

Ich denke die Gene spielen sicher eine Rolle, aber auch dass man ja davon ausgeht, auch Traumata (wie z.B. der Krieg) an weitere Generationen weiter zu geben. Davon geht glaub ich auch der Vortrag von Graureiherin aus.

Wie seht ihr das?
Liebe Grüße von
Marika

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